Alfred Rosenberg: Hitlers Chefideologe


Alfred Rosenberg: Hitlers Chefideologe

Um die Figur Alfred Rosenberg als Adolf Hitlers sog. Chefideologe geht es im gleichnamigen Buch des Autors Ernst Piper. Die Person und deren Verflechtungen werden umfänglich im Verlauf behandelt. Zum Beispiel Ende November des Jahres 1918 hätte Rosenberg zum ersten Mal einen öffentlichen Vortrag gehalten, dessen Gehalt ganz auf der Linie seiner lebenslangen Obsession lag: "Marxismus und Judentum". Auf ihn durchaus prägend mit eingewirkt hätten die Ereignisse des Moskaus der Revolution. Rosenberg sei in der eigenen Überzeugung darin bestärkt worden, dass zwischen dortig agierenden Gruppierungen "ein unauflöslicher Zusammenhang" bestünde, jene würden ständig auf den Untergang "alles Guten und Schönen" hingearbeitet haben. Rosenberg soll wie unter anderem auch der frühe Anhänger des Nationalsozialismus und Ideengeber Adolf Hitlers, Dietrich Eckart, Gast bei der berüchtigten Thule-Gesellschaft gewesen sein, eine völkisch-antisemitisch orientierte Organisation wo sich zahlreiche Sektierer tummelten. In der Publikation heißt es: "Die alldeutsch und antisemitisch orientierte Thule-Gesellschaft, Orden für Deutsche Art war am 17.-18. August 1918 unter der Leitung von Rudolf von Sebottendorff [in München] gegründet worden".

Rosenberg fabulierte zu seiner Zeit ständig über die große Weltjudenverschwörung. Diese sei eine Art "Inkarnation der Judenherrschaft" und hätte auch das jüdisch-bolschewistische Sowjetrussland übernommen. Er sah eine: "Weltgefahr [...] die aus dem Osten heraufgezogen ist". Wegen dieser sei natürlich Rosenberg so etwas wie ein warnender Prophet, da er ja auch seinen Erzählungen nach "die russische Revolution in Moskau selbst miterlebt hatte". Der sich als Schriftsteller beim Eintritt in die NSDAP registriere Rosenberg war in dieser Ausformung bereits zuvor tätig und übte in den frühen Jahren bis zum Hitler-Putsch den Angaben im Buch nach "eine rege publizistische Tätigkeit" aus. Zu den monomanisch mit tiefem Antisemitismus beseelten Veröffentlichungen Rosenbergs zählten so illustre Titel wie: "Die Spur der Juden im Wandel der Zeiten" (1920), "Unmoral im Talmud" (1920), "Das Verbrechen der Freimaurerei" (1921), "Der staatsfeindliche Zionismus" (1922), "Wesen, Grundsätze und Ziele der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei" (1922), "Pest in Russland" (1922), "Die Protokolle der Weisen von Zion und die jüdische Weltpolitik" (1923).

Der Jahre zuvor auch durch andere Autoren stetig weiter ausgebaute Antisemitismus trug wohl eher dazu bei, dass "die Juden" sich in Gegenreaktionen übten. In dem Buch heißt es: "Wenn sich das selbstbewusst zu seiner Identität bekennende Judentum sich zu einer supranationalen Abwehrorganisation gegen den immer militanter auftretenden Antisemitismus zusammenschloss, so wollten seine Feinde darin wiederum einen Beweis für das verderbliche Wirken geheimnisvoller, international agierender Mächte sehen. Die Nazis standen deshalb auch vor dem Dilemma, dass sie zwar die jüdische Emigration begrüßten, andererseits aber einen jüdischen Staat in Palästina, den Rosenberg sich nur als internationale Verbrecherzentrale des Weltjudentums denken konnte, ablehnten". Alles, was den Juden durch die Verschwörungstheorien in die Schuhe geschoben wurde, vollzog man aber strikt selbst und wollte das „1000-jährige Reich“ etablieren. Rosenberg verlangte frühzeitig die Errichtung eines nebulösen raumpolitischen Staatensystems, welches aus Völkern bestehen sollte, deren sog. Kraftlinien zusammen "Rücken an Rücken stehen". Sie dürften in ihrer "restlosen Auswirkung" aber nicht in Konflikte geraten.

Durch den Zeitgeist damals waren später zu Hochzeiten Unmengen Individuen unterschiedlicher Strukturen dem da fabulierten Flimflam erlegen. Zum Beispiel auch die "Nationalsozialistische Jugend" himmelte Rosenberg häufig sektiererisch an, er sei im Kampf zu ihrem "geistigen Führer geworden". Rosenbergs Gehirnfürze mündeten in Abfärbung zu weiteren Nazifiguren in einem komischen Mythos, der laut Buch ariosophisch gewesen sei - so gesehen: "ein neuer, jede Toleranz ausschließender Welterklärungsversuch". In seinen Publikationen stellten sich folgende "wichtige Antithesen" heraus: Ein ominöser "arioheroischer Lichtmensch", welcher im Kampf mit dem jüdischen Dämon zu tun hätte, demnach: "dem Herrn der Finsternis". Die Herrenrasse des Ariers, deren Reinkarnation die Germanen wären, müsse gegen die unterste Stufe menschlichen Seins bestehen: repräsentierend "der Jude". Die rassisch gebundene Nation sollte natürlich laut Rosenberg auch "gegen fremdvölkische Dekompositionselemente" vorgehen, deren gefährlichstes Objekt "die jüdischen Parasiten" seien.

Im Gegensatz zur jüdischen Religion, die Rosenberg insgesamt als teuflisch ansah, wohne den "Ariern" "etwas Göttliches" inne. Damit der künstlich wie hirnrissig erdachte arische "Volkskörper" rein bleibe, müsse die Reinheit dessen Blutes "gegen die planvolle Vergiftung durch jüdische Blutschande" geschützt werden. Ähnliche Dinge schrieb auch Hitler in "Mein Kampf". Weiterhin sollte Rosenberg zufolge: die "Verteidigung der Schollengebundenheit germanischer Tradition gegen jüdisch-intellektuelles Kosmopolitentum" mit in die Gedankenwelt einbezogen werden. Generell galt seinen Vorstellungen nach, dass die: "Nordische Kultur gegen jüdische Zerstörung durch Anverwandlung" geschützt werden sollte, denn auch die germanische Führerschaft müsse gegen "liberalistische Demokratie" bestehen und eine arteigene Religiosität solle vor jener des jüdischen Christentums geformt werden. In der antizionistischen Schrift "Der staatsfeindliche Zionismus" lautete das Resümee: "Zionismus ist [...] ein Mittel für ehrgeizige Spekulanten, sich ein neues Aufmarschgebiet für Weltbewucherung zu schaffen".

In dem Buch "Alfred Rosenberg: Hitlers Chefideologe", als die erste umfassende Erforschung einer verhängnisvollen Karriere, des deutschen Autors und Historikers Ernst Piper finden Sie folgende Hauptkapitel mit jeweiligen Unterkapiteln: "Herkunft und Jugend", "Vom Publizisten zum Ideologen", "Verbotszeit", "Die dürren Jahre", "Der Mythos des 20. Jahrhunderts", "Jahre der Entscheidung", "Der bevollmächtigte Dogmatiker", "Die Einheitlichkeit des - Seelenkrieges", "Ideologische Aufrüstung im Schatten des Krieges" oder auch: "Die weltanschauliche Überwindung der Sowjetunion". Bei Interesse können Sie das Buch in der aktuellen Auflage (aus dem Jahr 2005) mit über 832 Seiten unter der ISBN (978-3896671486) oder direkt im Internet unter der folgenden Quelle beziehen.

Hier: Alfred Rosenberg: Hitlers Chefideologe

 

Andere interessante Bücher:

Im Schatten der Schwarzen Sonne (2009)

Yoga im Nationalsozialismus (M.Tietke; 2011)

Das Zeitalter des Irrationalen (James Webb)

Die völkische Revolution (G. Mosse, 2010)

Der Mann, der Hitler die Ideen gab (1994)

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Paul de Lagarde und die Ursprünge des modernen Antisemitismus

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