Geheimdienste: Osten besser als Westen?


Phoenix

Die Geheimdienstindustrie zählte bereits im 20. Jahrhundert zu einer der größten Wachstumsbranchen, auch wenn deren Buchhaltungsmethoden, im Vergleich zu denen in der "normalen" Privatwirtschaft, häufig als ein Dauerauftrag für die Staatsanwaltschaft hätten gelten müssen. Allgemein angenommen wird, dass sich die Geheimdienstbranche in Zeiten internationaler Spannungen sehr wohl fühlt, in Zeiten der Entspannung aber die eigene Existenz bedroht sein könnte. Witzelnde "Kenner" der Materie meinten zu Zeiten des "Kalten Krieges", dass die CIA den sowjetischen KGB genauso benötige, wie in umgedrehter Ansicht dieses Verhältnisses. Neben den modernen Datenabgrasorgien durch Strukturen wie NSA (US) oder GCHQ (UK), z.B. zur Erkennung nebulöser "Muster", gibt es bei weiteren Diensten (CIA etc.) zudem auch die "klassische Methode": die Nutzung von menschlichen "Agenten". Besonders die Anführung solcher über "östliche Informationssammler" wurde oder wird in hohem Maßstab, teilweise über drei oder mehr Ecken ausgelagert, betrieben. Derartige Agenten gab es z.B. schon im untergegangenen "Deutschen Reich" und aus Aktenmaterial geht hervor, dass nicht wenige dieser von gegnerischen "Diensten" als gescheiterte Existenzen, kriminelle Abenteurer oder auch "Romantiker" klassifiziert wurden - was sich im Verlauf der nachfolgenden Jahrzehnte möglicherweise leicht geändert haben könnte. Hauptantrieb solcher freiwilligen "Agenten" war, dass sie die Spionage speziell aus dem Grund betrieben, weil man damit: "leicht Geld verdienen" konnte oder "seine Phantasien ausleben" hätte wollen. Jene konnten aber häufig relativ einfach durch anderes "Frischfleisch" ersetzt werden. Bessere "Überlebenschancen" hatten solche Leute als Spione, die am oberen Ende der gesellschaftlichen und politischen Pyramide verankert waren, auch wenn dies nicht unbedingt immer eine Garantie dafür sein musste, nicht doch irgendwann, ggf. still und heimlich, abgesägt zu werden.

Es gab solche Figuren natürlich auch in anderen Ländern, bzw. durch solche als Agenten eingesetzt. Eher nur wenige hatten das klassische Spionagehandwerk professionell absolviert und waren sogar gleich im "Dienste" mehrerer "Dienste" aktiv. Der aufgebaute "James Bond"-Mythos, den einige bei Stichwörtern wie Agent oder Spion sicherlich vor Augen haben mögen, ist und war nicht mehr als ein Konstrukt für Filme. Es handelte sich bei der Aufstellung auch weiterer "geheimdienstlicher Legenden" so gesehen nur um schlechten romanhaften Mumpitz. Das im Film dargestellte, extrem auffällige Getue von "James Bond" hätte im Sowjetblock bekanntlich binnen weniger Minuten dazu geführt, entweder sofort erschossen zu werden oder in Sibirien die nächsten 20 Jahre für 15 Stunden am Tag Schwerstarbeit zu verrichten. Und selbst im Westen hätte eine solch künstliche Figur binnen kürzester Zeit die Blicke der Spionageabwehr, anderer Agenten etc. auf sich gezogen.

Wesentlich unauffälliger war und ist aber z.B. die "Maskierung" des angeblichen "Journalisten". Diese Tarnungsmöglichkeit erlaubt es neben weiteren als Spion aktiv zu werden, da es zu der Aufgabe solcher gehört: "Fragen zu stellen", ohne dass dabei das jeweilige Gegenüber gleich zu dem Schluss kommen muss, es handele sich in Wirklichkeit um "Abschöpfungsmaßnahmen". Neben solchen sich tarnenden "Journalistenspionen" eignet(e) sich bei entsprechenden Figuren aber auch immer wieder gut die Tarnung als "Autor", der ein Buch schreiben wolle - denn zum "Recherchieren" müsse man halt alle möglichen Quellen anzapfen, sei es nun im Kreise von Sekt-Ründchen wichtiger Politiker und Prominenter oder halt in Werkshallen von Industriebetrieben und so weiter. Zum Beispiel in passenden Industriebetrieben wie Militärzulieferer können aber auch Figuren direkt angeworben werden, um Baupläne etc. einzusammeln; weiterzuleiten, oder ohne Anwerbung durch weitere Schleusungstaktiken "eingebracht" werden.

Neben der eigenen Spionage, die von Geheimdienststrukturen über Agentennetzwerke vollzogen wird, ist oder war der "Überläufer" schon immer eine der wichtigsten Informationsquellen dafür, um möglicherweise tiefere Einblicke in den gegnerischen Dienst zu erhalten. Solche Figuren, sollten sie "echt" sein und nicht zu plumpen, sehr häufig als solche erkennbaren Desinformationszwecken dienen, werden als mindestens so wichtig angesehen wie "Penetrationsagenten". Letztere geben etwa Auskunft darüber, wie es im gegnerischen Geheimdienst aktuell aussieht, welche Stärken und Schwächen vorhanden sind oder welche taktischen Absichten bestehen. Der im gegnerischen Dienst aktive "Penetrationsagent" kann durch Anweisung möglicherweise dort auch vorhandenen Absichten entgegenwirken, z.B. im Rahmen dessen, dass unzutreffende wie irreführende Informationen geliefert werden - wodurch der gegnerische Dienst, durch den oder die dort aktiven Agenten, manipuliert wird und ggf. deutlich seine Ausrichtung dahingehend verändert werden könnte, wie es dem gegnerischen Dienst für strategische Zwecke wichtig erscheint.

Natürlich kann der "Penetrationsagent" auch den eigenen Dienst, zu welchem er sich eigentlich zählt, vor anderen Agenten warnen, die von dem oder auch mit diesem verbundene Dienste genutzt werden. Bei solchen "Agenten" der Penetration besteht je nach Fall die Möglichkeit, dass dieser selbst "umgedreht" wird, um dem „neuen Herren“ zu dienen und dementsprechend dem anderen Dienst nur noch Müll zukommen lässt. Solch ähnliche Problematiken gibt es aber nicht nur bei umgedrehten oder eingeschleusten "Penetrationsagenten", sondern auch bei den klassischen Überläufern - wie es zum Beispiel im Wechselspiel CIA/KGB oder KGB/CIA immer wieder zu sehen war. Die CIA beäugte solch: "freiwillige Überläufer" stets mit Skepsis, da Desinformationsunterfangen vermutet wurden und wenn, klopfte man den entsprechenden Kandidaten auf "Herz und Nieren" ab. Geheimdienste ziehen es im Normalfall vor, selbst "kultivierte" Überläufer zur Informationsbeschaffung auszuwählen, wobei auch hier keine Sicherheit besteht, dass nun alles in "trockenen Tüchern" ist.

Wir wollen an dieser Stelle natürlich nicht auf die Vielzahl von ominösen Fällen eingehen, in denen es um Doppel- oder sogar Mehrfachagenten ging und damit verbundener Wechselwirkungen und so weiter. Darüber lässt sich ggf. massig Literatur finden, die nicht selten den inneren Wert hat: im Winterhalbjahr der Verfeuerung zugeführt zu werden. Man müsste sich also erst einmal durch ein Gewirr an Informationen durcharbeiten, bei denen man nach kurzer Zeit verrückt werden könnte. Um aber bei diesem Zustand noch kurz zu bleiben, zeichnete Individuen aus, die bei Geheimdiensten mit jeweiligen Aufgaben betraut wurden, dass diese einen an der Mütze hatten. Bei der CIA und anderen Diensten hatten Psychologen oder Psychiater stets mit Problemen zu tun, wonach allgemeine: Verschwörungsneurosen, Verfolgungswahn, versteifte Geheimdienstmentalität und damit verknüpft "krankhaftes Denken" festgestellt wurden. Neben solchen Merkmalen stellte man eine "elitäre Haltung" fest, die Personen innerhalb des Geheimdienstes aufwiesen, sie entwickelten ein "Gefühl der Überlegenheit".

Nach "schwierigen Sitzungen" hieß es, dass diese "Elitären" die Zugehörigkeit zum Kreis der Geheimdienstler als ein wichtiges Privileg in ihrem Leben ansahen. "Normalen" Menschen könne man nicht trauen, man fühlt sich nur noch unter seinesgleichen wohl. Mit diesen Strukturbildungen ist natürlich auch verbunden, dass der Kreis, in denen man sich wohlfühlt, da außerhalb dieses z.B. jeder ein Spion sein könnte, eine Art "Club" und autarke Gesellschaft wird. Die "normale Gesellschaft", also die Außenwelt, wird immer "ferner" und die dortigen Realitäten immer unwichtiger. Doch selbst im "Club" ist nicht wirklich "Friede, Freude, Eierkuchen" angesagt. Die Geheimdienstler unterliegen meist einer hohen psychischen Belastung. Wegen solcher Einwirkungen aufs Hirn, innerhalb des "Clubs" und speziell außerhalb jener Kreise, in der normalen Gesellschaft, bildet sich bei vielen eine gespaltene Persönlichkeit heraus - ständig muss man sich in "Freiheit" und im Rahmen des Maskeradenspiels, je nach Situation und Umfeld, neue Tarngeschichten ausdenken und sein Verhalten gekünzelt anpassen.

Durch die technologischen Möglichkeiten der Spionage sind die klassischen Agenten aus Fleisch und Blut zwar wie angeführt nicht komplett in westlichen Gefilden durch entsprechende Strukturen abgeschafft worden, doch im Vergleich zu SIGINT- (Signals intelligence) u.a. COMINT- (Communication Intelligence) sind diese HUMINT-Maßnahmen (Human Intelligence - "Informationen durch Menschen") vergleichsweise heruntergeschraubt und mehr spezialisiert worden. Zum Apparat der Spionage über High-Tech-Mittel gehören z.B. Horcheinrichtungen, Satelliten, die Erfassung von Computerdaten und so weiter. Die NSA und ihr wichtigster Partner GCHQ hören und lesen etwa militärische, diplomatische und "kommerzielle" Nachrichten mit, welche per Telefax, Telex, Funk, per Mikrowellen usw. gesendet werden. Zur Überwachung, heißt es, werden auch meist speziell ausgearbeitete Listen genutzt, auf denen Einzelpersonen oder Organisationen aufgeführt sind, um von jenen deren schriftliche wie mündliche Kommunikation abzufangen und auszuwerten. Mit einbezogen wurden oder werden u.a. bestimmte Banken, Ölgesellschaften, Rohstoffhändler, Zeitungen, radikale politische Gruppierungen, "Bürgerrechtsanführer", Botschaften, Handelsmissionen, Terroristen etc.

An der "Wirtschaftsfront" wird durch verschiedene Player spioniert bis die Schwarte kracht - auch "Verbündete" untereinander, was den Bereich Industrie und deren Geheimnisse mit einbezieht, neben allgemein: Handel, Zolltarife, Rohstoffpreise, Devisenkurse, Finanzabsprachen, Produzentenkartelle, Rohölpreise oder zu entsprechenden Dingen u.a. auch die Haltung von Regierungsstrukturen. Ein wahres Schlachtfeld der Spionage war schon vor der Selbstauflösung der Sowjets die Bundesrepublik Deutschland. CIA-Informationen nach seien in Spitzenzeiten über 30.000 dem Sowjetblock zuzurechnende DDR-Agenten in Westdeutschland aktiv gewesen, ohne dabei nun noch die ganzen anderen Figuren in diese Zahl mit aufgenommen zu haben, von anderen Ländern oder privat organisierten "Geheimdiensten". Neben Deutschland in der damaligen Aufteilungsform bezog die östliche Spionage natürlich auch zahlreiche andere Länder der "freien Welt" mit ein, die Rede war von "Horden an Agenten". Mitte der 1980er Jahre wurden selbst westliche Unternehmen identifiziert, angeblich über 300 an der Zahl, die ständig "Produkte" aus dem Bereich "Hochtechnologie" gen Osten exportierten.

Ob diese Aktionen immer freiwilliger Natur waren, um möglichst viel Gelder einzusacken, kann natürlich nur spekuliert werden. Zumindest hieß es aber auch, dass die Agenten-Horden ebenfalls KGB-Figuren mit einbezogen, die durch verschiedenste Unterwanderungsmaßnahmen den "Export" angekurbelt haben könnten, möglicherweise auch durch Erpressungsunterfangen. Der typische im Westen eingesetzte KGB-Offizier strahlte allgemein in entsprechenden Kreisen ein nicht direkt einem Kommunisten zuzuschreibendes Bild aus, sondern wirkte wie der klassische Businessmann aus Frankfurt am Main oder New York. Diese Agenten waren zuvor darin geschult worden, in möglichst allen Bereichen der westlichen Privatwirtschaft (u.a. Geschäfts-, Bankenwelt) "freundliche Beziehungen" zu wichtigen Köpfen dort aufzubauen und zu solchen aus der Politik. Im "nutzbar zu machenden Einflussbereich" lagen ebenso Personen der politischen Rechten wie Linken, führende Gewerkschafter oder man knüpfte „ehrvolle Kontakte“ zu Journalisten und Redakteure aus unterschiedlichsten Bereichen. Stichwort: Einflussagenten.

Doch erst einmal zurück zum technischen Hokuspokus. Durch die immer größer werdende Datenflut und Möglichkeiten der Verschlüsselung wird diese Aufgabe zu bewältigen, der "Überwachung", immer schwieriger, zumal professionellere Strukturen gänzlich andere Methoden nutzen, als z.B. die von der NSA hintergelagert und somit heimlich mit-forcierten Softwarelösungen zu gebrauchen. Die NSA und Co. können z.B. selbst von Amateuren eine abgefangene Email mit dem Inhalt: "A + C = M = OK" an überwachte Individuen nicht wirklich entschlüsseln, um was es dabei dem Zweck nach gehen könnte, sondern nur Mutmaßungen anstellen und die weiteren Aktionen des Empfängers der Email verfolgen, womit ggf. einhergehen könnte, dass sie bereits in eine Falle geraten sind. Bis vor dem offiziellen Ende des "Kalten Krieges" konzentrierte man sich darauf, Einzelpersonen zu belauschen, mit dem schon angemerkten Wachstum des elektromagnetischen Spektrums forcierte man die Abdeckung möglichst aller Kanäle, um damit auch alle: "Geräusche" und "Bilder" betrachten zu können, im Rahmen einer "FSD" (Full-spectrum dominance). Dazu zählen ebenso ELINT (Electronic Intelligence - elekt. Emissionen aller Art), OSINT (Open Source Intelligence), SNA-Methoden (Social Network Analysis) und FISINT (Foreign Instrumentation Signals Intelligence).

Bei den Sowjets witzelte man: Lasst die Amerikaner nur lauter Geld ausgeben für ihre Technikspielereien, unsere Leute setzen sich dann an den gedeckten Tisch. Was übersetzt vielleicht bedeuten könnte, dass eingeschleuste Agenten dortigen High-Tech-Flimflam einfach benutzen und für eigene bzw. fremde Zwecke missbrauchen. Ob dies nun der Fall war oder nicht, darum soll es hier nicht gehen, da wir nicht ins Milieu eines bayerischen Stammtischabends abdriften wollen. Doch neben solch umfänglichen Überwachungsmaßnahmen unten auf der Erde, auch z.B. durch Unterwassersensoren, überwach(t)en die Russen, USA und Co. natürlich selbst gegenseitig ihre Spionagesatelliten bzw. "Aufklärungssatelliten". Wegen des Einsatzes randomisierter Schlüsselverfahren hätten die USA und UK z.B. von den Russen einigen Autoren nach angeblich seit Jahrzehnten keine wichtigen Nachrichten selbst entschlüsseln können. Es sei denn, durch irgendwelche technischen Fehler wäre dies gelungen, was jedoch eher unwichtige Nachrichten betraf und wenn kamen die meisten Dinge durch Überläufer o.a. Agenten heraus. Klar ist natürlich ebenso, dass wenn der Gegner weiß, dass er belauscht wird, dann könnten falsche Informationen "ausgesendet" werden, um die Gegenseite über die wahren Absichten hinwegzutäuschen.

Durch die "massive Ausstrahlung" von Informationen könnte es dazu kommen, dass das gegnerische System wegen der Informationsflut lahmgelegt wird oder zumindest entsprechende Entscheidungsprozesse gestört und damit verlangsamt werden. Diversen Agenten nach wurden die wirklich wichtigen Befehle bei den kommunistischen Russkis der Sowjets sowieso nicht per elektr. Weg sondern mittels ausgefeilter Kuriersysteme befördert. Die NSA fummelte zu Zeiten des Kalten Krieges aber weiter rum, um die ständigen Langstreckenraketentests der Sowjets unter die Lupe zu nehmen. Selbst solche Tests konnten die Russen verfälschen, indem z.B. die Satelliten und Funkantennen irregeführt wurden, um vorzuspiegeln, die Raketen seien weniger zielgenau. Um eine solche falsche Agenda zu stützen, wurden Russki-Agenten eingesetzt, um entsprechende Technologie zur Verbesserung aus dem Westen zu klauen. Dabei ging man mit Absicht so hirnrissig vor, dass die Agenda, die Raketen würden nicht zielgenau sein, gestützt wurde - gleichzeitig wurde man Agenten los, die sowieso auf der Abschussliste standen.

Experten gingen davon aus, dass die durch Moskau angeleierten Mega-Agentenhorden in Operationen unterschiedlichster Art eingebunden wurden, um den Westen stets über das eigentliche militärische Potential hinwegzutäuschen und "andere Dinge" in Angriff zu nehmen. Wie oben kurz angemerkt, waren Agenten auch für Ostdeutschland, die DDR, "tätig" - in nicht unerheblichem Umfang. Die DDR-Dienste galten zu Zeiten des Kalten Krieges als "offensivste" überhaupt - nicht nur was die Anwerbung von Agenten anging - neben den zahlreichen anderen der Ostblockstaaten. Solche "Subversionstrupps" waren auch mit Aufgaben betraut worden, etwa die "Friedensstrategie" der Sowjetunion im Westen voranzutreiben, was mit dem hintergelagerten Zweck verbunden worden sei, die entsprechenden Spionagetätigkeiten parallel zu reorganisieren. Im Ausland befindliche Gruppierungen wurden unter anderem durch Spionagezweigstellen wie über Handelsvertretungen angeleitet, aber auch Vertretungen der Aeroflot oder der sowjetischen Presseagentur TASS wurden in einschlägigen Dokumenten genannt.

Neben den diversen Propagandaaktionen im Westen galt es weiterhin, etwa auch in skandinavischen Ländern, dortiges System "anzustechen". Besonders Schweden o.a. Dänemark schienen einen wichtigen Schwerpunkt gebildet zu haben. In Berichten hieß es, die sowjetische Zielrichtung bestand in nichts Geringerem, als die Polizei und andere für die Sicherheit eines Landes wichtige Behörden mit Agenten "zu durchsetzen". Derartige Unterfangen hatten wohl einst auch die deutsche Regierung Westdeutschlands in Bonn dazu veranlasst, wirtschaftliche und politische Zugeständnisse zugunsten der Ostblockstaaten zu forcieren - obwohl man in 1970 offiziell seit 1953 über 83.000 Spionageaufträge gegen sich selbst und die Mitgliedsstaaten der NATO erfassen musste. Als Dankeschön für das "großzügige Entgegenkommen" der westdeutschen Regierung auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet, wurden die Spionageaufträge aus dem Ostblock bis 1973 um 12 Prozent weiter gesteigert.

Dabei sollte natürlich nicht verwechselt werden, dass "aus dem Ostblock" damals nicht bedeutete, dass ausschließlich von dort aus Spionage betrieben wurde. Denn wie dargestellt gab es ja die umfangreich organisierten Agentennetze in westlichen Gefilden, wohingegen auf Ostblockseite die westlichen Unterfangen eher nicht zur Entfaltung gelangten, eben wegen der massiven Kontrolle sämtlicher dortiger Strukturen. Im Westen waren neben den klassischen Einzelagenten mit entsprechenden Aufträgen auch die sog. "Residenten" aktiv. Jene galten und gelten als Organisatoren und Koordinatoren von Agentennetzen. Ein solcher Resident ist ebenso für den Kontakt mit seiner "Heimatzentrale" verantwortlich. Im Ausland (Einsatzland) werden Agenten aus der dortigen Bevölkerung, auch Einwanderer, Flüchtlinge, Gastarbeiter, angeworben. Je nach Aufgabenstellung und Gesamtstruktur könnte sogar noch die Anwerbung weiterer "Unteragenten" vollzogen werden. Anwerbungen können neben der klassischen freiwilligen Bezahlung durch Geldmittel auch über: Erpressung, Bestechung, Anwendung von körperlicher; psychischer Gewalt oder Drogen, wie zudem über die Ausnutzung von Sympathien zu einer bestimmten gesellschaftlichen Ordnung oder in einigen Fällen über die "ausgeprägte Friedensliebe" absolviert werden.

Ein im Ausland aktiver Resident, welcher dort die Organisation und Koordinierung der angeworbenen Agenten für den Geheimdienst aus seinem Heimatland, wie z.B. Russland, übernimmt, kontrollierte in Zeiten des Kalten Krieges vor der "Nutzbarmachung" eines möglichen Agenten natürlich eingehend dessen Biografie, was unter anderem Informationen über die Geburt, Herkunft, Beruf, Gewohnheiten und Interessen, Vorurteile, Schwächen, bestimmte Neigungen o.a. Überzeugungen und Motive mit einbezieht; einbezog - meist liegen diese Informationen schon vor und der "Schützling" wird gleich auf seine Glaubwürdigkeit abgetestet. Bei Agenten, die damals aus dem Sowjetblock unter falscher Identität z.B. in westlichen Gefilden aktiv werden sollten, also nicht dortig ins Visier geratene Personen die angeworben werden sollten, achtete man nicht selten darauf, dass jene "seelisch ausgeglichen" sein mussten, sie sollten möglichst kaltblütige Verhaltensweisen zeigen, aber sich je nach Situation entsprechend "verstellen" können, ohne diese Kaltblütigkeit offen in Erscheinung treten zu lassen, für das kommunistisch-sowjetische System sollte deren Patriotismus feststehen, sowie die Loyalität zu den entsprechenden ideologischen Überzeugungen. Auf Nummer sicher ging man trotzdem, indem der ins Ausland "verschickte" Agent seine restliche Familie zurücklassen musste, als "Sicherheit" für seine "feststehende Loyalität".

Ähnlich wie die CIA und weitere Geheimdienste rekrutierten die sowjetischen Strukturen ihren Nachwuchs für verschiedene Bereiche direkt aus Hochschulen und Universitäten, wie im ersteren Fall z.B. aus Harvard, Yale, Princeton, Columbia, Michigan oder auch Chicago. Solch mögliche Figuren, die beim Geheimdienst eingesetzt werden könnten, werden natürlich im Vorfeld bereits beobachtet und später bei offener Erkennungsgabe werden besondere Eignungsprüfungen vollzogen. Bei Erfolg werden solche Personen z.B. später auch erst einmal im Rahmen diplomatischer Dienste eingesetzt. Die sowjetisch-kommunistischen Strukturen nutzten solche Möglichkeiten in ähnlicher Weise und schon Lenin hatte in diesem Zusammenhang betont: "Der sowjetische geheime Nachrichtendienst im Ausland dient dem Ziel, den Aufstand gegen die Kapitalisten zur Entfaltung zu bringen ... notfalls sogar mit Waffengewalt vorzugehen. Er ist ein politisches Instrument zur Herbeiführung der Weltrevolution und zur Ausschaltung ihrer Gegner". Damit dies gelingen kann, muss natürlich im eigenen System eine "gefestigte Basis" vorherrschen, ohne Störenfriede und eine generell unterwürfige Bevölkerung, aus deren Umfeld sich die "besonderen Geister" fürs eigene System rekrutieren lassen.

Meist wurden nur stramme Kommunisten und dementsprechend KPdSU-Angehörige für solche Aufgaben ausgewählt. Bei den Sowjets wurden von Parteiangehörigen lückenlos sämtliche Einzelheiten über deren Privatleben katalogisiert und ständig aktualisiert. Die Erhebungen umfassten zudem die Bekannten, Verwandten und Freunde, seine und deren Liebhabereien, Angewohnheiten und weitere Merkmale. Wer z.B. bei den Sowjets als KGB-Agent ausgewählt wurde, musste nicht nur solche "Ausleuchtungen" über sich ergehen lassen, sondern es wurden wie bei anderen Diensten ständig Fallen gestellt, um die Fähigkeiten und die Zuverlässigkeit des Zöglings abzutesten. Neben schriftlichen Tests gehörten bei den Sowjets ebenso Scheinverhaftungen, druckausübende Anschuldigungen oder auch strenge Verhöre, ggf. mit körperlichem Kontakt, dazu. Bei "Befragungen" waren, ähnlich wie beim britischen Geheimdienst, zudem nicht selten Psychologen und Psychiater vor Ort, um die entsprechenden "Reaktionen" der in die Mangel genommenen Personen "einzuordnen".

Je nach "Entwicklung" solcher in den "Club" aufgenommener Personen könnten diese später auch "Resident" im Ausland werden, um dort Agentennetze zu organisieren. Ist dies der Fall, wird im Anfangsstadium meist im ortsansässigen Umfeld losgeschlagen, meist in größeren Städten, um dortig ins Visier genommene Leute für die Spionageorganisation anzuwerben. Wer nun bei McDonalds Hamburger verkauft, hat hierbei eher schlechte Karten, angeworben zu werden, um "schnell Geld zu verdienen". Es sollte logisch erscheinen, dass man es auf gewisse Personenkreise abgesehen hat, wie solche, die als "Geheimnisträger" bezeichnet werden - anhand ihrer Stellung in der Politik, Wirtschaft oder auch im militärischen Bereich Zugang zu Informationen oder zu Dokumente haben. In einschlägigen Kreisen ist bekannt, dass jede auch nur irgendwie in der Öffentlichkeit stehende bzw. herausstechende Person "ins Blickfeld" genommen und über diese "eine Kartei" oder Akte angelegt wird. In solchen "Akten" werden, ggf. auch stets weiter aktualisierte, Informationen "gespeichert" - alles, was irgendwann einmal "nützlich sein" könnte, wie Dinge, um eine Person im möglichen Fall "bloßstellen zu können", diverse Informationspunkte über allgemeine "verwundbare Stellen". Natürlich auch Stammdaten wie Name, Geburtstag, ggf. Anschrift und so weiter werden notiert.

In erweiterten Akten, oder wie es zu Sowjetzeiten auch hieß "Karteien", könnten aber zudem u.a. psychologische Dinge wie Charakterzüge, Angewohnheiten, Bewegungsabläufe, das ganze "Tun und Lassen" einer Person, möglicherweise dessen finanzielle Verhältnisse, der Umgang mit anderen Menschen, sein Sexualleben, Süchte (Drogen) und so weiter mit aufgenommen werden. Bei den Sowjets, aber auch anderen "Strukturen" vertraulicherseits, legte man allgemein aus verschiedensten Ländern zu Personen "Akten" an, welche eher eine untergeordnete Rolle im gesellschaftlichen System spielten, was etwa lokale Politiker und dortige Geschäftsleute mit einbezog. Solche Menschen hätten sich wohl selbst nicht vorstellen können, dass ihre Existenz für einen Geheimdienst so von Interesse war und sie wären möglicherweise auch sehr wütend geworden, hätten sie über all die Dinge Kenntnis erhalten, die in den "großen Archiven" über sie abgespeichert wurden. Dies hat(te) den Grund, dass solche "Akten" im Umfang von "Millionen" angelegt wurden und werden, weil ja in "Zukunft" möglicherweise eine Situation entstehen könnte, in der eine solche Person "interessant" erscheint.

Solche "Bestände" dienen entsprechend auch dazu, Individuen anzuwerben. Dies muss nicht sofort mit der ersten Erfassung geschehen, sondern kann ggf. in ferner Zukunft liegen, sollte eine Person möglicherweise in der Wirtschaft o.a. Politik in eine "benötigte Position" aufrücken. Bei den Sowjets, die ebenfalls im Westen zu "zahlreichen Personen" Karteien anlegten, dienten diese nicht selten auch als Instrument für rohe Erpressungen, was an Aktenmaterial-Unterfangen der Gestapo ("Geheime Staatspolizei") unter Hitlerdeutschland erinnert - wenn dortige Auswüchse im direkten Vergleich aber sicherlich noch wesentlich: "harmonischerer Natur" gewesen sind, als die Archive, welche in Moskau angelegt wurden. Die Akten im Gewichtsbereich von Tonnen, in einem mehrstöckigen Gebäude unweit des Kremls, wurden auf Hunderte Räume verteilt, die durch undurchdringbare Stahltüren gesichert waren. In solchen Akten wurden neben den angeführten Daten zur Person selbst z.B. auch solche Dinge aufgenommen, über Individuen, welche sich im Westen offen gegen den Sowjetkommunismus stellten.

Besonderes Interesse legten die Sowjets auch auf Studenten im Ausland. Diese wurden, ohne es selbst zu wissen, frühzeitig als sogenannte "Perspektivagenten" verzeichnet. Sollte ein Student im Verlauf seines Lebens eine wichtige Stellung, in Beruf oder in der Gesellschaft, "erlangen", kann er "aktiviert" werden - oder wie man es auch nannte, um solche Personen: "zur Entfaltung zu bringen". Besonders aufgefallen war Analysten, dass die sowjetischen Dienste einen sehr langen Atem hatten, und teilweise Jahrzehnte "zuwarteten", um bei passender Gelegenheit dann "zuzulangen". Solche Archive über, ungelogen, Millionen Menschen, hätten natürlich nicht nur für "Zersetzungsmaßnahmen" im Westen benutzt werden können, sondern für noch weitaus gruseligere Dinge. Die allgemeingehaltene kurze Zusammenfassung kann bezeichnet werden als: Wichtiges Werkzeug zur Vorbereitung eines Staatsstreichs oder Revolution. Historisch gesehen hatten die Sowjets einst z.B. in Litauen, Estland o.a. Lettland vor den Säuberungsorgien passende Listen zusammengestellt gehabt, um im "ersten Zug" Massenverhaftungen durchführen zu können. Nicht wenige der zuvor ins Visier geratenen "Objekte" wurden dann bekanntlich in die sowjetischen Arbeitslager "verschafft" oder direkt aus dem Leben befördert.

Um solche Listen anfertigen zu können, musste natürlich im Vorfeld der jeweilige Staatsapparat unterwandert werden, was durch Anwerbung von Spitzeln geschah, ebenfalls unter Anwendung von Bestechungen und Einschüchterungen. Neben solchen Spitzelunterfangen, um Daten aus jeweiligen Behörden "rauszuschleusen", langten die kommunistischen Sowjets in anderen Fällen gleich direkt selber zu. In der ehemaligen CSSR z.B. eroberte man fast alle Geheimarchive der Republik, wie z.B. des Innen- und Außenministeriums. Fast 2000 "Experten" sichteten in Kleinstarbeit das Gesamtmaterial, um damit nachfolgend umfangreiche Verhaftungswellen durchführen zu können. West-Überläufer ließen zu Zeiten des Kalten Krieges verlauten, die Sowjets hätten für den "Tag X", zur Eroberung Westeuropas, ebenfalls "passende schwarze Listen" angefertigt gehabt, wonach in der "ersten Welle" in verschiedenen Ländern mehr als 10.000 wichtige Personen sofort verhaftet und innerhalb von 24 Stunden abgeurteilt werden sollten. Später könne es dann zu "umfangreichen" Säuberungen kommen, da man entsprechend Zugang zu staatlichen Archiven usw. hat.

Um im Vorfeld an entsprechende Daten zu gelangen, zur Erstellung von "Listen", nutzte man unterschiedliche Methoden, wie die Nutzung von Agenten. Wie oben angemerkt, konnte aus den erarbeiteten Personen-"Akten" bereits ein Persönlichkeitsprofil von Individuen erstellt werden. Eine nicht selten genutzte Anwerbung von Agenten erfolgte auf: "ideologischer Basis" (auch in Kombination mit weiteren Aspekten) - zum Beispiel im Rahmen der "Spionage im Dienste des Friedens". Eine weitere Methode war gewesen, die Nutzbarmachung "sexueller Fähigkeiten" zu vollziehen. Für diesen Zweck wurden zumeist junge und schöne Frauen und Mädchen genutzt, um den "Anzuwerbenden" ins "Netz zu bekommen". Die Sexualerpressung des KGB vollzog man im Westen in "beachtlichem Umfang". In einigen Fällen seien auch, je nach Spezifität des "Auserwählten", zudem Männer (Homosexualität) als Waffe "aus Fleisch und Blut" genutzt worden. Größere sexuelle Ergüsse wurden z.B. bekannt, im Rahmen des aufgebauten UNO-"Call-Girl-Rings", den der sowjetische Geheimdienst auf dem völkerrechtlich als exterritorial geltenden Gelände aufzog, der sich "großer Beliebtheit" erfreut haben soll.

Die bereits im Verlauf weiter oben genutzte Methode, als Journalisten getarnte Agenten zur Erlangung von Informationen zu benutzen, vollzog man auch durch Sowjetstrukturen. Aufgrund der bei solchen als normal geltenden Tätigkeiten, "Informationsquellen" zu erschließen, wird von Außenstehenden nicht sofort Verdacht geschöpft, dass man "abgeschöpft" wird. Solche Personen traten z.B. im Rahmen von "Berichterstattern" auf und konnten Zugang zu Anlässen verschiedenster Art erhalten, wie zu Werk- und Firmenbesichtigungen. Angeworbene Journalisten, welche nicht zur "Einschleusung" im Vorfeld großartig für diesen Zweck aufgebaut wurden, wurden sehr oft dafür "in Anspruch genommen", nicht direkt Spionage zu betreiben, sondern um die politische Beeinflussung von Publikationsorganen zu vollziehen. Eine der genutzten Taktiken war, nicht offen wie somit direkt annehmbare anti-sowjetische Informationen zu verbreiten, sondern ggf. auch solche, um über den Wirkungskreis des Organs "bestimmte Dinge" hervortreten zu lassen, wie extremistische Tendenzen oder eine zu erzeugende Verunsicherung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung.

In Westdeutschland und anderen Ländern wurden dabei nicht nur Journalisten "umgedreht", mittels entsprechender Einwirkungen, sondern alle möglichen Leute die als Agenten Informationen für den Ostblock beschaffen sollten. Interessant erschien etwa die Möglichkeit, Leute in Westdeutschland, die in der DDR Verwandte hatten oder in anderen Ländern des Ostblocks, zu erpressen, dass bei einer Nicht-Kooperation diesen: "Nachteile" blühen könnten. In einem anderen Fall wurde bekannt, dass sich ein Flüchtling 100.000 DM hätte verdienen können, wenn er es schaffen würde, eine Bonner Beamtin zu heiraten. Neben solch romantisch erscheinenden "Maßnahmen" gesellten sich aber auch solche hinzu, dass Personen dazu angehalten wurden, bestimmte Personen ausfindig zu machen, die auf "Mordlisten" standen. Es gab zudem nicht nur "Flüchtlinge" die erpresst wurden und wirklich "Flüchtlinge" waren. Nicht selten gelangten gut ausgebildete und passend vorbereitete Agenten aus dem Ostblock über diese Schiene in den Westen. Manchmal sogar unter sehr spektakulären Umständen, wie, dass, um die gefälschte Agenda zu stützen, etwa der hektische Grenzübergang unter Eindruck der Verfolgung stattfand.

Weitere sehr langfristig angelegte "Unterfangen" von Agenten, die in westliche Länder eingeschleust wurden, waren derart gestrickt, dass ein später sich "verheiratendes Ehepaar" erst einmal getrennt war, um über Jahre hinweg jeweils für sich eine passende "Agenda" aufzubauen. Man lebte erst in dem einen Land, dann einige Jahre später zog man in ein weiteres, um dort ein "normales Leben" zu vollziehen, um dann irgendwann nach Südamerika zu gelangen, um wieder einige Jahre später "zufällig" z.B. in Deutschland anzukommen, um dort zu heiraten. Eine andere nützliche Methode schien gewesen zu sein, westliche und männliche, aber auch weibliche, "Objekte" ins Visier zu nehmen, um durch geschickte Vorauswahl, auch dank der Profilanalyse (Akten) von Personen, wie durch "Vorlieben" etc., "zufällige" Romanzen aufkommen zu lassen, die später in einer Beziehung oder Ehe münden sollten. Nicht selten fanden auf diese Weise Politiker, Wirtschaftsfunktionäre usw. ihr ungeahntes "Lebensglück".

Wollen wir uns an dieser Stelle aber lieber erst einmal anderen Gefilden zuwenden, um dem geneigten Leser nicht den Tag zu verderben. Die Überwachung von Hotels sollte, auch wegen gewisser Liebeleien, hier nicht unberücksichtigt bleiben. In Ostblock-Gegenden bezog man neben solchen Örtlichkeiten auch Pensionen mit ein, um ausländische Gäste "zu begutachten". In größeren Hotelanlagen war meist nicht weniger als ein hauptamtlich tätiger Organisator aktiv. Neben dem Portier und weiteren Hotelangestellten bildete sich so ein je nach Fall durchaus "dichtes Zuträger-Netz". Verhaltensweisen "ehrvoller Gäste" wurden notiert, aber auch die geführten Gespräche mit dem Zimmertelefon "erfasst". Aus den Gästebüchern, die regelmäßig abgeholt wurden, konnte entnommen werden, ob passende Personen dabei waren, in Abgleich weiterer Daten über diese, um sie anzuwerben oder aber auch um feststellen zu können, ob es sich um einen ausländischen Agenten handeln könnte. In Anbetracht solcher Maßnahmen erscheint der zu Sowjetzeiten forcierte Werbeslogan des KGB: "Tourismus, ein Weg für den Frieden" gleich unter einem gänzlich neuen Licht.

Neben der Möglichkeit, Individuen in Hotels „einzufangen“, gab es noch zahlreiche weitere, auch außerhalb des Einflussgebiets der kommunistischen Ostblockherrscher. Im Westen zog man frühzeitig unterschiedlichste Frontorganisationen hoch, ein bis heute hin beliebtes Agenten- und Informations-Reservoir. Zweck solcher Strukturen war nicht offen die Bewerbung des kommunistischen Systems, sondern man nahm generell eine nach außen gespiegelte "neutrale Position" ein, um eben als seriöse Organisation genügend Frischfleisch anzuziehen, aus dessen Reihen man sich wahlweise bedienen konnte. Die Führungsstruktur, so die Taktik der Sowjets, sollte möglichst Personen aus einem breiten gesellschaftlichen und politischen Spektrum mit einbeziehen. Zu der Überzeugung, solche Frontorganisationen hochzuziehen, war man gelangt, als festgestellt wurde, dass offen auftretende kommunistische keinen großen Zulauf fanden und diesen Organisationen somit kein Erfolg beschieden war. Bei den "seriösen Frontorganisationen" sollte insgesamt möglichst der Eindruck erweckt werden, es handele sich um politisch absolut "neutrale" Zusammenschlüsse, denen sich jeder ohne tiefere Bindung und Rücksicht auf seine politische und weltliche Anschauung anschließen kann.

Jene mit durch sowjetische Geheimdienste hintergelagert hochgezogene Strukturen zeichnete als "neutrale Organisationen" aus, dass zahlreiche Begrifflichkeiten wie "Frieden", "Christlich", "National", "Patriotisch" oder auch "Demokratisch" in ihrer Namensbezeichnung geführt wurden. Den eigentlichen Sinn und Zweck solcher "Zusammenschlüsse" hatte schon Willy Münzenberg zu seiner Zeit hervorgehoben, wonach man mit diesen und darin befindlichen "Kaderfunktionären" eine möglichst große "Masse" bewegen könne, ohne dass die "Bewegten" die ausgesteuerte Richtung erfassen würden. Organisatorische Figuren verlautbarten: Ein Uni-Professor, ein Schriftsteller oder auch ein ehemaliger General seien mehr für die "große Sache" wert, als Kommunisten, die sich von der Polizei zusammenschlagen lassen. Neues "Frischfleisch", welches man in solchen Organisationen einfing, werde damit geblendet, sich etwa: "kulturell", "fachlich", "wissenschaftlich" oder "idealistisch" einzubringen. Die "Sache", in welche man sich einbringe, sei immer eine "gute" Sache, gegen die niemand etwas haben wird. Innerhalb aufgebauter "Zellen" wurden ins Netz gegangene Individuen durch unauffällig raffinierte psychologische Einwirkungen nach und nach "entwickelt".

Zusätzliche Möglichkeiten, Informationen über Individuen, Wirtschaft und Co. an sämtlichen Ecken und Kanten zu sammeln, erscheinen anhand der bekanntgewordenen Fälle fast unendlich. An dieser Stelle sollen nun nicht die unzähligen Dinge alle abgehandelt werden. Doch neben Agenten, von kleinen Informationssammlern (z.B. in Banken, Anwaltskanzleien, lokale Polizei, Ämter etc.) bis hin zu großen Agenten mit entsprechendem Auftrag und Stellung (andere Geheimdienste, Militär, Parteien, etc.), wurden auch "normale" Dinge genutzt, wie Kreuzworträtsel (Adressen, Wissensstand) in Zeitungen, Kontaktanzeigen (man sei angeblich ultrareich, man solle sich beim "einsamen Millionär" melden), Kreditangebote (Datensammlung, ggf. Erpressungsmöglichkeit), gefälschte Stelleninserate zur Datenerlangung (Lebenslauf etc.), angebliche Umfragen, angebliche Gewinne, Kontakte zu bestimmten gesellschaftlichen Gruppen durch angepasste Werbung, Kontakte für Sammler (z.B. Briefmarken - die DDR-Stasi wollte hier etwa über einen gewissen Herrn Merkel im Westen Kontakte knüpfen, ohne dass die Opfer hätten mitbekommen sollen, dass sie in Wirklichkeit mit einem Geheimdienst "Marken tauschen") und so weiter und sofort.

Doch was sollte die ganze Datensammelei bewirken? Wie angemerkt ging und geht es um die Spionage in der Wirtschaft, um die Anwerbung von Agenten oder z.B. auch um militärische und soziologische "Aspekte". Um mit den Worten des Kommunisten-Führers "Lenin" auf dem Komintern-Kongress vom Juli 1921 zu sprechen: "Im Moment ist es unsere einzige Aufgabe und Strategie, stärker zu werden und, folglich, klüger, vernünftiger, opportunistischer. Je opportunistischer wir werden, desto früher werdet ihr wieder die Massen um euch versammeln. Wenn wir die Massen mit unserem vernünftigen Ansatz für uns gewonnen haben, werden wir offensive Taktiken anwenden, im wahrsten Sinne des Wortes". Hinter solchen "taktisierten" Anwendungsmöglichkeiten sollte stehen, die Stärkung der kommunistischen Welt unter "neuer Maske" und eines "neuen Denkens" umzusetzen, was einherginge mit der Schwächung westlicher Gesellschaften "von innen heraus". Notwendig sei entsprechend auch dafür gewesen, Horden an "Beeinflussungsagenten" überall dort zu "kultivieren", wo es für richtig befunden wird. Aufgezählt hatte man unter anderem: Bildungseinrichtungen, Medien, Politik, Literatur und Kunst. Nach und nach würde im Westen ein Klima mit "zersetzenden Folgeerscheinungen" entstehen, was dazu beitrüge, dort eine wahre "Kulturrevolution" herbeizuführen.

Handbücher für die Bereiche "Militär", "Gesellschaft" etc. - o.a. der Abteilung D (Desinformation) des KGB - füllten ganze Räume aus. Deren Abteilungsleiter Iwan Agajanz gab bekannt: "Wir müssen auch westliche Journalisten ständig dazu ermuntern, exakt das Gegenteil von dem zu schreiben, was wir eigentlich vorhaben". Was man auch vorgehabt haben könnte, zeigte sich im eigenen Land sehr gut. Politische Gegner der KPdSU wurden z.B. dem Feld der "politischen Psychiatrie" zugeführt. Deren Strukturen waren verbandelt mit der Fünften Hauptabteilung des KGB. Abweichler genossen in entsprechenden Einrichtungen einen durchaus "interessanten Alltag", im Rahmen der Zwangsbehandlungen, wie im Serbski-Institut oder den KGB-Anstalten von Leningrad, Kasan, Tschernjachowsk, Minsk, Dnjepropetrowsk, Orel, Poltawa oder Kiew. Neben solchen „aussortierten Leuten“, die sich selbst politisch in Abweichung der KPdSU engagieren wollten, vollzog man im Sowjetreich natürlich auch insgesamt eine umfangreiche Überwachung der Bürger. Dieses Netz der Überwachung diente z.B. in DDR-Gefilden dazu, vor der angeblichen "Verletzung der öffentlichen Ordnung und der Gesetze des sozialistischen Lebens" zu schützen.

Von einer Art oben benannter "Kulturrevolution" und "Neuem Denken" sprach bekanntlich schon der KGB-Mann und spätere Mauerfall-Star M. Gorbatschow. Dieser bewarb nach seiner KGB-Ausbildung und öffentlichem Auftreten im Westen die "Öffnung" und "Vereinigung", um nun die ganzen taktischen Manöver an dieser Stelle wegzulassen, welche den Eindruck erwecken sollten, man wollte "keine Wende" und Vereinigung Deutschlands. Derartige Schauspielereien und Maskeradenspiele hatten die Sowjets schon immer zu Täuschungszwecken vollzogen und nur weil etwa für "Historiker" auf irgendwelchen staatlichen Papieren etwas anderes steht, kann man sich nicht gleich sektiererisch dem widmen, nur weil es ja "offiziell" sei. Lenin meinte z.B., dass Verträge nichts weiter als kleine Fetzen Papier seien, die man im richtigen Moment zerreißen werde. Außerdem berichteten ranghohe Sowjet-Überläufer fast 10 Jahre bevor die Mauer gefallen war, dass dies geschehen könnte - es gehöre "zum Plan". Zu diesem gehörte dann offenbar auch die Konzeption des dynamischen sozialen Wandels, im Rahmen eines "Neuen Denkens". In seinem Buch "Umgestaltung und neues Denken für unser Land und für die ganze Welt" schrieb der frühzeitig im Sowjet-Apparat aufgestiegene Gorbatschow davon: "Die Perestroika ist ein revolutionärer Prozess, denn es handelt sich um einen Sprung nach vorn in der Entwicklung des Sozialismus, bei der Durchsetzung seiner Wesensmerkmale".

Wer nun den "Sprung nach vorn" in Maos "rotem China" im Hinterkopf hat, den D. Rockefeller in der New York Times als wichtiges "gesellschaftliches Experiment" beklatschte, könnte auf dem Pfad der Geächteten bzw. "Gerechten" wandeln. In welchem Maßstab der "Wandel" herbeigeführt werden müsse, damit es nicht zum Atomkrieg kommt, machte Gorbatschow auch kenntlich: "Vom Erfolg der Perestroika hängt das Schicksal des Sozialismus, hängt das Schicksal der Welt ab". Naja, im Rahmen der "Wende" sprangen narzisstische Geldeinsacker im Westen zumindest für einen nachfolgend anvisierten Zeitraum vor Glück in die Luft. Doch schon nach alter Lenin-Tradition hieß es: "Im Bestreben, den sowjetischen Markt zu erobern, werden die Kapitalisten der Welt und ihre Regierungen ihre Augen vor der sich abzeichnenden höheren Realität verschließen und daher zu taubstummen Blinden werden. Sie werden Kredite gewähren ... indem sie uns fehlende Materialien und Technologien zur Verfügung stellen, werden sie unsere Rüstungsindustrie wiederherstellen, die für unseren zukünftigen siegreichen Angriff auf unsere Lieferanten unverzichtbar ist. In anderen Worten, sie werden an der Vorbereitung ihres eigenen Selbstmordes arbeiten".

Mit dieser Art von Selbstmord zielte man natürlich auch auf die USA ab. Überläufer gaben frühzeitig richtigerweise bekannt, dass später etwa im Rahmen der kommunistischen Langfriststrategie der Verlust "alter Alliierter und der Verlust der Ölreserven" die "Rückkehr" der GUS (Russland usw.) und Chinas als stärkste Gegner zur Folge haben wird und damit ein irreversibler Wechsel im globalen Gleichgewicht der Kräfte stattfände. Die USA würden geschwächt und nach und nach isoliert werden - eine Konvergenz zwischen GUS und China auf der einen Seite und USA auf der anderen würde dann laut Anmerkungen von A. Golitsyn von Anfang der 1990er Jahre zu chinesisch-russischen Bedingungen ermöglicht. "Zu spät wird erkannt werden, dass es keine gleichwertige Reduzierung in der Schlagkraft und Effektivität der russischen und chinesischen Streitkräfte gegeben hat". Vorgespielte "Streitereien" zwischen Sowjets und China wurden von Golitsyn als "Scherenstrategie" beschrieben. Nicht verwundern sollte deshalb aus dem heutigen Blickwinkel, dass Russland und China unter anderem auch auf dem Gebiet der Pressezensur im Gleichschritt marschierten.

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China: Mao und seine Gehirnfürze

Schewardnadse, Sowjet-Planungen etc.

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