New Age bald auch in EU-Kommission?


(C) Glyn Baker, geograph.org.uk Bild: Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Weil (laut) "Spiegel" die Figur: Violeta Bulc den nebulösen EU-Kommissionspräsidenten Juncker überzeugt hätte, als standhafte Kandidatin für die EU-Kommission zu fungieren, sei an dieser Stelle auch ein Blick auf das dort angesprochene "New Age" gewagt, denn auf ihrem persönlichen Blog schwärme Bulc über Esoterik- und New-Age-Gedöns. Was bedeutet nun aber "New Age" überhaupt? Soviel wie: "Neues Zeitalter", zumindest für jene bedeutet es das, die glauben, dass es ein solches gibt bzw. geben würde. Schon einschlägige Apokalypse-Sekten meinten lange bevor der neumodische Begriff "New Age" etabliert wurde mit Blick auf irgendwelche "Zeitalter", dass das "alte Zeitalter" im Zeichen von Konflikten und Kriegen absterbe, was dann die Geburtsstunde des "neuen Zeitalters" sei. Diverse andere Bezeichnungen die in Umlauf gebracht wurden lauten: Wassermannzeitalter, Aquarius-Zeitalter, Sonnenzeitalter, Solarzeitalter oder auch "Ökologisches Zeitalter". Popularisiert wurde das Wassermannzeitalter im Jahre 1908 durch ein sog. Wassermann-Evangelium des Amerikaners Levi H. Dowling, ein Schriftsteller, Prediger, Pastor und Wegbereiter des New Age.

Fachautoren zufolge sei die dem "Neuen Zeitalter" entsprechende Gesellschaftsorganisationsform der New-Ager das "Netzwerk", wie es schon in den 1970er Jahren hieß. Die "Netzwerke" würden auch die alten "revolutionären Massenbewegungen" ablösen. Die Autorin Marilyn Ferguson schrieb in ihrem Buch "Die sanfte Verschwörung": "Netzwerke bilden die Strategie, mit der kleine Gruppen eine ganze Gesellschaft transformieren können". Das neue "Zeitalter" werde eines der "Synthese" sein. Es erfordere die Entfaltung eines bestimmten Gruppenbewusstseins. Mit solchen naiven Themen beschäftigte sich z.B. frühzeitig auch das sog. "Institute for Planetary Synthesis" aus Genf, hinter dem Anhänger der Theosophin Alice Bailey stehen sollen oder standen. Bailey selbst fabulierte in ihrem Buch "Die geistige Hierarchie tritt in Erscheinung" über bestimmte "Fahrpläne" (roadmaps), um den Weg in Richtung Utopia ebnen zu können.

Friedrich Hölderlin: "Immer noch haben die die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Paradies zu machen".

Das 1981 etablierte Institute for Planetary Synthesis wurde als Struktur für esoterisch-planetarische Studien gegründet. In der Vergangenheit arbeitete man z.B. mit Organisationen wie World Teachter Trust, Energy System Parameters, Vereinte Nationen, Arbeitskreis Synthese, Aktion Dritter Weg, New-Age-People, Weltföderalisten, Weltgesundheitsorganisation, Planetary Citizens, Theosophische Gesellschaft und mit anderen Strukturen zusammen. Angetan von "New Age" schien auch die UN-Figur Robert Muller gewesen zu sein, der in 2010 verstarb. Er prophezeite "die Geburt einer weltweiten menschlichen Gesellschaft". Damit dies laut Muller möglichst auch erreicht werden könnte, sollte es nicht verwundern, dass man eine "globale Erziehung der Weltbevölkerung" umsetzen sollte. Er sagte voraus, dass die UN und ihre amtlichen Dienststellen und Programme zur gewaltigsten Friedenskraft mutieren würden. Nach und nach werde man "zum globalen Hirn, Nervensystem, Herz und Seele einer menschlichen Spezies".

In das weite Feld der New-Age-Strömungen mischten sich neben politischen auch solche Figuren hinzu, die im Bereich "Psychologie" aktiv waren oder sind. Dazu gehörte etwa der bekannte US-Psychologe Abraham Harold Maslow, welcher als ein Gründervater der sog. Humanistischen Psychologie gilt. Er verstarb in 1970 in Menlo Park, Kalifornien - einer Ecke, wo es die unterschiedlichsten esoterischen bzw. sektiererischen Auswüchse gibt. Der Psychologe Maslow fabulierte allgemein von einer speziellen "Vorbereitung" der Menschheit, im Rahmen einer noch höheren "vierten Psychologie", welche transpersonal, transhuman sei.

Mit dem Aufkommen von "New Age" schossen im sonnigen US-Bundesstaat Kalifornien als High-Tech-Superzentrum der USA diverse Sekten, Psycho-Religionen und Guru-Kulte so gesehen wie Pilze aus dem Boden. In der Region, welche einst russische Besitzungen zu ihren Strukturen zählte und dementsprechend Russisch-Amerika genannt wurde, gibt es auch die Theosophische Gesellschaft Pasadena. Angesiedelt sind in Kalifornien zahlreiche High-Tech-Konzerne, deren Anführer nicht selten zum magischen Denken neigen, also auch im "New Age" ihr geistiges Druckablassventil fanden oder finden. Der in Moskau geborene Sergei Michailowitsch Brin als wichtige Google-Gründerfigur zeigte sich z.B. in den vergangenen Jahren als flammender Vertreter des Transhumanismus.

Neben solchen Gestalten wie Maslow zeigte sich auch der Physiker und Mathematiker Peter Russell begeistert darüber, was denn nun alles in Zukunft abgehen könnte, im Rahmen der neuen globalen Gesellschaft. In seinem Buch "The Global Brain" von 1982 verkündete er das baldige Heraufziehen des: "globalen Bewusstseinssprungs". Das neue Zeitalter würde das vorangehende der Information, der Industrie oder auch der alten Nahrungsmittelproduktion ablösen können. Es basiere auf einer "völlig neuen Stufe der Evolution". Wichtiger Bestandteil dieser neuen Zeit sei die Entstehung eines "globalen Gehirns" der Menschheit, das mit Hilfe der Kommunikationstechnologie ermöglicht wird.

Der deutsche Schriftsteller Hans Kasper sprach mit Blick auf die Zukunftsdenker davon: "Dubiose Tugend aller Revolutionäre: So viele Gefühle für die Menschheit, dass keines mehr bleibt für den Menschen".

In einem Interview mit dem "New Age Journal" erklärte Russell: "Zuerst vollzog sich die Evolution der Materie, dann die des Lebens und jetzt vollzieht sich die Evolution des Bewusstseins". Der Autor Colin Wilson merkte in seinem Buch "Das Okkulte" von 1987 allgemein zu entsprechenden "Planungen" an: "Das Ziel ist die totale Kontrolle. Mit Hilfe der Kontrolle würde das Leben zu einer Einheit verschmelzen, der Unterschied zwischen dem Jenseits und dem Diesseits verschwindet". Die Verschmelzung von Jenseits und Diesseits kann natürlich nur dann erreicht werden, wenn Menschen systematisch im "Neuen Denken" erzogen werden.

Das neue "Bewusstsein" der "globalen Menschheit" würde also zudem erreicht werden können, durch eine neue Denkweise in "vernetzten Systemen". Womit damals offenbar auch schon das später aufkommende Internet gemeint gewesen sein könnte, welches mittlerweile auch unter Begrifflichkeiten wie "Internet der Dinge" und so weiter auf Expansionskurs ist. Alles drehe sich um eine "systemische Ganzheit", über die schon der österreichische Physiker, Systemtheoretiker und Philosoph Fritjof Capra zu berichten wusste.

Jene Person nahm auch das "ökologische Bewusstsein" mit hinzu, das nach und nach an verschiedenen Stellen "herauskomme". Neben Capra, Russell und so weiter waren von solchen oder recht ähnlich erscheinenden Ideen des "Neuen Denkens" unter anderem der Biochemiker Rupert Sheldrake und James E. Lovelock hellauf begeistert. Sheldrake entwickelte z.B. die Hypothese eines Gedächtnisses der Natur und Lovelock geisterte mit seiner Gaia-Hypothese durch die Welt. Der Name leitet sich von Gaia, der Erdgöttin und Großen Mutter der griechischen Mythologie, ab.

Paul Johnson: "Die Todsünde der Intellektuellen ist nicht die Ausarbeitung von Ideen, wie fehlgeleitet diese auch immer sein mögen, sondern das Verlangen, diese Ideen anderen aufzuzwingen".

Der Autor Rüdiger Lutz meinte in seinem Buch "Die sanfte Wende" von 1987, dass künftig zahlreiche im Energie- und Informationsbereich aktive multinationale Konzerne verstärkt dazu übergehen könnten, mehr und mehr auf den Primärbereich umzusteigen. Dies wohl aus dem Grund, um Land zu kaufen, um Produktionsflächen und die Nahrungsverteilung in die Hand zu bekommen. Damals merkte Lutz recht prophetisch an, wonach es eine "bekannte Tatsache" sei, "dass im Falle eines tatsächlichen globalen Finanzbankrotts nur noch die Befriedigung der Grundbedürfnisse von großer Bedeutung" sei. Computernetzwerke selbst oder auch der Verkauf von Informationen wären dann irrelevant, wenn es nicht genügend zu essen gibt. Anderer Meinung war, mit Blick auf "New Age"-Auswüchse zurück, aber der Theosoph Carl Egon Prinz zu Hohenlohe-Waldenburg. Denn unter dem Einfluss eines magischen 7. Strahls werde die Menschheit als Ganzes dazu befähigt sein, das Gebot Christi zu erfüllen, sein Licht leuchten zu lassen.

Ein wichtiges Element von "New Age"-Kreisen sei Beobachtern zufolge ein bis ins: "Unendliche" gesteigerter Fortschrittsglaube. Man träume über "grundlegende Veränderungen" aller möglichen Verhältnisse, von einer Verwandlung der Gesellschaft, der Arbeit, der Kultur und der Politik. Die "Befreiung" des Menschen werde erreicht, durch die Überwindung des individuellen "Ichs". Es gehe also um die "Transformation" nicht nur des eigenen: "Selbst", sondern auch die Welt als Ganzes müsse "transformiert" werden. Nicht wenige der "New Ager" wollen erreichen oder glauben dies irgendwie erreichen zu können, wonach das "Leiden der Menschen" aufgelöst würde, dies mit allen Mitteln, und sei es um den Preis der Abschaffung der Leidenden selbst. Kritischere Beobachter gewisser Kreise des Gesamtspektrums meinten wohl daher, zum New Age gehören deshalb ebenso: Abtreibung und Euthanasie, wie zudem Samenbanken, Menschenzüchtung und andere auf modern gemachte Eugenik-Unterfangen.

Aus dem ursprünglichen "New Age"-Sumpf, der sich ab den 1960er Jahren sichtbar in den USA - speziell Kalifornien - herausbildete und in den nachfolgenden Jahrzehnten wucherartig auch in europäischen Gefilden weiterwuchs, entstanden bis in die heutigen Tage hinein schier unzählige Ideen - einige dieser haben, bei genauerem Hinsehen, die "hohe Politik" erreicht. Stetig in die Gesellschaften einsickern konnte das "Neue Denken", von dem auch Gorbatschow vor der Selbstauflösung der Sowjets und der "deutschen Wende" ständig sprach, mit je nach Ausprägung krass-magischen Zügen, durch Bücher oder andere Publikationen, aber auch in Filmen und Serien war ein regelrechter "Boom" solcher Inhalte zu sehen, was dem "New Age" zugeschriebene Ansichten angeht. Sehr beliebt sind oder waren auch Messen, etwa in London das "Festival for Mind, Body and Spirit", wo Strukturen wie die Anthroposophische Gesellschaft, Rosenkreuzer, Mark Prophets und Co. ein bunt zusammengewürfeltes Eso-Spektrum bildeten.

Strukturen, die "New Age"-Zeugs aus unterschiedlichen, teils uralten Spinnereien zusammenwürfelten, nutzten unter anderem welche des Okkultisten Eliphas Levi, der in der revolutionären Ecke Paris in 1810 geboren wurde, für eigene Zwecke mit aus. Der Satanist und Sektengangster Aleister Crowley fabulierte später bekanntlich, er sei die Reinkarnation von Levi gewesen. Der Buddhismus, Taoismus oder die neohinduistischen Bewegungen spielten eine bedeutende Rolle bei der anfänglichen Entwicklung von "New Age", aber auch Bestandteile des Schamanismus, hermetisch-gnostische Traditionen oder z.B. bestimmte Erkenntnisse der modernen Psychologie kippte man zusammen. Fabuliert wurde oder wird immer noch z.B. über eine neu gestaltbare:

"Harmonie" auf Erden - die erreicht werden könnte zwischen der Gesellschaft, Wirtschaft, den Geschlechtern und der Natur. Mit irgendwelchen Einflüssen, wie durch Meditation, könne eine jeweilige Person, eingebettet in der späteren ganzheitlichen Harmonie, dank "New Age" und Co. so etwas wie "Göttlichkeit" erlangen. Dass der National-Sozialist Adolf Hitler erst dachte, er würde den neuen "Messias" im goldenen Zeitalter eines Großreichs ankündigen, als er genügend scheinbare Macht angesammelt hatte aber meinte, er selbst sei der neue Messias, soll hier nur ergänzend kurz mit angemerkt werden.

Um nicht an dieser Stelle zu vergessen, was Sebastian Haffner zu dem National-Sozialisten Adolf meinte: "Nichts ist irreführender, als Hitler einen Faschisten zu nennen".

In dem da vorweg fabulierten "Goldenen Zeitalter" würde es einschlägigen New-Age-Heftchen zufolge aber so sein, dass nicht eine bestimmte Freak-Figur Anführer spielt, sondern irgendwie könne jeder einen auf: "Göttlich" machen. Der in 1991 verstorbene deutsche Anführer der Neonazibewegung Michael Kühnen meinte passenderweise zu dieser Thematik: "Ich halte viel von Esoterik. Man soll träumen, man soll ganzheitlich denken. Wenn wir unsere Gemeinschaft nach den Gesetzen der Natur organisieren, werden wir zu Göttern".

Der Hitler-Beeinflusser Adolf Lanz, welcher im Rahmen seiner Sektierereien auch unter dem Namen Jörg Lanz von Liebenfels auftrat, stampfte die Ideologie der "Ariosophie" aus dem Boden, eine gnostisch-dualistische Religion auf rassistischer Grundlage, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Österreich und in Deutschland Anhänger fand. Bei dieser zusammengeschusterten "Geheimlehre" handelte es sich um eine besondere Art von in Worten gegossenen menschlichen Dachschäden. Denn angeblich hätten ja schon die Übermenschen "Arier" vor langer Zeit als Gottesmenschen im Einklang mit der Natur gelebt und dabei "besondere" Verbindungen mit dem "Sein als Ganzes" aufgenommen gehabt. Dass Lanz wohl öfters in jungen Jahren wie Hitler einen auf die Rübe bekommen hat, lässt sich z.B. anhand seiner Veröffentlichungen wie: "Über Duft, Licht und Geist als Lebensnahrung" erahnen.

In der diffusen Erleuchtung der New-Age-Bewegung sei unterschiedlichen Autoren nach die "Gnosis" - Erkenntnis - wieder zu einer neuen Blüte getrieben worden. Frühe Vertreter der gnostischen Gruppierungen waren Simon Magus, Menandros, Satornilos, Basilides. Die "Bewegung" könne aber nicht als zentral gesteuert angesehen werden, vielmehr handelt es sich um einen Begriff für vielfältige und unterschiedlich stark ausgeprägte Auswüchse, die auch als "Esoterik", "Okkultismus", "Neognosis" oder z.B. "Neue Spirituelle Bewegungen" bezeichnet werden. Strukturen von neognostischen und okkulten Organisationen, Logen und Gruppen z.B. in deutschsprachigen Gefilden sind oder waren unter anderem: Church of Luzifer, Fraternitas Catena Aurea, Ordo Templi Saturni, Bruderschaft von Chesed, Fraternitas Occulta Nuit, Goldene Akademie Stuttgart, Iluminatae Ordo of Thanateros, Orden der Schwarzen Sonne, Ordo Coronae Borealis, Ordo Templum Baphomae, Pansophische Gesellschaft, Schwestern vom Zayin va Binah, Societas Hermetica, Thelema Society oder auch Babalond Tempel.

Die Grundsteinlegung für das zur Hippie-Zeit aufflammende "New Age" sei ursprünglich durch die Sektengröße und Okkultistin deutsch-russischer Herkunft, Helena Petrovna Blavatsky, vollzogen worden. Durch Ausarbeitungen Blavatskys, eine gebürtige von Hahn-Rottenstern, wurden weitere Lehren, Orden und Verbindungen von anderen Figuren etabliert. Auch der erwähnte Sektenguru Crowley kam u.a. mit Blavatskys Lehren in Kontakt und verwurstete diese für seinen Hokuspokus mit, wie abrundende Teilaspekte für Rituale, in denen "magisch geschlachtet, gevögelt und Blut getrunken" wurde. Wichtiges Anliegen von Blavatsky sei es gewesen, östliche und westliche "Lehren" zu verbinden. Von der 1875 mit durch Blavatsky und dem US-amerikanischen Colonel Henry Steel Olcott gegründeten Theosophischen Gesellschaft von New York, welche in den Vorstrukturen ein "Miracle Club" gewesen sei, spalteten sich nach der Organisationsverlegung nach Adyar bei Madras in Indien im Jahr 1882 zahlreiche konkurrierende Strukturen ab. Diese lehnten zur damaligen Zeit insbesondere den höher gewichteten hinduistischen Einfluss ab.

In die Strukturen waren auch der deutsche Theosoph, Freimaurer, Rosenkreuzer und Autor von esoterischen Werken, Franz Hartmann, oder der österreichische Esoteriker und Philosoph, Rudolf Steiner, eingebunden, welcher später die Anthroposophische Gesellschaft mitbegründete. Steiner meinte in seiner Schrift "Theosophie des Rosenkreuzers", dass der Sinn der Evolution dann erreicht wäre, wenn der Mensch selbst "seinesgleichen" schafft. Die neue Adyar-Theosophie entwickelte sich unter der Führung der Blavatsky-Nachfolger zu einem immer stärker von hinduistisch-buddhistischen Einflüssen geprägtem Spiritualismus fort. In den Mittelpunkt rückte man die Konzeption von einer "Großen Weißen Bruderschaft". Diese Viecher seien die: "Großen Meister", welche einst auf der Erde als Menschen gelebt und nun eine höhere erleuchtete Entwicklungsstufe erreicht hätten, also nicht mehr "inkarnieren" müssten. Annie Besant, eine britische Theosophin, Freidenkerin, Freimaurerin und Frauenrechtlerin meinte zu ihrer Zeit als Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft (Adyar), diese Meister hätten ihre menschliche Entwicklung auf Erden: "vollendet", sie seien "erlöst".

Blavatskys Theosophie wurde angesehen als Grundlage und Extrakt aller Weltreligionen und Philosophien. Die sozialistisch beeinflusste Kultfigur ging ebenso davon aus, dass Menschen in neue Körper inkarnieren könnten. Aber erst, wenn man erfolgreich durch das "Dornental" auf Erden gegangen sei. Um das "Dornental" durchqueren zu können, wäre es auch notwendig, eine stets künstlich antrainierte Haltung, besonders die "positive Denkweise", anzunehmen. Werden z.B. größere Menschenmengen, aus welchen aus der Luft gegriffenen Begründungen auch immer, regelrecht ausradiert, so hätte dies natürlich nur damit zu tun, dass jene Todeskandidaten ein schlechtes Karma gehabt hätten. Darüber könne man hinwegsehen, alles sei Teil eines ohnehin nicht dem einzelnen Individuum deutbaren Planes. Angetan von solchen Ansichten war einst auch ein gewisser: Julius Evola, der eigentlich Baron Giulio Cesare Andrea Evola gehießen hätte. Dieser galt bis zu seinem Tod in 1974 als ein italienischer Kulturphilosoph, Esoteriker und metaphysischer Rassentheoretiker.

Evola schrieb zahlreiche Bücher, in denen er einer patriarchalen, magisch-geistigen Kultur huldigt, welche möglichst auf einem spirituellen Königtum aufgebaut werden sollte. Eine andere Figur, der Krishnamurti-Fan und New-Age-Papst Fritjof Capra als Gründungsdirektor des Center for Ecoliteracy in Berkeley, Kalifornien, meinte bei einem Rundgang durch Bombay/Indien, dass ihm die Armut dort weit weniger bedrückt hätte, als er zuvor noch dachte: "Sie wurde niemals geleugnet und schien ins Leben der Großstadt integriert" zu sein. Solche Figuren rannten wie weitere öfters mit einem Regenbogen-Pin durch die Gegend. Die Autorin des Buches "Hidden Dangers of the Rainbow" C.E. Cumbey meinte, dieses Symbol drücke die Beteiligung am Bau der "Regenbogenbrücke" aus, vom "Menschen" zum "Übermenschen".

Das Symbol des Regenbogens soll auf das bereits angeführte Wassermannzeitalter (Age of Aquarius) hindeuten. Diesen Begriff und "New Age" hatte die Theosophin Alice Bailey populär gemacht. Nicht verwundern sollte, dass auch jene Gestalt Anhängerin der Theosophischen Gesellschaft war, die einst mit durch Helena Petrovna Blavatsky, Henry Steel Olcott und William Quan Judge gegründet wurde. Laut Bailey sei im "New Age" nicht nur alles harmonisch zusammengewachsen und die Menschen würden in einer höheren geistigen Ebene verweilen, sondern auch sämtliche Atomwaffen würden geächtet - nur die UNO dürfe sie unter Kontrolle behalten und sogar einsetzen, in diesem Fall gegen: "Aggressionen".

Albert Camus: "Wer die absolute Gerechtigkeit verwirklichen will, wird wie der, der die absolute Freiheit oder Macht will, die absolute Vernichtung erreichen".

Die eigentlich LaTrobe Bateman geborene Bailey trat als Theosophin, Esoterikerin und Autorin in Erscheinung, gründete aber auch die sog. Arkan-Schulen und weitere Organisationen, um möglichst viel Frischfleisch als spätere Beeinflussungsagenten zu rekrutieren. Als wichtiges Mitglied der Theosophischen Gesellschaft (Adyar) hätte sie auch irgendwelche Kontakte zu den "Meistern" aufgenommen gehabt, besonders zu der erdachten Figur "Djwhal Khul", einem "Lichtmeister". Aus ihrem Wirken stammt das Unterfangen der besonderen "Dreiecke". An diesen Meditationsgemeinschaften könnten je drei Personen teilnehmen. Im Rahmen des "positiven Denkens" und anderer Brainwash-Techniken, wie gekoppelt mit speziellen Atemzügen, werde man dann irgendwie "die Welt verändern". Die sog. "Dreiecks"-Arbeit sei in 1937 durch Strukturen des "Lucis Trust" mit ins Leben gerufen worden. Der "Trust" war zuvor noch unter dem Namen "Lucifer Publishing Company" in Erscheinung getreten, speziell um die Publikationen von Bailey zu verhökern.

Weitere Verbreitung fanden die Bailey-Unterfangen durch die angemerkten Arkan-Schulen, welche z.B. in London, New York oder Genf etabliert wurden und bis 1945 bereits um die 20.000 Absolventen "auf den richtigen Pfad" schickten. Im Jahr 1932 rief Bailey, natürlich auf Anweisung des "Meisters" Djwal Khul, die Organisation World Goodwill (Guter-Wille-Bewegung oder Gruppe der Weltdiener) ins Leben. Später, ab 1937, folgten die "Triangles" (Dreiecke), wobei alle Organisationen unter dem Dach des Lucis Trusts arbeiteten. Deutlich utopisch-sozialistischen Beigeschmack bekommt der ganze Bailey-Hokuspokus allgemein durch Aussagen wie: es stehe ein "wichtiger Wendepunkt" der Menschheit vor der Tür. Damit die Tür aufgeht, müsse das bisherige Bedürfnis der einzelnen Menschen zum Bedürfnis der Menschheit als Ganzes "umgewandelt" werden. Es geschehe damit eine Erlösung, man trete in den Weltdienst ein und gelange vom Materialismus zur "Geistigkeit". Ob es in diesem fabulierten Utopia-Zustand dann später auch noch professionell organisierte Klapsmühlen geben wird, wurde in den wildwüchsigen Schriften leider nicht dargestellt.

Aus dem theosophischen Sumpf von einst kann ggf. auch noch die 1924 entstandene Struktur genannt werden, welche "Agni Yoga" heißt. Die Russin Jelena Iwanowna Roerich, geborene Schaposchnikowa, hätte irgendwelche "Schriften" von ihren geistigen Führern empfangen, um daraus ableitend dann "Agni Yoga" zu etablieren, von Experten auch als: Self-Made-Brainwash bezeichnet. Verheiratet war die russische Dame mit dem Omnipotenzler Nicholas Roerich aus Sankt Petersburg, der wie sie selbst über familiäre Verbindungen mit militärischen Strukturen in Kontakt stand. Wer nun mit seinen letzten beiden Gehirnzellen: Yoga, Entspannung, magisches Denken und Co. zusammenbringt und dabei noch Schlagworte wie: Zersetzung, Unterwanderung, psychologische Kriegsführung im Kopf als verbindende Elemente hat, der könnte möglicherweise dem hintergelagerten Zweck der vielen "Weisen aus dem Osten" ein wenig näher kommen.

Agni Yoga wurde wie weitere Dinge bezeichnet als "Neue Lehre für das neue Zeitalter". Aus dem verästelten Geflecht der Theosophie als Grundlage entstand ebenfalls die sog. "I-AM"-Bewegung, der Saint Germain Foundation. Zu den Gründern jener Struktur gehörten Guy Ballard und seine Frau Edna. Ballard bezeichnete sich selbst wie u.a. die deutsch-russische Sektengröße Blavatsky und Roerich als "Medium". Wie Bailey hätte er mit dem erleuchteten Meister "Djwhal Khul" in Kontakt gestanden. Die Bezeichnung "Saint Germain" der Foundation wählte man wohl in Anlehnung an den berühmten Okkultisten des 18. Jahrhunderts, der damals diverse aristokratische Strukturen wie Fürstenhöfe durch seinen "Flimflam" wie magische "Voraussagen" beeinflusste. Vor allem auch dem Landgrafen von Hessen-Kassel schenkte er viel Zuwendung.

Dass nun zahlreiche Individuen mit unterschiedlichsten Eso-Sachen in ihrer Freizeit umher fummeln, mag zwar noch nicht direkt gefährlich wirken, auch wenn so bei einigen der bestimmte Hang zum magischen Denken stets weiter zunehmen könnte. Doch wenn solche Leute in wichtigen staatlichen, militärischen, wirtschaftlichen oder auch wissenschaftlichen Strukturen aktiv sind und ggf. auch nur unterschwellig ihren Hokuspokus einflechten, um damit anderen auf den Sack zu gehen, dann sollten bei kritischeren Geistern die roten Lampen zumindest ein wenig aufflackern. Mit der explosionsartigen Verbreitung von "New Age"-Gedöns befleckte dies in der Hochphase ab den 1980er Jahren laut Arthur Köstler und weiteren Beobachtern nicht nur politische Strukturen wie Personen der "Grünen", sondern auch die Wissenschaften selbst, wenn sicherlich auch nicht alle dort aktiven Individuen. Köstler kommentierte: "Der Okkultismus wird immer wissenschaftlicher, die Physik immer okkulter".

Der rumänische Religionswissenschaftler, Philosoph und Schriftsteller Mircea Eliade schrieb in seiner Publikation in Buchform: "Das Okkulte und die moderne Welt" nicht nur über eine Explosion eben der verschiedenen okkulten Dinge gerade in den Industrieländern, sondern zudem darüber, dass diese Sucht nach magisch wirkenden Zuständen von immer mehr Menschen ein innerlich ausgewachsenes Bedürfnis würde, nämlich nach: "persönlicher Initiation". Die meisten würden dabei in ihren Handlungen oft auch gar nicht merken, dass sie "okkult" drauf sind, da es halt zur Normalität geworden ist. Eliade ging davon aus, dass die okkulte persönliche Initiation in westlichen Gesellschaftssystemen für viele Betroffene ein Mittel sei, dem allgemeinen "Chaos und der Sinnlosigkeit des modernen Lebens" zu entfliehen.

Dass sich vor den beiden großen Kriegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein im Vergleich zu heute noch harmlos wirkender "Okkult-Teppich" ausgebreitet hatte, wie z.B. der Autor James Webb in seinen Büchern "Die Flucht vor der Vernunft" und "Das Zeitalter des Irrationalen" darstellte, soll an dieser Stelle nur ganz allgemein angemerkt werden. Sicherlich sind die Zeiten heute andere, in denen die Menschen der westlichen Länder eingebettet sind, da die Gesamtkonstellation anders wirken mag. So ist unter den spezifischen Zuständen nichts aus der Vergangenheit wieder unter gleichen Umständen wiederholbar, wie etwa die Französische Revolution nicht unter gleichen Bedingungen heute wieder losbrechen könnte.

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