Rom oder: Auferstanden aus Ruinen


Bacchus and the Choir of Nymphs (1888) by John Reinhard Weguelin

Dort wo Kulte, auch politischer Natur, kultiviert werden, sind oder waren Sekten nicht fern. Besonders europäische Gefilde wurden im Verlauf der Zeiten immer wieder durch die irrsinnigsten Kulte dem Erdboden gleich gemacht - umso größer der Kult war, desto größer waren auch die letztlich entstandenen Schadensbilder. Meist spielte sich die Herausbildung größerer Kulte im Rahmen gegenseitig konkurrierender Geflechts-Auswüchse ab, die einen klauten erfundenen Flimflam von den anderen, dichteten noch ein wenig was hinzu, um Anhänger für den neu zusammengewürfelten Kult zu rekrutieren, und fertig war die Suppe, welche natürlich auch noch nachgewürzt werden kann.

Aus diesem Spiel entstanden nach und nach die großen Religionen, welche zur besseren Verwaltung der Massen bestimmt sind. Elitäre Zirkel pflegten daneben, möglicherweise auch gleichzeitig mehrere "Hochkulte", wo man sich unter seinesgleichen befruchten konnte. Paare sich eine Figur von Herrscherclan A mit einer von Clan B, so die alten Gebräuche, würde ein noch krasserer Herrscher herauskommen, der Eigenschaften von A und B in sich vereinigt. In der Erzeugung von Kulten spielten "Paare" ebenfalls eine Rolle. Der "weibliche Kult" paare sich mit dem eher "männlichen Kult", woraus dann ein Kind geboren werde, der neue Kult. Wenn dabei aber später herauskam, dass Vater und Mutter Geschwister waren, wurden, dem Kinde zuliebe, damit es sich in der Öffentlichkeit sehen lassen kann, diverse Schönheitsoperationen vollzogen.

Ein neugeborener Kult, welcher häufig auf den Ruinen der alten erblühte, musste auch passend beworben werden, um in die Köpfe des Zielpublikums einzusickern. Zum Beispiel einst von den Ptolemäern besoldete Denker und Dichter wetteiferten regelrecht darum, die Verherrlichung der Götter ihrer Wohltäter zu vollziehen. Man dachte sich hier alle möglichen Wundertaten aus, welche die Götter wie Isis vollbracht hätten. Auch die Herausstellung der negativen Aspekte anderer Götter und die positiven Dinge der eigenen gehörten vor Urzeiten schon zur Propaganda dazu. Aspekte für eine neue Mischreligion waren solche, die "anziehend" wirkten, man würde nach dem Tod in paradiesischen Zuständen weiterleben oder negative, wenn man nicht dies oder jenes im Leben leiste, dann würde man halt nur durch Würmer und Co. weggefressen werden, sollte man zuvor nicht in Ascheform in der Urne gelandet sein.

Die mit verschiedenen Eigenschaften versehenen Gottfiguren hatten immer welche, die als negativ klassifiziert werden konnten. Dies machten sich andere Kulte zunutze, um mit dem Finger auf die schlechten Merkmale zu zeigen. In dem neuen Kult könnten aber ebenfalls von einem weiteren neueren Kult schlechte Dinge ausgemacht werden, um noch besser zu werden. Im Endzustand der Abmischungen bleibt demnach wohl nur so etwas wie eine bizarre Diktatur übrig oder alles löst sich ins Nichts auf.

Für militärische oder ähnliche Angelegenheiten war die Konstruktion von Kulten ebenfalls seit längerer Zeit ein interessantes Mittel dafür, um in gegnerischen Gesellschaften destabilisierende Momente heraufziehen zu lassen. Man analysiert Konstellationen, um durch die "Ausbringung" gewisse Dynamiken in Gang setzen zu können. Falls keine passende Konstellation im Zielsystem vorhanden ist, können dort nach und nach auch nützlich erscheinende Strömungen mittels langfristig angelegter Planungsvorhaben "eingeflochten" werden. Durch Sklaven, Kaufleute und so weiter, damals in römischen Gefilden, war eine durchaus komplexe Durchdringung vieler Lebensräume zu sehen, deren Zweck unter anderem die Verführung der Sinne war.

Mit der Ausbreitung orientalischer Kulte strömte allerlei Dämonen-Glaube in die westliche Welt. Es bildeten sich viele, ggf. auch untereinander vernetzte, "Systeme im System". Am besten schaut man sich die russische Holzpuppe "Matrjoschka" an, welche Talisman-Charakter hat, um die vielen anderen, kleineren Puppen zu sehen, die sich in der jeweils größeren verbergen. Wenn man nun die offizielle Propaganda der größten Puppe als Grundlage nutzt, um den Systemkult zu beschreiben, wäre dies in etwa so sinnvoll, als würde man das NS-System anhand der von Goebbels verbreiteten Propaganda beschreiben.

Den mannigfaltigen gnostischen Sekten war die dualistische Grundkonzeption gemein. Dem satanischen Kult wurde nachgesagt, dass er sich auf der dualistisch geprägten Einstellung entwickelte und gegenüber der christlich-kirchlichen Tradition eine kompensierende Funktion hat. Er wirke für sich schöpferisch und zerstörerisch zugleich, auch durch die radikale Bekämpfung des Bestehenden tendiere er aber doch zur Verwirklichung einer "grandiosen Einseitigkeit", der Wiederherstellung "der Ganzheit".

- Die religionsgeschichtlichen Bedingungen, unter denen sich das Christentum herausbildete, wurden begleitet von einer ausgesprochenen Verfallskultur, der Zersetzung der Sitten. Im 4. Jahrhundert legte man dann angeblich offiziell aber trotzdem das Weihnachtsfest auf den 25. Dezember, an diesem Tage geschehe die Wiedergeburt des "Sonnengottes" (Natalis Invicti). Die christliche Sonnensymbolik wurde "Jesus" zugeschrieben, der sich selbst als das "Licht der Welt" bezeichnet hätte.

- Orientalische Priesterfiguren brachten nach Italien Jahre vorher auch solche Dinge wie mysteriöse Sühnemittel, mit deren Hilfe man angeblich die befleckte Seele "reinigen" kann. Zusammen mit weiteren Mysterien würde man "Eingeweihten" krasse Geheimnisse offenbaren, zumindest wenn ordentlich Kohle fließt, um dann zur "seligen Unsterblichkeit" zu gelangen. Europäische, unter "römischer Kontrolle" befindliche Gebiete wurden durch orientalische Mysterien regelrecht geflutet.

Vor allem die besondere psychologisch einwirkende Konstruktion entsprechender Kulte sei es gewesen, welche sie so anziehend gemacht hätte. Die zusammengestöpselten Mysterien sollen in Abwechslung nicht nur Schrecken, sondern auch "Bewunderung" auslösen, sowie Enthusiasmus (Begeisterung oder Schwärmerei) und Mitleid erregen.

- Kulte um die syrischen Baale, Kybele und Attis, Isis und Serapis oder auch Sabazius und Mithra wucherten nach einem anfänglich noch eher zaghaften Einsickern im Verlauf der Jahre sogar bis in germanische und britannische Gefilde weiter. Sie wurden in der Regel von suspekten Bruderschaften verehrt, die ständig auf der Suche nach neuem Frischfleisch waren.

- Anhänger des Mithras-Kultes z.B. sollen Aspekte von militärischen Diensten nachgeäfft haben. Der Neuankömmling, welcher der Sektenstruktur beitrat, musste einen Mafia-ähnlichen Eid ablegen (sacramentum). Als kleines "Extra-Geschenk" wurde ihm wohl auch noch bei rituellen Handlungen ein glühendes Eisen "aufgedrückt", zum Einbrennen eines Erkennungszeichens.

Mit der Umwandlung des Cäsarismus, in eine offen mehr und mehr als absolute Monarchie wahrgenommene Herrscherkonstruktion, konnten die orientalischen Priesterschaften zufrieden sein. Diese schwadronierten die römischen Bonzen damit zu, über den Umweg der Verkündigung besonderer Lehren im speziellen Rahmen, dass sie irgendwie göttlicher Natur wären. Die Herrscher stünden über der Menschheit, was als Rechtfertigung ihres Despotismus gelten würde. Man kann natürlich den auf den Irrweg geschickten Figuren noch strategisch gut zureden und sie immer wieder darin bestärken, diesen falschen Weg weiterzugehen, um letztlich deren Selbstzerstörung zu begünstigen.

- Nach dem politischen Zusammenbruch von Babylon konnte die dort einflussreiche Priesterkaste stets überleben, auch nach den Feldzügen von Alexander dem Großen. Unter den Seleukiden wurde deren bizarrer Kult fortgeführt, in den Zeiten Strabos sollen die "Chaldäer" in den in Rivalität stehenden Schulen von Orchoe und Borsippa (Uruk) über die alten "Ur"-Prinzipien und die Kosmologie fabuliert haben. Einflüsse solcher chaldäischen Kreise unter den Seleukiden gab es offenbar auch auf das östliche Persien, auf das nördliche Kappadokien oder u.a. auf Syrien.

Nachdem die Parther (lat. Parthi) den Seleukiden das berühmte Euphrat-Tal entrissen, nahm dies auf die jeweiligen Beziehungen zwischen den großen Tempeln keinen ernstzunehmenden Einfluss. In den Zeiten, wo das Christentum sich herausbildete, sahen Autoren gewisse Einwirkungen die das Aufblühen der gnostischen Sekten begünstigten. Hier ging die semitische Mythologie mit griechischen und jüdischen Ideen "seltsame Verbindungen" ein. Vor dem offiziellen Untergang von Babel sei als interessantes Erbe von dort sogar die letzte Form des Heidentums ausgegangen, die als "Manichäismus" beschrieben wird, eine stark vom Gedankengut der Gnosis beeinflusste Offenbarungsreligion.

Die angemerkte chaldäische Kosmologie schrieb frühzeitig den Himmelskörpern einen wichtigen Einfluss zu, man betrachtete die gesamte Welt als einen "großen Organismus". Sämtliche Teile von diesem wären miteinander verbunden, jedoch im innigen Gesamtverhältnis von Wirkung und Gegenwirkung zueinander. Da "Gott" überall zu finden sei, wie im Wasser, in Steinen oder in Tieren und Pflanzen, wären auch die Menschen Teil des Ganzen. Wichtige Einflüsse würden auf die Erde speziell durch die Sternenbilder und Planeten ausgehen, vor allem durch die Sonne (göttliche Energie, Herz der Welt o.a. "intelligentes Licht").

- Man bezeichnete den Licht- und Wärmespender als "König"-(in) und Führer-(in), welche(r) alle anderen Himmelskörper anleite, sie in Abwechslung gar anzöge und abstößt. In den römischen Zeiten der Kaiser soll der solare Pantheismus, die Auffassung, dass Gott eins mit dem Kosmos und der Natur ist, viel Eindruck gemacht haben. Man ging davon aus, es gäbe eine allesumfassende Gottheit, die einzigartig, ewig, aber doch unnennbar ist und deren Mittelpunkt als Offenbarung die Sonne darstellen würde.

Es gab neben solchen Ansichten noch viele weitere. Der blendende Glanz des Orients sollte später aber blutige Früchte davontragen. Forschungen nach sei z.B. einer der ersten größeren Kulte aus dem Orient in römischen Gegenden jener der "Großen phrygischen Göttin" gewesen. Diese "Göttin" wurde auch bezeichnet als "Große Göttermutter vom Berg Ida" (Magna Mater deum Idea). Um Hannibal aus Italien zu verjagen, der sich in den Bergen Bruttiums verschanzte, so fabulierten die sog. "Sibyllen", ominöse Prophetinnen die ursprünglich aus Kleinasien nach Italien kamen - welche Unglücksfälle vorausgesagt hätten, man müsse die "Große Mutter" vom Berg Ida wegbringen, nach Rom.

Diese Vorgabe fruchtete offenbar. Wegen der nebulösen Verbindungen mit dem König Attalos wurde der "schwarze Meteorstein" (Sitz der Göttin, einst "vom Himmel gefallener Bätyl", der von der antiken Stadt Pessinus in Phrygien nach Pergamon kam) Abgesandten des römischen Senats übergeben. In Ostia wurde er durch Scipio Nasica in Empfang genommen und feierlich zum Palatin, einer der sieben Hügel Roms, gen Victoriatempel befördert.

- Unter anderem wegen der "heiligen Orgien" soll den "meisten Bürgern" Roms später offiziell verboten worden sein, solchen Strukturen beizuwohnen, wo phrygische Priester/innen mit ihren Riten die "Große Mutter" verehrten. Die forcierte Überwachung durch den Staat soll bis zur Kaiserzeit gereicht haben, davor absolvierte man den "Kult" im Verborgenen weiter. Die Priester hatte man die meiste Zeit in ihrem Tempel "herumfummeln" lassen, im "heiligen Bezirk" auf dem Palatin, wo sie mit einer "fremdartigen Sprache" kommunizierten und sonderbare Dinge veranstalteten.

- Aus heutiger Sicht hätten die Isolationsmaßnahmen aber nicht viel gebracht. Der Kult konnte stets weiter wuchern. Unter anderem aus asiatischen Gefilden stammende Soldaten, Sklaven und Kaufleute sollen die kultischen Abenteuerlichkeiten selbst begangen und weiterverbreitet haben. Außerdem gab es noch weitere Sektierereien, die sich teils mit schon länger vorhandenen vermischten.

Die kleinasiatische Göttin der "fruchtbaren Natur" Ma (römisch Bellona) stand unter dem Einfluss der Perser und Semiten, welche römische Soldaten kennenlernten. Sie wurde vom Volk der Hierodulen angebetet und verband sich offenbar mit der ihr ähnlichen, mazdäischen Anahita. Auf Lucius Cornelius Sulla Felix, Diktator in der Spätphase der Republik, machte "Ma" durchaus Eindruck, sie sei ihm sogar im Traum erschienen. Er verpflanzte den blutigen Kult nach Rom, was demnach wohl dem Konzept "Erlösung durch Selbstvernichtung" zugutekam.

In die Unterfangen der "Magna Mater" (Kybele) führte man so illustre Rituale ein wie das sog. "Taurobolium". Der in die Mysterien Einzuweihende als "Myste" musste hier in ein spezielles Loch kriechen und über ihm wurde ein Stier gekillt. Das massig ausströmende Blut durchdrang die über dem Mysten befindlichen Löcher des holzigen Bretterbodens, auf dem der Stier sich quälte, und begoss den Sektierer. Dieser soll fanatisch nach Darstellungen von Prudentius das auf ihn herabrinnende Stierblut "aufgenommen" haben, seinen Kopf, seine Kleider, seinen ganzen Körper ließ er "besudeln".

- Besonders das Gesicht sollte das warme Blut des geschlachteten Tieres treffen, der Myste streckte sein Haupt hin und her, damit ja auch seine Wangen, Ohren, Lippen, Nase und auch die Augen getroffen werden. Nicht wenige hätten wohl wie wilde Tiere sogar gierig das schwarze Stierblut mit geöffnetem Mund und der schlackernden Zunge in ihren Körper strömen lassen.

- Sie schlürften es gierig, denn mit dieser Bluttaufe würde man ja rein von seinen Sünden und auch dem Göttlichen gleich werden können. In Rom wurde gegen Ende der heidnischen Zeit zur Volksbelustigung bekanntlich weiterhin der Kampf der Gladiatoren vollzogen. Das Blut einer besiegten Person (Fechter) soll diversen Überlieferungen zufolge durch mit Löchern versehene Platten, aus Stein, auf eine andere Person geflossen sein, welche sich in einer "Grube" befand und mit "Saturn" gleichgesetzt wurde.

- Ursprünglich glaubten, lange bevor in Rom dieser Hokuspokus veranstaltet wurde, wilde Völker, dass man sich durch die Aufnahme des Blutes von starken Tieren oder im Kampf gefallener Personen deren Kraft einverleiben könne. In einigen Fällen verspeiste man sogar gleich die Eingeweide mit, um die "besondere Lebenskraft" zu absorbieren. Schon in Babylon gab es wie später im alten Ägypten spezielle "Eingeweideschauen", in Babylon im Palast der Eingeweide.

Vom durch Ptolemäus Soter gegründeten Serapeum von Alexandria aus sickerte der ägyptische neuere Kult in die griechisch-römische Welt mit ein. Das Serapeum widmete man der Gottheit Serapis, unter den Ptolemäern einer der Hauptgötter, der wohl auch mit Osiris identische Züge teilte. Der ägyptische Gott "Osiris" sei zudem mit Dionysos und Isis (Göttin der Geburt, Wiedergeburt und Magie) mit Demeter (Muttergöttin) identifiziert worden. Mit der Etablierung dieser synkretischen Gottheit (Synthese religiöser Ideen) zielten die ptolemäischen Herrscher darauf ab, die eigene Bevölkerung ihres Reichs besser zu "vereinen" und deren "Vermischung" zu fördern, um möglichst ein leicht beherrschbares "Idealvolk" zu konstruieren.

- Das Unterfangen, im Rahmen der gesellschaftlichen Experimente, eine einigende Mischreligion der Pharaonen mit den griechischen Mysterien als Ideologie zu forcieren, war aber letztlich mehr schlecht als recht verlaufen. Die ägyptische Theologie zeichnete in ihrem Zustand aus, dass sie eher "chaotisch" war und wegen der zahlreichen Kulte niemals ein zusammenhängendes System ausbilden konnte. Wegen ihrer "Elastizität" konnte sie sich aber leicht an verschiedene Verhältnisse anpassen.

- Zur Verbreitung des Kults, später bis in die Donauländer hinein, trugen u.a. ägyptische Händler, Sklaven, Seeleute, Gebildete oder auch Soldaten bei. In Rom ließ Caligula (Gaius Caesar Augustus Germanicus) gegen 38 n. Chr. auf dem Marsfeld (Campus Martius) einen "großen Tempel" errichten, welcher der angepassten Isis Campensis gewidmet wurde. Durch Einwirkungen des Kaisers, Titus Flavius Domitianus (Domitian), machte man den Tempel einige Jahre später zu einem wichtigen Baudenkmal der Stadt. Isis und auch der Serapis, so wird erzählt, genossen seit diesen "Umgestaltungen" die Gunst der römischen Kaiser-Dynastien.

Gegen 215 sollte dann sogar noch der römische Kaiser Caracalla, der zwei Jahre später in Mesopotamien verstarb, auf dem Quirinal (einer der sieben Hügel des klassischen Roms) einen noch lustvolleren Tempel für die "Götter" aus dem Boden stampfen lassen. Nach den Worten des Apologeten Marcus Minucius Felix waren die ehemals verhassten Götter Ägyptens nun wirklich "römische" geworden. Sie konnten sich noch Jahre halten und zu Beginn des 3. Jahrhunderts ihren "Höhepunkt" genießen. Danach gingen die Interessen aber mehr und mehr auf den persischen Mithras und die syrischen Baale über.

- Unter der Herrscherclique der Ptolemäer passte man bereits die frei erfundenen und jederzeit formbaren "Gottheiten" immer wieder an, auch wegen der Verflechtungen mit Griechenland und Asien. Isis setzte man angeblich später sogar mit Demeter (Muttergöttin), Hera, Aphrodite, Semele, Io, Tyche, Astarte (phöniz.), Atargatis (syr. Göttin, der phrygischen Kybele ähnlich) oder auch mit Anaitis (Anahita) gleich. Isis sei die Königin des Himmels, aber auch der Unterwelt. Zudem herrsche sie über die Erde und die Meere. Zeitlich sei sie die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft zugleich. Sie wäre, in ihrem aufgeblasenen wie erdachten Zustand, Herrin der Natur - als Mutter aller Dinge.

- Auch Serapis fassten die Herrscher und deren Priester als eine Art Universalgottheit auf. Nachdem "Isis" später nach Italien eindringen konnte, identifizierte man sie anfänglich in gewissen Kreisen mit "Venus" (Göttin der Liebe). Nicht überraschen sollte daher, dass Isis besonders bei Frauen verehrt wurde, die es zu nutzen wussten, die "Liebe" zu einem Geschäft zu machen. Venus wird ebenfalls mit der Schönheit in Zusammenhang gebracht.

In Ägypten hatte man in Ritualen bereits großen Wert darauf gelegt, die besondere "Reinheit" und "Sauberkeit" zu erlangen. In einschlägigen Zeremonien mussten sich Individuen u.a. nebulösen Räucherungen, Salbungen und Waschungen unterziehen, bestimmte Lebensmittel durften nicht konsumiert werden oder man sollte für eine gewisse Zeit lang keinen Geschlechtsverkehr haben, um wohl "den Druck" aufzubauen und später dann diesen "auszuleben". Derartige Taktiken, um sich eine passende Sekte zu bauen, waren nicht selten und nicht wenige Individuen waren diesem Hokuspokus zugeneigt.

- Die Priesterschaft der Kulte um Isis und Serapis verstand es, die Hirne ihrer Untergebenen zu vernebeln. Sie lockten ihr Frischfleisch zuerst an, durch den zauberhaften Flimflam ihres Rituals. War das Kaninchen erst einmal in die Schlangengrube gelockt, hielt man es fest, etwa durch die wunderbar wirkenden Verheißungen der priesterlichen eschatologischen Lehren. Entlehnt hatte man sich dafür u.a. Abhandlungen der Orphiker, wonach man irgendwelche Rituale vollziehen und sein Leben umgestalten müsse, da das Erdenleben ja nur eine Prüfung sei, die auf ein anderes, noch höheres und reineres Dasein vorbereitet.

Anders als bei den großen ägyptischen oder kleinasiatischen Kulten sah es lange Zeit bei vielen syrischen Kulten aus, welche jeweils für sich wesentlich mehr isoliert erschienen, was sich entsprechend auch in der gesellschaftlichen Aufspaltung Syriens niederschlug. Unter römischer Herrschaft sollte sich dies damals nicht ändern, die Stämme und Clans legten weiterhin großen Wert auf die Verehrung der etablierten Lokalgottheiten und behielten ihre besonderen semitischen Dialekte bei. Im Abendland sei eine der ersten Gottheiten semitischer Natur Atargatis (lat. Länder: dea Syria) gewesen, die nach Italien gelangte und u.a. durch Sklaven angebetet wurde.

- Schon seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. wurde der syrische Sklavenhandel groß angeleiert, nicht wenige gelangten im Transportverlauf auch auf die Insel Delos im Ägäischen Meer. Forscher gingen davon aus, dass der Kult durch die Sklaven an allen möglichen Ecken des Okzidents Verbreitung fand, diese standen in Kontakt mit Teilen der jeweiligen Bevölkerung auch auf dem Land. Durch die Nutzung syrischer Sklaven wäre dann auch das vermehrte Auftreten der Chaldäer in der römischen Welt zu sehen gewesen.

- Bei diesen handelte es sich um ominöse Wahrsager-Gestalten, welche sich angeblich auf chaldäische Astrologie beriefen. Im Zeitraum gegen Ende der röm. Republik sollen Wahrsager in der Hauptstadt Rom bereits einigen Einfluss gehabt und z.B. Opfergaben genannt haben, welche diverse Herrscherfiguren zu bringen hätten. Nach dem Ende der sich zersetzenden Republik sollen die Clans der röm. Kaiser die Einfuhr von syrischen Sklaven noch weiter gesteigert haben, welche vor allem in landwirtschaftlichen Dingen, aber auch als Haussklaven, Beamte etc. genutzt wurden und teilweise später selbst einflussreich werden sollten und sich aus der Sklaverei freikauften.

- Die syrischen Sklaven konnten unter anderem in den Bereichen der häuslichen Geschäfte aktiv genutzt werden, in den Palästen der Aristokratie tummelten sie sich, und sogar weit weg von Rom, bis in die entlegensten Gegenden der Provinzen fanden sich die immer mehr auch zu syrischen Netzwerken mutierenden "Syrus". Im Abendland soll durch die Syrer auch das Kruzifix eingeführt worden sein, christliche Strukturen konnten sich lange Zeit nicht vorstellen, dass ihr "Heiland" ans Kreuz genagelt wird.

Neben umfänglich gehandelten Sklaven gab es aber auch nicht wenige Kaufleute aus Syrien - deren Handelstalent berühmt war und bereits in den Provinzen mit ihren förmlichen Kolonisierungen diverse Vorarbeit leisteten, um die Netzwerkpunkte "vorzuweben". Sie konnten sich an allen Küsten des Mittelmeeres einnisten und gelangten auch nach Spanien. Die verschiedenen syr. Händler, einige mit geheimen Liebschaften edler römischer Weiber, beteten ihre Götter (u.a. Hadad und Atargatis) an. Nach und nach gelangten die syrischen Leute auch immer mehr ins Landesinnere, später sogar an der Donau entlang bis nach Pannonien (historische Landschaft in Westungarn), nach Trier und im Rhonetal bis nach Lyon.

- Gegen Ende des 6. Jahrhunderts sollen die syrischen Netzwerke in Paris starken Einfluss gehabt und z.B. die Wahl ihres Bischofs durchgesetzt haben. Nicht großartig überraschen sollte, dass die Händler, auch in etablierte einflussreiche Strukturen eingeheiratete Personen, als Bankiers auftraten. Die Syrer konnten so eine Zeit lang einen großen Teil des Geldverkehrs in ihre Hände bringen und sogar weitere Monopole bilden, wie bei der Lebensmitteleinfuhr, Luxusartikel und so weiter.

- Neben den syrischen Strukturen waren im Abendland natürlich noch zahlreiche weitere aus anderen Gegenden aktiv. Die anschwellenden Interessen des Handels erzeugten wie auch die Verwaltungsbedürfnisse einen schier unaufhörlich wirkenden Austausch von Menschen, Waren oder eben auch Glaubensvorstellungen. Durch Annexionen strömten weitere "Gottheiten" gen Okzident, unter anderem syrische. Die Kultverbreitung war selbst immer mehr im römischen Militär zu sehen, weil, u.a. die Cäsaren aus den kriegerischen Völkern Rekruten passend in die kaiserliche Armee eingliederten.

In Puteoli (heute Pozzuoli, Region Kampanien) sah man im 2. Jahrhundert einen Tempel für den Baal von Damaskus. Außerdem gab es z.B. noch Einrichtungen für den Baal von Emesa (ht. Homs) oder den Baal von Palmyra (antike Oasenstadt). Für Dusares (Hauptgott der Nabatäer in Petra) richtete man Altäre ein und die Göttin Allath ging später in "Athena" auf. Andere Gottheiten waren u.a. Baltis aus Osrhoene oder der starke Gott und mit dem Stern Luzifer (Phosphoros) identifizierte Aziz.

- Bis zum endgültigen Sieg des Islams focht man zahlreiche Duelle aus. Ein Vorteil für die persische Kultur war offenbar, dass sie sich stets der Assimilation wiedersetzen konnte, was bereits die Arier von Phrygien oder auch die ägyptischen Hamiten feststellen mussten. Irans verschleierte Einflüsse dehnten sich aber nicht nur in Richtung Westen aus, sondern ebenfalls bis nach China. In Südrußland wurden Skythen und Sarmaten aktiv.

- Unter den Achämeniden soll der Mazdaismus (Parsismus) u.a. auf religiöse Vorstellungen Israels eingewirkt haben. Entsprechende Ideen hätten sich über das ganze Mittelmeerbecken verbreitet gehabt, etwa Lehren zum "Ende der Welt" oder zu "Dämonen und Engeln". Die Magie persischen Ursprungs hätten wirre Geister messianischer Sekten auch für komische Prophezeiungen zu nutzen gewusst, die mit der "Apokalypse" im Zusammenhang stünden, wo über das Jüngste Gericht der Weltenbrand verkündet wird.

Die Annahme solcher und weiterer Hirngespinste durch Personen geschah häufig wohl auch auf indirektem Wege, ohne dass die eigentliche Quelle sichtbar geworden wäre. Insbesondere hätten zur Voreinflechtung in diverse Regionen aber etablierte Kolonien beitragen können. So soll es neben einer jüdischen auch eine iranische Diaspora gegeben haben.

- Nach den röm. Annexionen in Kleinasien hatten sich im Okzident recht schnell die Mysterien des Mithras verbreiten können, obwohl Anhänger schon in der Zeit von Gnaeus Pompeius Magnus in geringer Zahl in Rom weilten und hier eher "unauffällig" lebten und wirkten. Möglicherweise gab es so etwas wie eine unterwandernde "Langfriststrategie", damit eher Rom nach und nach im Verlauf der Einwirkungen Persien „un-erfolgreich“ nachahmte, als es selbst römisch würde.

- Nach dem chinesischen General, Militärstrategen und Philosophen Sun Tzu hieß es bekanntlich schon: "Der klügste Krieger ist der, der niemals kämpfen muss". Nach Lactantius Placidus hieß es, dass der Mithras-Kult von den Persern zu den Phrygiern und von diesen zu den Römern gelangt war. Mithras, im Zoroastrismus der Gott der Wahrheit und Gerechtigkeit, wurde bezeichnet als Genius des "Lichtes".

- In den ursprünglichen Mazdaismus als Mischmasch diverser Riten und Traditionen drang wohl die Theologie der Chaldäer mit ein und konnte die naturalistischen Mythen überlagern. Offenbar wurde Mithras mit dem Sonnengott Shamash gleichgesetzt, durch Beeinflussungen der chaldäischen Kosmologiereligion.

In den röm. Mysterien führte man Mithras als: "Sol invictus". Gegen Ende des 2. Jahrhunderts hatte sich, durch den Siegeszug Mithras, der Kaiser Commodus in die Mysterien einweihen lassen, davor und danach sickerte er durch Kaufleute, Sklaven, Soldaten etc. in sämtliche Gefilde des Reichs ein. In Carnuntum an der Donau wurde im Jahr 307 durch Galerius (Gaius Galerius Valerius Maximianus), Diokletian (Marcus Aurelius Gaius Valerius Diocletianus) und Licinius (von 308-324 römischer Kaiser) der Gottheit Mithras ein Heiligtum geweiht, er sei der Beschützer des Reiches (fautori imperii sui), glaubte man zu wissen.

- Neben den anderen orientalischen Kulten gehörte der persische zu den letzten Wirkmitteln, welches die Römer gehirnwaschen sollte. Kulte kann man wie angemerkt jeweils passend auch dem ins Visier geratenen Umfeld anpassen, wie eine Waffe nutzen, um Sollbruchstellen ins System zu pflanzen und destabilisierende Momente heraufziehen zu lassen.

Mithras Lehren waren eigentlich nicht die zoroastrisch geprägten. Aus dem Iran erhielt der Kultus speziell seine Riten und Mythen, die chaldäische Theologie der bestimmten göttlichen Hierarchie hatte viel gemein mit der von syrischen Priestern, um Rom den Wind Babels spüren zu lassen. Besonders unterschied sich der etablierte Mithraskult von den anderen durch das Prinzip des Dualismus (Gegengötter).

- Im Vergleich zum höchsten Gott, welcher hell erstrahlt, würden die anderen eher dunkler Natur und auch unter der Erde zu finden sein, im Reich der Dämonen. Die bösen Geister seien Urheber allen Unglücks, z.B. Seuchen, Erdbeben, Stürme wären deren Werk. Sie träten aber auch in menschlicher Gestalt auf und in dieser Form meist gewalttätig und listig zugleich. Sie stiften Kriege und zetteln Revolutionen an, sie wären Meister der Täuschung, ihr Wohlgefallen ist der Betrug und die Lüge sowie allgemeines "Blendwerk".

- Es wurde angenommen, dass Personen des Judentums, es können sich auch innerhalb dieses welche als dem zugehörig "tarnen", einst den Mazdäern mit einem Teil ihres Dualismus die Vorstellung eines "Wiedersachers" Gottes entlehnt hätten. Der "Dualismus" wirkt dahingehend, die individuellen Anstrengungen zu begünstigen und menschliche Energien zu entwickeln.

- Solche Entwicklungen fasste man auch so auf, dass der Sektierer in jedem Augenblick seines Bestehens das "Böse" zu bekämpfen hätte, damit allmählich und angeblich der Triumph von "Ormuzd" (o. Ahura Mazda) einschlägt. Der Kultanhänger sieht sich als Mitarbeiter der Götter, die dabei wären, ihr großes Werk der Reinigung und der "Vollendung" zu absolvieren.

In den alten Mysterien Mithras, der seinen Eingeweihten "Gebote" gab, hieß es, Ahriman wäre der König des dunklen Reiches, der die Unterwelt regiert. Als Herrscher über höllische Geister opferte man ihm unter anderem Tiere wie den Wolf. Ähnliche Verehrungen des Teufels hätten sich lange z.B. auch bei Sekten wie den Yezidis (Jesiden) gehalten gehabt, wie es laut "Les Yézidis" (Ménant, Paris 1892) oder "Devil worship, the sacred books and traditions of the Yezidiz" (Joseph, Boston 1919) hieß.

Nach dem ominösen Werk der Reinigung auf Erden würde es den alten Vorstellungen nach so sein, dann, wenn "die Zeit vollendet" ist, dass Mithras vom Himmel herabsteige, um alle Menschen aufzuwecken. Aber nur den "Guten" würde ein besonderer Trunk gereicht, der ihnen die Unsterblichkeit verleiht. Die bösen Menschen und Dinge aber, so die ganze Welt, würden zusammen mit Ahriman, der die Unterwelt regiere, in einem verzehrenden Feuer vernichtet werden. Was dies unverschlüsselt im Zeitalter von Superviren, Atomwaffen und Co. bedeuten könnte, will man sich lieber nicht überlegen.

Der weiter oben erwähnte thrakische "Dionysos" war ursprünglich ein "Gott der Vegetation" (Attis). Es wurde von Phrygiern, die aus Thrakien nach Kleinasien kamen, die Ansicht vertreten, damit die Menschen gottähnlich würden oder zumindest dessen Gunst gewännen, dass man die Nachahmung seines Tuns vollziehen und sein Leben entsprechend stürmisch umgestalten solle.

- Bei "wilden Orgien" soll es nicht nur zu zügellosen Ausbrüchen und ekstatischem Freudentaumel gekommen sein, um der fruchtbaren Natur zu huldigen, sondern man verletzte absichtlich auch das eigene "Fleisch" nach heftigen Tanzgelagen, wo Töne von Flöten, Tamburins, Kastagnetten und Zimbeln (lat. cymbalum) durcheinander rauschten.

- Der Anblick des ausströmenden Blutes soll den berauschenden Zustand weiter beflügelt haben. Das Blut spritzte man auf Altäre, um sich besser mit der "Gottheit" vereinigen zu können. Weiteren Darstellungen zufolge hätten männliche Kultanhänger offenbar nicht selten auch ihre "Männlichkeit" als Opfer dargebracht.

Solche Unterfangen erinnerten einige Autoren u.a. an russische Sekten, wie die "Skopzen" (Weiße Tauben), welche durch die Entmannung ihre Begehrlichkeit unterdrücken und zur "vollständigen Reinheit" gelangen wollen. Wo dabei das Wort "Sekte" ist, war laut René Fülöp-Miller das Wort "Bolschewismus" nicht fern. Grundlagen dieser Bewegung seien eng verknüpft mit Erlösungsvorstellungen einer Reihe russischer Sekten gewesen. Zum einen wurde das Sektennest in die Gruppe der eher rationalistisch-ethischen und zum anderen in die mystisch-orgiastischen eingeteilt.

- Die sog. "Peitscher" (Chlysti), durch die u.a. Rasputin beeinflusst wurde, ordnet man der letzteren Gruppe zu. Aus dieser Struktur bildeten sich die angeführten Skopzen heraus. Beide Sekten absolvierten entgegengesetzte sexuelle Kulte. In seinem Buch "Geist und Gesicht des Bolschewismus" schrieb der Autor zu den besonderen Kulthandlungen der Chlysti, welche ein Epizentrum in Mittelrußland und besonders in der Gegend von Moskau bildeten: "... wird bei den Zusammenkünften in der Mitte des [Raumes] eine Tonne mit Wasser aufgestellt, die als Symbol des Flusses Jordan angesehen wird.

- Alle [Männer und Frauen] entkleiden sich bis auf die Haut, greifen nach [den] grüne[n] Zweigen und beginnen damit, zuerst Wasser in der Tonne, später aber sich selbst gegenseitig zu peitschen, bis sie völlig in Ekstase geraten sind ... in eine immer stärkere Erregung versetzt haben, geben sie sich völlig zügellos den wildesten Orgien hin; bis auf ein Paar, das zur Zeugung des Gotteskindes ausersehen ist. Diese beiden; dürfen sich erst umarmen, wenn die allgemeine Ekstase ihren höchsten Punkt erreicht hat. Während der [gesamten] Dauer der Festlichkeit, in welcher es schließlich zu einer Erscheinung des Heiligen Geistes kommen soll, werden bis zur Entzückung sich steigernde Tänze [vollzogen]".

- Wie angemerkt, hatten die "das königliche Siegel" tragenden Skopzen das für ihr Heil als notwendig erachtete Bedürfnis, sich zu verstümmeln, den Frauen schnitt man die Brüste ab, die Männer wurden kastriert. In den Zeiten des frühen Bolschewismus, dessen Ziel ein Weltenbrand im Rahmen der Weltrevolution war, konnte man sehen, dass die Kulte auch die Jugend befleckten. In den sog. afrikanischen Nächten vollzog man wilde Feierlichkeiten, an denen die Jugendvereinigung Komsomol teilnahm.

- Andere Kulthandlungen (Spottprozessionen), die auch öffentlich vorgetragen wurden, bezeichnete man als "rotes Gebet" oder "rote Messe". Die genutzten Heiligenbilder seien u.a. welche gewesen, worauf die kommunistischen Anführer zu sehen waren. Zahlreiche der besonderen "Prozessionen" wären nach Fülöp-Miller zu großen Festspielen mutiert, für deren Vorbereitung die berühmtesten Maler, Dichter oder auch Regisseure das jeweilige Szenarium ausarbeiteten. Experten warnten frühzeitig davor, dass der Bolschewismus bzw. Kommunismus eine in wissenschaftlichem Gewand gekleidete religiöse Überzeugung ist.

Blicken wir aber lieber wieder zurück auf das "ehrvolle Rom". Durch den römischen Kaiser Claudius führte man einen verdächtigen Festzyklus im Frühling, vom 15.-27. März, ein. Die Fruchtbarkeit der Natur, durch den "Gott der Vegetation" (Attis), schien ihm vor Augen. Eingeleitet wurden die Festlichkeiten damals am 15. März durch "Schilfträger" (cannophori) - einer verschlüsselten Sage nach wäre Attis als Kind an den Ufern des Sangarius (Phrygien) ausgesetzt und später durch Kybele aufgefunden worden.

- Nachfolgend fastete man sieben Tage lang und musste enthaltsam leben. Dann wurde eine Pinie (Leichnam) gefällt und in den Tempel (Palatin) geschleppt. Am 25. März sei "Attis", der alljährlich stirbt und wiederaufersteht, im Rahmen der kultischen Festlichkeiten, durch die Wiedererneuerung der Natur, aus seinem Todesschlaf erwacht. Man vollzog an diesem Tag ausgelassene Dinge, wozu Maskeradenspiele gehörten, servierte aber auch üppig Speis und Trank. Der 26. war eine Art Ruhetag und am 27. absolvierte man eine pompöse Prozession, bei der "Kybele", das silberne Standbild, unter berauschender Musik und einem Blumenregen, von mit Amuletten behangenen Priestern begleitet, zum Bach Almo gefahren wurde.

Attis wurde der Beiname "menotyrannus" gegeben, was durch seine "Naturbezogenheit" auf die Monate schließen lasse, genauer wäre die Sonne gemeint, welche in die Zeichen des Tierkreises eintritt. Durch andere, ältere und lydische Ableitungen fasste man das "men" als barbarische Gottheit auf, die u.a. in Phrygien verehrt worden sei. Stämme aus Gebieten Kariens oder auch welche aus den pontischen Gebirgen (entlang der Schwarzmeerküste) sollen zudem unter diesem Namen den Mondgott (als Herrscher Oben/Unten, Himmel/Unterwelt) angebetet - in Griechenland sollen Gruppierungen in Delos, Rhodos, Thasos oder auch Piräus ähnliche "Verehrungen" vollzogen haben.

- Der Frühkult sei später von der Magna Mater (Großen Muttergottheit) "absorbiert" worden. In einer römischen Inschrift wurde "Attis" der weitere Zusatz des "sehr Hohen" gegeben, was möglicherweise auch auf Hypsistos in Kleinasien als Gott Israels schließen lässt. Bekannt ist, dass jüdische Kolonien durch die Seleukiden in Phrygien gegründet wurden, sie fanden sich wie erwähnt insgesamt aber auch in nicht geringer Anzahl über das ganze Mittelmeerbecken verstreut wieder. In Kleinasien konzentrierten die ehemals von der anderen Seite des Taurus Gekommenen ein wichtiges "Element".

In den Zeiten, wo die Bacchusmysterien (Bacchus/Dionysos) nach Italien kamen, enthielten sie Bestandteile asiatischer und ägyptischer Kulte. Nach dem sog. Skandal der Bacchanalien von 186 v. Chr. hätte, Jahre später, Cäsar selbst die Mysterien nach Rom "gebracht" bzw. sie wieder zugelassen. Die Griechen verzauberte der Gott des Weins bereits und brachte sie in leidenschaftliche Erregung und wilde Raserei, was auch die Schwärmerei begünstigte.

- Durch den Bund zwischen Dionysos und Apollon hätte die griechische Religion ihre "erhabenste Höhe" erreicht, denn Apollon zusammen mit Dionysos, als dem trunkenen "Reigenführer" des Erdkreises, wären das "ganze Ausmaß der Welt" - Theophania, 1956 (Stichwort: Hell/Dunkel, Minotauros, Knossos, Kreta). Wie andere erfundene Götter wurde der "Gott des Weins" ebenfalls von weiteren Strukturen als gleich oder ähnlich angesehen, ggf. für den spezifizierten Kult noch mit passenden Merkmalen bestückt. In Syrien gab es ihn und die Aramäer sollen ihn mit ihren lokalen Baalen in Verbindung gebracht haben.

- Der jüdische Monotheismus hätte ihn mit Jahwe verglichen, in Susa wurde er als Sonnengottheit verehrt. In ägyptischen Gefilden gab es die "Identität" von Dionysos mit Osiris, später gab es den Dionysos-Serapis. Die Latiner als Hauptstamm der Italiker pflegten bereits lange bevor der seltsame neue Kult einschlug ominöse Rituale für "Liber pater", dem Gott der vegetativen und der animalischen Befruchtung, mit dessen Schwester "Libera" er ein Paar bildete. In den Unterfangen meinte man, der Liber könne durch phallische Riten (von Phallus) günstig gestimmt werden. Die eigentlichen Mysterien sollen aber wohl durch eine Priesterin aus Kampanien in Latium "umgeformt" worden sein.

Die späteren Bacchanalien in Rom zeichnete aus, dass Kultanhänger bei ihrem Eintritt schwören mussten, nichts von den "geheimen Riten" zu verraten. Anscheinend ist aber dennoch etwas durchgesickert, denn die "eingeweihten" Männer und Frauen sollen in tiefster Nacht im "Heiligen Hain der Semele" am Hügel Aventin in Rom, in wilder Weise, die "Vereinigung" vollzogen haben.

- Die Schreie der elitären Sexorgie wurden begleitet von dem wilden, verschleiernden Lärm musikalischer Verdeckungen, wie Töne der Zimbel, aber auch Tamburine und Flöten hätte man gehört. Bei rituellen Fress- und Saufeinlagen mästete man sich, um neue "Kraft zu schöpfen". Spekulationen gab es darüber, dass die Bacchanten möglicherweise auch Menschen als Opfer in Stücke rissen.

Die orient. Einwirkungen auf das römische Gebilde umfassten für damalige Zeiten auch so hoch angesehene Dinge als Wissenschaften wie die Astrologie, gewürzt mit einigem an Magie. Damals war der Glaube, bis hinauf in höchste Kreise, verbreitet, man müsse auf Orakel und deren Weissagungen vertrauen.

- Zwar gab es hier diverse Feststellungen, dass zum Beispiel eine Sonnenfinsternis stattfinden werde, doch solche Tatsachen umflochten entsprechende Figuren mit allerlei Hokuspokus. Durch Voraussagen, dargebracht mit ein wenig Geschick, mysteriös wirkendem Flimflam und guter struktureller Vernetzung, konnten bereits vor unserer Zeit über "Prognosen" selbsterfüllende Prophezeiungen umgesetzt werden.

In italienischen Gefilden begann man damit die chaldäische Genethlialogie (Geburts-Horoskopie) zu verbreiten. Gegen 139 v. Chr. wurden einschlägiger Literatur zufolge jüdische Strukturen und "Chaldäer" aus Rom vertrieben, was aber nichts brachte, da sich die jeweiligen Kulte schon seit langem ausgebreitet hatten.

- Über den Pantheismus der Stoiker, die den Vergleich Gottes mit einem Feldherrn ausbildeten, wurde der Aberglaube der chaldäischen Einwirkungen weiter gefördert und auch Poseidonios (Apameia) soll die Sternendeutung beflügelt haben. Als die römische Kaiserzeit nach dem Ende der Republik anbrach, konnte sich die Astrologie offiziell frei entfalten.

- Wegen der ganzen Voraussagen und "Tipps", was man zu tun hätte, sollte es nicht überraschen, dass bald viele nichts mehr unternehmen wollten, ohne zuvor den oder die Astrologen zu befragen - natürlich gegen Cash. Die Herrscherfiguren richteten sogar militärische Unterfangen an solchen Weissagungen aus.

Gegner solcher fanatischen Entwicklungen, wo jedes Detail im Leben von irgendwelchen Voraussagen abhängig gemacht wurde, ließen Sprüche heraus wie: Ob denn nun alle Menschen, die in einer Schlacht oder bei einem Schiffbruch zusammen umkommen, in demselben Augenblick geboren wurden, nur weil sie das gleiche Los ereilte?

In den Zeiten des Altertums schmückten die Chaldäer ihre kosmologischen Theorien und "Berechnungen" allgemein mit mystisch wirkenden Spekulationen aus und nahmen auch moralische Betrachtungen hinzu. Die prophetischen "Wissenschaftler" wurden nicht selten durch ihre besondere "Magie" als Übermenschen beklatscht, ja, sie wären sogar von "göttlicher Abstammung". Für damalige Zeiten erschien es sicherlich überwältigend, wonach dem Dogma zufolge das Universum in "Solidarität" bestünde, die gesamte Welt (nicht nur die Erde, auf der wir leben, ist hier gemeint) bilde einen großen Organismus.

- So wie im menschlichen Körper, fände ein permanenter Austausch von Molekülen und Kräften statt, alles sei irgendwie miteinander "verbunden". Die astrologischen Deutungen modifizierten nach und nach die theologische Schule auch insofern, dass in Rom (Pantheon, ein allen Göttern geweihtes Heiligtum) zahlreiche neue Götter eingeführt wurden.

Die Sternenbilder wurden angebetet, insbesondere die zwölf Zeichen des Zodiakus (Tierkreiszeichen), sowie der Himmel selbst. Durch Berossos, ein babylonischer Priester des Gottes Bel-Marduk, gab man schon frühzeitig bekannt, so zumindest die Theorie, dass das Universum aus einer Reihe von "großen Jahren" bestünde.

- Deren sommerliche Zeit träte ein, wenn alle Planeten in demselben Punkt des Krebses stehen, in "Konjunktion" verbindend. Wenn diese Konstellation eintritt, führe dies zum "Weltenbrand". Anders als im Sommer der "großen Jahre", sähe es aber im "Winter" aus. Dazu hieß es, nicht weniger furchteinflößend nach der babylonischen Theorie der Antizipation der ewigen Wiederkunft der Dinge, dass, wenn alle Planeten im Steinbock vereint sind, eine Sintflut die Folge auf Erden sei.

Derartige Gedankenkonstruktionen übernahmen auch die Philosophen der Stoiker und später wurden sie durch die "Eingeweihten" des Mithras angenommen und verbreitet. Durch die Lehren chaldäisch-persischer Befleckung nahm man an, in den "Höhen des Himmels" würden sich zahlreiche "Seelen" tummeln.

Aus irgendwelchen seltsamen Gründen würden diese geistähnlichen "Seelen" immer wieder zur Erde hinabsteigen, um dort in die fleischlichen Leiber der Menschen "einzugehen". Im Rahmen des durch Menschen erdachten Prozesses, wonach die "Seelen" von irgendwelchen Höhen zur Erde hinabflimmern, sei es auch so, dass sie diverse "Sphären" durchwandern, die mit jeweiligen Planeten verknüpft sind.

- Dadurch empfangen die hinabsteigenden "Seelen" den Planeten angedichtete Eigenschaften. Nach dem Tod auf der Erde, wenn die in die Körper gefahrenen "Seelen" wieder aus dem fleischlichen Gefängnis befreit würden, sei es dann so, durch den Aufstieg zu ihrem ursprünglichen Aufenthaltsort in den Höhen des Himmels, aber nur wenn sie "fromm" gelebt hätten, dass, während sie durch die Pforten der übereinanderliegenden Sphären schreiten, sie die zuvor beim Abstieg zur Erde erhaltenen Neigungen und Eigenschaften wieder verlieren, sie werden zu "reinen Wesen".

Die sich den astrologischen Überlegungen bedienenden Magier sollen mit ihrem speziellen Hokuspokus nicht selten zu reichen Figuren mutiert sein. Sie bedienten sich auch zahlreichen anderen Kulten und so weiter, man würfelte es passend zusammen, um den Leuten mit der eindrucksvoll wirkenden Magie die Gelder, andere Wertgegenstände oder ab und an auch gleiche ganze Ländereien abzunehmen.

Von den orientalischen Religionen entlehnte man etwa auch das Konzept, diverse "Heilmittel" für irgendwelche "Übel" darzubringen, die zuvor geschaffen wurden. Man hatte also bereits eine passende "Lösung" in der Tasche, erschuf ein Problem, von welchem die zu erwartende Reaktion bekannt ist, um dann die "Lösung" anzubieten.

Es wurden mit den "magischen Handlungen" Verknüpfungen zu sämtlichen Objekten gelegt, beliebige Körper wurden miteinander verbunden, weil ja zwischen Personen, Worten und Dingen (Amulette, Talisman, Bäume, Tiere etc.) seltsame "Beziehungen" bestünden. Wegen der "Verbindungen" gingen "magische Strukturen" auch dazu über, die "Behexung" zu vollziehen. Man könne also durch irgendwelche Ritualhandlungen einen ins Visier geratenen "Feind" umbringen oder krank machen.

- Solche "Verhexungen" erinnern heute stark an Voodoo-Mumpitz, damals nutzte man u.a. Wachsfiguren oder welche aus Blei. Andere zu Geld gemachte Konfabulationen bezogen sich auf "Beziehungsverhältnisse". Wenn der "magische Zögling" auch nur flüchtig eine andere Person berühre, würde daraus gleich eine besondere und nicht mehr zu zerstörende Verwandtschaft entstehen, was wohl speziell interessant erscheint, wenn der "Berührte" reich und mächtig ist. Ähnliche Abwandlungen waren zu sehen z.B. bei der "Blutsbrüderschaft", um die "besonderen Verbindungen" zu knüpfen - das Blut ist auch das Symbol des Bundes, den Jahwe mit seinem Volk schloss.

Weitere perverse Verknüpfungshirngespinste bestanden darin, Dinge von einer ins Visier geratenen Person zu "beschmutzen", zu berühren, damit über diesen Umweg irgendwelche höheren Kontakte zustande kämen. Man nutzte z.B. Kleidungsstücke dafür, in diesem Beispiel ein Mann, um mit diesen zu "operieren" und damit eine Liebschaft entstehen zu lassen. Besonders peinlich wurde es für einflussreiche Herrscher natürlich dann, wenn die bizarrsten Dinge dem Licht der Öffentlichkeit bekannt wurden.

Im magischen Allerlei absolvierte man zudem so illustre Dinge wie Sexrituale oder man las nach der Opferung von Kindern aus deren noch zuckenden Organen "die Zukunft" ab. Die Chaldäer, als große Meister der Zauberei, waren z.B. gern gehörte Ratgeber der Könige. Durch "magische Voraussagen", die Anrufung der Staatsgötter und so weiter, konnten die Magier (ein Name der auf die Priester des Mazdaismus zurückgeführt werden könne) entsprechenden Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen.

Weil sie durch die Untergänge u.a. Babylons und Ninives keinen großen Schaden erlitten, was ihr geübtes Handwerk angeht, sollte dies später dazu führen, noch öfters dunkle Wolken über Europa heraufziehen zu lassen. Aus den "magischen Kreisen" stammten auch die alten "Hausmittelchen". Sehr beliebt war das Brauen "spezieller" Tränken, eine Art Drogencocktail, später speziell auch Alkohol, um die Sinne zu verwirren und den Verstand von Menschen zu lähmen. Zudem kann die Kunst der "Giftmischerei" erwähnt werden, deren Produkte z.B. den Tod von "ins Visier" geratenen Leuten herbeiführen oder irgendwelche Krankheiten auslösen sollten, wohl auch um getroffene "Voraussagen in Erfüllung" gehen zu lassen.

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