Historisches: Das unbewusste Europa (Vergin)


Das unbewusste Europa

"Es braucht nicht gesagt zu werden, dass eine Kultur, welche eine so große Zahl von Teilnehmern unbefriedigt lässt, und zur Auflehnung treibt, weder Aussicht hat, sich dauernd zu erhalten, noch es verdient", wird der berüchtigte Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, in dem Buch von 1931: "Das unbewusste Europa. Psychoanalyse der europäischen Politik" des Autors Fedor Vergin einleitend zitiert. Aus damaliger Sicht gibt man gleich im ersten Kapitel, welches hier nur auszugsweise angeführt werden soll, nach Darstellung des Autors Vergin zu verstehen, dass sich: Die moderne Politik in theoretischer und praktischer Weise mit den Beziehungen der Menschen untereinander und ihrer Stellung zur gesamten Natur befasst hätte. Dabei seien drei Faktoren für das politische Denken primär wichtig, der seelische Bau des Menschen, die Konflikte, die daraus entstehen, und die seelische Einstellung der Menschen zur Natur, von der sie leben. Dem Autor zufolge heißt es im Verlauf: "Die Entdeckungen der Naturwissenschaft, die Erfindungen der Technik haben es den Menschen ermöglicht, die Naturkräfte, von denen sie abhängig sind, zu unterjochen und dadurch ihr leibliches Los zu verbessern".

Der seelische Bau des Menschen konnte der Naturwissenschaft, aus damaliger Sicht bereits, inbegriffen die Medizin, keinerlei neue Aufschlüsse bringen. Dies aus dem Grund, weil dieses Gebiet der Forschung damals um das Ende des neunzehnten Jahrhunderts in Misskredit geraten war. "Die materialistisch forschende Wissenschaft war in ihrer ganzen Entwicklung durch die Theologie gehemmt" und "von ihr angefeindet worden". Sie reagierte darauf mit gänzlicher Missachtung und Verneinung all dessen, was die Theologie als Mittelpunkt ihres Interesses bezeichnete, meint der Autor - nämlich: die Wissenschaft von der "göttlichen Seele". Die Naturwissenschaft blieb aber nicht stehen. "Ein Wiener Arzt, [der] Professor S. Freud, begründete, auf dem Gebiete der psychischen Krankheiten forschend, eine streng naturwissenschaftliche Seelenforschung, die Psychoanalyse". Freud ging einst von den "krankhaften Symptomen aus und gewann dadurch Einblick in die gesetzmäßig verlaufenden Seelenprozesse und den seelischen Mechanismus der Gesunden".

Im Verlauf der umfangreichen Publikation geht es um die folgenden Themen aus damaliger Sicht: "Europa unter der Lupe" - die europäische Politik in psychoanalytischer Beleuchtung, Europa stirbt an seinen Idealen, der Massenwahn, Kollektive Wahnvorstellungen, der seelische Mechanismus und das Rechtsgefühl und die Politik. Ebenfalls behandelt man damit verknüpft nachfolgend den Bereich "Bürokratie" allgemein in den Kapiteln der bürokratischen Routine als primitive magische Handlung, als Philosophie des: "Als ob", aber auch die primitiv, infantile, archaische Zensur, daran anknüpfend die seelische Analyse der Zensoren und entsprechend die ausgelebte Handlung der Zensur als eine Reaktion auch gegen das eigene Schuldgefühl - wobei letztlich mit der Amtssprache abgeschlossen wird. Davon nicht weit entfernt ist zudem der "Militarismus", wie es im nächsten Akt heißt, auch als Symbolfreude des „Männchentums“ und Atavismus/Pazifismus.

Später geht man in "Das unbewusste Europa" weiterhin auf den Monarchismus ein, wie den: Lustgewinn an der Hierarchie, die Söhne der Revolution, der Gott-Mensch-Komplex - nimmt aber auch diverse Individuen unter die Lupe, wie: Franz Joseph I., Wilhelm II., Jozef Pilsudski oder Ignaz Seipel. Umgeschwenkt wird später auf die "Religiöse Politik". Zudem geht es um Deutschland im Vor- und Nachkriegsnationalismus, wie zum: Junkernationalismus, allgemeine Heldenpsychosen, diverse infantile Motive, der verankerte "Selbstmorddrang" - damit verknüpft die Schuldgefühle und Hassgesänge. Interessant erscheint entsprechend auch das Unterkapitel: Erlösung durch Krieg und die totemistischen Rassenphantasien, daran anschließend die mythologische Politik und die "deutsche Treue". Weitere Bereiche werden abschließend behandelt in Oberthemen wie: Pseudonationalismus in England, der nationalistische Mutterkomplex in Ungarn, der balkanische Horden-Nationalismus, der Panturkismus und Islam - aber auch das berüchtigte Konzept für "Paneuropa" wie im Abschluss der "Bolschewismus und die Welt".

Bei Interesse können Sie das historische Werk "Das unbewusste Europa - Psychoanalyse der europäischen Politik" des Autors Fedor Vergin mit über 320 Seiten aus dem Jahr 1931 - des Hess und Co. Verlags Wien Leipzig - antiquarisch unter der ASIN (B0028LFHLQ) oder direkt über das Internet unter der folgenden Quelle beziehen:

Hier: Das unbewusste Europa (Vergin)

 

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