Deportationen in der Habsburgermonarchie der Frühen Neuzeit und ihr europäischer Kontext

Zwar sei die in diesem Band behandelte Geschichte der "Deportation" unter den Habsburgern als eine der europäischen Art zu sehen, doch zu einem "gewissen Grad" kann sie doch als Teil der "Globalgeschichte" verstanden werden - womit die im 18. Jahrhundert erreichte "Hochphase der Vernetzung und Interaktion" beschrieben wird. Es gab in der Vergangenheit verschiedene Veröffentlichungen zu diesem Thema, auch mit Blick über die "Habsburgmonarchie" hinaus. Gleiches stellt der Autor fest und merkt an, dass entsprechende Publikationen "so gut wie nie auf ein womöglich geschichtlich gewachsenes Gesamtsystem Bezug genommen" hätten. Bekanntere Beispiele aus der jüngeren Geschichte sind etwa die Praktiken der Nazis, Sowjets oder jene aus Rotchina. Fabulierrunden drehten sich in Kreisen "intellektueller Geister" meist um die nebulöse Frage, ob denn nun ein "Vergleich untereinander" statthaft sei, womit ggf. die Gefahr einer angeblichen "Relativierung" solcher Aktionen einschlagen würde. Von einer "Relativierung" kann natürlich nicht gesprochen werden, da bei allen Herrscherstrukturen Psychopathen am Runder waren und damit der "gemeinsame Nenner" feststeht - nähere Informationen dazu können z.B. im Buch "Politische Ponerologie - Eine Wissenschaft über das Wesen des Bösen und ihre Anwendung für politische Zwecke" von Andrzej M. Lobaczewski nachgelesen werden.
Das in dem Buch als Themenschwerpunkt behandelte Reich der Habsburger wird als der ehemals existierende "heterogene Länderkomplex" (je nach zeitlicher Macht kleiner oder größer werdend) des "habsburgischen Imperiums" beschrieben. Die zeitliche "Spanne" wird gezogen von den Regierungen, angeführt durch die berüchtigten narzisstischen Aristokraten: Karl V. aus dem Hause Habsburg, welcher in 1558 verstarb, über den Habsburger Ferdinand I. (bis 1564 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches), hin zu Joseph II. - welcher als Habsburg-Figur von 1765 bis 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war, vom Antritt des ungarisch-böhmischen Erbes bis hin zum Höhe- und Wendepunkt der "Aufklärung". Von wesentlicher Bedeutung ist die in dem Band als Hauptthema gewählte "Deportation". Die Definition lautet, so wie es manche sicherlich schon geahnt haben könnten: "Deportationen sind staatlich verordnete und planmäßig durchgeführte Zwangsverschickungen von ausgewählten Bevölkerungsgruppen unter Beiziehung militärischer Eskorten oder anderer Bewachungseinheiten von einem Ort A nach einem Ort B , wobei Letzterer unter Strafandrohung meist lebenslänglich nicht mehr verlassen werden darf. Sie dienen manchmal der Ahndung von tatsächlichen, vermeintlichen oder schier erfundenen Vergehen, manchmal der Beseitigung von unliebsamen Bevölkerungselementen, manchmal der Unterstützung von Kolonisationsbemühungen, meist sind alle drei Aspekte gleichzeitig vorhanden. Zwangsarbeit ist nicht notwendigerweise mit der Deportation verknüpft, besonders bei sozial ausgegrenzten Deportiertengruppen und Kriminellen spielt sie aber oft zusätzlich eine markante Rolle".
Im Querschnitt geht es in dem Buch: "Rückkehr unerwünscht - Deportationen in der Habsburgmonarchie der Frühen Neuzeit und ihr europäischer Kontext" einleitend um die: Deportationsgeschichte als Forschungsfeld, verwandte Strafformen und Vorläufer der Deportation oder auch um die "Besonderheit der Deportation". Nachfolgend geht es im zweiten Teil weiter mit dem zum Publikationsstand vorhandenen "Forschungsstand" und man bezieht etwa theoretische Diskussionen um die Deportationsunterfangen im 18. und 19. Jahrhundert mit ein. Wesentlich interessanter wird es dann im dritten Kapitel, wo man die "europäischen Deportationssysteme der frühen Neuzeit" unter die Lupe nimmt, wie in Portugal das Degredado-System, entsprechende Aktionen in Frankreich, die Verschleppung der Hugenotten, Deportationen während des Camisardenaufstands oder auch solche Einwirkungen in Spanien, wovon die Morsiken 1570 und 1609-1614 betroffen waren. Die berüchtigten Systeme in Russland spricht man genauso später an wie das noch berüchtigtere "Transportation"-System aus England. Daneben finden sich in diesem Kapitel unter anderem Abhandlungen über die Niederlande, Schweden und Dänemark oder auch über das Osmanische Reich. Auf das aristokratische System der Habsburger kommt man im vierten Teil zu sprechen und hier geht es in der Reihenfolge der Unterkapitel um die Anwendung der Deportation zur: Sozialdisziplinierung, Konfessionalisierung, Militarisierung, der "verschobene Kolonialismus" oder um die "Ethnisierung".
Wichtige Zielregionen der habsburgischen Deportationen waren: Das Banat (eine historische Region in Mitteleuropa), wozu auch die Experimente von Temesvar 1716–1740 behandelt werden und dann Siebenbürgen (oder Transsilvanien; ein historisches und geografisches Gebiet im südlichen Karpatenraum). Das nächste Kapitel dreht sich um "Trompeter an den Vormauern der Christenheit", also die "Ausschaffungen" der Uskoken von Senj. Und in einem weiteren dreht sich dann alles um die Transmigration (als: beschönigende Bezeichnung für zwangsweise durchgeführte Umsiedlungsprogramme) und deren "Ansichten einer Zwangsgemeinschaft". Besonders lesenswert erscheint dabei die "Phase II", also die: "Massendeportationen unter Maria Theresia". Im achten Teil geht es, um an dieser Stelle einige Kapitel mit jeweiligen Unterkapiteln zu überspringen, um den besonderen "Schwarmgeist der Intoleranz", man behandelt hier die Deisten und Israeliten in Böhmen. Andere Deportations-Maßnahmen kleineren Umfangs gab es 1750 z.B. durch den Aufstand in Sovinec (Mähren). Abgeschlossen wird das Buch u.a. mit "Deportation als Strafmittel" und blickt zur "Geburt der Moderne" auch allgemein auf: Rassismus, Kolonialismus, Genozid, Ethnische Säuberungen, Kriegsverbrechen und Totalitarismus.
Bei Interesse können Sie das Buch: "Rückkehr unerwünscht: Deportationen in der Habsburgermonarchie der Frühen Neuzeit und ihr europäischer Kontext" mit über 640 Seiten des Autors Stephan Steiner aus dem Verlag Böhlau Wien in der Ersten Auflage von 2014 unter der ISBN (978-3205794998) oder direkt über das Internet unter der folgenden Quelle beziehen:
Hier: Deportationen in der Habsburgermonarchie
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