DDR: Literatur über die FDJ


Freie Deutsche Jugend

Die in der DDR etabliere FDJ (Freie Deutsche Jugend) war rückblickend am 7. März des Jahres 1946 gegründet worden. Die Herausbildung erfolgte mit aus den bereits bestehenden Jugendausschüssen gegen den "Antifaschismus", zu dessen Gründern u.a. in Thüringen Armin Müller gehörte. In anderen "deutschen demokratischen" Gebieten unter Sowjetkontrolle gab es solche natürlich ebenfalls, z.B. in Berlin oder Brandenburg. Anfang September 1945 trafen sich Vertreter der Parteien KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) und SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands), um einen Ausschuss zur Schaffung des Jugendausschusses für die gesamte sowjetische Besatzungszone (SBZ) zu errichten. Der erste Vorsitzende der FDJ wurde der im Mai 1994 in Santiago de Chile verstorbene und zu seiner höheren politischen Wirkzeit (Mai 1971 - Oktober 1989) als Erster Sekretär bzw. Generalsekretär des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) fungierende Erich Honecker. Nach offiziellen Darstellungen der FDJ-Führung gab man bekannt, dass die "revolutionäre Tradition" der deutschen Jugendbewegung im Rahmen der neu gebildeten Struktur weitergeführt werden müsse. Die Freie Deutsche Jugend konzipierte man entsprechend als "sozialistische Massenorganisation", ein Sammelbecken für die DDR-Jugend. In dem straff durchorganisierten Staatsgebilde der unter kommunistischer Sowjetkontrolle befindlichen DDR sollte es dabei nicht groß verwundern, dass dieses Jugend-Sammelbecken als "Kampfreserve der Partei" angesehen wurde, so wie es auch in anderen Ländern des Ostblocks geschehen war - als leuchtendes Beispiel galt die im Oktober 1918 gegründete Jugendorganisation Komsomol der KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion).

Die FDJ steckte sich das ideologische Ziel, alle Jungen und Mädchen in der DDR zu "klassenbewussten Sozialisten zu erziehen", welche unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer Partei mit "revolutionärem Schöpfertum" die entwickelte sozialistische Gesellschaft mitgestalten könnten. Natürlich bestand die wichtigste selbstgesteckte Aufgabe auch darin, dass die FDJ-Jugend ihr sozialistisches "Vaterland gegen alle Angriffe" schützen und im Geiste des proletarischen "Internationalismus" wirken müsse. Die "besondere Erziehung" im Rahmen der Freien Deutschen Jugend, um sozialistisch angepasste Mitmenschen zu erschaffen, zielte angeblich offiziell auch darauf ab, jene "zur Liebe und Achtung" der Arbeit, der Arbeiterklasse und der Partei zu bewegen. Die FDJ habe die Aufgabe gehabt, die Teilnahme der Jugend am sozialistischen "Wettbewerb" und den Zusammenschluss zu Kollektiven zu fördern. In Selbstbelobigungen beklatschte man ständig angebliche "hervorragende Leistungen" der "sozialistischen" Einheitsjugend, zum Beispiel auch den Aufbau der sogenannten "Jugendobjekte" des Eisenhüttenkombinats Ost, Leistungen zum Flughafen Berlin-Schönefeld, die besondere "Umgestaltung der Wische" im DDR-Bezirk Magdeburg und andere "ruhmvolle Dinge". Neben den auf den ersten Blick sozialistisch harmonisch erscheinenden "Unterfangen" gab es im Kreise der FDJ-Strukturen natürlich auch solche, zur Formung des traditionellen revolutionären Geistes der Jugend, die den "Aufbau" und somit das "Vaterland" hätten „voll und ganz“ verteidigen sollen.

In den "bewaffneten Organen", hob man in Schriftstücken hervor, sei die "Bedeutung der FDJ besonders groß". An den Schulen und Hochschulen in der DDR trage die Einheitsjugend dazu bei, dass Studenten, Schüler sowie Lehrer etc. zusammen um das "beste Lern- und Studienergebnis ringen". Neben den anzutrainierenden allgemeinen "Dingen" zur Aneignung der Grundlagen der sozialistischen Weltanschauung gehörten auch sportliche Aktivitäten. Als höchstes "Organ" der FDJ wurde das DDR-Parlament angesehen. Die FDJ leitete u.a. auch die sog. "Pionierorganisation Ernst Thälmann" und die Struktur war ebenso Mitglied im, 1945 auf der Weltjugendkonferenz in London gegründeten, "Weltbund der demokratischen Jugend" (WBDJ) oder im Internationalen Studentenbund (ISB). Durch den Zentralrat der FDJ wurde die sozialistische Tageszeitung "Junge Welt" veröffentlicht, sowie weitere Publikationen in Form von Zeitungen und Zeitschriften - zum Beispiel: Junge Generation, Pionierleiter, Trommel, ABC-Zeitung, Forum, „technikus“, Jugend und Technik o.a. "Wissenschaft und Fortschritt". Die Freie Deutsche Jugend, welche es noch heute gibt, kooperiere - natürlich in wesentlich anderem Umfang als zu DDR-Zeiten - bisweilen offiziell noch mit dem Arbeiterbund für den Wiederaufbau (AB) sowie in Teilen auch mit der 1990 neugegründeten KPD, DKP.

Der angeführte Thälmann (geboren: 16.04.1886 in Hamburg) galt als ein vorschneller "Arbeiterführer". Im Alter von 16 Jahren schloss er sich der "Arbeiterbewegung" an und "kämpfte" später allgemein auch für die von kommunistischer Seite her vorgegebenen Massenziele, im Rahmen des "Klassenkampfes", gegen den "Imperialismus" an. In 1920 schloss er sich der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) an und wurde 1925 zu deren Vorsitzenden gewählt, womit Thälmann dann offiziell "Führer der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung" wurde. Unter seiner Leitung stand ebenfalls ein leninistisches Zentralkomitee, bei dem u.a. Personen wie: W. Florin, F. Heckert, W. Pieck, E. Schneller und W. Ulbricht mitwirkten. Thälmann hätte "viel dafür geleistet", wonach aus der KPD eine zulaufträchtige marxistisch-leninistische Massenpartei werden konnte. Der im Jahre 1924 gegründete "Rote Frontkämpferbund" stand ebenfalls unter seiner Leitung. Trotz des geschwungenen "Anti-Imperialismus" zählte sich Thälmann selbst zum Spektrum eines "Internationalisten", in diesem Rahmen erkannte er die "Freundschaft" zur UdSSR als "nationale Lebensfrage", was ihn offenbar mit dazu befähigen sollte, zu einem "internationalen Arbeiterführer" zu mutieren. Nach Thälmann wurde in der DDR auch die angemerkte sogenannte "Pionierorganisation" benannt, welche rückblickend am 13.12.1948 durch den Beschluss des Zentralrates der FDJ als einheitlich-politische Massenorganisation gegründet worden war. Jene Struktur wurde von der FDJ auf der Grundlage der Beschlüsse der SED geleitet.

Die "Freie Deutsche Jugend" der DDR wollte man durch die Etablierung solcher "Massenorganisationen" passend für das Staatskonstrukt, möglichst hörig und unterwürfig, erziehen, was auch auf die Thälmann-Pionierorganisation zutraf, wie u.a. auf die Jung-Pioniere einer Schule, welche die "Pionierfreundschaft" eingehen müssten. Zur aufgelegten Symbolik der Pionierorganisation hieß es im Statut: Unser Pioniergruß lautet: "Für Frieden und Sozialismus - Seid bereit! Immer bereit!". Das "ehrvolle Abzeichen" der Organisation bestand aus dem hellblauen, manchmal auch aus dem dunkler-bläulichen Kürzel: JP (Junge Pioniere), den drei lodernden Flammen oben und der Inschrift: "Seid bereit". Außerdem gab es noch diverse andere Abzeichen und Propagandamittel der JP. Erkennungszeichen der "Jungen Pioniere" war insbesondere auch das rote bzw. blaue Halstuch. Durch die FDJ berief man die entsprechenden Gruppen- und Freundschaftspionierleiter, die dabei helfen sollten, in ihren "Kollektiven" eine dem Sozialismus und Kommunismus angepasste, aber dennoch offene "vielseitig und interessante Tätigkeit zu entwickeln". Seitens der FDJ-Organisation gab man für die JP die ABC-Zeitung und für die Thälmann-Pioniere die Publikation "Die Trommel" heraus. In monatlichen Abständen erschien außerdem das Magazin "Fröhlich sein und singen".

Bücher zum Thema Freie Deutsche Jugend:

DDR-Studenten zwischen Anpassung und Ausrasten (2012)
Leipziger Uni-Vlg, ISBN: 978-3865837097, mit 403 Seiten

Alltag und Herrschaft in der DDR 1971-1989 (2013)
Ch. Links, ISBN: 978-3861535546, mit 480 Seiten

Hitlerjugend und Freie Deutsche Jugend (2010)
Grin, ISBN: 978-3640600311, mit über 48 Seiten

Das Ensemble von SED und Staatssicherheit, FDJ...
Ch. Links, ISBN: 978-3861531029, mit 172 Seiten

Deutscher Goldrausch: Wahre Geschichte der Treuhand
Pantheon Verlag, ISBN: 978-3570551646, mit 384 Seiten

Alltag und Herrschaft in der DDR 1949-1961 (2013)
Ch. Links, ISBN: 978-3861537380, mit 440 Seiten

SED-Diktatur zwischen Repression, Anpassung, Widerstand
Metropol-Verlag, ISBN: 978-3863311353, mit 243 Seiten

Terrorismus-Lügen: Wie die Stasi im Untergrund agierte
Herbig Verlag, ISBN: 978-3776626988, mit 336 Seiten

Psychologie in der DDR: Ideologie und Pragmatismus (2012)
VS Verlag, ISBN: 978-3531179674, mit über 360 Seiten

Wir Angepassten: Überleben in der DDR (Jahn, 2014)
Piper, ISBN: 978-3492056311, mit über 192 Seiten

Bildung und Erziehung in der DDR (Schröter, 1998)
Diplomarbeiten, ISBN: 978-3838610139, mit 114 Seiten

Hitlerjugend, Bund Deutscher Mädchen und FDJ im Vergleich
Engelsdorfer Verlag, ISBN: 978-3954885145, mit 341 Seiten

  
Bücherindex Bild Link

Weitere Inhalte