Religion: Literatur über den Baptismus


Baptismus

Baptismus

Geschichte und Gegenwart

Für den Einstieg ins Thema Baptismus sollte man möglichst mit Literatur beginnen, die in einfachen Worten daherkommt und einem nicht mit zu vielen Details oder Details dieser erschlägt. Aus dem Verlag Vandenhoeck und Ruprecht finden wir in einer nicht ganz ideologiefreien (von weltanschaulicher Konzeption), aber dennoch nützlichen Publikation genau das vor. Sie geht auf die Geschichte und Gegenwart baptistischer Entwicklungen ein und vermittelt einen recht gelungenen Überblick auf die Gemeindegründungen in Europa und in den USA. Davon ab, muss angemerkt werden, dass es sowieso im deutschsprachigen Raum nur ein recht bescheidenes Angebot von Büchern gibt, die sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Insbesondere nehmen die Autoren die Entstehungsgeschichte im deutschsprachigen Raum unter die Lupe. Da hier auch die historischen Kernpunkte der frühen Entstehungsgeschichte mit aufgegriffen werden, eignet sich das Buch mit seinen rund 260 Seiten besonders für solche Leute, die über diesen kirchenhistorischen und gesellschaftlichen Kontext nähere Informationen nachschlagen möchten. Des Weiteren enthalten sind, außerhalb deutscher Gefilde zu sehen, die sog. "Black Churches" (in den USA), welche den spirituell gelagerten und organisatorisch wichtigen Hintergrund für die nordamerikanische Bürgerrechtsbewegung unter Führung von Martin Luther King (1929-1968, Werke u.a. "Aufruf zum zivilen Ungehorsam") bilden sollten.

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Reformation

Reformation

Luther und die Reformation

Die Reformation Luthers und anderer wird historisch gesehen nicht allein unter kirchlichen, sondern auch unter sozialen und ökonomischen Aspekten betrachtet. Aus dem Blickwinkel eines baptistischen Theologen und Professors, wird in diesem zarten Büchlein die freikirchliche Sicht auf Martin Luther, als prominentester theologischer Urheber der Reformation, behandelt. Die einzelnen Beiträge, die das Buch zu diesem werden lassen, sind durch baptistische, methodistische und frei-evangelische Personen verfasst worden. Doch was soll Luther selbst nun mit den Baptisten zu tun gehabt haben? Direkt vielleicht nichts, indirekt aber schon. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts zeigten die speziell durch Martin Luther vertretenen Reformationsansinnen politischen Erfolg. Dies vor allem auch aus dem Grund, da nicht wenige der Fürsten in deutschem Lande den Theologieprofessor gegen den Papst unterstützten. In revolutionärem Maßstab breitete sich die Bewegung nach und nach auf andere Länder Europas aus - zu den „Reformationsführern“ gehörten unter anderem Martin Luther, Johannes Calvin, Huldrych Zwingli und John Knox. Die in dem Buch "Luther und die Reformation aus freikirchlicher Sicht" (rund 200 Seiten) veröffentlichten Beiträge bieten teils überraschende Einblicke und zeigen unterschiedliche, hier und da auch inhaltlich differierende Zugänge von Freikirchlern zur lutherischen Reformation.

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Baptisten in der Schweiz

Baptisten in der Schweiz

Baptisten in der Schweiz

Mit speziellem Blick auf die Schweiz, wird in dieser historisch zusammenfassenden Publikation über die frühen Anfänge der sog. "Täufer-Bewegung" berichtet - deren Wurzeln jedoch schon vor der reformatorischen Zeit zu sehen gewesen sind. Das als Studie verfasste Buch des 2012 verstorbenen Baptistenpastors geht auch auf die Zeiten ein, in denen der einstige Priester anglikanischer Prägung, John Smyth und Thomas Helwys (beide Gründungsväter der Baptisten) in englischen bzw. nordamerikanischen Regionen einwirkten. Für jene, die dem Baptismus in seinen historischen Verflechtungen nachspüren möchten, ist dieses Buch (206 Seiten) von besonderer Bedeutung. Denn es vermittelt zwar insbesondere die Geschichte der Baptisten in der Schweiz, doch bildet dies, wie der Autor selbst zu verstehen gibt, "das bislang fehlende Puzzlestück". Somit wird die Bewegung im deutschen Sprachraum vervollständigt. Der angefügte Anhang vermittelt eine Übersicht zu den wichtigsten Gründungspersönlichkeiten der schweizerischen Baptisten. Daneben werden nach Publikationsstand des Jahres 2004 die etablierten Gemeinden und Pastoren in diesem Land aufgelistet. Der im Jahre 1884 in Zürich verstorbene Deutsche Johann Gerhard Oncken gilt als Gründer der ältesten schweizerischen Baptistengemeinde. Sie wurde durch Oncken im Jahr 1847 in Ebnat-Kappel/Toggenburg (Kanton St. Gallen) konstituiert.

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Russland

Russland

Deutsche Christen in Russland

Wie bereits mit der Buchbeschreibung der Baptisten in der Schweiz angedeutet wird, spielen die freikirchlichen Entwicklungen im deutschen Sprachraum einen wichtigen Ankerpunkt, von dem aus auch andere Regionen der Welt beeinflusst wurden. Der Autor Heinrich Löwen blickt dabei besonders auf osteuropäische und vor allem russische Gegenden. Dem Leser werden so die wesentlichen Grundzüge zu den theologisch-historischen Hintergründen russlanddeutscher Freikirchen dargelegt. Der behandelte Zeitraum nimmt außerdem die geschichtlichen Entwicklungen zu Zeiten der Sowjetunion mit auf. Im Verlauf der Jahre, zwischen 1950-2014, waren aus den entsprechenden Regionen, der nun ehemaligen Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR), rund 2,3 Millionen Aussiedler gen Deutschland eingewandert. Unter jenen Russlanddeutschen, die nach Publikationsangaben in den vergangenen 30 Jahren nach Deutschland kamen, seien gut eine halbe Million Gläubige der Baptisten, aber auch anderer freikirchlicher Gruppen gewesen. Untersuche man Löwen zufolge dieses Wachstum, womit die Zahl der Gemeindemitglieder und Gottesdienstbesucher in den russlanddeutschen Gemeinden beschrieben wird, so könne klar festgestellt werden, dass jene zu den am "schnellsten wachsenden und größten Gemeinden des Landes gerechnet werden können". Grundlage des Buches, mit seinen rund 200 Seiten an Inhalt, ist eine umfangreiche Studie zum Thema der "Gemeindepädagogik in russlanddeutschen Freikirchen in der Spannung zwischen Vergangenheit und Gegenwart".

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Kurzüberblick zu den Baptisten

Der Name geht zurück auf das lateinische Wort baptizare (taufen) - ein Baptisterium war historisch ein Badebecken in römischen Thermen. Kinder werden hier nicht getauft, sondern nur gläubige Erwachsene (durch Untertauchen). Zu ihrer Blütezeit bildete die moderne Baptistenbewegung eine der größten neuzeitlichen Sekten (lat. secta, für Lehre, Gruppe oder Partei). Damit waren sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts ähnlich einflussreich wie die großgewachsene Struktur der Methodisten. Der eigentliche Ursprung könne nach England zurückverfolgt werden, in die Zeiten des Königs Heinrich VIII. Tudor (1491-1547). Später, unter Eduard VI. (Edward Tudor, 1537-1553 - als Nachfolger von Heinrich), wandte man sich mehr und mehr den calvinischen Ideen zu (englische Reformation).

Unter der englischen Königin Elisabeth I. (Elizabeth Tudor, 1533-1603) - der unrechtmäßigen Tochter Heinrichs VIII. und der Hofdame Anne Boleyn - wurde eine neue Kirchenordnung vorgeschrieben, die jedoch einigen der Trennungsbefürwortern (Trennung von Kirche und Staat) noch immer zu katholisch geprägt war. Jene Gruppe bildete dann eine eigene Struktur - die puritanische Kirche. In 1616 konnte sich in London eine Puritanergemeinde bilden - in dessen Schoß die Sekte der späteren Baptisten entstanden war.

Ideen, welche die Baptisten für sich nutzten, sollen schon früh im 16. Jahrhundert, ausgehend von Holland, nach England gelangt sein - der englische John Smith (~1570-1612) gründete 1608 in Amsterdam die erste Baptistengemeinde (Erwachsenentaufe), nachdem er und weitere dort Unterschlupf in Kreisen der Mennoniten fanden. Gegen Ende des genannten Jahrhunderts wurden wiedertäuferische Bestrebungen in den aus der anglikanischen Kirche entstandenen Gemeinden der Independenten oder Kongregationalisten gepflegt. Erstere gingen in den Fragen der Kirchenverfassung noch einen Schritt weiter als die Puritaner selbst.

Mitglieder der Independenten wurden General-Baptisten oder Allgemeine genannt. Gegen 1600 bildete sich in holländischen Gefilden die "Gegenseite" heraus. Dortige Gemeinden wurden durch die sog. Dompelaers-Eintaucher gegründet. Die benannte Puritanergemeinde von London war es gewesen, die beide Seiten des Baptismus vereinigte und somit der englischen Baptistenkirche ihren Ursprung gab. Berühmte Baptisten von England waren unter anderem William Carey (1761-1834 - er führte den Baptismus in China, Indien, Burma, Thailand und Sri Lanka ein), Charles Haddon Spurgeon (1834-1892) und der Dichter des "Verlorenen Paradieses", John Milton (1608-1674).

Der übergesiedelte puritanische Prediger Roger Williams gilt als Begründer des amerikanischen Baptismus. Er wanderte in 1630 von England nach Amerika aus und gründete dort den Staat Rhode Island - hier galt die "absolute Religionsfreiheit". Um 1639, ungefähr der Zeit, als in England die erste reguläre Baptistengemeinde ins Leben trat, ließ sich Williams von Bekannten nochmals taufen (durch Untertauchung). Elf Freunde schlossen sich ihm an, womit die erste amerikanische Baptistengemeinde geboren war.

Die Anhänger von Williams bildeten später die "Sechs-Grundsätze-Baptisten". Bis zum Jahr der Unabhängigkeitserklärung (1776) war das verflechtende Wachstum der Baptisten eher harmonischer Natur. Nachfolgend beschleunigte sich die Ausbreitung, bis 1792 waren es rund 480 Gemeinden (ca. 35.000-38.000 Mitglieder - gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren es bereits rund 5,2 Millionen offiziell ausgewiesene Mitglieder). In den Folgejahren wurde zudem eine Reihe baptistischer Hochschulen gegründet.

Neben dem 1765 etablierten Rhode Island-College in Warren und der Brown-Universität wurden bis 1850 im Staate Maine die Colby-Universität, das Hamilton literarische und theologische Institut sowie die Madison-Universität und die Universität in Rochester eröffnet. In den darauffolgenden Jahren wurden auch noch weitere Einrichtungen gegründet. Erwähnenswert ist außerdem die 1888 gegründete "Amerikanische baptistische Erziehungsgesellschaft" (Ursprung der durch John D. Rockefeller geförderten Universität zu Chicago).

In den USA hatten sich um 1845 die südstaatlichen Baptisten als Bund zusammengeschlossen (Southern Baptist Convention). In den nördlichen Staaten der USA fand der Zusammenschluss 1907 statt, durch die "Northern Baptist Convention" (später: American Baptist Convention). Im Jahr 1972 gab es die Vereinigung als American Baptist Churches in the USA.

Mit Blick auf Deutschland wurde der Baptismus hier speziell durch die Gruppe des Johann Gerhard Oncken (1800-1884) beflügelt. Seine Ansichten bildeten sich wohl durch die Kontakte nach England heraus, wo er unter anderem zu den dortigen Independenten innige Beziehungen pflegte. In jüngeren Jahren wurde er Erster Sekretär der deutschen Sonntagsschule. Nachdem im Jahr 1834 Barnas Sears (Hamilton literarische und theologische Institut), ein ehemals einflussreicher baptistischer Theologe aus den USA, in Hamburg weilte, ließ sich Oncken und weitere Personen von ihm in der Elbe erneut taufen (durch Untertauchung).

Einen Tag nach dieser "Neutaufe", es war am 23. April des Jahres 1834, wurde in der Wohnung Onckens die erste deutsche Baptistengemeinde gegründet - die zur Keimzelle fast aller kontinentaleuropäischen Baptistenkirchen wurde. An den Feierlichkeiten soll auch der benannte Sears teilgenommen haben. Oncken standen, zur Erfüllung des Ziels der weiten Verbreitung des Baptismus, unter anderem Julius Köbner (1806-1884) und Gottfried Wilhelm Lehmann (1799-1882) zur Seite.

Die erste Baptistengemeinde von Berlin etablierte sich 1837. Bis 1852 gab es deutschlandweit über 40 Gemeinden, die rund 4300 Mitglieder zählten. In Hamburg entwickelte sich ein großes Verlagsgeschäft, mit dem speziell der Baptismus gefördert werden sollte. Unter Köbners Leitung veröffentlichte man das "Missionsblatt" und Lehmann gab ab 1865 den "Zionsboten" heraus. Im Jahr 1879 kam es zur Verschmelzung als Wochenblatt mit dem Titel "Der Wahrheitszeuge". Das "Verlagshaus der Deutschen Baptisten" wurde in Kassel angesiedelt.

In der letztgenannten Stadt erschienen durch die Christliche Traktat-Gesellschaft auch die Schriften "Der Friedensbote" oder der "Morgenstern". Eine andere Zeitschrift, der Sonntagsschule, trug den Titel "Der Führer". Mit solchen Publikationen zielte man darauf ab, die Einheit der sich in Deutschland ausgebreiteten Gemeinden zu festigen und um neue Mitglieder anzuwerben. Durch die zeitlichen Umstände gab es zu Beginn der 1940er Jahre eine Eingliederung in den Bund "freikirchlicher Christen" (später Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden).

In ganz Europa, bis nach Russland hinein, breitete sich der Baptismus weiter aus (durch die Migrationsbewegungen deutscher Arbeiter in Europa wurden Kongregationen u.a. in Skandinavien, entlang des Baltikums, in Russland und auf dem Balkan gefördert). Die Baptistenkirchen von Irland und Großbritannien schlossen sich 1891 zusammen, in die "Baptist Union of Great Britain and Ireland". Auch in Südamerika, Afrika, Australien und in asiatischen Ländern gab es Gemeindegründungen - heute gibt es schätzungsweise und weltweit gesehen, in 160 Ländern, rund 50 Millionen getaufte Mitglieder (zu Beginn der 1990er Jahre waren es offiz. um die 37-39 Millionen weltweit).

Eine echte Einheit konnte zu Beginn des 20. Jahrhunderts trotzdem nicht festgestellt werden, vielmehr spalteten sich zahlreiche Untersekten ab, die jeweils unterschiedlich gewichtet andere Ansichten vertraten. Dazu zählten z.B. die "Freien Baptisten", die "Jünger Christi", die "Missionsgegner-Baptisten", die "Sechs-Grundsätze-Baptisten", die "Siebenten-Tags-Baptisten", die "Dunkers" oder auch die "Christianer". Theoretisch angedacht war die Einheitsformung durch die Gründung des Baptistischen Weltbundes im Jahr 1905 (in London).

  
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