Allahs Sonne über dem Abendland


Buch

Eines der Ziele der Autorin von "Allahs Sonne über dem Abendland: Unser arabisches Erbe" ist es, mit, demnach zwei, Vorurteilen der Geschichtsschreibung aufzuräumen. In Europa würde man nicht nur das Erbe kultureller Entwicklungen Roms und Griechenlands eingeflochten sehen, etwa anhand gesetzlicher Vorkehrungen oder architektonischer Gegebenheiten, sondern auch die "Geisteswelt" des Arabischen habe auf Westeuropa lange Zeit einen wichtigen Einfluss ausüben können. Den arabischen Einwirkungen hätte das "Abendland" sogar "entscheidende Anregungen" zu verdanken. Verärgert schien sie darüber gewesen zu sein, weil zum Publikationsstand, und auch noch in den heutigen Tagen, viele der "epochemachenden Leistungen" der arabischen Einflüsse als z.T. der westeuropäischen Kultur her entspringend bezeichnet würden. Seit über 1300 Jahren läge die arabische Welt vor den Toren Europas, doch nicht wenige Leute in diesen Gefilden würden sich eher mit untergegangenen Völkern und Kulturen auskennen, als mit den "nahen Nachbarn".

Anmerkbar ist an dieser Stelle, dass das Buch "Allahs Sonne über dem Abendland" in der Auflage aus den 1970er Jahren vorliegt und entsprechend aus dem Blickwinkel dieser zeitlichen Entwicklungen bis dahin ergänzend zu weiteren Werken gelesen werden sollte - es gibt mittlerweile wohl auch eine Auflage (ISBN: 978-3596150885) von 2009 aus dem Fischer Taschenbuch Verlag. Bei der Autorin handelt es sich um: Sigrid Hunke, welche nach Darstellungen bei Wikipedia: als Kritikerin des Christentums bei gleichzeitiger Bewunderung für den Islam und des „Arabertums“ sowie als Vordenkerin der Neuen Rechten gelte. Dies sollte man vielleicht im Hinterkopf behalten, wenn man dieses hier vorgestellte Buch liest. Wer keiner speziellen Ideologie anhängt, hat sicherlich aber kein Problem damit, Publikationen von sämtlichen Seiten zu lesen. Wie z.B. dann auch solche mit den Titeln: "Gold, Bankiers und Diplomaten: Zur Geschichte der Deutschen Orientbank 1906-1946" und "Islam in Europa, Revolten in Mittelost: Islamismus und Genozid von Wilhelm II. und Enver Pascha über Hitler und al-Husaini bis Arafat, Usama Bin Laden..." von Wolfgang G. Schwanitz oder etwa: "Dschihad für den deutschen Kaiser: Max von Oppenheim und die Neuordnung des Orients" von Stefan M. Kreutzer.

Doch zurück zu dem hier behandelten Titel: "Allahs Sonne über dem Abendland". Damals strömten zum Zeitpunkt der Niederschrift, Hunke zufolge, bereits Scharen an Touristen in verschiedene arabische Gegenden, vornehmlich wohl an die Strände und in die nach westlichem Standard errichteten Hotelanlagen. Schuld an der oberflächlichen Betrachtung der arabischen Welt hätte die Geschichtsschreibung, welche, so die Autorin in den einleitenden Worten, über Jahrhunderte hinweg von "religiöser Voreingenommenheit" begleitet gewesen sei. Es bildete sich ein plumpes stereotypes Muster in den Köpfen von Individuen heraus, ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit, wie es heißt. Ständig seien auch noch Strukturen in der jüngeren Zeit aktiv geworden, um die "hohen Kulturleistungen" der arabischen Welt herabzuwürdigen und zu verfälschen, glaubte die deutsche Autorin, welche Religionswissenschaft, Philosophie, Psychologie, Geschichte und Germanistik studierte, zu wissen. Nach der damaligen Veröffentlichung von "Allahs Sonne über dem Abendland" bekam sie übrigens eine Ehrenmitgliedschaft im "Obersten Rat für islamische Angelegenheiten" verliehen.

Nicht zu finden sind in dem Buch militärische Abhandlungen und damit verbundene Angelegenheiten wie Expansionsabsichten und so weiter. Dafür finden sich an einigen Stellen teils sehr interessante Details zum allgemeinen kulturellen Allerlei oder Beziehungsverflechtungen mit Königshäusern und so weiter. Der einst stattgefundene Orienthandel zog sich hinein bis in das innerste Germanien. Es hätte für damalige Umstände eine Art harmonische Einheit im Handel gegeben, die arabische Welt war dem sog. "Abendland" näher als viele heute denken würden. Durch gewisse Umstände war es mit dieser "Einheit" dann aber relativ schnell vorbei, auch durch andere verkettete Dinge. Dies der Autorin nach zu und nach der Zeit, als "aufbrechend aus Südarabien die arabische Völkerwanderung, aktiviert und diszipliniert durch ihren Propheten Muhammed, an den Rändern des Mittelmeers entlang bis an den Atlantik" stattfand. Neben solchen historischen Betrachtungen, die jeweils anhand von Stichwortsuchen mittels anderer Literatur noch vertieft werden können, geht man auch auf "Mathematisches" ein, um an dieser Stelle nur eine der "interessanten Auffälligkeiten" des Buches vorzustellen.

Man nahm sich hier die deutschen "ABC-Schützen" zum Anlass dafür, auf die alte Zahlentradition zu blicken. Für jeden sehr einfach nachzuvollziehen beschreibt die Autorin die ersten Gehversuche der ABC-Schützen: Um die Zahl 23 auf die Schiefertafel zu zeichnen, so müsse man ein Kästchen überspringen, um erst in das folgende die 3 zu setzen. In das freigebliebene wird die Zahl 2 geschrieben. Passe der Lernende nicht auf und malt die Zahlen in der Reihenfolge hin, wie er sie gehört hat und spricht, so ist aus der 23 unversehens eine 32 geworden. Aber noch verwirrender würde es, sobald ein Schüler die "Höhe der Hunderter" erklimmt. Hatte er sich gerade daran gewöhnt, eine 85 von hinten nach vorn, d.h. von rechts nach links, als fünf-und-achtzig zu lesen, so soll er bei der 123 plötzlich vorn mit dem 1. Hunderter beginnen, um danach zu den Einern (3) hinüberzuspringen und sich darauf ebenso unvermittelt zu den Zehnern (2) zurückzuwenden.

Was es genau damit auf sich hat, kann im Kapitel "Zahlschrift der Welt - Indisches Erbe" nachgelesen werden. Und sogar der Papst soll irgendwann angefangen haben arabisch zu rechnen, wie es im nachfolgenden Teil des Buches heißt. Die hier behandelte Auflage von "Allahs Sonne über dem Abendland: Unser arabisches Erbe" der Autorin Sigrid Hunke war in den 1970er Jahren erschienen, ebenfalls im Fischer Taschenbuch Verlag. Erhältlich ist es in dieser Variante unter der ISBN: 3436023302. Die in 2009 erschienene Auflage Sechs mit über 400 Seiten kann bei Interesse unter der ISBN: 978-3596150885 oder direkt über das Internet unter der folgenden Quelle bezogen werden:

Hier: Allahs Sonne über dem Abendland

 

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