Daumendrücken: Aberglaube im Alltag


Buch

Beobachter sprachen davon, dass wenn ggf. je nach Auffassung negativ wahrnehmbare Worte wie "Aberglaube" oder "Diätenerhöhung" fallen, dies so ähnlich bei einigen Menschen wirke wie das Klingelzeichen beim Pawlowschen Experiment: Es stellt sich unmittelbar Abscheu und Empörung ein. Der Haupttitel des hier vorgestellten Buchs "Daumendrücken" deutet bereits auf das erstangeführte Wort hin, die abergläubischen Handlungen von Menschen - in diesem Fall sitzen z.B. Figuren vor dem Fernseher beim Fußball und glauben, dass das Herumgefummel mit den Händen dann real irgendwie die Figuren auf dem Rasen oder gar den Ball beeinflussen würde. Der Untertitel des Buchs lautet entsprechend sowie bezugnehmend auf weitere auch nicht sportliche Angelegenheiten: "Der ganz normale Aberglaube im Alltag".

Das Wort "Aberglaube" ist älterer Natur und durch Kirchenkreise erdacht worden und in moderner Sprache nutzt man z.B. solche wie "Spinnerei". Nicht selten wird die Gläubigkeit an "höhere Mächte" durch abergläubisches Getue auch durch eine übertriebene Furcht vor irgendwelchen Göttern (übermenschliche Mächte) dargestellt. Außerdem können z.B. im Rahmen ritueller Handlungen, welche je nach Ausprägung von einer jeweiligen Person als etwas: "Alltägliches" wahrgenommen werden und daher als "normal" gelten, selbstkonstruierte Wünsche (man stünde in geistigem Kontakt mit höheren Wesen, man könne Zauberkräfte erlangen/aktivieren oder durch Amulette "das Böse" von sich fernhalten bzw. "nur positive Dinge" anziehen) eine mögliche psychologische Befriedigung mit sich bringen.

Analysen ergaben, dass sich zahlreiche betroffene Individuen diversem Aberglauben mehr zugeneigt zeigten, nachdem es zu "Krisen" (z.B. Krankheiten, Liebeskummer, Tod enger Angehöriger oder Gefahrsituationen wie Verlust des Arbeitsplatzes) in ihrem Leben kam - einige drifteten weiter ab und schlossen sich sogar teils sehr gruseligen Sekten an. Solche gab es natürlich schon seit Ewigkeiten und im Zeitalter wo die "Hexen" wahlweise auch im Rudel gejagt wurden, entwickelte sich bei den "Jägern" ein Aberglaube (Hexenwahn), dass die anderen mit ihrem abergläubischen Zeugs die Gesellschaft vergiften würden und deshalb abgefackelt gehören. Doch auch Jahrhunderte später hieß es noch: "Dem Aberglauben werden immer noch mehr Tempel als der Vernunft gebaut".

In neuerer Zeit wucherte durch die sog. "Esoterik-Welle" viel Aberglaube in die Hirne der zu Stillenden. Ein wesentliches Merkmal solcher Leute wurde simpel mit einem Wort zusammengefasst: Leichtgläubigkeit. In den als modern bezeichneten Gesellschaften bestünde einigen Einschätzungen nach ein oft ausgeprägtes Verlangen nach Wunder aller Art, die Sucht nach Visionen, aber auch als "Privatoffenbarungen" bezeichnete Dienste, in den extremeren Fällen mit satanischem Flair versehen, lägen hoch im Kurs und bilden je nach Persönlichkeit das perfekte Abwechslungsverhältnis im Kontrast zum täglichen Allerlei. Befriedigt, teils aber auch weiter beflügelt mit dem stetigen Verlangen nach mehr, wird diese psychologische Haltung ggf. auch durch entsprechende Veröffentlichungen der Literatur oder Abhandlungen in Filmen.

Als dem Aberglauben zuzuschreibende Verhaltenszüge könnten gelten, wo quasi-rituelle Betätigungen vollzogen werden, meist gekennzeichnet durch eine bestimmte Wortwahl, Gesten und die Nutzung von Gegenständen unterschiedlicher Art. Bei Personen entsprechender Strömungen, die im Kontakt mit höheren Kräften stünden, wurde beobachtet, dass diese glaubten, dass sie durch ihre Aktionen wie "Liebe ausstrahlen" direkt Einfluss nehmen würden auf die Umwelt oder andere Personen und Abläufe. Wenn nur genügend Leute solche Handlungen durchführten, würde man direkt durch die zu bündelnde Kraft gegen das Böse siegen können. Ob sich in der Realität ein jeweiliger militärischer Gegner von dem Gegenüber eher fürchten würde oder eher die Hände reibt, dass dort viele Leute "Liebe ausstrahlen", bedarf an dieser Stelle wohl keiner tieferen Reflexion.

Aberglaube gab es so gesehen schon immer und vor den beiden Weltkriegen stellten kundige Autoren dar, dass die gewöhnlichen Leute des Volkes diesen für sich nutzen müssten, da sonst die Ertragung der Wirklichkeit, ihres nicht beneidenswerten Schicksals, ihnen vor Augen führen würde, was sie eigentlich sind. Der Aberglaube "bildet ihre allein seligmachende Religion, ohne welche sie, empört über ihr Sklavendasein, sich an der besser situierten Menschheit durch Raub und Brand rächen würden". Nicht groß beachtet hatte man aber z.B. in dem Buch "Amerikanischer Aberglaube der Gegenwart" von 1913, dass auch zahlreiche Figuren "höherer Kreise" abergläubische Dinge vollziehen und sogar US-Präsidenten sich astrologisch beraten ließen, um entsprechend die Politik darauf abstimmen zu können.

Die Flucht in okkulte Praktiken, esoterischen Flimflam, nebulöse Ideologien unterschiedlicher Spielart, Götzenverehrungen oder eine übertriebene Ichsucht als Druckablassventile haben aus dieser Betrachtung der „normalen Leute“ also auch etwas "Positives". Eine der Taktiken des in den Völkern verankerten Aberglaubens wollte der Heilige Gregor (Gregor der Große - von 590 bis 604 Papst) übrigens umgesetzt sehen und brachte dies mit den folgenden Worten zum Ausdruck: "Reinigt die Tempel, aber zerstört sie nicht; denn solange das Volk seine alten Gebetsorte erhalten sieht, wird es aus Gewohnheit zu ihnen pilgern, und ihr gewinnt sie leichter [für den] Kult des wahren Gottes".

Wer einen schnellen Überblick über "Aberglauben" erhalten will, der sollte sich das Buch: "Daumendrücken: Der ganz normale Aberglaube im Alltag" des Autors Karl H. Göttert durchlesen. Es handelt sich hierbei um die "Jubiläumsedition" aus dem Jahr 2003. Kurz zusammenfassend festgestellt werden kann: "Der Aberglaube begleitet uns, oft unerkannt, durch alle Lebenslagen". Herausgegeben wurde es im Verlag Reclam, es hat über 239 Seiten und kann bei Interesse unter der ISBN 978-3150105337 oder direkt über das Internet unter der folgenden Quelle bezogen werden:

Hier: Daumendrücken (Jubiläumsedition 2003)

 

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