Geschichtsforschung zu: Heilige Kriege


Heilige Kriege

Wenn man das Buch "Heilige Kriege" durchgelesen hat, wird einem klar, dass die erdachte "Heiligkeit" schon immer für kriegerische Auseinandersetzungen von Belang war. In jüngerer Zeit machten vor allem die "heiligen Aktionen" nebulöser Gotteskrieger auf sich aufmerksam, die durch das neu gemünzte Konzept "Terrorismus" dem Dschihad zugeschrieben werden. In der Publikation blickt man aber nicht nur auf solche "Phänomene", sondern betrachtet vor allem auch die wechselwirkenden Umstände und "Zustände" zwischen Religion und Politik. Historisch geht man auf ehemals gehegte und gepflegte Kriegsauffassungen Israels und Roms, der Christen und Muslime ein. Wohl auch mit Blick in die unsrigen Tage wird angemerkt, dass entsprechende religiöse Konzepte zur "Instrumentalisierung für politische und militärische Zwecke" nützlich sein könnten, als "Nährboden für Terror und Gewalt". Im 1. Weltkrieg wurde von allen kriegführenden Strukturen der Gedanke des "Heiligen Kriegs" bemüht, speziell um dem vorgeplanten Blutvergießen einen höheren Sinn zu geben. Im 2. Weltkrieg fabulierte man z.B. in einem "Gebet für Führer, Volk und Vaterland" darüber, durch eine "heilige Aufgabe" den gerechten Krieg führen zu können.

Einer oft angeführten These nach soll das Judentum der Antike erstmals als eine der monotheistischen Religionen den Tod als "Märtyrer" sowie den "heiligen Krieg" hervorgebracht haben. Jahwe als ein Gott der "Heerscharen" leitete sein Volk bzw. die Krieger mit ihrer "kultischen Reinheit" in die Schlacht - auf dem Schlachtfeld zu sterben setzte man mit einem "Martyrium" gleich, welches mit "göttlicher Belohnung" verbunden wurde. Später hieß es im Namen Allahs im Rahmen der zahlreichen Eroberungszüge ebenfalls, man könnte in göttliche Sphären gelangen, wenn man sich zuvor aufopfert. Die ehemals enorme muslimische Expansion war darauf ausgerichtet, so wird in dem Buch berichtet, "die Heils- und Weltordnung, die Gott dem Propheten Mohammed geoffenbart hatte, weltweit zur Geltung zu bringen". Bemerkt wird der deutsche Orientalist und Islamwissenschaftler Tilman Nagel, der in seinen Untersuchungen auch auf die "politischen und religiösen Rahmenbedingungen, unter denen sich während Mohammeds frühen medinensischen Jahren das Konzept des [Dschihad], des Heiligen Krieges, herausbildete", einging. Demnach kann darauf geschlossen werden, dass die Ausdehnung des Territoriums des Islam durch Krieg als "unabdingbares Strukturelement muslimischer Staatlichkeit zu gelten" schien.

In dem Buch werden kriegerische Handlungen und damit dem Thema nach verbundene Auswüchse recht ausgiebig behandelt. An dieser Stelle kann vielleicht noch kurz im zeitlichen Verlauf nach vorn auf deutsche Gefilde geblickt werden. So soll es, mit Quellen unterlegt, einst einen ominösen "Aufruf" durch König Friedrich Wilhelm III. (Preußen) gegeben haben, der an das Volk gerichtet wurde. Der König stammte bekanntlich aus dem illustren Hause der Hohenzollern. Er war bis zur Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches" im Jahre 1806 auch dessen Erzkämmerer und Kurfürst. Der Aufruf "an sein Volk" richtete sich dahingehend, gegen das "Böse" zu kämpfen, in diesem Fall gegen: Napoleon. Dies müsse geschehe zum Zweck der Verteidigung der "heiligen Güter". Ein wichtiger Brainwash-Aufstachelungsspruch lautete entsprechend sektiererisch, dass "Gott und unser fester Wille ... unserer gerechten Sache den Sieg verleihen" würden. Friedrich Schleiermacher, ein protestantischer Theologe mit narzisstischen Zügen, hob die frohe Botschaft noch weiter empor, indem er zum "heiligen Krieg gegen Frankreich" aufrief.

Ins gleiche Horn soll auch der Deutsche Johann Gottlieb Fichte geblasen haben. Er meinte, dass die teils untereinander verwandten Regierenden in "diesem heiligen Kampf" einen Beweis dafür liefern müssten, dass sie nicht für die Verteidigung einer Nation oder eines Staates, sondern für die politischen Ziele und Werte des Menschengeschlechtes in den Krieg ziehen. An dieser Stelle muss betont werden, wegen der "politischen Ziele und Werte", dass es sich um das 18. bzw. 19. Jahrhundert handelt. Der Kampf gegen Napoleon könne "im göttlichen Auftrag" erfolgen, hieß es, zugleich werde der Sieg über ihn dann das "göttliche Strafgericht" aktivieren und ihn seiner gerechten Strafe zuführen. Der göttliche Mumpitz zog sich natürlich auch Jahrzehnte später weiter fort. Prediger protestantischer Gestalt fabulierten den Angaben zufolge, wonach die Deutschen einst dazu berufen worden wären, "der Welt jene Erleuchtung zu vermitteln, die dem deutschen Volk durch die Reformation zuteil geworden sei". Welche Drogen hier im Spiel waren wird leider nicht mitgeteilt.

Gegliedert ist das Buch u.a. in die Kapitel: "Heilige Kriege im antiken Judentum. Monotheismus als Anlass zum Krieg?", dann den "Kämpfen bis zum endgültigen Triumph. Religion und Gewalt im islamischen Gottesstaat", man blickt im weiteren Verlauf auf die "Wandlungen der Kreuzzugsidee im Mittelalter", behandelt dann teils bizarre "Kontroversen zwischen Deutschem Orden und dem Königreich Polen vor und auf dem Konstanzer Konzil", unternimmt aber auch einen Überblick zum "Kriege im Namen Gottes, Jesu und Mariä. Heilige Abwehrkämpfe gegen die Türken im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit". Abgeschlossen wird später dann mit der verweigerten "Toleranz" und der "geheiligten Kriegsführung". Bei Interesse können Sie das Buch "Heilige Kriege: Religiöse Begründungen militärischer Gewaltanwendung: Judentum, Christentum und Islam im Vergleich" aus dem Oldenbourg Wissenschaftsverlag mit über 286 Seiten unter der ISBN 978-3486588484 oder direkt über das Internet unter der folgenden Quelle beziehen:

Hier: Heilige Kriege (gesammelte Schriften)

 

Andere interessante Bücher entdecken:

Der islamische Weg nach Westen (O.Roy 2006)
Pantheon, ISBN: 978-3570550007, 368 Seiten

Das Heilige Römische Reich: Ein Überblick
UTB Verlag, ISBN: 3825232980, 371 Seiten

Muslimbrüder: Strategie und Netzwerk (2014)
Molden Wien, ISBN: 3854853297, 208 Seiten

Deutsche in Zentralasien u.a. Hindukusch
ISBN: 978-3506777881, mit über 285 Seiten

Afrika: Neues Schlachtfeld des Terrorismus
Ch. Links, ISBN: 3861537583, mit 224 Seiten

Buch: Heiliger Krieg - "Made in Germany"
ISBN: 978-1110474813, mit 92 Seiten

Djihad und Judenhass (M. Küntzel Jahr: 2003)
ca-ira-Verlag, ISBN: 3924627061, 183 Seiten

  
Bücherindex Bild Link

Weitere Inhalte