Gold, Bankiers und Diplomaten: Zur Geschichte der Deutschen Orientbank 1906-1946

In "Gold, Bankiers und Diplomaten" geht es um teils durchaus nebulös erscheinende Aktivitäten der Deutschen Orient-Bank, welche im Nahen Osten auch während der Hochphase Nazideutschlands aktiv gewesen sei. Ursprünglich etabliert wurde das Konstrukt Anfang des 20. Jahrhunderts durch Strukturen der Dresdner Bank, woran Personen teilnahmen wie der deutsche Bankier und Sammler islamischer Kunst Herbert M. Gutmann und sein Vater Eugen, 1872-1920 Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank - später Referenzbank der SS. Daneben war auch die 1881 in Berlin gegründete Nationalbank für Deutschland, später aufgegangen in der 1922 gegründeten Danat-Bank, und der A. Schaaffhausen’sche Bankverein beteiligt, welcher in der Urstruktur auf das 1791 gegründete Handelshaus Abraham Schaaffhausen zurückzuführen ist. Allgemein angemerkt werden kann, dass es neben dieser deutschen Auslandsbank noch weitere in anderen Ländern gab, wie zum Beispiel die Deutsche Überseeische Bank, die Deutsch-Asiatische Bank, die Bank für Chile, die Brasilianische Bank für Deutschland oder etwa wie u.a. die Deutsche Palästinabank. Auch andere Player, wie britische, zogen z.B. in Ägypten eigene Systeme hoch.
Hinter der Gründung der Deutschen Orient-Bank stand eigentlich der Versuch des Deutschen Kaiserreiches, den eigenen Einfluss in der Region "Naher Osten" auszuweiten. Der Autor des Buches "Gold, Bankiers und Diplomaten" geht aber im Rahmen der Ausarbeitungen z.B. auch auf spätere Goldplünderungen durch Nazi-Strukturen und die transformierte Rolle der Auslandsbank ein. Das Buch wirft weiterhin ein interessantes Licht auf die Aktivitäten des Großmuftis Mohammed Amin al-Husseini - welcher z.B. das Amt der Präsidentschaft des obersten islamischen Rates bekleidete, wie zudem auf damals vollzogene "wirtschaftliche Vernetzungen". Aber auch die Aktivitäten der Deutschen Orient-Bank in der Türkei sollten an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Dorthin sollen Goldbestände über dunkle Kanäle, auch über die Schweiz, verbracht worden sein. Istanbul avancierte im Rahmen des hochgradig durchorganisierten Wirkens so gesehen als eine "Drehscheibe" des Handels, wie großer Mengen geraubten Goldes, welches zudem aus den vom Deutschen Reich der Nazis besetzten Gebieten her entstammte, um nicht Gold von Opfern der Konzentrationslager zu verschweigen.
Zum Nachdenken anregen könnte im Verlauf des Buches das Fazit: "Fast erscheint es so, als ob die deutsche Personalkontinuität bei Bankiers und Diplomaten ein generatives Schutzschild gegen eine unvermeidliche Demontage eigener Lebensläufe, mithin gegen einen tiefgründigen Umgang mit der Geschichte gebildet hat, denn viele der vor 1945 leitenden Herren und ihr Nachwuchs wurden auch danach wieder leitende Herren". Wegen der aufflammenden Bankenkrise ab 1930, womit in deutschen Gefilden die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen der Bankenkrise nach dem Zusammenbrechen der Dresdner Bank, der Danat-Bank u.a. im Jahr 1931 bezeichnet werden, versuchte man zu intervenieren. Der Stellvertreter des Reichskanzlers und Reichsminister der Finanzen führte z.B. laut Kabinettssitzung vom 20. Juli 1931 aus, dass die Deutsche Orient-Bank in Schwierigkeiten geraten sei. Aber auch wäre die Deutsch-Südamerikanische Bank in Schwierigkeiten geraten. Demnach erschien es damals wohl nützlich, die Banken zu stützen.
Spätere Golddepots gab es nicht nur in Istanbul, sondern auch in Wien, Zürich oder z.B. in Bern. Der Handel mit Gold im Raum orientalischer Düfte diente offenbar dazu, um über diese Wege auch an kriegswichtige Rohstoffe und Devisen zu kommen, wobei die Strukturen der etablierten Orient-Bank mit an der vordersten Front agiert und das illegale Treiben hinter "normalem" Geschäftsbetrieb zu verbergen versucht hätten. Den Raub von Gold betrieben besondere Spezialstrukturen. Der Autor nennt in seinem Buch welche aus den Bereichen von Joachim von Ribbentrop (1938-1945, also während der Zeit der NS-Diktatur, Reichsminister des Auswärtigen), des berüchtigten Reichsluftmarschalls Hermann Wilhelm Göring, des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete sowie führender Ideologe der NSDAP, Alfred Ernst Rosenberg, und des Chefs der Polizei und der Schutzstaffel (SS) Heinrich Luitpold Himmler. Bezugsberechtigte für Goldbestände seien z.B. die Dresdner Bank, bzw. deren Filialen der Deutschen Orient-Bank - die in der Weltwirtschaftskrise Teil der Dresdner Bank wurde, die Deutsche Bank, Geheimdienste, das Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht oder auch Versicherungen (wie Allianz) gewesen.
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Gold, Bankiers und Diplomaten: Zur Geschichte der Deutschen Orientbank 1906-1946
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