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In stürmischen Zeiten, auch in der Politik Deutschlands, griffen zuletzt Individuen auf Vermutungen zurück, dass Personen des politischen Gegners schlicht auf alte Goebbels-Propaganda zurückgegriffen hätten, um ihre Ziele durchzusetzen. Seit einer Weile gibt es etwa gegen diverse Köpfe der Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) entsprechende Anmerkungen. Es soll an dieser Stelle nicht darum gehen, ob da nun etwas dran sein könnte oder nicht. Dass in der Politik aktive Personen sicherlich das eine oder andere Werk gelesen haben mögen, das auch Goebbels benutzte, um mit psychologischen Einwirkungen ggf. Erfolge für eine Partei erzielen zu können und es durch die angewandten Methoden teilweise wie unter anderem Merkmale der goebbelschen Propagandatechniken geben könnte, kann angenommen werden. Natürlich können die heutigen Zustände, etwa in der Bundesrepublik Deutschland, auf keinen Fall mit dem System und den äußeren wie inneren Zuständen von einst direkt verglichen werden, welche vor und mit der Machterlangung der National-Sozialisten einschlugen - auch wenn es heute hier und da, bei genauerer Betrachtung der Dinge, skurrile Vorstöße gewisser Kreise geben mag, die bei kritischeren Beobachtern Gesichtszuckungen hervorrufen könnten.
Wir wollen zu aktuellen politischen Sektierereien wie angedeutet keinen Beitrag leisten und unternehmen lieber einen kurzen Überblick auf das: Joseph Goebbels‘ NS-System - in welchem Goebbels, der sich mit Magda Quandt (geborene Behrend) verheiraten ließ - eine glühende Anhängerin des Nationalsozialismus, die Hauptrolle spielte. Der vorangenommene Nachname Quandt von Magda stand bekanntlich schon zu damaligen Zeiten in Verbindung mit sehr einflussreichen wie ebenso wohlhabenden Familienstrukturen, wie kürzlich etwa auch die britische "Daily Mail" anmerkte. In Deutschland wirkt der Geist des Goebbels selbst bis in die heutigen Tage nach, ebenfalls außerhalb von politischen Kaspereien. So hieß es in einem jüngeren Beispiel laut "Nordwest Zeitung" etwa, es wäre eine Klage vor dem bayerischen Landgericht von München wegen der Tantiemen aus einer Goebbels-Biografie forciert worden. Eine Verlagsgruppe müsse Auskunft darüber geben, in welcher Höhe sie durch entsprechende Buchverkäufe Geld eingenommen hat. Eine gewisse Frau Schacht habe die auf der verlinkten Quelle benannte Verlagsgesellschaft verklagt. Der Name "Schacht" steht in Verbindung mit der Person des: Hjalmar Schacht, einst deutscher Reichsbankpräsident und bis 1937 in Nazideutschland als Reichswirtschaftsminister eingesetzt. Ebenso war er Gründungsmitglied der Struktur: "Bank für Internationalen Zahlungsausgleich" (BIZ) von Basel.
Doch zurück zum Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda. Goebbels wurde frühzeitig durch unterschiedlichste Propagandisten beeinflusst. Eine dieser Figuren war der Brite Alfred Harmsworth, einigen besser bekannt geworden unter dem Namen "Lord Northcliffe". Im Rahmen des 1. Weltkrieges wurde dieser ein einflussreicher Kopf im "Crewe House", einer UK-Propaganda-Agentur die u.a. gegen das Deutsche Reich zu Felde zog. Der Lord meinte, die strategischen Fähigkeiten propagandistischer Einwirkungen auf den Feind seien nicht zu vernachlässigen, um den Willen des Gegners zu untergraben. Wer im 20. Jahrhundert als erfolgreicher Propagandist auftreten will, müsse, so seine Überlegungen, auch die Fähigkeit besitzen, die Gedanken und Gefühle "der Massen" intuitiv zu erfassen. An die "Ziele" gerichtete Nachrichten sollten einen fesselnden und anziehenden Charakter aufweisen. Der zu seiner Zeit einflussreiche Medienmogul Harmsworth leitete zusammen mit Herbert George Wells die Deutschlandabteilung des "Crewe House" und verbreitete nicht selten bizarre Lügenmärchen, was letztlich die Nazis unter Goebbels ausnutzten, um eigene angeleierte Psychoaktionen mit dem Hinweis aus der Welt zu wischen, die Briten hätten schon im Ersten Weltkrieg lauter verlogenen Firlefanz berichtet, was dazu beigetragen habe, Deutschland das Genick zu brechen.
Natürlich konnte der "Lord" nicht einfach einen Zauberstab schwingen, um die psychologischen Einwirkungen zu forcieren. Eines seiner Talente sei gewesen, auch wegen seiner kommerziellen Erfahrungen im Mediengeschäft, fähige Gruppen von Journalisten und anderen Experten zu organisieren und anzuleiten. Solche Strukturen der Alliierten zielten darauf ab, Personen der gegnerisch klassifizierten Armeen, etwa über die scheinbar hoffnungslos wirkende Situation, "aufzuklären". Gleichzeitig sollte jenen aber auch ein möglicher Ausweg aus der misslichen Lage aufgezeigt werden, wonach man, wenn der Krieg schnell beendet würde, einer neuen und besseren Welt entgegensehen könnte. Dies hatte im Ersten Weltkrieg offenbar "Eindruck" auf die deutschen militärischen Strukturen gemacht. Ihre Widerstandskraft wurde nicht nur physisch, sondern ebenso psychisch mehr und mehr untergraben - was dazu führte, letztlich um Frieden zu betteln. Der deutsche General Erich F.W. Ludendorff, der im Jahr 1923 am Hitlerputsch teilnahm, musste sich eingestehen, dass die Propaganda der Alliierten die Deutschen hypnotisierte, wie es die Schlange mit einem Kaninchen praktiziere.
Man zeigte sich also beeindruckt von den Methoden der Northcliffe und Co.-Propaganda. Neben solchen einflussreichen militärischen Köpfen des Deutschen Reichs gab es aber auch solche, die eine eher untergeordnete Rolle spielten, wie z.B. Paul Nikolaus Cossmann. Dieser war Mitbegründer und Herausgeber der sog. "Süddeutschen Monatshefte". Nach dem verlorenen Krieg entwickelte sich jenes Medium als wichtige psychologische Stütze speziell für Individuen aus dem süddeutschen Bürgertum. Man hielt in Beiträgen nicht nur an der "Dolchstoßlegende" fest, sondern wurde durch den mehr werdenden Publikationserfolg ein Wegbereiter zur Schaffung einer "bestimmten Atmosphäre", die sich später die National-Sozialisten leicht zunutze machen konnten. Die Herausgeber der Monatshefte hoben hervor, man müsse die Methoden der Propaganda der Northcliffe-Strukturen nicht nur nachahmen, sondern sie sogar noch übertreffen. Dieser Trieb, die Alliierten-Propaganda noch zu übertreffen, sollte bekanntlich später mit der Machterlangung der Nazis auf die Spitze getrieben werden. Vor allem Goebbels zeigte sich davon überzeugt, dass mit solchen Maßnahmen "große Dinge" erreichbar wären.
Dazu gehörte natürlich auch die fabulierte Schaffung des künftig passend formbaren Menschen einer heranzuzüchtenden Herrenrasse. Zu dieser konnte sich Goebbels als NS-Propagandaminister aber sicherlich nicht zählen, denn nicht nur seine psychologischen Defekte versperrten ihm den Weg etwas: "Besonderes" zu sein. Auch seine körperliche Missbildung, welche stets untergelagert seine psychologischen Gegebenheiten beeinflusste, machte ihn nicht gerade zu einem Musterexemplar eines "Ariers". Als kleines Kind soll Goebbels der Kinderlähmung erlegen sein. Das linke Bein war gelähmt und circa zehn Zentimeter kürzer als ausgerechnet das "rechte" Bein. Mit diesem körperlich auf die Goebbels-Psyche abstrahlenden Umstand verband ihn aber zumindest etwas zu einem anderen großen deutschen Herrscher, denn es sollte kein Geheimnis sein, dass Kaiser Wilhelm II. einen verkrüppelten Arm mit sich herumschleppen musste. Goebbels, der trotz seines Wahnsinns nicht unterschätzt werden sollte, verfasste aus seiner psychologischen Realität heraus zum Beispiel eine Schrift, die den schlicht wirkenden Titel: "Michael" trug. Darin hob er hervor, dass Liberalismus bedeute, an den "Mammon" zu glauben. Doch der Sozialismus sei der Glaube an die Arbeit.
Wie den sozialistischen Arbeitern müsse man auch allen anderen Menschen generell vorgeben, was sie zu tun und zu denken haben. Goebbels wuchs zwar in katholischen Zuständen auf, doch sah er die Kirche nicht unbedingt als Freund und Helfer an. Man solle für diese aber eine gewisse Zeit lang den Schein loyaler Zusammenarbeit mit dem NS-Regime aufrechterhalten. Doch nach einem Krieg sei es leicht, den Kirchen ihre materielle Grundlage zu nehmen, ihnen so also "das Rückgrat zu brechen". Interessant erscheint an der Person Goebbels, dass er vor seinem großen Aufstieg im NS-Apparat meinte, er sei insofern "Sozialist" gewesen, wonach er das Bürgertum, die Spießbürger, aber auch den satten wie selbstgefälligen "Mittelstand" verabscheute. Er zog es sogar vor, "lieber mit dem Bolschewismus", als mit dem Kapitalismus, unterzugehen. Lenin bezeichnete er als einen der "größten Männer der Weltgeschichte". Dieser hätte das russische Volk von den versklavenden Ketten des Zarismus befreien können. Später hieß es jedoch durch Goebbels in seinem Tagebucheintrag vom 15. Februar 1926: "Bolschewismus ist jüdische Macht" - außerdem müsse man Russland "beerben".
Um aber erst einmal Berlin erobern zu können, hatte sich der dort eingesetzte Gauleiter Goebbels im propagandistischen Rahmen warmlaufen dürfen. Zu den Techniken im "Kampf um Berlin" gehörte z.B. eine ausgeklügelte Mischung diverser Propagandawerbemaßnahmen, aber auch terroristische Akte schmückten das Programm aus. In seinem gleichnamigen Buch: "Kampf um Berlin" hieß es, dass die Organisation der Propagandaarbeit üppig ausfallen müsse: "Hier heißt es eine Versammlung zu beschützen, dort Plakate [zu] kleben, hier Flugzettel verteilen, dort Mitglieder werben, hier Abonnenten für [seine] Zeitung einsammeln, dort einen Redner an Ort und Stelle oder wieder sicher nach Hause bringen". Zum Schutztrupp wurden wilde Figuren der Berliner SA genutzt, die damals für Redner auf Kundgebungen eine Art Bodyguard mimen sollten, aber auch für andere nützlich erscheinende "Dinge" genutzt wurden. Nicht selten zettelte man mit politischen Gegnern großangelegte Massenschlägereien an. Der Berliner SA traten meist ungebildete, arbeitslose Personen bei, die gut "zupacken" sollten. Goebbels wollte diese aber nach und nach "umgeformt" sehen. Der typische SA-Mann müsse zu einem: "politischen Soldaten" werden.
Zu den geklebten Plakaten oder auf weiteren Propagandastücken war zu lesen: "Der bürgerliche Staat geht seinem Ende entgegen" oder auch: "Ein neues Deutschland muß geschmiedet werden, ein Deutschland der Arbeit und der Disziplin". Die SA-Elite werde natürlich auch dazu in der Lage sein, habe man erst die Straßen, die Massen und damit den Staat erobert, eine neue "Volksgemeinschaft" herauszubilden - welche eine neue, volksgenossenschaftlich organisierte deutsche Nation sein würde. Goebbels als späterer NS-Propagandaminister verstand schon zu seinen "Gauzeiten" in Berlin viel davon, wie mittels taktischer Arbeit nach und nach die Masse aufgewühlt werden könnte. Geklebte politische Werbeplakate sollten nicht "steif" wirken, sondern eine dynamische Sprache haben - dennoch nicht überladen sein. Mit wenig Mitteln könne man bei richtiger Anwendung große Erfolge erzielen und die Propaganda in ihrer zwar schlichten aber durchdringenden Art sollte keine hohen Ansprüche an die Intelligenz oder das Feingefühl der Menschen stellen. Auch Adolf Hitler erkannte frühzeitig, dass die Alliierten-Propaganda aus dem Ersten Weltkrieg primitiver Aufmachung gewesen sei und gute Wirkungen erzielt habe, was man selbst ausnutzen könnte.
In "Mein Kampf" führte er aus, dass weniger nüchterne Überlegungen, als gefühlsmäßige Empfindungen, das Denken und Handeln von Menschen bestimmen würden. Alle Propaganda solle sich auf wenig beschränken und dieses solle ewig wiederholt werden. Goebbels sah die psychologischen Mittel zur Manipulation von Individuen als tiefgreifende Möglichkeit der Volkslenkung an - die Methoden müssten jedoch beweglich und "geschmeidig" bleiben, und sich immer wieder einem besonderen Publikum anpassen können. Besonderen Wert legte er auf die Konstruktion von Stereotypen. Goebbels und weitere Autoren nutzten diese Methode auch in der Zeitung: "Der Angriff" aus - welche als Gauzeitung der Berliner NSDAP bis zur Auflösung der Partei bestand. Der bildhafte Aspekt von politischen Karikaturen bildete zu ihrer Publikationszeit eine attraktive Möglichkeit, den Lesern die Hirne zu vernebeln. Der NS-Propagandaminister Goebbels betonte: "Wer die Lacher auf seiner Seite hat, der hat bekanntlich immer recht". Die Publikation "Der Angriff" wurde vor der Machterlangung der Nazis teils äußerst aggressiv in Berlin von SA-Figuren unter anderem im Straßenverkauf beworben.
Im Vergleich zu den Zeiten vor dem Aufstieg der Nazi-Sekte wirkten diese propagandistischen Unterfangen eher noch harmlos, wenn der allgemeine Jargon von damals mitberücksichtigt wird. Nachdem später das "Dritte Reich" installiert war, zeigte sich, dass die Goebbels- und Co.-Strukturen im Rahmen der neuen wie umfänglichen Freiheiten ihre Psychopathie auf die Spitze treiben konnten. Es wurde ein umfangreich gestricktes System etabliert, um die Propaganda des Regimes über verschiedene Kanäle in die Hirne der Massen zu drücken. In diesem Zusammenhang sprach Goebbels klar aus, was er von der "Horde" denkt: "Das Volk ist als Masse weiblichen Geschlechts und verlangt eine feste, sichere Hand". Die NS-Persönlichkeit Goebbels wollte diese "feste Hand" natürlich offen zur Schau stellen und hielt nichts davon sie zu verstecken, wie es etwa Stalin und Napoleon zu tun pflegten. Im NS-System sollte die Indoktrinierung "umfänglich" einwirken, wozu ein ebenso komplex wirkendes Kontrollsystem mit unzähligen Verästelungen vonnöten war. Entsprechende Einrichtungen hatte man im zentralen wie im regionalen Bereich mit jeweils dazugehörigen Unterabteilungen ausgestattet.
Die Komplexität des Systems diente insbesondere dazu, in möglichst jeden Winkel des Reichs die Propaganda zu "verankern". Goebbels war der Auffassung, die Propaganda müsse allgegenwärtig sein, um damit stets die regimegenehme künstliche Meinung zu erzeugen. Die Lenkung des Volksdenkens könne genutzt werden, um die Reichsbürger in eine bestimmte Richtung zu steuern und sie unter Kontrolle zu halten. Damit diese Wirkung erzielt werden konnte, war es notwendig, die "öffentliche Stimmung" - z.B. auch durch Volksbefragungen - zu studieren. Goebbels gab seinen zuständigen Beamten zu verstehen, dass es von wesentlicher Bedeutung sei, die Volksstimmung fortwährend "abzutasten" - damit die Propaganda nicht ins Leere laufe. Ebenso wichtig wäre es, das Volk nicht nur zu überwachen, sondern auch zu "beschäftigen". Informationen sammelten etwa die über 30 Reichspropagandastellen, aber auch der SD (Sicherheitsdienst) von Himmler. Wenn gesammelte Informationen Hinweise enthielten, dass forcierte "Maßnahmen" nicht die erwünschte Wirkung im Volk hervorriefen, ging man im NS-Propagandaministerium dazu über, neue und "bessere" Argumente auszuarbeiten, um das Reichsvolk von der angeblichen "Notwendigkeit" zu überzeugen.
Einer der Tricks war gewesen, dass man durch das NS-Regime in der Propaganda behauptete, die zu ergreifenden "Maßnahmen", welche wichtig wären, seien vom "Volk" selbst ausgegangen; immer mehr Reichsbürger wollten diese bestimmte Politik durchgesetzt sehen. Weil die "Masse" dies will, entschlossen sich wohl nicht wenige dazu, ihre ggf. zuvor negative Haltung zu korrigieren - obwohl die Behauptung, die Masse sei dafür, schlicht gelogen war und letztlich wirklich eine Mehrheit dem jeweiligen Thema positiv gegenüberstand, weil jeder dachte, die meisten würden es ja auch so sehen. Besonders auch wegen dem Aufkommen des Rundfunks hatten solche "Einwirkungen" großen Erfolg. Die technische Entwicklung der Massenmedien, neben dem Rundfunk zudem die unter strenger Kontrolle befindliche Tagespresse, oder Wochenzeitungen, Bücher und Filme, lieferten der NS-Sekte insgesamt die Möglichkeit: eine gewisse "Allgegenwärtigkeit" aufzubauen und stets am "Puls" des "Volkswillens" zu bleiben. Goebbels neigte z.B. wie Stalin dazu, zu denken, man könne der "Masse" generell nicht vertrauen, weshalb der ganze lenkende Hokuspokus notwendig sei, um "klare Verhältnisse" zu schaffen.
Im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda von Goebbels stellte die Abteilung II so etwas wie den Mittelpfeiler dar. Diese kümmerte sich unter anderem auch um den "Sport", um etwa Sportler in ausländischen Gefilden zu überwachen. Die schlagkräftige Abteilung Rundfunk (III) sollte mit dazu genutzt werden, eine ideologische Vereinheitlichung der Bevölkerungen im Norden, Osten, Süden und Westen zu vollziehen. In der Abteilung IX (Bildende Kunst) kümmerte man sich derweil darum, auch "moderne dekadente" Strömungen in der Malerei zu beseitigen. Mit der Abteilung X (Musik) zielte man darauf ab, regimegenehme Töne zuzulassen oder entgegengesetzt wirkende zu verbieten, wofür die Reichsmusikprüfstelle zuständig war. Neben diesen Abteilungen gab es natürlich auch eine mit dem Kürzel V, die für "Filme" zuständig war - unerwünschte sollten nach Prüfung unterdrückt werden, um den guten Volkswillen nicht zu beflecken. Durch das Reichsfilmgesetz vom Februar des Jahres 1934 wurde die deutsche Prüfstelle etabliert, damit so dann die fertiggestellten Filme auf ihre Eignung hin bewertet werden konnten. Neben Goebbels bezeichnete "der Führer" Adolf Hitler das Filmwesen als ein wichtiges Propaganda-Werkzeug.
Wo Rundfunk, Film und Musik unter permanenter Kontrolle standen, sollte es nicht verwundern, dass Publikationen in Schriftform ebenso mit einbezogen wurden. Die Abteilung VIII (Schrifttum) wurde unter anderem mit der "ehrvollen Aufgabe" bedacht, Verbreitungsverbote des schädlichen und unerwünschten Schrifttums zu verhängen. Von härterer Behandlung ausgenommen waren u.a. aber Publikationen oberer Parteibonzen wie "Das schwarze Korps" oder "Der Stürmer". Wer anhand dieser ganzen Kontrollmechanismen nun dachte, wenigstens im Theater Zuflucht zu finden, hatte diese Rechnung aber ohne die Abteilung VI (Theater) gemacht. Dieser oblag z.B. die Aufsicht über die Wagner-Festspiele von Bayreuth. An Direktoren und Produzenten wurden Anweisungen geschickt, wie eine Aufführung ausfallen soll. Die tausend Augen des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda blickten also überall hinein und bestimmten mit. Es sei für "alle Aufgaben der geistigen Einwirkung auf die Nation, der Werbung für Staat, Kultur und Wirtschaft, der Unterrichtung der in- und ausländischen Öffentlichkeit über sie und der Verwaltung aller diesen Zwecken dienenden Einrichtungen" zuständig gewesen.
In Nazideutschland zwang man Maler, Schriftsteller, Musiker, Bildhauer, Film- und Theaterschauspieler aber u.a. auch Journalisten dazu, einer jeweiligen "Kammer" anzugehören. Ende 1933 etablierte man die "Reichskulturkammer" über eine Verordnung. Hinzu kamen auch bei jener Struktur die Einzelkammern, um etwa die passenden Arbeitsbedingungen festlegen zu können. Weil die Kammerzugehörigkeit zwingend war, sollte es nicht verwundern, dass, aus welchen aus der Luft gegriffenen Gründen auch immer, für "einige Personen" das vor der Machterlangung der Nazis gefrönte Leben vorbei war. Die in Frage kommenden Personen, welche einer Kammer beitreten könnten, mussten stets eine nach Vorgaben zu erfüllende "Zuverlässigkeit" und "Eignung" besitzen. Wer trotzdem Berufe ausübte, ohne Mitglied einer Kammer zu sein, konnte mit bis zu 100.000 Reichsmark Geldstrafe belegt werden. Die deutschen Polizeibehörden wurden übrigens verpflichtet, dortige Individuen äfften gerne die "höheren Vorgaben" nach, die z.B. von der Reichskulturkammer oder halt den jeweils einzelnen Kammern vorgegebenen "Maßnahmen" auf Anordnung durchzusetzen, um das Reichswohl nicht zu gefährden.
Eine wichtige Aufgabe der Kulturkammer sei gewesen: "Entjudung des deutschen Kulturlebens". Wegen der "Durchsetzungsmaßnahmen" soll es auch zu Todesfällen gekommen sein. Womit wir bei der Reichsschrifttumskammer sind. Vor der Gründung dieser Kammer vollzog man, so gesehen als feierliches Ritual, die berüchtigte Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933. Die Zensur von Büchern hatte damals aber nicht diese Kammer vollzogen, welche jedoch "Schwarze Listen" mit verbotener Literatur herausgab - die von der Gestapo (Geheime Staatspolizei) konfisziert werden konnte, sondern die dem Goebbels-Propagandaministerium direkt unterstellte "Reichsschrifttumsstelle". Eine andere Kammer nannte sich: "Reichstheaterkammer" und war eben für diesen Bereich zuständig. Dann die "Reichsmusikkammer, der auch die deutsche STAGMA (siehe: GEMA) angehörte - eine staatlich genehmigte Nazi-Gesellschaft zur Verwertung musikalischer Urheberrechte. Die "Reichsfilmkammer" sollte an dieser Stelle nicht vergessen werden, um die Filmwirtschaft unter "Kontrolle" zu halten - wobei der Abteilung X die Aufgabe zufiel, auch für Kultur- und Schülerfilme Propaganda zu machen. Weitere Kammern waren die "Reichskammer der Bildenden Künste", die "Reichsrundfunkkammer" oder auch die "Reichspressekammer".
Wo das Wort "Presse" fällt, ist das Wort "Journalisten" nicht weit. Dass sich diese strikt unter die Vorgaben der Nazi-Sekte einreihen mussten, und nicht wenige dies offenbar auch gerne taten, sollte keine Überraschung sein. Jene, die nicht vollends "überzeugte" Regimenachäffer waren, wurden natürlich in einer Bandbreite von relativ mild bis hin zu relativ tot behandelt. Nicht selten wurde offen milder und stetig einwirkender Druck ausgeübt. Auf einer täglichen Pressekonferenz meinte Hans Georg Fritzsche, der verschiedene Funktionen im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda bekleidete, am 3. Juni des Jahres 1939: "Sie werden in ihrer eigenen Arbeit nicht gehindert, sondern gefördert werden. Sie werden vor Fehlern bewahrt, die für beide Seiten schmerzlich sein würden". Unverschlüsselt übersetzt bedeutet das so viel wie, Journalisten, welche die Regimevorgaben nicht einhalten, würden ohne Erbarmen zur Verantwortung gezogen. Veranstaltete Pressekonferenzen zeichnete aus, dass generell nur abgesprochene Fragen erörtert werden durften - wer sich nicht daran hielt, wurde aussortiert oder hatte ggf. auch mit noch weitreichenderen Folgen zu rechnen. Davon waren jedoch nicht nur einheimische Journalisten betroffen, gerade auch auf Korrespondenten aus dem Ausland sah man es ab, da die im Reich lebenden sowieso innere Hemmungen hatten, sich unter dem Druck freier zu entfalten.
Unterschwellig machte man Journalisten stets klar, dass es nicht gut sei, gegen den Strom zu schwimmen und das Regime von einer nicht positiven Seite zu beleuchten. Die im Reich tätigen Auslandskorrespondenten konnten aber nicht einfach so offen "aktiv" werden, sondern das NS-Regime musste dies natürlich abnicken - womit bereits vorausgesiebt wurde, um die wirklich "wilden Hunde" fernzuhalten. Im NS-Staat tätige ausländische Personen mussten als Journalisten generell ein hohes Maß an Integrität vorweisen - aber auch dann gab es immer wieder Druckmaßnahmen, auf direktem oder indirektem Wege, durch das Propagandaministerium oder durch Strukturen des deutschen Auswärtigen Amtes. Der Druck fiel je nach Person verschiedenartig aus und reichte von Bestechungsversuchen über Schmeicheleien, bis hin zu Erpressungsmanövern oder anderen Methoden der Einschüchterung. Einige bestochene Journalisten aus dem Ausland bekamen Gelder unter anderem durch Strukturen des Auswärtigen Amtes, des Propagandaministeriums oder auch von Figuren des Kartells IG Farben. Sich besonders positiv, dem NS-Regime also unterwürfig zeigende Auslandskorrespondenten erhielten Sonderbevorzugungen und konnten z.B. auf Interviews, Sonderreisen oder Vorabinformationen hoffen. Aber auch jene waren nicht davor sicher, von der Gestapo bespitzelt zu werden, wobei etwa ihre Telefone verwanzt wurden.
Bevor es im NS-Reich richtig zur Sache ging, schlug Goebbels noch sanfte Töne an und behauptete sogar, das "hohe Amt" der Presse hätte gegenüber der Gemeinschaft eine große Verantwortung. Dies diente in den ersten Jahren nach der Machterlangung offenbar auch dazu, dem Ausland vorzuspiegeln, dass von Deutschland keine Gefahr mehr ausgeht. Man sei nun zu einer neuen Form der Demokratie mutiert, der Staat regiere im Sinne des Volkes. In kürzester Zeit sei es gelungen, dieses am Boden liegende Volk, welches angeblich von einem lähmend wirkenden Pessimismus befallen war, zurück in richtige Bahnen zu lenken und ihm Selbstvertrauen und Lebensbejahung einzuflößen. Durch diese erlangte Stärke sei Deutschland nun dazu in die Lage versetzt, als Schutzwall Europas zu fungieren. Zur "frohlockenden" Propaganda nutzte man aber nicht nur die stetig einwirkenden Berieselungen über tägliche Einzelmeldungen, um den psychologischen Kontrast zu formen, nun wäre ein neues friedliches Zeitalter angebrochen. Ebenso schreckte man nicht davor zurück, Großereignisse wie die Olympischen Spiele nach allen Methoden propagandistischer Kunst auszunutzen. Diese Propaganda wurde neben der tragenden medialen Einwirkung auch in kleineren Kreisen vollzogen.
Zu einer illustren und vor Narzissten berstenden Feierlichkeit lud der Herr Propagandaminister Goebbels Besucher auf die sog. "Pfaueninsel" ein - welche einst durch den König Friedrich Wilhelm II. aus dem Adelshaus der Hohenzollern, dem Neffen und Nachfolger Friedrichs des Großen - König von Preußen sowie Kurfürst von Brandenburg, zu neuem Leben erweckt worden war. Goebbels lud zu der elitären Feierlichkeit - im Rahmen der ausgetragenen Olympischen Spiele in Deutschland - Promis aus zahlreichen Ländern ein, worunter sich z.B. Generäle, Admirale, deutsche Fürsten, Sänger, Politiker, Schriftsteller oder auch Journalisten befanden. Illuminiert wurden diese Figuren durch ein besonderes Programm. In sektenähnlichen Unterfangen zogen bei eintretender Dunkelheit Tänzerinnen im Rokokostil gekleidet ihre Kreise und trugen lodernde Fackeln in ihren Händen. Aber nicht nur diese Lichtquellen standen im Rahmen besonderer Einlagen zur Verfügung. Der gesamte Park der Insel war "strahlend illuminiert". An Baumkronen angebrachte Lichter trugen die Form von Schmetterlingen. Prunkvolle Tänze vollzog man im "griechischen Stil" und nachdem "einige Tropfen" edler Flüssigkeiten die skurril anmutende Meute gestillt hatten, sollen aus so manch dunklerer Ecke auf der Insel unzweideutige Geräusche das nächtliche Ambiente abgerundet haben.
Auf solch pompöse Veranstaltungen wurden natürlich nur ausgewählte Journalisten eingeladen, was sicherlich solche Personen auch aus dem Ausland verärgert hatte – die dem ganzen Flimflam kritisch gegenüberstanden. Zum Beispiel die US-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin Dorothy Thompson, welche im Frühjahr des Jahres 1932 im Hotel Kaiserhof in Berlin ein schwieriges Interview mit Adolf Hitler führte, schrieb in einem ihrer zahlreichen Artikel für die New York Herald Tribune Ende Mai 1940 darüber, dass über das NS-Reich eine Art "Zollunion" geschaffen werden soll. Dieses "Planungsvorhaben" wäre dazu geeignet eine Großraumplanwirtschaft zu etablieren. Man setze auf eine politische Macht, die der wirtschaftlichen nachfolgt. Dies würde dazu führen, dass später keine Nation der vereinigten Staaten in Europa mehr in diesem System die Kontrolle über ihre Zölle hätte und außerdem beziehe es mit ein, dass die Beteiligten ihr eigenes finanzielles und wirtschaftliches System nicht mehr voll kontrollieren könnten, zum Beispiel wegen der "gemeinschaftlichen" Ausgestaltung neuer Besteuerungsmechanismen. Informationsmäßig könnte in diesem "Großraum", des eigenen Schutzes wegen, nach und nach damit gerechnet werden, dass auch Zensurorgien einschlagen, was z.B. unter dem Deckmantel eines allgemeinen Schutzes von Kulturgütern geschehen könnte.
Offenbar sollten Thompson und andere dem NS-Regime kritisch eingestellte Beobachter nicht falsch liegen, wie sich später herausstellte. Der Reichswirtschaftsminister Walther Funk, einst auch Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, und weitere ranghohe Nazi-Vertreter meinten in den 1942 publizierten Aufsätzen zur: "Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft", eine Zollunion solle außerdem mit einer gemeinsamen Währung ausgeschmückt werden, was natürlich die zentrale Angleichung der Wechselkurse beinhalte. Damit das neue Megareich in vollem Glanze erstrahlen kann, müsse man wohl aber erst aus Ruinen auferstehen, wie der Phoenix aus der Asche steigen. Funk: "Das wirtschaftliche Gesicht des neuen Europas, so wie es sich im Feuer dieses Weltkrieges formt, wird ... wesensbestimmende Züge tragen: Gemeinschaftsarbeit und Wirtschaftsfreiheit ... Die autoritären Regierungen Deutschlands und Italiens gaben als Erste ihren Völkern den Auftrag, alle Kräfte in freiwilliger Zusammenarbeit unter staatlicher (!) Direktive für das Gemeinwohl einzusetzen. Sie schützten ihre Wirtschaft auch als Erste vor der Ausbeutung durch [die] internationale[n] Finanzmärkte".
Derartige Ansichten wurden z.B. auch durch einen getätigten Aktenvermerk der Reichskanzlei für den Reichsminister Hans Heinrich Lammers - war ein deutscher Richter, Verwaltungsjurist und Ministerialbeamter - vom 9. Juli des Jahres 1940 unterstrichen. Der Aktenvermerk basierte auf den Überlegungen des SS-Oberführers Gustav Schlotterer - ein promovierter deutscher Wirtschaftsredakteur und einer der führenden Mitarbeiter im Reichswirtschaftsministerium und im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete während des Zweiten Weltkriegs - und des Carl-Zeiss Managers Karl Albrecht. Es konnte das Vorhaben für eine wirtschaftliche Neuordnung Europas nach dem Krieg abgelesen werden. Unter anderem wurden auch eine europäische Industriepolitik und ein "Großwirtschaftsraum Europa" ohne Zölle vorgeschlagen. Der NS-Außenminister Joachim von Ribbentrop - zum Tod durch den Strang verurteilt und am 16. Oktober 1946 hingerichtet - meinte außerdem, es solle ein "Europäischer Staatenbund" gegründet werden. Zunächst würden die Staaten Deutschland, Italien, Frankreich, Dänemark, Norwegen, Finnland, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Serbien, Griechenland und Spanien für diesen in Betracht kommen können.
"Die im Europäischen Staatenbund vereinten Nationen werden die Interessen Europas nach jeder Richtung gemeinsam wahren und den europäischen Kontinent gegen äußere Feinde verteidigen". Das neu zu formende europäische Wirtschaftssystem würde von den Mitgliedern des Staatenbundes nach gemeinsamer und einheitlicher Planung gestaltet. "Alle Einzelheiten der Organisierung des Europäischen Staatenbundes werden in einer Bundesakte festgelegt [...] zu deren Beratung Bevollmächtigte aller beteiligten Regierungen nach Beendigung des Kriegs zusammentreten werden". Der NS-Genosse Gustav Koenig hob hervor: "Vor uns liegt die Schaffung einer europäischen Gemeinschaft ... Ich bin von einem dauerhaften Bestand einer solchen Gemeinschaft nach dem Krieg überzeugt". Entsprechend den Worten des Geschichtswissenschaftlers und Anwalts ehemaliger jüdischer Zwangsarbeiter, Dr. Michael Pinto-Duschinsky, wurde Jahre später dargestellt: "Für viele dem Nazi-Regime nahestehende Industrielle wurde Europa zu einer Plattform deutschnationaler Interessen zur Weiterführung nach dem Sieg über Hitler ... Das kontinuierliche Wachstum der deutschen Wirtschaft und der des Nachkriegs-Europas ist hierfür ein Zeichen. Einige der nationalsozialistischen Wirtschaftsführer wurden zu Architekten der Europäischen Union".
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