Buch: Heiliger Krieg - Made in Germany


Deutschland und der Heilige Krieg

Der niederländische Autor Christiaan Snouck Hurgronje, welcher in 1936 verstorben war, ging in seinem Werk "The Holy War - Made in Germany" (Der Heilige Krieg - Gemacht in Deutschland) von 1915 (G. P. Putnams Sons, The Knickerbocker Press) davon aus, dass deutsche Reichsstrukturen in besonderer Weise den "Dschihad" nutzen wollten, um destabilisierende Wirkungen zu entfalten. Derartige Taktiken sind dabei nichts Neues und wurden oder werden auch von anderen Akteuren genutzt. Kurz könnte man es so beschreiben, dass z.B. eine bestimmte Ideologie gefördert wird, um diese in einschlägigen Szenarien für eigene Zwecke auszunutzen. Bestimmte Bevölkerungsanteile in einem Land könnten als "Sollbruchstelle" benutzt werden.

Hurgronje, ebenfalls Mitglied der "Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften", galt zu seiner Zeit als ein angesehener Arabist und Islamwissenschaftler, er weilte z.B. Ende des 19. Jahrhunderts aber auch unter falscher Identität in Mekka, wo er noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts über den dortigen Sklavenmarkt berichtete. Er betrachtete die Ausrufung des "Heiligen Krieges" allgemein als einen Rückfall in das Mittelalter. Beeinflusst wurden von ihm z.B. militärische Köpfe wie der niederländische Offizier und Militärschriftsteller Klaas van der Maaten. Aber auch der Islamwissenschaftler Arent Jan Wensinck, der Theologe Herman Bavinck oder der niederländische Orientalist und Politiker Bertram Schrieke sollen mit Hurgronje in Kontakt gekommen sein. Zusammen mit Theodor Nöldeke und Ignaz Goldziher gilt er als Begründer der "modernen Islamwissenschaft".

Christiaan Snouck Hurgronjes: "The Holy War - Made in Germany" (als historische Reproduktion) kann in englischer Sprache bezogen werden. Das Buch umfasst in der vorliegenden Auflage rund 90 Seiten und steht über der ISBN (978-1110474813) oder direkt online beziehbar unter nächstangeführter Quelle zum Erwerb zur Verfügung:

Buch: The Holy War Made in Germany

Die Publikation von Hurgronje in englischer Sprache kann aus heutiger Sicht als ein wichtiger Baustein zur Thematik angesehen werden. Eine wesentlich neuere Veröffentlichung, die sich mit der deutschen Islampolitik beschäftigt, stammt vom Autor Wolfgang G. Schwanitz. Es wird die Frage aufgeworfen, ob denn nun Hurgronje mit seinem Vorwurf richtig gelegen hätte, dass Berlin im Rahmen des 1. Weltkrieges "zum Djihad aufrief"? In der Veröffentlichung: "Djihad Made in Germany: Deutsche Islampolitik im 19. und 20. Jahrhundert" heißt es in der Beschreibung, dass Kaiser Wilhelm II., wie später auch Adolf Hitler, die Muslime schlicht für eigene Planungen ausnutzen wollte. Durch die besondere: "Djihadisierung des Islams" wollte man wohl nicht direkt offen erkennbar sein, wer denn nun wirklich hinter den theoretisch angedachten Umwälzungen stünde. Das angemerkte Buch in der Ersten Auflage von Schwanitz kann ggf. unter der ISBN 978-3896265289 bezogen werden.

Eine andere Veröffentlichung des gleichen Autors ist die in Erster Auflage erschienene unter dem Titel: "Islam in Europa, Revolten in Mittelost - Islamismus und Genozid von Wilhelm II. und Enver Pascha über Hitler und al-Husaini bis Arafat, Usama Bin Ladin und Ahmadinejad sowie Gespräche mit Bernard Lewis". Wie in "Djihad Made in Germany" geht man hier u.a. auf die Thematik ein, wonach einst deutsche "Einwirkungen" dazu hätten führen sollen, destabilisierende Tendenzen heraufziehen zu lassen - im Rahmen des: "Heiligen Krieges". Die Publikation kann mit über 783 Seiten aus dem trafo Verlag unter der ISBN (978-3864640186) oder direkt über das Internet unter der folgenden Quelle bezogen werden:

Hier: Islam in Europa, Revolten in Mittelost

Für das Deutsche Reich spielte der Orient in den strategischen Planungen eine wichtige Rolle. Die Reichs- und Heeresleitung wollten mit der besonderen Strategie - der "Revolutionierung" - die unter der Herrschaft der Entente-Mächte stehenden entsprechenden Bevölkerungsgruppen aufwiegeln. Speziell zielte man auch darauf ab, die Disziplin und Fahnentreue von kolonialen Truppen zu erschüttern. Muslimische Soldaten und Offiziere würde man zum Übertritt auf die Seite der Mittelmächte bewegen können. Mit der Propagierung des: "Heiligen Krieges" erzielte man damals aber letztlich nur geringe Erfolge. Die islamischen Völker beachteten ihn kaum, auch wenn er vom türkischen Sultan erklärt worden sei. Die für die Zwecke nützlich erscheinende Propagandaarbeit wurde von deutschen Strukturen durch eine etablierte: Nachrichtenstelle für den Orient (NfO) koordiniert und auch weitgehend betrieben.

Von den nicht wenigen Propagandastellen unter deutscher Kontrolle soll Aufzeichnungen zufolge die NfO, speziell wegen ihrer monopolähnlichen Stellung für Propaganda im Nahen Osten, eine "exponierte Stellung" eingenommen haben. Sie wurde rückblickend im September 1914 von der "Politischen Abteilung" des deutschen Auswärtigen Amtes ins Leben gerufen. Der erste Leiter dieser Struktur (NfO) war ihr Initiator Max von Oppenheim, also der Autor u.a. von: "Denkschrift betreffend die Revolutionierung der islamischen Gebiete unserer Feinde". Max, ein Sohn des berüchtigten Bankchefs Albert von Oppenheim (dessen Frau Paula als Tochter eines Kölner Patriziergeschlechts, eine geborene Engels, gewesen sei), folgten in dieser Stellung die Personen Karl E. Schabinger von Schowingen, ein deutscher Diplomat und Orientalist, und Eugen Mittwoch, einst Begründer der modernen Islamwissenschaften in Deutschland.

Oppenheims ursprünglicher Plan zielte theoretisch darauf ab, mittels einer angedachten, weltweiten islamischen Erhebung die Destabilisierung der Kolonien des Feindes zu erreichen. In der benannten: "Gedenkschrift" hieß es unter anderem: "In erster Linie haben wir gegenwärtig an unsere Selbstverteidigung [Anm.: Erster Weltkrieg] zu denken, den Islam für uns auszunutzen und diesen nach Kräften zu stärken". Die Bank "Oppenheim" gehörte bekanntlich auch zum Konsortium der Deutschen Orientbank (DOB) und sie war eine der führenden Auslandsbanken des Deutschen Reiches. Zur Orientbank kann ggf. vom Autor Schwanitz auch das Buch: "Gold, Bankiers und Diplomaten: Zur Geschichte der Deutschen Orientbank 1906-1946" gelesen werden. Die "Oppenheim"-Bank soll z.B. an Finanzierungen der Eisenbahn für die deutschen Kolonien in China oder auch in Planungen für das Großprojekt "Bagdad-Bahn" involviert gewesen sein.

Ausarbeitungen des Max von Oppenheim wurden seit Mitte der 1890er Jahre erstellt, mit den Perspektiven, welche man mit einem möglichen Bündnis der Türkei bzw. dem Islam erreichen könnte. Neben Oppenheim gab es natürlich in den Jahren bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges noch weitere Figuren, die entsprechende "Dinge ins Visier" nahmen. Im Rahmen der Strategie des "Heiligen Krieges" meinte der deutsche Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Gottlieb von Jagow, in seinen Instruktionen an den deutschen Botschafter in Konstantinopel, Hans von Wagenheim: "Da mit Englands Eingreifen gegen uns gerechnet werden muss, bitte Erforderliches vorbereiten damit, ... mohammedanische Parole in die englischen Kolonien besonders nach Indien geworfen wird. Revolutionierung des Kaukasus wäre erwünscht". In Moscheen und in speziellen "islamischen Schulen" sollten deutsche Berater, natürlich möglichst verdeckt, mit militanten Muslim-Bruderschaften zusammenarbeiten. Es sollten Terroristen ausgebildet werden, zum Beispiel: um die "Ölfelder von Baku in Brand zu setzen".

In den beiden Jahrzehnten vor 1914 traten Gestalten aus militärischen Strukturen und der Politik mit Ideen an die Öffentlichkeit, wie der "islamische Fanatismus" in einem kommenden europäischen Krieg zum Vorteil Deutschlands ausgenutzt werden könnte. Diverse Expeditionen des Oskar von Niedermayer (war ein deutscher Offizier und zuletzt Generalmajor im Zweiten Weltkrieg) und des Werner Otto von Hentig (war ein deutscher Diplomat und sogar späterer Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Indonesien) nach Afghanistan oder die Expedition der Person Fritz Klein in Persien, die Expedition des Othmar Freiherr von Stotzingen z.B. in den Jemen, die Mission von Otto Mannesmann ins Maghreb, die Mission des Leo Frobenius (ein deutscher Ethnologe) in den Sudan usw. dienten ganz offensichtlich der Aufwiegelung der islamischen Welt.

Andere interessante Bücher:

Nazis, Islamists, and the Making of the Modern Middle East (2014)

Lawrence von Arabien: und die Neugestaltung des Nahen Osten (Murtaza)

Dschihad für den deutschen Kaiser (Ares)

Mohammed, die Kreuzritter und der 11. September (Knopp u.a.)

Das Dschihadsystem: Wie der Islam funktioniert (2010)

Die Globalisierung des islamistischen Terrorismus (Steinberg u.a.)

Terrorbasis Deutschland (Thamm)

Der Kampf des Hauses Habsburg gegen die... (Kouril)

  
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