Zwischen Pop und Dschihad. Muslimische Jugendliche in Deutschland

In dem Buch wirft man einen differenzierten Blick auf muslimisches Leben und wie sich dieses in Deutschland entwickelte. Klargestellt wird, dass es nur wenige Fanatiker sind, die einen auf Terror machen wollen. Denn die "überwiegende Mehrheit der Muslime [will] mit Terror und Gewalt nichts zu tun haben". Eher negative Einflüsse dürften aber heute z.B. Rap-Figuren wie Bushido haben, dessen Texte öfters auch deutsche Jugendliche zu Gewalt animieren. In seinen Songs wird großspurig etwa dargestellt: "Halt die Fresse, fick die Presse, Kay, du Bastard bist jetzt vogelfrei. Du wirst in Berlin in deinen Arsch gefickt wie Wowereit". Nach den terroristischen Anschlägen vom 11. September des Jahres 2001 teilte eine im Buch zitierte Figur mit, dass die genutzten Methoden vom aufgebauten Terrorstar Bin-Laden zwar falsch wären, doch er hätte, so glaubte der im Geist jung gebliebene Mann, damit deutlich machen können, dass der Welt nun mitgeteilt worden sei, dass die "islamische Jugend etwas zu sagen hat".
"Statt wie Kaninchen vor der Schlange zu sitzen und darüber zu jammern, dass unsere Länder besetzt sind und in Palästina Krieg herrscht, tut er wenigstens etwas". Die im Buch als sogenannte "pop-islamisch" geprägte Bewegung, die nach dem 11. September 2001 enormen Zulauf fand, hätte häufig nach dem Stand der Niederschrift "keine Zentrale". Außerdem gäbe es nicht ein fixes Manifest, dafür jedoch diverse Stars. Auch auf Seiten im Internet, im Fernsehen und sogar spezielle Modeproduzenten wirken mit ein, "die sich der Idee verschrieben haben" ein Gegengewicht zum radikalisierten Islam zu bilden. In solchen Strömungen würden viele glauben, dass eine "bessere Welt" erreicht werden kann, man müsse sich aber doch an den Islam halten - den "richtigen" Islam, versteht sich. Eine Person mit eher nebulösem Hintergrund als Anführer, der im Buch namentlich genannt wird, stammt aus "der islamischen Studentenbewegung" und wurde wohl wie zahlreiche weitere Personen beeinflusst durch die Muslim-Bruderschaft, welche als Mutterorganisation zahlreicher militanter islamischer Gruppen gilt.
Die vorliegende Publikation wurde im Jahr 2006 in der ersten Auflage veröffentlicht und damals ging es auch um den "Karikaturenstreit", mit Blick auf Dänemark. Mit den aktuellen Geschehnissen rechnete die Autorin wohl nicht. Sie bezeichnet damalige Ereignisse so, dass eine "Geschichte" inszeniert werden sollte, um die Muslime zu provozieren. "Die Reaktion darauf ist ebenso primitiv und hat tödliche Folgen ... Der Karikaturenkonflikt hat die Muslime in Europa einen Schritt weiter gebracht auf dem Weg zu einem Selbstbewusstsein als europäische Muslime". Das Thema Unterwanderung spricht man im Verlauf auch an, etwa was die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) angeht. Es heißt: "Doch es ist unübersehbar, dass viele junge IGMG-Mitglieder sich den Ideen der panislamischen Pop-Bewegung verbunden fühlen und ähnliche Ansichten vertreten wie Aktivisten der Lifemakers oder der Muslimischen Jugend".
Neben diesen kurz angerissenen Punkten gibt es in dem Buch "Zwischen Pop und Dschihad. Muslimische Jugendliche in Deutschland" aus dem Jahr 2006, welches zur Thematik allgemein ergänzend gelesen werden kann, natürlich noch zahlreiche weitere, welche durch die Autorin zusammengetragen wurden. "Julia Gerlach hat über Jahre in muslimischen Gruppen Deutschlands und der islamischen Welt recherchiert und zeichnet ein differenziertes Bild von der neuen Jugendbewegung und ihren politischen Vorstellungen". Bei Interesse können Sie das Buch aus dem Ch. Links Verlag in der ersten Auflage aus dem Jahr 2006 unter der ISBN 978-3861534044 oder direkt über das Internet unter der folgenden Quelle beziehen.
Hier: Zwischen Pop und Dschihad (2006)
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