Teufel, Satan

Die Figur Satan oder der Teufel scheint bei nicht wenigen Jugendlichen in westlichen Gefilden eine Art magische Anziehungskraft zu besitzen - alles sei, psychologisch gesehen, mit dieser irgendwie anders, als die langweilige Realität ertragen zu müssen. Dass im Kontrastvergleich wilde Sexorgien, die Schwarzen Messen und Co. sicherlich anders wirken mögen, als fein säuberlich jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, steht soweit zwar fest, doch haben die betroffenen Jugendlichen überhaupt eine andere Wahl, eingebettet in der Irrationalität ihres Lebens, als sich solchen Strömungen anzuschließen oder selbst welche aus dem Boden zu stampfen - um, wie es beim britischen Sekten-Gangster A. Crowley so schön hieß: magisch zu schlachten, zu vögeln und Blut zu trinken? An dieser Stelle sollen nun aus der Gesamtheit nicht die ganzen Einzeldinge herausgepickt werden, ob nun im Großen oder Kleinen, wie in entsprechender Musik und so weiter, sondern eher ein Blick gewagt werden auf das, was "satanischer" nicht sein könnte. In jeweiligen Kreisen fabuliert(e) man ständig u.a. über die Zahl 3, entweder gehe es um "drei Krallen", als rituell-satanisches Malzeichen, um drei Zeitalter, Ecken oder auch Welten. Satanische Phantasiefiguren wurden oder werden, z.B. das Vieh Baphomet, als "mehrgeschlechtliches" dargestellt. Anale Triebbefriedigungen vollzieht man in satanischen Ritualen genauso, wie in anderer Weise im Film: "Kleines Arschloch" angedeutet wird, wo ein Ausspruch lautet: HEIL SATANAS, ABRAXAS. Das Wort: Heil drückt Ganzheit, "Gesundheit" und in religiöser Bedeutung insbesondere "Erlösung" aus. Das uralte Wort, wahrscheinlich persischen Ursprungs, Abraxas bedeutet angeblich: Vorsehung, Weisheit und Macht.
Der bizarre Kult um die frei erfundene Figur "Satan" oder "der Teufel" hat natürlich nichts damit zu tun, dass nun irgendwo so ein Clown aus welchen unlogischen Gründen auch immer umher fummelt. Eher wird damit zum Ausdruck gebracht, dass es "viele Teufel" gibt, was entsprechend die Menschen selbst betrifft, vor allem solche Geister, die in bestimmter Weise einen an der Waffel haben und alle möglichen, als solche definierten, Schlechtigkeiten ausleben. Aus der Vergangenheit sind z.B. die Unterfangen im Rahmen des Hexensabbats bekanntgeworden, wo, wie noch dargestellt werden wird, extrem kranke Orgien absolviert wurden. Natürlich gibt und gab es satanische Kulte auch im privaten und kleineren Maßstab, etwa in bestimmten Strukturen von Geheimgesellschaften, wo man den "Satansdreck" speziell durch "sexuelle Fähigkeiten" auszuleben wusste oder weiß. Im groben Überblick wird, auch unter Einbezug historischer Betrachtungen, deutlich, dass die verschiedenen Ausformungen des Satanskultes erkennen lassen, dass die in diesen Unterfangen eingebundenen Initiatoren und sektiererischen Teilnehmer jeweiliger Riten psychopathische Tendenzen aufweisen oder zumeist als in diese Richtung sehr gefährdete Persönlichkeiten angesehen werden müssen. Der "Satanskult" wird je nach Fallgestaltung zu einem regelrechten Sammelbecken für in unterschiedlicher Weise psychopathisch ausgeprägte Individuen. Psychologisch gesehen bildeten: "Abnormitäten" schon immer sehr gute Bedingungen dafür, die Realisierung extremer Verhaltensweisen zu begünstigen und vor allem neig(t)en hier der Psychopathie anbefleckte Figuren gerne dazu: ins "Reich der Dunkelheit" abzudriften.
Der Kult um den Teufel bietet für, nicht selten auch "ehrvolle Kandidaten" aus höheren Gesellschaftsschichten, die Möglichkeit, ihre abnormen Triebbefriedigungen zu finden und auszuleben. Der Satanskult fungiert für seelisch deformierte Figuren als "Ausgleichsfunktion". Diese Thematik wurde schon von unterschiedlichen Fachleuten behandelt und mit Blick auf die "männliche Psychologie" gab Sigmund Freud 1923 in: "Eine Teufelsneurose im siebzehnten Jahrhundert" bekannt: "Es braucht nicht viel analytischen Scharfsinn, um zu erraten, dass Gott und [der Teufel] ursprünglich identisch waren, eine einzige Gestalt, die später in zwei mit entgegengesetzten Eigenschaften zerlegt wurde". Übersetzt könnte man auch einfach sagen: Figur X ist z.B. als Politiker im offiziellen Maskeradenspiel in der "positiven Eigenschaft" stets freundlich und erweckt für die meisten Menschen auch nicht nur annähernd den Eindruck, irgendwie "böse" zu sein. Die dunkle Seite als nicht offizielle "negative Eigenschaft" gestaltet sich im besten Fall dann so, wie in einer entsprechenden Szene im Hollywood-Film "Eyes Wide Shut" begutachtet werden kann. Der Teufelskult kann, aus dem Blickwinkel der Psychopathologie betrachtet, als "Regression" angesehen werden, um dies im Sinne der Psychoanalyse zu bezeichnen, vollzieht sich ein Rückfall in frühkindliche Phasen der Triebentwicklung. Die "Gestalt des Teufels" könnte als "Vater-Imago" (nach C.G. Jung ein aus dem kollektiven Unbewussten stammendes Vaterbild) Schuldgefühle fernhalten. Die umfassende Möglichkeit zur "Regression" umfasst dabei ggf. auch die "anal-sadistische" Stufe der Triebentwicklung, neben den regressiven Triebwünschen "inzestuöser Erfüllung".
Doch blicken wir an dieser Stelle leicht verschlüsselt erst einmal zurück in die Vergangenheit. In Griechenland gibt oder gab es einschlägiger Literatur zufolge z.B. eine Art "Kult" einer kleinen Gruppierung (Anastenaria), die innerhalb des orthodoxen Systems zu finden sei. Es würden Verehrungsrituale archaisch-dionysischer Art vollzogen. An Festtagen: "Schreite man über das Feuer" (mit den Füßen) - im Rahmen der Pyrowasia. Ursprung dieser kultischen Abenteuer sei aber nicht Griechenland gewesen, sondern es gehe zeitlich gesehen weit vor die Jahrtausende unserer Zeitrechnung zurück - bis zu den sog. "Phrygern", die ebenfalls "durch das Feuer gingen". Die an der Küste des Schwarzen Meeres einst beheimateten Pontier übernahmen solche Handlungen in ihren dionysischen Kult. Individuen solcher befleckten und angeblich "kriegsliebenden" Stämme wurden unter anderem auch im damaligen Ost- und Nordthrakien durch byzantische Herrscher angesiedelt, um gegen die Bulgaren anzukämpfen. Die Anastenaria sollen zudem u.a. "Opfertiere" genutzt haben, bei rituellen Festlichkeiten die in der Nacht absolviert wurden. Diese Tiere seien ein Stier oder Widder gewesen.
In einem Text der "Mystagogischen Katechese" (Mystagogie: Unterweisung von Jüngern in einen antiken Mysterienkult - Katechese: Unterricht oder Unterweisung) des Kyrill von Jerusalem aus dem Jahre 348 unserer Zeitrechnung, über einen Taufritus zur Satansabschwörung, heißt es: "Nachdem ihr euch gegen Westen aufgestellt hattet, finget ihr an zu hören. Dann wurde euch befohlen, eure Hand auszustrecken und ihr widersagtet dem Satan, als sei er anwesend gewesen ... Weil der Westen die Gegend der sichtbaren Finsternis ist, der Satan aber, die Finsternis, in [dieser regiert], darum schauet ihr, um es zu versinnbildlichen, gegen Westen, wenn ihr jenem dunklen, finsteren Herrscher widersagt ... Ich sage mich los von dir, der schlauen und gar verschmitzten Schlange; dem Urheber und Diener aller Bosheit ... Zu diesem Pomp des Teufels aber gehören Bühnenleidenschaft, Pferderennen, Treibjagden und alle derartigen Eitelkeiten ... Auch das, was in den Götzentempeln und auf feierlichen Märkten aufgehängt, sei es nun Fleisch oder Brot und so weiter, gehört, weil durch Anrufung der unreinen Dämonen beschmutzt, [gehören] zum Pomp des Teufels ... Teufelsdienst aber ist das Beten in den Götzentempeln; was zur Ehre der leblosen Götterbilder geschieht, das Anzünden der Lampen und das Räuchern an Quellen oder Flüssen ... Wenn du dich nun von Satan lossagst und der ganze Bund mit ihm, die alten Verträge mit der Hölle vollständig auflösest, dann öffnet sich dir das Paradies Gottes, welches er gegen Osten gepflanzt hatte; woraus aber unser Stammvater seiner Sünde wegen vertrieben worden war. Zum Zeichen dafür, wandtest du dich von Westen nach Osten, der Gegend des Lichtes".
Einige der "Merkmale" von Sekten, welche auch noch in den heutigen Tagen - im Vergleich zu alten Zeiten noch konspirativer wirkend, zu finden sind, entstammen aus dem gnostischen Sektensumpf, wie z.B. die "Phibioniten". Jene wurden auch als "Barbelo-Gnostiker" bezeichnet und sie sollen etwa ab dem 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung die Lehren Valentins (war ein christlich-gnostischer Anführer) mit orientalischem Dualismus und alttestamentlichen, christlichen und apokryphen Motiven verschmolzen haben. Der Begriff Barbelo kam zudem bei den gnostischen Gruppierungen der: Nikolaiten, Sethianer, Stratiotiker, Levitiker, Borboriten, Koddianer, Zakchäer und Barbeliten vor. Es ging um die "Verkörperung der asiatisch-ägyptischen Großen Muttergottheit", deren Gegenspieler ihr Sohn gewesen sei, der "Archon" als böser Schöpfergott. Diese erdachte Figur hätte es den alten Hirngespinsten zufolge geschafft, durch "seine Geschöpfe" der Muttergottheit die göttliche Kraft zu rauben und sie somit "in die Welt hinein zu zerstreuen". Die angesprochene Struktur der "Phibioniten" entstand ursprünglich bekanntlich in Syrien, wo sie unter der Bezeichnung "Koddianer" bekannt wurden. Die Sekte bildete ihr Geflecht stets weiter aus und erreichte unter anderem auch Armenien und Ägypten. Um circa 200 unserer Zeitrechnung infiltrierten jene erleuchteten Kreise die christliche Kirche. Aus der "Eucharistiefeier" wurde das "Phibionitenmahl".
Über hundert Jahre später, gegen 335 unserer Zeitrechnung, soll Epiphanius von Salamis (Sohn jüdischer Eltern; Bischof von Konstantia - Salamis - auf Zypern; 403 in Judäa verstorben) im damaligen Ägypten mit den Phibioniten verkehrt haben. Durch diese Kontakte hatte er offenbar tiefere Einblicke in entsprechende "Unterfangen", welche die Sektierer vollzogen. In einem verfassten Bericht von Epiphanius (Panarion haer. XXVI, 4.5) hieß es: Diese Leute der Phibioniten-Sekte hätten "... ihre Frauen gemeinsam; [haben] ein Erkennungszeichen in der Art, wie sie die Hand zum Gruße geben, indem sie unter der Handfläche eine Art kitzelnde Berührung verursachen, womit festgestellt werden soll, ob [ein neuer Ankömmling] zu ihrem Dienst gehört. Nachdem sie einander erkannt haben, gehen sie gemeinsam zur Mahlzeit. Es werden üppige Speisen aufgetragen, sie essen Fleisch und trinken Wein, auch wenn sie arm sind. Wenn sie miteinander getafelt haben; gehen sie zur Anreizung über; Und der Mann steht auf, verlässt den Platz an der Seite seines Weibs und sagt zu diesem: Stehe auf und vollziehe die Agape [Anm.: n. NT. "göttliche Liebe"] mit dem Bruder; Nachdem sie sich vereint haben, erheben sie, nicht genug an dem Laster der Hurerei, noch ihre eigene Schande gen Himmel; Weib und Manne nehmen das, was aus dem Manne geflossen war, in ihre Hände ... richten sich nach dem Himmel aus, mit dem Schmutz an ihren Händen, und beten als sogenannte Stratiotiker und Gnostiker, indem sie dem Vater, der Allnatur, das, was sie an den Händen haben, selbst mit den Worten darbieten: Wir bringen dir diese Gabe dar, den Leib des Christus".
"... Und dann essen sie es [das Sperma]; und sagen: Das ist der Leib Christus, und das ist das Passah, um dessentwillen unsere Leiber leiden und gezwungen werden, das Leiden Christus zu bekennen ... So machen sie es auch mit dem Abgang [Menstrualblut] des Weibes, wenn es in den Zustand des Blutflusses gerät. Das von ihrer Unreinheit gesammelte Menstrualblut nehmen sie ebenso und essen es gemeinsam. Sie sagen: Das ist das Blut Christi; Und wenn sie daher in der Apokalypse lesen: Ich sah einen Baum, der trug zwölfmal im Jahr Früchte, und er sprach zu mir: das ist der Baum des Lebens, so deuten sie das allegorisch auf den in jedem Monat eintretenden weiblichen Blutgang; Auch wenn sie sich miteinander vermischen, so lehren sie, dass man keine Kinder zeugen dürfe. Denn die Schändung werde nicht zur Kinderzeugung betrieben, sondern der Lust willen, da der Teufel mit ihnen sein Spiel treibe und das von Gott geschaffene Gebilde verhöhnt; Sie treiben aber die Wollust bis der Vollendung entgegen, nehmen dann den Samen ihrer Unreinheit für sich selbst und lassen ihn nicht tiefer eindringen, sondern essen die Frucht ihrer Schande; Werde aber einer von ihnen dabei ertappt, dass der Samen [des Mannes] tiefer eingedrungen ist und das Weibe schwanger wird, so höre hin, was noch Schlimmeres unternommen wird: Sie reißen auch den Embryo heraus, zu dem Zeitpunkt, wo sie ihn mit Händen zu fassen bekommen ... nehmen die Fehlgeburt und zerstoßen sie mit einer Art Mörserkeule; hierein mengen sie Honig und Pfeffer und andere bestimmte Gewürze sowie wohlriechende Öle, damit sie sich nicht ekeln; dann versammeln sie sich alle, jene Genossenschaft der Schweine und Hunde, und jeder kommuniziert über den Finger von dem zerstampften Kinde".
"... nachdem sie diesen Menschenfrass vollbracht haben, beten sie zu Gott: Wir ließen nicht Spiel mit uns treiben, vom Archon der Lust, sondern sammelten die Verfehlung des Bruders; auch das halten sie für das vollkommene Passah ... Noch vielerlei andere Abscheulichkeiten verrichten sie. Wenn sie wieder einmal unter sich in Ekstase verfallen sind, besudeln sie ihre Hände mit der Schande ihres Samenergusses, strecken [die Hände] aus und beten ... nackt am ganzen Körper, um durch diese Handlung eine freie Aussprache mit Gott zu finden. Ihre Leiber aber pflegen sie bei Nacht und bei Tag, Weiber wie Männer, mit Salben, Baden und Speisen und widmen sich dem Schlaf und Trunk. Wer aber fastet, den verwünschen sie und sagen: Man darf nicht fasten ... denn das Fasten ist ein Werk dieses Archons, welcher das Äon geschaffen hat; Man muss sich vielmehr nähren, damit die Körper kräftig sind, auf dass sie Frucht bringen können zu ihrer Zeit". Zum Text kann ggf. an dieser Stelle noch mit angemerkt werden, dass es eine uralte Vorstellung ist, dass das Sperma des Mannes eine "geheimnisvolle Macht" besitzen würde, es sei ein mit "Mana" geladener Stoff. Ebenfalls wird bzw. wurde das Blut der Frauen (Menstrualblut) als ein solch von "übermenschlicher Macht" (Mana) beladener Stoff angesehen.
Wie geschrieben, beziehen sich die Darstellungen des Epiphanius auf die Sektenstrukturen der Phibioniten. Außerdem gab es Beschreibungen u.a. zu den "Ophiten". Übersetzt bedeutet letzteres: "Schlange". Sie gehörten ebenfalls zu der frühen Familie gnostischer Sekten, in deren Mittelpunkt von Kulten und Lehren die "Schlange" gesetzt wurde. Der Rabbiner Israel Meir Freimann (1830-1884) behauptete, dass die "gnostische Sekte" der Ophiten keine christliche Struktur gewesen sei, sondern in ihrem Ursprung in das frühe Judentum hinaufreiche, sich berührend mit Lehren der Kabbala und des Hauptwerkes dafür, des Sohar, und des Talmud. Bei Hippolytus kannte man folgende Gemeinschaften, welche "ophitische" gewesen seien: die Naassener, Peraten und die Sethianer. Epiphanius schrieb in Panarion haer. XXXVII, 5 über das Schlangenwesen: "... die in einem Behälter aufgezogene Schlange wird zur Zeit der Mysterien hervorgeholt und während man Brote auf einem Tisch anhäuft, wird sie gerufen; geht sie [die Schlange, welche aus dem Schlupfwinkel hervorkroch] auf den Tisch und wälzt sich in den Broten [was ein "vollkommenes Opfer" sei] ... wie ich von jemandem hörte, brechen sie nicht nur die Brote, in denen sich die Schlange wälzte; sondern jeder küsst die Schlange mit dem Munde, welche durch einen beschwörenden Gesang zahm gemacht wurde; oder das Tier durch eine andere teuflische Kraft zu ihrer Täuschung milde gemacht worden ist. Sie werfen sich vor ihr [Schlange] nieder und nennen es Eucharistie".
Aber springen wir nun, ohne die schier unzähligen Sektierereien der Zwischenzeit näher beleuchtet zu haben, einige Jahrhunderte in der Zeitachse nach vorn, um nach und nach feststellen zu können, ob sich die Menschen irgendwie "verbessert" haben, in besonderer Betrachtung dieser Beschreibung. Aus dem Jahre 1022 gibt es Akten der Synode von Orléans. Man bezieht sich hier auf eine Bewegung der "Neumanichäer". Der nach dem Perser Mani benannte "Manichäismus" war ursprünglich mit vom Gedankengut der Gnosis beeinflusst worden. Die Kulte der Neumanichäer waren bereits vor 1019 in Südfrankreich eingesickert. Aus den Akten der Synode von Orléans (Gesta Synodi Aurelianensis an. MXXII, adversus novos Manichaeos) geht unter anderem hervor: "... in dem benannten Hause versammelten sie sich in gewissen Nächten, wobei alle Laternen in ihren Händen hielten; sie führten die Anrufungen der Dämonen-Litanei durch, bis sie sodann einen Dämon in der Gestalt eines Tieres zu sich herabstiegen sahen. Danach riss ein jeder ... eine Frau, die ihm unter die Hände kam, zum Missbrauch an sich heran; ohne Rücksichtnahme darauf ob man Mutter, Schwester oder Nonne besessen hat, wurde die Begattung von ihnen als etwas Heiliges und Religiöses geschätzt; bei Zeugung eines Kindes durch diese schmutzige Begattung, wurde es am achten Tage in ihrer zahlreich versammelten Mitte bei entzündetem Feuer geprüft, durch das Feuer nach Sitte der alten Heiden, und im Feuer verbrannt ... [Die] Asche wurde mit so großer Verehrung gesammelt und aufbewahrt;".
Aus den Anfängen des 12. Jahrhunderts gibt es Aufzeichnungen (De vita sua III, 17.) des Guibert von Nogent, der auch zu nebulösen "Kultbräuchen" schrieb: "Sie halten ihre Versammlungen in geheimen Gewölben und anderen Innenräumen ab, ohne Unterscheidung des Geschlechtes; bei entzündeten Kerzen [wird ein Ritual einer nach vorn gebeugten Dirne - allgemeine Bezeichnung für Mädchen - mit nacktem Gesäß vollzogen] ... und sobald dann [die Kerzen] erloschen sind, verkünden sie laut das Chaos in jeder Weise, und jeder vereinigt sich mit der, die ihm als erste unter die Hände kommt; wenn dann eine Frau daselbst schwanger werde, kehrt sie erst nach der erfolgten Geburt [des Kindes] ebendahin zurück; [es wird ein] großes Feuer [entzündet], um diesem herum Sitzende werfen das Kinde von Hand zu Hand durch die Flammen, bis [das Feuer] ausgelöscht worden ist. Daraufhin wird [das Kind] zu Asche gemacht ... aus [der Asche] wird Brot bereitet; wem es als Teil von Eucharistie ausgeteilt wird, der kommt nach solchem Genuss fast nicht mehr von dieser Häresie fort [zur Vernunft]". Man könnte an dieser Stelle auch behaupten, dass die ganzen Sektierereien, welche Jahrhunderte zuvor absolviert wurden, nun in entsprechenden Kreisen wesentlich "krasser" vollzogen wurden. Natürlich endeten die Kultbräuche als Orgien nicht im 12. Jahrhundert, sondern wurden in den nachfolgenden Jahrhunderten weiter "ausgebaut".
Womit wir erst einmal auf das Ritual des Hexensabbats zu sprechen kommen. Darin mit verwurstete Aspekte entstammten den verschiedenen Kulten der Jahrhunderte zuvor, die Herausbildung direkt erfolgte wohl im 14. und 15. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Dämonologen des Spätmittelalters nutzten die Bezeichnung "Sabbat", welche entsprechend ein wichtiger Bestandteil des bestehenden Hexenwesens werden sollte. Jacques Albin Simon Collin de Plancy beschrieb im Dictionnaire Infernal (ein Buch der Dämonologie) den Sabbat mit den Worten: "Er ist eine Versammlung der Dämonen, Hexer und Hexen bei ihren nächtlichen Orgien". Im Dictionnaire Infernal werden unter anderem folgende Dämonen behandelt: "Astaroth, Azazel, Belzebuth, Cerbere, Leonard, Lucifer, Mammon, Moloch, Yan-gant-y-tan". Neben der Bezeichnung "Sabbat" kam bekanntlich auch jene der "Synagoge des Satans" oder nur "Synagoge" in Gebrauch. Wie weiter oben schon angedeutet, galt der Süden Frankreichs als Brutstätte für die Ausformung des Hexenwesens und des Sabbat-Rituals im Mittelalter. Hier vermischten sich insbesondere "traditionelle Strömungen" der jüdisch-kabbalistischen Geheimlehren mit der von Spanien her eindringenden islamisch-maurischen Magie und der christlichen Kultur. Von dieser Brutstätte aus konnte sich der satanische Mumpitz des Hexensabbat-Kultes, je nach Gebiet mit bestimmten regionsspezifischen "Färbungen" versehen, über große Teile Europas ausbreiten.
In Beschreibungen (des französischen Hexenjägers Pierre de Lancre, Tableau de l'Inconstance des mauvais Anges et Démons, Paris 1612) hieß es: "Wenn [uns] Tasso Zaubereien beschreibt, die Ismen, der Magier und der Zauberer im Walde von Jerusalem, [die dort] vollführt werden, scheint er ganz dasselbe zu beschreiben, was die unseren Zauberer schilderten ... Hier versammeln sich die Hexen als auch ihre Liebhaber; einer von ihnen kommt bei Nacht; auf den Sturmwolken, und der eine nimmt Gestalt eines wilden Drachens an und der andere die eines ungestaltenen Bockes ... Der Sabbat ist wie ein Markt von [wilden], zusammengewürfelten, rasenden und außer sich geratenen Händlern, die von allen Seiten her kamen; Wo sich die Menschen in Tiere verwandeln, indem sie die Sprache verlieren, solange sie so sind; die Tiere hingegen sprechen dort und scheinen mehr Vernunft zu haben als die Menschen ... Die ordentlichen Kuriere [des Sabbats] sind Frauen; [die] Mysterien gehen [mehr] durch ihre Hände als durch die der Männer; sie fliegen und eilen herum, zerzaust wie Furien; man sieht sie dort nackt, bald auch eingefettet ... Der Teufel als uneingeschränkter Gebieter jener Versammlung, tritt öfters als stickender und bärtiger Bock auf; eine wirklich schreckliche und scheußliche Gestalt ... Bisweilen ist [der Teufel] dort auch anzutreffen, zu sehen als Baumstamm der Schrecken erregt, von der Form eines düsteren wie großen Menschen".
"... [hätte eine Stimme bei Nacht, die] gebieterisch, rollend und entsetzlich ist; Er sitzt auf einem Stuhl, der vom Aussehen her golden erscheint, aber flammend ... die Königin des Sabbats an seiner Seite, welche eine Hexe ist, hat er verführt [und lässt] sie prunkvoll erscheinen; geschmückt mit viel falschem Putz und gekrönt als Königin, um die anderen anzulocken ... Man sieht dort [auch] große Kessel, voller Kröten und Vipern, Herzen von nicht getauften Kindern, Fleisch von Gehenkten und anderes schauderliches Aas; stinkende Brunnen, Töpfe mit Fett und Gift ... Frauen und Mädchen mit denen sich [der Teufel] zu paaren gedenkt, sind umgeben von einer Nebelwolke, damit die Abscheulichkeiten und [schändlichen Dinge] verborgen sind ... Marie de la Ralde; [sagte aus...] dass sie nicht glaubte, etwas Schlechtes getan zu haben, wenn sie zum Sabbat ging, und dass sie dort viel größere Lust und Befriedigung erhalten habe, als wenn sie zur Messe gegangen sei ... Jeanette d'Abadie; [sagte aus...] dass sie dort den Teufel in Gestalt eines schwarzen und scheußlichen Mannes gesehen habe, [der mit] sechs Hörnern auf dem Kopf, manchmal auch mit acht, und einem großen Schwanz hinten, einem Gesicht vorn [und hinten] des Kopfes; wenn sie auf den Sabbat gegangen sei, dann wäre sie daran gegangen, ihn auf sein Gesäß zu küssen; dass der Teufel sie oft sein Gesicht, dann seinen Nabel, dann sein Glied, dann sein Gesäß habe küssen lassen".
"... dass sie gesehen hätte, wie sich jedermann auf inzestuöse Weise und gegen alle Ordnung der Natur vermischt habe; [sei sie] selbst durch den Teufel defloriert worden; [sie wäre oft] der Paarung mit dem Teufel ausgewichen, weil er, [denn er hätte ein aus Schuppen gebildetes Glied], die Erduldung eines außerordentlichen Schmerzes [bewirke] ... dass sein Samen äußerst kalt sei, so sehr, dass er niemals schwängere; auch nicht der Samen der anderen Männer auf dem Sabbat, obwohl dieser natürlich sei ... [Dass] sie dort Tische gesehen habe, mit einer Menge Lebensmittel seien sie hergerichtet gewesen; dass man [die Kinder] auf dem Sabbat abseits zerschneide, um davon [auch] Pfarreien etwas zuzuteilen ... Mehrere andere haben uns gesagt; [die Frau] treibe dort ihr Spiel in der Gegenwart ihres Mannes, ohne Argwohn und ohne Eifersucht, er sei dabei oft sogar der Kuppler; der Vater defloriere [anderes Wort: entjungfern] die Tochter ohne Scham, die Mutter raube die Unberührtheit des Sohnes ohne Scheu ... man sehe dort die Väter und Mütter ihre Kinder hinbringen und anbieten". In weiteren Beschreibungen von "Tableau de l'Inconstance des mauvais Anges et Démons" wird dargestellt, dass die Satansfigur auf einem vergoldeten Stuhl sitzt, in Gestalt eines predigenden Bockes, eines seiner Hörner sei angezündet und es werde genutzt, um alle Fackeln bzw. "Kerzen" auf dem Sabbat durch dieses "Hornfeuer" anzuzünden.
Die im Text bezeichnete "Königin des Sabbats" sei "gekrönt" und sitze zur Rechten des Teufels, auf der linken Seite sitze eine weniger bedeutende Favoritin, welche später "Königin" werden könnte. Unterhalb des Teufels-Stuhles sei eine Hexe zu finden, die ihm ein Kind darbringe, welches sie "verzaubert" (Drogen) habe. Die "Verschwörer" der Versammlung hätten jeder für sich an der Seite einen "Dämon". Bei dem stattfindenden "Festmahle" gäbe es kein anderes Fleisch als Aas, das Fleisch von gehenkten Menschen, die herausgerissenen Herzen von nicht getauften Kindern und andere "unreine Tiere" fänden sich dort. Dem Festmahle als "Gastmahl" fern bleiben müssten die berauschten Zuschauer und "arme Hexen", sie wagten es nicht, sich der Zeremonie zu nähern, da dort wohl "mächtige Gestalten" zu finden seien. Nachdem sich die "besondere Meute" den Wanst vollgeschlagen habe, gehe es zur Orgie über, und man begebe sich auch unter einen "verwünschten Baum", um dort zu tanzen. Diese tanzenden Leute, jeder (so erscheinende) "Dämon" führe diejenige zu dem Baum, die neben diesem an der Tafel des Festmahls saß, sie schienen einander vertraut. Der erste im Tanzkreise halte seinen Kopf zu diesem hin gewendet und der zweite nach außen, was sich in der Kette, im Tanze um den Baum, so bis zum Schluss des letzten Gliedes vollzieht (Stichwort: Uroboros, die sich in den Schwanz beißende Kreisschlange). Die Tanzenden vollzogen spezielle Schritte mit den Füßen, sie "trippeln und machen den Dreischritt mit den unanständigsten und schmutzigsten Bewegungen".
In entsprechenden Bildbeschreibungen aus "Tableau de l'Inconstance des mauvais Anges et Démons" heißt es: "Dies sind die Spieler von Instrumenten und das Konzert der Musik, zu deren Gesang und Harmonie sie tanzen und springen". Auf einem anderen Bild sieht man eine weitere Gruppe von Frauen und Mädchen, die tanzen, alle mit dem Gesicht vom Tanzkreis wegsehend, nach außen. Ein anderes, mit entsprechendem Hintergrundwissen durchaus interessant erscheinendes Bild, zeigt offenbar hochrangige Figuren, welche jedoch verhüllt sind. "Dies sind die großen Herren und Damen und andere reiche und mächtige Leute, welche die großen Angelegenheiten des Sabbats erörtern, wo sie verschleiert erscheinen; und die Frauen mit Masken, um immer geheim und unerkannt zu bleiben". Angenommen werden könnte, dass auf derartigen "Feierlichkeiten" nicht nur das niedere berauschte Volk seine Runden drehte, sondern wie angemerkt zudem illustre Geister, welche sich als vom Licht illuminierte ansahen und daher im passenden wie verschleiernden Outfit dort auftauchten, um in einer Art satanischen Disko des Mittelalters ihre perversen Sektierereien zu vollziehen. Es könnte sich auch um solche Figuren gehandelt haben, welche sich wegen des sonstigen Rahmens ihres öffentlichen Auftretens gelangweilt von ihren eigenen Sitten den besonderen "Kick" zuführen wollten.
An dieser Stelle könnte man zahlreiche Aristokraten "auseinandernehmen". Doch wir belassen es, auch des Jugendschutzes wegen, u.a. bei der Figur Graf Gilles de Montmorency-Laval, Baron de Rais, oder auch wie kurz: Gilles de Rays (1404-1440) - einst französischer Heerführer, Marschall von Frankreich und Serienmörder. Dieser Freak nutzte in seinen Folterkellern nicht wenige Dinge, welche auch von den einschlägigen satanisch befleckten Ritualen her bekannt sind. De Rays war ein wichtiger Kopf des bretonischen Adels, durch geschickte Einheirat mutierte er zu einem der reichsten Männer von Frankreich. Nach seiner offiziellen Karriere u.a. als Marschall zog er sich zurück auf seine pompösen Anwesen, vollzog allgemein ein Leben der Verschwendung, gepaart mit teils sehr bizarren, aber noch eher normal geltenden "Ausschweifungen". Aktiv wurde er auch als okkultistischer Alchemist, für solche Experimente bezog er z.B. den Rat des Italieners Francesco Prelati. Laut Aufzeichnungen habe de Rays und weitere in passenden Gemächern und "Gewölben" seiner Schlösser um die 140 Kinder mal milder, mal extremer regelrecht abgeschlachtet. Solche Opferungen seien vollzogen worden für "Satan" bzw. für einen "Dämon".
Ähnlich wie in moderneren Zeiten sollen auch diverse Kinderfänger für den Aristokraten, welcher eher nicht mit Satan in Kontakt stand, sondern wie wir gelernt haben, er selbst ein solcher war, er wollte schlicht seine sadistische Lust befriedigt sehen, ihre Dienste vollbracht haben. Kinder wurden entweder durch Täuschungen herbeigelockt, oftmals aber auch dreist geraubt oder man kaufte diese einfach auf. Zu den sportlichsten Folterübungen Gilles de Rays hätte gehört, sich auf relativ langandauernde Quälereien zu besinnen. Er setzte sich auf den Bauch der Kinder und ergötzte sich daran, sie so sterben zu sehen: "er brach darüber in Lachen aus". Seine Befriedigung erhielt er speziell durch Akte des Tötens, wie die Kinder schlaff wurden und dann starben. Er ergötzte sich wesentlich mehr an dem Anblick ihres Blutes, als daran, dass er mit den Kindern Unzucht trieb. Ob Gilles de Rays und seine Diener später, nachdem der Folterhokuspokus aufgeflogen war, speziell deshalb hingerichtet wurden, weil der Aristokrat sowieso schon längere Zeit die Feindschaft anderer Aristokraten auf sich gelenkt hatte, welche möglicherweise maskiert in dem einen oder anderen Keller "sich edle Flaschen Wein" aussuchten, kann an dieser Stelle natürlich nur spekuliert werden.
Solche Folterungen im 15. Jahrhundert waren keine Ausnahme, und auch andere einflussreiche Horrorbonzen nutzten sie bereits zuvor und in den nachfolgenden Jahrhunderten. Doch blicken wir erst einmal zurück auf "niedere" gesellschaftliche Strömungen, die hier ebenfalls hoch aktiv gewesen sind. Im 17. Jahrhundert gab es, hier wieder in französischen Gefilden, bizarre satanische "Kloster-Affären". Eine gewisse Magdelaine Bavent wurde u.a. in Aufzeichnungen genannt, zu entsprechenden "Unterfangen". In der "Histoire de Magdelaine Bavent, Religieuse du Monastere de Saint Loüis de Louviers etc., Paris 1652" hieß es in den Aufzeichnungen: "... dass die Bosheit dieser Priester, welche sich hauptsächlich bei nächtlichen Versammlungen einfinden, bis an den Punkt gelangte, dass sie häufig dorthin große, in der Kirche zuvor konsekrierte Hostien [Opfergabe; z.B. zum Abendmahl verwendetes Brot] mitbringen; sie [es] über ihr Schamteil bis an den Bauch heranziehen und sich in dieser Art von Zustand der Gemeinschaft mit den Frauen hingeben ... Am Tage von Gründonnerstag sah ich, wie man das Abendmahl auf eine wirklich schreckliche Weise vollzog. Man brachte ein Kind herbei, welches ganz gebraten war. Es wurde ... gegessen, und ich weiß nicht mit voller Sicherheit zu sagen, ob ich davon nicht auch gekostet habe ... Am Sabbat werden viele Hexereien vollbracht; [es gäbe spezielle] Zusammensetzungen von Hostien, aus Blut, welches einige Male fließt und aus anderen inneren Körperteilen von Kindern oder von anderen Toten; [sie wisse nicht] ob noch irgendwelche anderen Drogen hineinkommen".
Unter Ludwig XIV. kam es im 17. Jahrhundert ebenfalls zu "Irritationen". Diese Figur wurde bekanntlich auch als "der Sonnenkönig" bezeichnet und seine Macht tat er mit dem Leitsatz: "Der Staat bin ich!" kund. Die Bezeichnung "Sonnenkönig" erhielt er natürlich nicht, weil ihm zu lange die Sonne aufs Hirn geschienen war, sondern weil er 1653 im "Ballet Royal de la Nuit" die Rolle der Sonne selbst darstellte. Der "erleuchtete Hof" des Aristokraten hatte allgemein mit psychopathischen Auswüchsen zu kämpfen, in Gestalt des Ludwig XIV. zeigte sich das harmonisch wirkende Abbild davon. Und als "Sonnenkönig" hätte er eigentlich auch selbst darauf kommen können, dass dem Sprichwort zufolge dort viel Schatten ist, wo viel Licht [Sonne] sich findet. Solche Schatten ließen sich im Paris der damaligen Zeit unzählige nachweisen, vor allem in "höheren Kreisen". Zu den allgemein üblichen "Schatten" gehörte zum Beispiel auch, dass entsprechende Figuren den Besitz von Nebenbuhlern an sich reißen wollten und nicht selten zur Beschleunigung dieses Vorgangs zu Giften aller Art, aber auch zu "schwarzen Künsten" griffen. Auf Schwarzen Messen sollte die jeweils ins Visier geratene Person mit Krankheiten etc. "verhext" werden. Auch in der direkten Umgebung zu Ludwig XIV. waren düstere Gestalten zu finden. Es handelte sich hier etwa um Unterfangen bei Messen des Abbé Guibourg und weiterer.
In diesen teuflisch wirkenden Kreisen sei zudem Marquise Francoise Athenais de Montespan eingebunden gewesen, eine Mätresse (Hausherrin bzw. Hofdame) Ludwigs XIV. - welche Tochter des Gabriel de Rochechouart, Herzog von Mortemart war. Man hatte zahlreiche Kinder bei oder vor Sektenründchen regelrecht geschlachtet, um aus den in besonderer Weise behandelten Organen dieser Kinder nebulöse Liebespulver, andere magische Puder und so weiter herzustellen. Die weibliche Figur de Montespan soll Ludwig XIV. als Geliebte mehrere Kinder geboren haben. Sie stand während ihrer Zeit am Hof des "Sonnenkönigs" u.a. in direktem Kontakt zu einer Dame "Voisin", die eigentlich: Catherine Deshayes, verehelicht: Montvoisin hieß. Montvoisin war zur damaligen Zeit in entsprechenden Kreisen eine der berühmtesten "Zauberinnen" von Paris. Bei ihr sollen sich Figuren "aus aller Welt" eingefunden haben, um sich z.B. "Mittelchen", wie Gifte, zu besorgen. In dem Verhör des Guibourg vom 10. Oktober 1680 in Vincennes wurde behauptet: "... habe für einen Taler ein Kind gekauft, welches bei dieser Messe geopfert worden sei; nachdem er das Blut des Kindes, in dessen Kehle er ein Federmesser gestochen habe; wonach man ihm das Herz und die Eingeweide zurückbrachte, um damit eine zweite [Messe] zu machen; um Puder für den (König) und für Madame de (Montespan) zu machen".
Nach dem Bekanntwerden der Sektenmessen und in diesen Strukturen involvierte sowie dem "Sonnenkönig" nahestehende Personen wurden im Rahmen der Aufarbeitungen zahlreiche Personen verhaftet, zum Tode verurteilt und ähnliche Säuberungen durchgeführt. Angeblich sei offiziell festgestellt worden, dass Ludwig XIV. vergiftet oder gefügiger gemacht werden sollte, zum Beispiel durch Beimengung diverser Pulver in sein Essen. Nachdem der Aristokrat davon Kenntnis erhalten hätte, durch eine forcierte Untersuchungskommission, dass nämlich Madame de Montespan und andere Personen des Hofes unmittelbar mit diesen Sachen zu tun gehabt hätten, ließ er im August des Jahres 1680 die "Commission de l'Arsenal" auflösen. Einige Jahre später, angeblich gegen 1709, hätte der König große Teile der Prozessakten in dem Fallkomplex verbrennen lassen oder selbst verbrannt, von denen aber einige "Abschriften" und diverse Originale erhalten geblieben seien. Im Rahmen der späteren "Französischen Revolution" seien durch die Plünderung der Königsgräber von Saint-Denis im Jahre 1793 übrigens die Überreste des "Sonnenkönigs" und anderer Aristokraten durch revolutionäre Gestalten "profaniert" und sogar für kurze Zeit in eine stinkende Grube geworfen worden, was ebenfalls an satanische Auswüchse erinnert.
In der "revolutionären Ecke" Paris gab es nicht nur satanische Sekten und finstere Aristokraten, sondern eben auch komische Gestalten der kommunistischen "Kommune" - von denen einige mit anderen Figuren z.B. der deutschen Burschenschaft, italienischen, französischen usw. Sektenstrukturen verbunden waren. Auf dem Pfad der Geächteten bzw. "Gerechten" wandelten offenbar auch diverse Köpfe einer Gruppe in Paris, welche sich im Jahre 1846 zusammengeschlossen hatte. Man versammelte sich, um gegen die sozialen und religiösen Normen zu "rebellieren" - jeden Sonntag vollzog man den "Satanskult". Unter anderem Charles Baudelaire stand diesem "feurigen Kreise" nahe. Nicht verwundern sollte, dass er bei Ausbruch der Februar-Revolution 1848 begeisterter Revolutionär in den Pariser Straßen wurde, um diese "in eine Hölle zu verwandeln". In seinen "Les Litanies de Satan", einem verrückt-idiotisch wirkenden Text, der in 1857 in den "Les Fleurs du Mal" aufgenommen wurde, schrieb er unter anderem: "O du, weisester und schönster Engel [Satan]; O Satan, erbarme dich meines langen Elends; Fürst des Exils, dem man Unrecht zugefügt hat; Du, der du alles weißt, großer König der unterirdischen Dinge; Du, der du dem Geächteten jenen ruhigen und stolzen Blick gibst; Uns den Salpeter und den Schwefel zu mischen lehrtest; Du, der du dein Zeichen setzt, o listiger Komplice; Laß meine Seele eines Tages unter dem Baum der Erkenntnis bei dir sich ausruhen, zur Zeit, wenn über deiner Stirn seine Zweige wie ein neuer Tempel sich ausbreiten werden".
Satanische Kulte und diverse in andere Sektierereien eingeflochtene Praktiken davon fanden, wie oben angemerkt, bereits Jahrhunderte zuvor vom Süden Frankreichs ausgehend weiter in verschiedenen anderen europ. Ländern wucherartige Verbreitung - nach und nach wurden Rituale etc. so gesehen aber immer mehr: "privatisiert". Nicht unbefleckt bleiben sollten England, deutsche Gefilde, osteuropäische Länder oder aber auch Italien. In letzterer Ecke war vor den Aktionen Baudelaires in Frankreich z.B. die in 1837 verstorbene, auf den ersten Blick harmlos wirkende Figur Giacomo Graf Leopardi zu finden, der eine wichtige Rolle bei der Erneuerung der italienischen Literatursprache im 19. Jahrhundert gespielt hätte, so wie Charles Baudelaire als franz. Schriftsteller einer der bedeutendsten Lyriker seines Landes war und wichtiger Wegbereiter der literarischen Moderne in Europa. Von dem Italiener Leopardi sind die "Satanischen Hymnen" bekannt. In Ad Arimane, 1833 Opere I heiß es: "König der Dinge, Urheber der Welt, geheime Ruchlosigkeit, höchste Macht und höchste Intelligenz, ewiger Spender des Bösen und Lenker der Bewegung; Die Wilden und die Primitiven erkennen, unter verschiedenen Formen, niemanden an als dich; Und die zivilisierte Welt ruft dich an; Und die Welt rast auf der Suche nach neuen Ordnungen und Gesetzen und erhofft Vollkommenheit".
"... Aber dein Werke bleibt unverändert, weil durch die Natur des Menschen immer Dreistigkeit und Betrug herrschen werden, und die Aufrichtigkeit und die Bescheidenheit werden zurückbleiben, und das Glück wird Feind der Tüchtigkeit sein, und dem Verdienst wird es nicht gelingen können, sich Platz zu verschaffen, und der Gerechte und der Schwache werden unterdrückt sein; Warum, Gott des Bösen, hast du in das Leben einigen Schein des Genusses gesetzt? ... Um uns mit Verlangen zu quälen, durch den Vergleich mit anderen und unserer vergangenen Zeit etc.?". Diese Teile aus Leopardis satanischer Hymne zeugen von einem kultischen Geist und erinnern stark an literarische Hymnenpoesie, welche in sämtlichen priesterlichen Ritualreligionen zu finden sind, und schon im alten Babylonien, Ägypten und Assyrien waren entsprechende dem Kult zuzuordnende Dichtungen zu finden. Um aber in den revolutionären Zeiten Europas zu bleiben, blicken wir noch kurz auf die Person aus Italien: Giosue Carducci, der ebenfalls eine "interessante Hymne" verfasste. Vom äußeren Erscheinungsbild her hatte er gewisse Ähnlichkeit mit Karl Marx. Seine Hymne trug den Namen "A Satana". Dass Carducci mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde und in der italienischen Freimaurerei eine wichtige Rolle spielte, sei an dieser Stelle nur ganz allgemein mit anzumerken. In "A Satana" deutet Carducci den Teufel als Symbol der "rächenden Macht" und der Vernunft, welche Sinn und Gefühl habe. Satan sei der "endlich erscheinende Messias", er sei das "höchste Gute".
Im Reich der Lords and Earls, UK, stellte einst der ehemalige Mitarbeiter R. Fabian von Scotland Yard fest, dass an verschiedenen Örtlichkeiten Londons "ein regelrechter Teufelskult mit feststehenden Riten betrieben" werde. Die Zahl der Teilnehmer würde auch ständig steigen. Man berichtete über maskierte Leute, die der Detektiv oder Spione von ihm zu Gesicht bekommen hätten. Auf solch Schwarzen Messen verbrenne man nicht nur berauschende Kräuter, sondern auf einen schwarzverhüllten Altar würden auch "wilde Orgien" vollzogen. Nach weiteren Feststellungen von vor wenigen Jahrzehnten hieß es, dass in London sogar Geistliche bei entsprechenden Ritualen "observiert" wurden. Doch auch seien unter "den Anhängern dieses Kultes ... eine Reihe von hochintelligenten Männern und Frauen mit bekannten Namen" zu finden gewesen. Harry Price (Council for psychical investigation) schrieb 1948 in einem Bericht: "In ... London gibt es Hunderte Männer und Frauen, von hoher Kultur und aus distinguierten [vornehm; aristokratisch; o.a. nobel] Familien, die den Satan anbeten und ihm ständig Kult erweisen; die schwarze Magie, Zauberei, Anrufung des Teufels ... werden in unseren Tagen in London praktiziert, auf einer Stufe und Freiheit, wie sie im Mittelalter unbekannt gewesen" wäre. Auffällig an den verschiedenen Berichten, Aktenmaterial usw. auch hier war die Herausstellung der Behauptung, dass viele der ins Visier genommenen Teilnehmer, an den satanischen Ritualen, Angehörige „der höheren Gesellschaft“ gewesen seien.
Andere interessante Inhalte:
New Age bald auch in EU-Kommission?
Menschen werden Unsterblichkeit erlangen
Sozialisten-Sekten und so weiter
Großreich: Eurasien-Sekte auf Beutefang
Okkultgläubige und andere Spinnereien
Chimären: Sektierer wollen Göttlichkeit
Der Kult auf den die Promis fliegen
Neue Wunderwaffe gegen Narzissten?
