(C) Bundesarchiv Bild 183-1986-0421-010, 1986, Bild: Wikipedia (CC BY-SA 3.0 DE)

Der ehemalige Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, KGB-Figur, Global Governance-Befürworter, Umweltschützer und Mann der tausend Masken Michail S. Gorbatschow, der die EU einst als "neuen europäischen Sowjet" bezeichnete, wird im Oktober dieses Jahres laut Radio Prag beim sogenannten "Forum 2000" in Tschechien dabei sein. Hauptthema wäre der offizielle Zusammenbruch des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa, wie es (heißt). Gegründet wurde die Struktur ursprünglich mit durch den ehemaligen tschechischen Präsidenten Vaclav (Havel), der ebenfalls Ehrenmitglied im Club of Rome ist und in 1991 mit dem Karlspreis zur "Verständigung in Europa" ausgezeichnet wurde. Neben nun Gorbatschow nahmen beim "Forum 2000" in der Vergangenheit Personen teil wie Bill Clinton, Shimon Peres oder auch Madeleine Albright. Das Forum lädt generell nur auserwählte Persönlichkeiten und Führungspersonen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zu Diskussionen ein. Zu Themen gehörten einst (auch) Punkte wie die "Grüne Modernisierung von Wirtschaftsmodellen". Aber auch die sog. Populationsexplosion, die Wasserversorgung, die Energieprobleme und die Vernichtung der Umwelt, Themen die demnach einen "hochexplosiven Cocktail bilden", wurden behandelt. Weil es beim diesjährigen Forum 2000 speziell um das angebliche Ende des Kommunismus geht, wird Gorbatschow sicherlich Dinge aus seiner Wirkzeit mit einflechten, wie die Manöver Glasnost und Perestroika, laut Gorbatschow die wichtigste "Wasserscheide" der Weltrevolution, im Rahmen der Selbstauflösung.
Allgemeiner Anhang:
Gorbatschow gründete neben weiteren einflussreichen Köpfen als Einflussagenten aus verschiedenen Bereichen wie Wissenschaft, Wirtschaft o.a. Politik, etwa aus europäischen Gefilden und den USA, eigene Stiftungen und z.B. die Organisation Green Cross International. Mittels solcher Konstruktionen wurde abgezielt auf eine globale "Umstrukturierung", was ebenso den psychologischen Aspekt von Menschen mit einbeziehen sollte, um insgesamt eine möglichst einheitliche wie "nachhaltige, globale Gemeinschaft" aufbauen zu können. Mit einbezogen werden sollte ebenso eine "neue internationale Wirtschaftsordnung". Bekanntlich hatte schon Marx über diverse wirtschaftliche Aspekte zu berichten gewusst. "Mit einem Wort, das System der Handelsfreiheit beschleunigt die soziale Revolution. Und nur in diesem revolutionären Sinne, meine Herren, stimme ich für den Freihandel".
Auf Konferenzen wie "Earth Summit" oder z.B. "State of the World Forum", wo Figuren wie Maurice Strong, Individuen der Rockefellers, Ted Turner, Desmond Tutu, Zbigniew Brzezinski, George Bush, Bill Gates, Vaclav Havel, Hans Dietrich Genscher, Al Gore, Klaus Schwab, George Shultz, Margaret Thatcher und weitere in Verschwörungskreisen die roten Lampen angehende Namen fielen, beschäftigte man sich schon weit vor offiziellem Ende des Kalten Krieges und der Wende immer wieder mit Themen wie der "Überbevölkerung", "Klimawandel" und "ökologische Krisen" sowie u.a. die Notwendigkeit "eine neue Zivilisation zu bauen", im Rahmen eines "höheren und andersartigen globalen Bewusstseins" - angemerkt werden kann an dieser Stelle ergänzend, dass durch seinen Tod Aleister Crowley (nicht) anwesend war.
Gorbatschows steile Karriere wäre ohne einflussreiche Förderer unter den Sowjets nicht möglich gewesen und auch seine nachfolgenden "Maßnahmen" wären schnell zum erliegen gekommen, wenn diese nicht mit zahlreichen Sowjetstrukturen abgesprochen gewesen wären. Zu seinen Förderern gehörte neben Fjodor Dawydowitsch Kulakow der noch unter Stalin eingesetzte Michail A. Suslow, ein gefürchteter Chefideologe der KPdSU. Hinzu kam als Gönner vor allem aber der langjährige KGB-Chef Juri Wladimirowitsch Andropow, welcher den Nordkaukasier Gorbatschow unter seine Fittiche nahm. Andropow setzte seinen gelehrigen Zögling für seine Politik ein. Um diese in Angriff nehmen zu können, galt es zunächst, im Parteiapparat den Widerstand der orthodoxen Kommunisten zu brechen.
Gorbatschow forderte wie andere einflussreiche Figuren auch im Westen die Etablierung eines "kollektiven Sicherheitssystems in Europa". In 1970 meinte z.B. schon der damals Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses des Obersten Sowjets, Jurij Schukow, dass die "gesamteuropäische Zusammenarbeit" eine Antwort auf die amerikanische Herausforderung darstellen würde. Ab den 1980er Jahren war man mit der Installierung Gorbatschows als "Wandler" speziell auf die Phrase des "gemeinsamen europäischen Hauses" umgeschwenkt, die aber bereits frühzeitig schon der KPdSU-Generalsekretär Leonid I. Breschnew genutzt hatte. Ein "kollektives Sicherheitssystem" solle wohl aber nur ein Bestandteil sein, denn solche Maßnahmen lassen sich ebenfalls in gesellschaftlichen wie zudem wirtschaftlichen Bereichen vollziehen, was Währungen mit einschließt. Dazu könnte kurz Lenin angeführt werden, welcher einst recht offen zu verstehen gab: "Um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muss man ihr Geldwesen verwüsten".
In L,Humanite vom 8. Februar 1986 wurde Gorbatschow zitiert: "Stalinismus ist ein Begriff, den die Gegner des Kommunismus erfunden haben und im großen Stil dazu benutzen, die Sowjetunion und den Sozialismus insgesamt zu verleumden". Später, in 1988, hieß es auf der 19. Unionskonferenz der KPdSU durch Gorbatschow dann aber auch, er mache "unmissverständlich klar, dass ein völliger Bruch mit dem stalinistischen politischen System unerlässlich sei". In seinem Rechenschaftsbericht an den XXVII. KPdSU-Parteitag vom 25. Februar 1986 entwarf Gorbatschow das alte Feindbild eines westlichen "Imperialismus", der es darauf anlegen würde, der UdSSR und ihren Verbündeten größtmöglichen Schaden zuzufügen. In "Die allgemeine Krise des Kapitalismus und die Probleme der Auslandsschulden Lateinamerikas" 7/8 1986 hieß es laut Zitierung Gorbatschows: "Das seinem Wesen nach pathologisch räuberische Modell der imperialistischen Wirtschaft kann nicht existieren, ohne den Entwicklungsländern immer mehr von ihren Lebenskräften zu entziehen".
Der letzte KPdSU-Sowjet-Boss Gorbatschow, welcher meinte, Genosse Stalin bezeichnete "die Partei" immer wieder als "Ritterorden", war schon vor der sog. "Wende" regelrecht zum bizarren Umweltschützer mutiert und zudem eine insgesamt wichtige Figur, die z.B. später zur Austragung des Erdgipfels in 1992 beitrug. Mit solchen und anderen Zusammenkünften sollte offenkundig ein grüner anstatt zuvor durch und durch roter Kurs eingeschlagen werden, um in der Weltpolitik über u.a. "grüne Bewegungen" - die bereits Jahre zuvor in verschiedenen Ländern aufgebaut wurden - alte Ziele im globalen Maßstab zu erreichen, wobei das immer ziehende "Argument" des Schutzes der Umwelt wohl nur Mittel zum Zweck sein sollte – nämliche eine Art grüne Planwirtschaft im Rahmen des neuen globalen Sozialismus-Modells umzusetzen.
Heute allgemein bekannt sollte sein, dass Gorbatschow unter seinesgleichen oft Wert auf die Feststellung legte, dass er bisher Kommunist gewesen sei und es auch künftig bleiben werde. Als Kommunist wäre er ja auch ein "konsequenter Demokrat, der die allgemeinmenschlichen Werte über alles stellt". In 1987, und später, machte er zur Zeit der Perestroika und hier zum Jahrestag der "großen Oktoberrevolution" deutlich: "Im Oktober 1917 brachen wir aus der alten Welt aus, lehnten wir sie endgültig ab [...] gehen einer neuen Welt entgegen, der Welt des Kommunismus. Von diesem Weg werden wir nie abweichen".
Nicht großartig überraschen sollte, dass die Ideologie der Perestroika - die für "Umbau, Umgestaltung, Umstrukturierung" steht - als Wiederherstellung des "wahren Leninismus" und "wahren Marxismus" genutzt wurde. Gorbatschow erklärte: "Umgestaltung ist ein umfassendes Wort. Ich würde zwischen den Wörtern Umgestaltung und Revolution ein Gleichheitszeichen setzen". Gorbatschow knüpfte mit seinen Konzepten zur "Umgestaltung" direkt an Lenins Neue Ökonomische Politik aus den 1920er Jahren an.
Gorbatschow fand selbst zu Perestroika-Zeiten immer noch positive Worte für die sowjetische Planwirtschaft: "Infolge jahrelanger Entwicklung der Wirtschaft der UdSSR auf planmäßiger Grundlage wurde ein hoher Grad ihrer Integration erzielt und es bildete sich ein einheitlicher Volkswirtschaftskomplex heraus. Dabei handelt es sich nicht einfach um eine Summe von Produktionskapazitäten, sondern um einen einheitlichen Wirtschaftsorganismus".
Er musste aber in anderen Gesprächskreisen auch zugeben: "Die Wirklichkeit sieht so aus, dass es uns an Agrarerzeugnissen mangelt. Der Staat ist gezwungen, im Ausland Getreide, Fleisch, Obst, Gemüse, Zucker, Pflanzenöl und einige andere Arten von Lebensmitteln in großen Mengen zu kaufen [...] Der Mangel an Lebensmitteln bringt soziale Spannungen hervor, löst nicht nur kritische Bemerkungen, sondern schon Unzufriedenheit der Menschen aus".
In der ersten Perestroika-Phase ließ die Gorbatschow-Führung nur wenig Neigung erkennen, ihr militärisches Instrumentarium auch real zu verringern. Man hielt ebenso an den innerstaatlichen Herrschaftsapparaten wie dem KGB, den Truppen der inneren Sicherheit und der alle Bereiche von Staat und Gesellschaft durchdringenden Parteiorganisation fest, auch wenn sie weithin von dem früheren repressiven Gebrauch dieser Exekutivorgane Abstand nahm. Mittlerweile sind die KGB-Nachfolgestrukturen, auch dank Technologietransfers und anderen Mästungen, in noch schlagkräftigerer Weise in Russland vorhanden.
Anmerkbar ist, dass bereits ab Ende der 1970er Jahre der KGB-Sowjet-Überläufer Anatoliy Golitsyn eine Art vorgetäuschte und vom KGB gesteuerte Liberalisierung in der Sowjetunion ankündigte. Seinen Angaben nach sollte mit dem Auftreten eines "neuen" und recht "jungen" Parteiführers gerechnet werden - demnach wohl Gorbatschow, mittels dessen Einwirkungen dann wirtschaftliche Reformen und weitreichende politische Änderungen einschlagen würden und mit einem Bruch des Machtmonopols der KPdSU sei zu rechnen. Die weit vor der Etablierung Gorbatschows getätigten Aussagen stellten auch "Umwälzungen" dar, welche sich auf den ganzen Ostblock ausweiten würden und möglicherweise zum Abbruch der Berliner Mauer führen - gefolgt von einer Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Heute bekannt ist, dass die wichtigen, mit der Selbstauflösung und "Liberalisierung" einhergehenden "Aktionen" stets von KGB-Strukturen im Hintergrund kontrolliert wurden. Zudem kann ergänzend kurz an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass sowohl Gorbatschow wie u.a. Alexander Jakowlew, ein enger Berater Gorbatschows sowie Direktor des Instituts für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen, unter den Sowjets leitende Posten im Bereich Agitation und Propaganda innehatten.
In der lange vor der offiziellen Anwendung erarbeiteten Ideologie der Perestroika hatte man später die Relativierung der Bedeutung des Klassenstandpunkts vollzogen, also es gäbe einen Vorrang des "Allgemeinmenschlichen" vor dem Klassenmäßigen – was bereits auf die Anwendung auf einen globalen Maßstab schließen lässt. Dies könne aber nur erreicht werden durch mehr "Einheit". Wozu es in der Publikation in Buchform "Perestroika. Die zweite russische Revolution. Eine neue Politik für Europa und die Welt" etwa auch heißt: "Jeder Teil des Perestroika-Programms - und natürlich auch das Programm als Ganzes - gründet sich auf das Prinzip von mehr Sozialismus und mehr Demokratie". Beide Elemente müssten miteinander verschmolzen werden, um zur Einheit zu gelangen.
In "The European Union Collective" sei zu Gorbatschows Talent überliefert, dass sich die Genossen bei den Sowjets keine Sorgen um die "Perestroika" machen sollten. Jene Ausarbeitungen wären speziell fürs Ausland gedacht, und es würde Gorbatschows vormaligen Ansichten nach eher keine wesentlichen Änderungen innerhalb der Sowjetunion geben, die nicht rein kosmetischer Natur seien. Weiterhin bleibe das Ziel, die Vereinigten Staaten von Amerika nach und nach zu entwaffnen wie ebenso einzuschläfern. "Nationale Sicherheit" weltweit wäre nicht mehr gegeneinander, sondern nur noch miteinander erreichbar. Das alte "Clausewitz Diktum" vom Kriege, als die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, so schlussfolgerte Gorbatschow, sei hoffnungslos veraltet.
Für einige Beobachter wirkte Gorbatschow wie eine Person mit verschiedenen Persönlichkeiten, die er im jeweiligen Rahmen ausspielte. Bei den einen Gruppierungen schwafelte er ständig über den globalen Umweltschutz unter Ausgestaltung einer globalen Steuerungsinstanz, bei anderen Gruppierungen lobte er unablässig kommunistische Figuren wie Lenin. Aber z.B. auch in seinem Buch "Umgestaltung und neues Denken für unser Land und für die ganze Welt" schwenkte er klar um auf die Uraltidee des "Weltkommunismus", in dessen Rahmen hintergelagert durch sich gegenseitig ergänzende Abhängigkeit möglichst alles, wie die menschliche Psyche selbst, "einheitlich" gestaltet sein müsste:
"Das Wesen der Perestroika liegt ja gerade darin [...] die Leninsche Konzeption zum Aufbau des Sozialismus in Theorie und Praxis wieder voll zum Tragen bringt [...] Perestroika ist ein revolutionärer Prozess, denn es handelt sich um einen Sprung nach vorne in der Entwicklung des Sozialismus, bei der Durchsetzung seiner Wesensmerkmale [...] Vom Erfolg der Perestroika hängt das Schicksal des Sozialismus, hängt das Schicksal der Welt ab". Wo das Wort Kommunismus auftaucht, ist das Wort Revolution nicht weit: "Unsere Perestroika ist eine Revolution, jedoch eine besondere Revolution. Es ist die in der Geschichte erste wahrhaft großangelegte soziale Revolution, die einen friedlichen Charakter aufweist". Zur globalen "friedlichen" Einwirkung solle die UNO als Konstrukt genutzt werden. "Unserer Meinung nach ist es längst an der Zeit, unter UNO-Ägide einen Weltkonsultativrat zu gründen, der die geistige Elite der Welt vereinen würde".
In der oben erwähnten Äußerung: "hängt das Schicksal der Welt ab" kann eine mögliche Drohung erkannt werden. Entweder werden die Vorgaben zur "Entwicklung des Sozialismus" global über entsprechende Strukturen vollzogen, wobei westliche Regierungen die Vorgaben mit in ihre Politik einflechten müssten, oder es könnte Gegenmaßnahmen geben, eben solche, von denen "das Schicksal der Welt" abhängt. Diverse ständig mit in Äußerungen eingeflochtene Apokalypse-Visionen dienten wohl insgesamt auch als Grundstein und Legitimation des "Neuen Denkens". In der Publikation "Neues Denken - was ist das?" von E. Scharf wurde Gorbatschow zum Beispiel zitiert, wobei es noch zahlreiche ähnliche Äußerungen gibt: "Und wenn sich trotzdem jemand entschließt, als erster einen nuklearen Schlag zu führen, verdammt er sich selbst zu einem qualvollen Tod – noch nicht einmal durch den Gegenschlag, sondern durch die folgende Explosion der eigenen Gefechtsköpfe".
In Zeiten von Glasnost und Perestroika meinte er: "Im Atomzeitalter, da vor der Menschheit die Aufgabe des Kampfes ums Überleben steht, können die brennendsten Probleme der Gegenwart nur durch gemeinsame Anstrengungen und auf friedlichem Weg, durch politische Mittel gelöst werden. Einen anderen Weg gibt es nicht. Ein anderer Weg wäre für alle tödlich". Der neue Sozialismus sei eine "schöpferische Kraft der Massen", wobei "mehr Sozialismus mehr Dynamik, Elan und schöpferische Anstrengung, mehr Organisation, Gesetz und Ordnung, mehr wissenschaftliche Methodik und Initiative in der Wirtschaftsführung und Effizienz in der Administration" ein besseres und reicheres Leben bedeuten würde.
Käme nicht der neue Utopia-Sozialismus, käme die Keule: "Nach einem Kernwaffenkrieg wird es keinerlei Probleme mehr geben. Keiner wird da sein, um sich an einen Verhandlungstisch, -klotz oder -stein zu setzen. Eine zweite Arche Noah wird aus der nuklearen Sintflut nicht hervorgehen [...] Entweder die politische Denkweise kommt in Übereinstimmung mit den Forderungen der Zeit oder die Zivilisation und das Leben selbst auf der Erde könnten verschwinden". Außerdem wurde eine Art Zeitdruck in Äußerungen mit eingeflochten, wie zum Beispiel: "Es ist wichtig zu unterstreichen, dass sich die militärische Technologie in einem derart hohen Tempo entwickelt, dass den Völkern, den Staaten und den Politikern immer weniger Zeit bleibt, sich der realen Gefahr bewusst zu werden. Die Möglichkeiten der Menschheit, ein Abgleiten in den nuklearen Abgrund zu stoppen, werden immer mehr eingeschränkt".
Figuren wie Andrei D. Sacharow, Vater der sowjetischen Wasserstoffbombe, forderten frühzeitig, Jahrzehnte vor der Wende und Gorbatschows offiziellem Auftreten, z.B. in Sacharows Buch "Wie ich mir die Zukunft vorstelle" von 1968 eine Öffnung des Sowjetsystems und er meinte wohl auch in diesem Zusammenhang: "Die Zukunft des Sozialismus hängt heute davon ab, ob es gelingen wird, ihn anziehend zu machen". Damit solch eine "globale Öffnung" gelingen könne, müssten diverse Probleme ausgemacht werden, im Rahmen derer die "Einheit" gelingen würde. Eines dieser bündelbaren Stränge sei das Feld des Umwelt- und Klimaschutzes.
Die modernen Ökobewegungen und deren Ideologien, welche sich speziell auch in westlichen Gefilden etabliert hatten, können in ihrer Wurzelschlagung häufig nach Moskau zurückverfolgt werden. Andrei D. Sacharow hob in seinen Schriften hervor, dass die Bedrohung durch die "Klimakatastrophe" zu verhindern sei durch eine verstärkte "internationale Zusammenarbeit" - dies wohl im Rahmen der Vorausarbeitungen und Bedingungen aus Moskau. Ebenfalls hieß es: "Nur weltumfassende Zusammenarbeit unter der Bedingung geistiger Freiheit, hoher moralischer Ideale von Sozialismus und Arbeit und die Beseitigung von Dogmatismus und Druck, ausgeübt von den versteckten Interessen der herrschenden Klassen, entspricht den Interessen der Wahrung der Zivilisation".
Dieser verschlüsselte Gehirnfick hört sich zwar im ersten Moment klug daher fabuliert an. Doch damit z.B. die globale Klimazusammenarbeit und die Etablierung damit zusammenhängender Dinge umgesetzt werden kann, muss halt wieder alles Mögliche reguliert werden, was ebenso mit Kontrolle, "Druck" und Co. einhergeht. Der Massenvernichtungswaffenforscher Sacharow schwadronierte weiterhin über "geistige Freiheit" und "hohe moralische Ideale" - dies sind jedoch nur Worte und als Mann der vielen Masken stand er geistig schon immer den Grundüberzeugungen des Kommunismus nahe. Die USA angesprochen forderte er: "Die psychologische Einstellung der amerikanischen Bürger muss so verändert werden, dass sie freiwillig und uneigennützig, allein für hohe und entfernte Ziele, zur Erhaltung von Zivilisation und Humanität auf unserem Planeten, ihre Regierung und die weltweiten Bestrebungen zur Änderung der Wirtschaftslage, der Technik und des Lebensstandards von Millionen unterstützen".
Demnach müsse wohl, weil möglichst im globalen Maßstab eingewirkt werden soll, aber nicht nur jene Bevölkerung durch "Maßnahmen" umerzogen werden. "Ähnliche Änderungen der Volkspsyche und der praktischen Regierungstätigkeit müssen in der UdSSR und in anderen entwickelten Ländern erreicht werden". Gorbatschow blies in der Publikation "Mein Manifest für die Erde" ins gleiche Horn: "Die Massenmedien müssen eine entscheidende Rolle bei der Ökologisierung des Bewusstseins spielen, wenn es darum geht, besonnene Verbraucher heranzuziehen". "Ein Ausdruck des geistigen Aufschwungs in der UdSSR in den Perestroika-Jahren ist die neue Rolle der Massenmedien". Natürlich wolle man die Jugend vorformen: "Wir müssen [der] Jugend lehren, selbstlos für unsere Ideale zu kämpfen. Doch wir müssen zugleich auch die Bedingungen schaffen, dass sie ein frohes, attraktives und ausgefülltes Leben führen kann".
Wichtig wäre wohl, dass mit der Generationenabmischung der jeweiligen Bevölkerungen ebenfalls frühzeitig die Kinder zur Umerziehung mit einbezogen werden sollten, jene Maßnahmen müssten "bereits auf der Schulbank beginnen und sich ein Leben lang fortsetzen". In grünen Farbspielereien wurde betont: "Wir brauchen eine planetarisch-ökologische Bewusstseinsrevolution". Laut Gorbatschow sollten vor allem die westlichen Konsumgesellschaften im Namen der globalen Gerechtigkeit bescheidener werden, was mittels diverser "Einwirkungen" zur Absenkung des Lebensstandards dort geschehen könnte. "Die Erfahrung hat uns gelehrt: Verarmen die geistigen und ethischen Prinzipien des Menschen und der Gesellschaft, so verstärken sich unausweichlich Verbrauchermentalität und Konsumdenken, das Geistesleben wird ärmer".
Das Neue Denken beziehe neben der zu formenden Jugend natürlich auch Mütter mit ein, welche ihre Erfüllung in der Arbeit finden könnten. Gorbatschow hatte zur Thematik ebenfalls historische Dinge mit anklingen lassen: "Und auch insgesamt verlief die Frauenbewegung, die sich nach der Oktoberrevolution entfaltet hatte, allmählich im Sande oder nahm formalen Charakter an [...] Eine Voraussetzung für die Lösung vieler Familienprobleme besteht in der Schaffung solcher Arbeits- und Lebensbedingungen für die Frauen [...] bereits in den nächsten Jahren den Bedarf der Bevölkerung an Vorschuleinrichtungen vollständig zu decken [...] muss erreicht werden, dass sie im Unionsmaßstab noch aktiver zur Leitung von Wirtschaft und Kultur herangezogen werden".
Die USA galten schon lange als Feindbild. Auf dem 11. Parteitag der SED 1986 meinte Gorbatschow, der in den USA herrschende militärisch-industrielle Komplex wünsche keine Wende zur Normalisierung der internationalen Lage - die eigenen, auch ultrageheimen Rüstungsunterfangen des militärisch-industriellen Sowjet-Komplexes sprach er nicht an. Am 15. Januar 1986 erschien die von Gorbatschow eingeleitete Entnuklearisierungs-Kampagne, welche Beobachtern zufolge dazu geeignet gewesen sei, dem atlantischen Bündnis die Basis zu nehmen. Ohne die NATO wiederum wären die westeuropäischen Staaten außerstande sich der politischen Wirkung der sowjetischen Militärmacht auf dem Kontinent zu entziehen. Nach Ausdehnung des Einflusses auf ganz Europa würde es der UdSSR gelingen, die Positionen des "Imperialismus" auch in den anderen Teilen der Welt zu erschüttern.
Weit über zehn Jahre nach der sogenannten "Wende" drängte Gorbatschow immer noch auf die Errichtung einer "gesamteuropäischen Sicherheitsarchitektur", welche laut seinen Vorstellungen dann die NATO ersetzen könnte und damit die USA aus Europa hinausdrängt. Nach Ansicht der Kremlstrategen sollte ein für den "alten Kontinent" als existenziell angesehener europäisch-nordamerikanischer Interessengegensatz forciert werden, was die Sowjetunion allmählich in die Rolle des "europäischen Hausmeisters" manövrieren müsste. "Europa" benötige nach Vorgaben insgesamt nicht nur ein "Neues Denken" sondern darin mit einbezogen zudem neue Beziehungsmuster. Sollte der Wandel nicht gelingen, wäre auf der anderen Seite die "Imperative" einer "gesamteuropäischen Politik" die nukleare und konventionelle Rüstung, welche geeignet seien, "Europa in eine Hölle zu verwandeln".
"Wir werden viele Probleme beim Bau des europäischen Hauses im Interesse aller Völker lösen [...] Es gibt nichts Ewiges auf der Welt. Wollen wir hoffen, dass wir auf dem richtigen Weg sind". "Die philosophische Konzeption des gesamteuropäischen Hauses schließt die Möglichkeit einer militärischen Konfrontation aus, ja selbst die Möglichkeit der Anwendung der Drohung von Gewalt [...] Sie sieht vor, die Doktrin der Abschreckung durch die Doktrin der Zurückhaltung zu ersetzen". "Das gesamteuropäische Haus muss ökologisch sauber gehalten werden [...] Im Laufe der Jahrhunderte hat Europa einen unersetzlichen Beitrag zur Weltpolitik geleistet [...] Vergessen wir aber auch nicht, dass die Metastasen kolonialer Sklaverei sich von Europa aus über die Welt verbreitet haben [...] Europa, das zu Recht auf seine großen Leistungen stolz sein kann, hat zur gleichen Zeit seine Schulden gegenüber der Menschheit noch längst nicht beglichen. Das zu tun, steht noch bevor".
Dass die Sowjets bzw. heutige Russenführung später direkt mit einwirken will im "europäischen Haus" wurde nicht nur durch Figuren wie dem letzten Sowjet-Außenminister Eduard Schewardnadse durch entsprechende Aussagen verdeutlicht, sondern auch Gorbatschow äußerte bei zahlreichen Gelegenheiten diverse Dinge - wobei immer wieder auch die alte Angst vor Deutschland mit einbezogen worden war. "Ich möchte aber die Deutschen ein weiteres Mal daran erinnern, [...] dürfen nicht vergessen, dass die Vereinigung der beiden Deutschlands nicht nur sie betrifft. Die Vereinigung befindet sich in einer essentiellen Richtung des ganzen europäischen Prozesses und berührt die Lebensinteressen vieler in Europa, darunter der Sowjetunion, die dafür, dass vom deutschen Territorium nie wieder ein Krieg ausgeht, mehr Opfer als jemand anderes gebracht hat".
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