Buch

In Deutschland wäre das Gebiet des Profilings eine noch recht "junge Disziplin", um zum Beispiel einem Mörder auf die Schliche zu kommen. Noch in den 1990er Jahren hätte es im Vergleich zu anderen Ländern wie den USA wenig Experten gegeben. Nach der deutschen Wiedervereinigung sei in den darauffolgenden Jahren bis zum Stand der Veröffentlichung des Buches in 2006 das Gebiet Profiling (Fallanalyse) zu einem etablierten Fachgebiet für die Ermittlungsarbeit herangewachsen. In der Publikation versucht man dem Leser das thematische Feld möglichst detailliert vorzustellen, wozu man auch auf Fachexperten zurückgreifen konnte, die sich in den Bereichen Polizei und Wissenschaft mit Profiling professionell beschäftigen. Gleich zu Beginn wird einem nach den einleitenden Worten ein guter Überblick zur Entwicklung und den methodischen Grundlagen gegeben. Hier wird dann auch betont, dass durch diverse hippe TV-Sendungen das Feld "Profiling" für die meisten Leute in überzogener Weise dargestellt wird, die jeweiligen Fernsehstars würden im Handumdrehen wie kleine Götter überall Täter anhand von teils sehr skurrilen Unterfangen aufspüren können.
Professionelle Strukturen, die genau wissen, wie entsprechende Ermittlungsbehörden arbeiten und dazu noch bewandert u.a. in Psychologie, Logik und Mathematik sind, können dem/der Profiler/in natürlich in der Realität genau die Arbeit verschaffen, die er glaubt zufällig bekommen zu haben, um zu dem Ergebnis zu gelangen, welches die vorbestimmende Seite zur Auswahl stellte. In solchen selbsterfüllenden Vorausberechnungen sind z.B. auch Strukturen gewisser Geheimdienste bewandert. In sehr vielen Fällen hat man es aber mit "eher normalen Zeitgenossen" zu tun, die etwa „Der Schakal“ oder andere psychologisch "anflammende Filmchen" gesehen haben, um nun selbst zum Untergrundboss aufsteigen zu können, mit der Grundlage der ermunternden Erfolge der Actionstars im Film.
Durchgeknallte Mörder, Gewaltverbrecher und so weiter handeln nur anhand ihrer psychologischen Defekte, was bereits von Anfang an die auch unsichtbare Spur zu jenen zu verlegen vermag. Dem in US-Serien als alchimistischen Wunderknaben bzw. esoterischen Wunderfräulein dargestellten Hippie-Profiler gelingt es dort meist nur durch die Vorgaben des Drehbuchs, den Täter binnen kürzester Zeit zu überführen. In der Wirklichkeit bleiben nicht wenige Fälle teils für immer ungelöst oder werden wesentlich später nach der jeweiligen Tat aufgeklärt.
Ein Patentrezept gibt es also nicht. Und auch in dem Buch wird dementsprechend betont: "Für Laien immer wieder überraschend ist die Tatsache, dass die Erstellung von Täterprofilen nicht das Werk einzelner psychologischer Genies ist, sondern auf differenzierten Erkenntnissen und Methoden [unter Einbezug z.B. auch der DNA und anderer Puzzleteile] basiert". Dazu nutzt man auch verschiedene Typologien, die man als Ordnungssysteme einsetzt, um so zwischen möglicherweise passenden Gruppen von Tätern unterscheiden zu können. Zur differenzierten Arbeitsweise werden natürlich i.d.R. spezifische Tatort- und Persönlichkeitscharakteristika erstellt. An einem Tatbegehungsort lassen sich fast immer Spuren finden, mit denen die Konstruktion eines psychologischen Profils ermöglicht wird, woraus dann den gesehenen Vorgaben nach auch "Ableitungen über biografische und persönliche Merkmale" gezogen werden könnten.
Mit einem erstellten Täterprofil soll im vorangeschrittenen Verlauf der Ermittlungen versucht werden, Aussagen z.B. "über Anzahl der Täter, Geschlecht, Alter, Familienstand, Lebensraum/ Wohnort, Ausbildung, Beruf, Mobilität, mentaler Typus, Umgang mit Autoritäten, Vorstrafen, Gewohnheiten/Freizeitaktivitäten, Erscheinungsbild" usw. zu tätigen. Anders als bei den sogenannten "Tathergangsanalysen", welche sehr häufig recht genau rekonstruiert werden können, kann mit Blick auf ein zu erstellendes Täterprofil gesagt werden, dass bei diesem möglichst nur als "objektiv" geltende Daten genutzt werden sollten. Zu diesen Thematiken finden sich im Buch entsprechend detaillierte Abhandlungen. Einer der Schlüsselfaktoren sind jedoch die Spuren am Tatort.
"Ob willentlich oder nicht, der Täter hinterlässt immer eine spezifische, wenn auch [in einigen Fällen] sehr komplexe und nicht einfach zu entschlüsselnde Spur. Und so paradox es klingt: Je mehr Mühe sich der Täter gibt, seine Spur zu verfälschen oder zu tilgen, desto mehr verrät er über sich". Bei Serientätern ist das Profiling nicht selten eines der letzten Mittel zur Einkreisung des Täters. Genutzt wird hier die Arbeit der "Profiler", um möglicherweise neue Ansätze zur Verfolgung zu finden, in dem Stadium, "wenn die normalen Suchroutinen der Fahnder keine Ermittlungsansätze mehr erbringen".
Neben diesen spannenden Themen finden Sie in dem ergänzend zur Thematik lesbaren Buch "Täterprofile bei Gewaltverbrechen - Mythos, Theorie, Praxis und forensische Anwendung des Profilings" einen umfassenden Überblick zur Erstellung von Täterprofilen und Fallanalysen. Letztlich geht man auch noch kurz auf die "Tatortanalyse in der forensischen Psychiatrie" ein, wobei sich unter anderem zu diesem Feld in den Literaturverweisen am Ende eines jeden Kapitels weitere Titel finden lassen, die optional zur Vertiefung erworben/genutzt werden können. Das Buch war in der mittlerweile 2. Auflage im Verlag Springer mit über 374 Seiten erschienen. Neu in dieser Auflage sind die Kapitel ausgewiesener Experten zur Fallanalyse in den Anwendungsbereichen forensische Gutachten und Psychiatrie, geografische Fallanalyse und Sexualmord. Die Publikation kann bei Interesse unter der ISBN 978-3540333456 oder direkt über das Internet unter der folgenden Quelle bezogen werden:
Hier: Täterprofile bei Gewaltverbrechen
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