(C) Paul Mannix, 2007, Bild: flickr (CC BY 2.0)

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) weilte zuletzt in Brasilien und nutzte die Gelegenheit dafür aus, die teils halbnackten Stars der Nationalmannschaft in der Kabine zu beäugen bzw. diesen Glück für die da kommenden "Spiele" zu wünschen. Auch dem Spiel Deutschland gegen Portugal wohnte sie live bei, welches letztlich die deutsche Nationalmannschaft mit 4:0 für sich entscheiden konnte. Die Portugiesen waren bekanntlich die ursprünglichen Kolonialisten Brasiliens, einer Gegend, wo aktuell der Eon-Tochter Eneva eine Strafe im hohen zweistelligen Millionen-Bereich droht (ex). Doch bei dem "Abstecher" in Südamerika hatte Merkel noch weitere für die Massen, welche mit "Brot und Spiele" verköstigt werden, nicht ganz so offizielle Termine wahrgenommen. So traf sie Medienberichten zufolge etwa mit der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff zusammen, wobei es speziell um "Wirtschaftsfragen" gegangen sei (ex). Schon in der Vergangenheit ging es auch um den "Klimaschutz" oder eine Intensivierung des Austauschs im Wissenschaftsbereich. Nicht ganz so glücklich waren Klimaschützer wohl aber als es Meldungen zu der stattgefundenen Reise Merkels nach Brasilien gab, die unter dem Titel: "Merkels Langstreckenflug für 90 Minuten - Polittourismus zur WM" einschlugen (ex). Auch andere Politiker hätten laut Spiegel geplant gehabt, First-Class nach Brasilien mitzufliegen (ex). Im Handelsblatt schrieb man über eine "kleine Delegation", welche die Kanzlerin auf dem Langstreckenflug begleitete.
Eine Flugstunde mit dem pompös ausgestatteten Regierungs-Airbus A340 kostet nach Angaben des deutschen Steuerzahlerbunds rund 12.000 Euro. "Hin und zurück dauert ein Flug 25 Stunden. Summa summarum rund 300.000 Euro Kosten" (hier). Bei N-TV schrieb man zum eigentlichen Zweck des Merkel-Besuchs: "Deutschland und Brasilien wollen ihre strategische Partnerschaft ausbauen". Zudem müsse ein Freihandelsabkommen zwischen dem südamerikanischen Mercosur-Verbund und der EU umgesetzt werden (ex). Merkel verdeutlichte mit Blick auf die sportliche Ebene zurück, dass Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff ihr nachsehen solle, "dass ich zu Deutschland halte". Die brasilianischen Fans pfiffen jene Präsidentin unterdessen aus, während des stattgefundenen Auftakt-Matchs. Viele Menschen, in und vor dem Stadion in Sao Paulo, skandierten Beschimpfungen gegen die auf der Tribüne sitzende Präsidentin, wie es (hieß). Soziale Spannungen in dem aktuellen WM-Austragungsland, welche zuletzt weiter zunahmen, sind dabei nichts Neues und seit Jahren zu beobachten. Verschärft wird dies nicht nur mit den immer stärker werdenden "Umständen" im Rahmen des Abbaus von Rohstoffen, sondern ebenfalls würde Brasiliens Wirtschaft immer langsamer (wachsen). Speziell die Rohstoffvorkommen in Brasilien, die seit Jahren im zunehmenden Maße ausgebeutet wurden bzw. werden, liegen wohl ebenfalls im Interesse des Besuchs der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, wie man aus Berichten aus der Vergangenheit vernehmen konnte.
Brasilien (Hauptstadt Brasilia) in der Staatsform als Bundesrepublik ist Deutschlands wichtigster Handelspartner in Lateinamerika. Das Land hat mit Bürokratie, hoher Steuerbelastung und Korruption zu kämpfen. Die Rolle des Staates in der Wirtschaftspolitik wurde in Ländern mit eher noch moderaten linken Regierungen, wie Brasilien, auch unter der aktuellen Präsidentin Dilma Rousseff wieder gestärkt. Mit Blick z.B. auf das brasilianische staatliche Petrobras, eine der größten Ölfirmen weltweit - mit privater Kapitalbeteiligung - wird jenes vom Staat als bedeutendes geostrategisches Instrument eingesetzt (ex). Die Wirtschaft Brasiliens, mit einer Fläche von rund 8.514 Quadratkilometern das fünftgrößte Land der Welt, in welchem über 200 Millionen Menschen leben und wo der Unterschied in der Bevölkerung zwischen Arm und Reich als teils "krass" bezeichnet werden kann, hat schon immer von dortig vorhandenen u.a. großen Eisenerzvorkommen profitieren können (ex). Das Land konnte in den letzten Jahren teils stark vom Rohstoffboom, auch im Agrarbereich, profitieren - wobei der bilaterale Handel zwischen Brasilien und Deutschland zugenommen hätte (ex). Die wirtschaftliche Struktur Brasiliens ist laut deutschem Auswärtigen Amt (Juni 2014) hauptsächlich gekennzeichnet durch die Kernsektoren der sog. "Dienstleistungen" mit rund 65 Prozent, der Industrie mit rund 21 Prozent und der Agrarwirtschaft mit einem BIP-Anteil von rund 6 Prozent, wobei folgender Kommentator unter nächstgenannter Quelle aber auch meinte, man sehe in Brasilien "einen schleichenden Prozess der Deindustrialisierung" (ex). Ein Bereich, in dem Brasilien die Nase vorne hätte, sei auch die Biotech-Branche. Vor einigen Jahren stieg man nach den USA zum weltweit zweitgrößten Produzenten von genmanipuliertem Saatgut auf (unter).
Der Sektor "Bergbau" hat in dem Land eine lange Tradition und heute zählt man zu den größten Bergbauproduzenten mineralischer Rohstoffe weltweit. Es gibt Reserven an Bauxit, Uran, Mangan, Kupfer, Eisen, Niob, Tantal, Nickel, Gold, Silber sowie an den Nicht-Metallen Phosphat und Graphit, Edelstein- und Diamantvorkommen, wie ebenfalls Vorkommen an Erdöl und Erdgas, ganz zu schweigen von reichlich Holz. Es wird im großen Stil u.a. Nickel, Magnesium und Zinn sowie Vermiculit, Chrom und Gold exportiert. Die Goldgewinnung im Urwald des Amazonas hält seit den 1970er Jahren unvermindert an, die Eisenvorkommen bei Itabira im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais und an anderen Orten zählen zu den reichsten der Erde (ex). In Brasilien werden heute mehr als 60 verschiedene mineralische Rohstoffe gefördert, heißt es laut einer Publikation der deutschen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (ex). Im Nordosten von Brasilien, in der Serra dos Carajas, entstand eines der führenden Erzabbaugebiete der Erde (ex). Der Bergbausektor ist überwiegend privatwirtschaftlich organisiert - es gibt wenige Staatsbetriebe. Brasilien selbst als Staat tritt neben China o.a. Indien übrigens als weiterer Akteur in der internationalen "Politik" Afrikas auf, was Teil des globalen Anspruchs Brasiliens auf eine größere Rolle in der Weltpolitik und damit ein Schwerpunkt der Süd-Süd-Zusammenarbeit sei, um auch Rohstoffe und Absatzmärkte zu sichern (ex).
Vor einigen Jahren hätte der brasilianische Verteidigungsminister mit Blick in die Zukunft gemeint, dass auch das Bedürfnis Brasiliens steigen werde, seine Grenzen, den Regenwald und die Offshore-Ölreserven zu sichern (ex). Trotz des Reichtums an Energiequellen ist Elektrizität in Brasilien eher teuer. Zudem sind zahlreiche Leitungen anfällig und Blackouts immer noch häufig (ex). Gemein haben die Industrie-Rohstoffe, welche auch in Brasilien abgebaut werden, dass ihre Förderung und Verarbeitung umweltschädlich ist, nur wenige Arbeitsplätze schafft und viel Energie verbraucht (ex). Die nötige Energie soll in Brasilien auch durch den Bau monströser neuer Wasserkraftwerke im Amazonas-Regenwald erzeugt werden (ex). In dem Land sei in den letzten vierzig Jahren eine Regenwaldfläche von der doppelten Größe Frankreichs vernichtet worden (ex). Folgenden Darstellungen einer Ausarbeitung u.a. der deutschen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe nach heißt es, dass der "Bergbau und die rohstoffverarbeitende Industrie [...] für die brasilianische Wirtschaft in den vergangenen Dekaden stetig an Bedeutung gewonnen" hätten. Das Gebiet "Amazonien" (vgl. Amazonasbecken) gelte heute [offiziell] noch als "Bergbaugrenze, die aber ausgedehnt werden kann", das Gebiet sei angeblich "bislang wenig exploriert" worden.
Es könnte "mit hoher Wahrscheinlichkeit bedeutende mineralische Rohstoffvorkommen" beherbergen - wobei aber Umweltschutzbelange und auch soziale Konflikte mit angemerkt werden, die solche Vorstöße höchstwahrscheinlich verhindern werden (ex). Die Abholzung und Brandrodung des brasilianischen Regenwaldes nahm bekanntlich in den vergangenen Jahren teils bedrohliche Züge an. Zudem gibt es in entsprechenden Abbaugebieten teils größerflächige Verseuchungen der Umwelt (Boden/Grundwasser und Luft). Besonders stark in die Kritik war u.a. ein brasilianischer Konzern geraten: "Vale", eines der größten Minenunternehmen weltweit (ex). Laut deutschem Bundesministerium für Bildung und Forschung sei Brasilien aber schon heute auch eines der wichtigsten Länder für die Produktion von Nahrungs- und Futterpflanzen, von nachwachsenden Rohstoffen und Bioenergie (ex). In Brasilien hatte speziell der chinesische "Landhunger" dazu geführt, dass sich die Regierung des Landes genötigt sah, Landverkäufe an Ausländer zu beschränken (ex). Wegen der Jagd nach Rohstoffen und Landflächen ist bekanntlich nicht nur die Umwelt in entsprechenden Gegenden teils stark bedroht, sondern auch zahlreiche indigene Völker - wie unter anderem der (folgende) Stamm der Awá, welcher verdrängt, bedroht oder gar ermordet wird.
Laut EU-Kommission heißt es zur "Umsetzung der Rohstoffinitiative" mit Blick auf kritische Rohstoffe, dass Brasilien beim selten vorkommenden Schwermetall Niob (Nb) eine dominierende Stellung innehat. Zu den 20 kritischen Rohstoffen aus diversen Ländern - speziell auch China - zählen Antimon (Sb), Beryllium (Be), Borate (sind Salze oder Ester der Borsäuren), Chrom (Cr), Kobalt (Co), Kokskohle, Flussspat (Fluorit), Gallium (Ga), Germanium (Ge), Indium (In), Magnesit (zg. Carbonate), Magnesium (Mg), Naturgraphit, das angesprochene Niob (Übergangsmetall), Phosphatgestein, Metalle der Platingruppe, Schwere Seltene Erden, Leichte Seltene Erden, Silizium (Si) und Wolfram (W). Die über die EU forcierte Rohstoffinitiative sei der Mitteilung von Mai 2014 zufolge ein mittel- bis langfristig angelegtes Projekt. Man stellte allgemein einleitend fest, dass es "weiterer Maßnahmen zur Sicherstellung des Zugangs zu den wichtigsten Rohstoffen" bedürfe (ex).
Die deutsche Wirtschaft ist seit etwa 2004 mit einer geänderten Rohstoffsituation konfrontiert. Vor allem infolge des rasanten Wirtschaftswachstums der Schwellenländer, wie die Deutsche Rohstoffagentur feststellen musste (ex). Es gibt bei Rohstoffen eine hohe Kritikalität u.a. bei Germanium (Ge), was auch für die sog. "Zukunftstechnologien" (Glasfaserkabel, Photovoltaik, Infrarot-Sensoren) sehr wichtig sei, dann bei Rhenium (Re), zur Nutzung z.B. bei Flugzeugturbinen und Kraftwerken, bei Antimon (Sb), z.B. als Flammschutzmittel insbesondere für Kunststoffe, bei Indium (In), für Zukunftstechnologien z.B. in Displays oder bei der Photovoltaik, bei Wolfram (W), wo Deutschland im globalen Maßstab ein Großverbraucher ist - und man es insbesondere für die Werkzeugindustrie und den Maschinenbau nutzt, bei Seltenen Erden für die Nutzung in Zukunftstechnologien wie zur Elektromobilität, bei Windenergie, in Katalysatoren, miniaturisierte Informations- und Kommunikationstechnik, Gallium (Ga), für diverse Zukunftstechnologien, dann Palladium (Pd), z.B. in Abgaskatalysatoren für Kraftfahrzeuge, Elektrik/Elektronik und Schmuck, Silber (Ag), für speziell Schmuck, Elektrik/Elektronik und die rückläufige analoge Photographie, Zinn (Sn), hier in Loten, Weißblech und diversen Chemikalien.
Ebenfalls gelte Niob (Nb) als kritisch, zur Anwendung u.a. in hochfesten, leichten Stählen für den Automobilbau, Pipelines und das Bauwesen, Chrom (Cr), zur Nutzung z.B. in Motoren, Triebwerken, Turbinen, Wärmetauscher, Kessel, Rohrleitungen o.a. Wandverkleidungen, und auch Bismut (Bi) für diverse Chemikalien, metallurgische Additive sowie Weichlote und andere Legierungen. Andere wichtige Rohstoffe für die Bundesrepublik Deutschland seien laut einer Ausarbeitung als Jahresbericht mit Stand 2011 unter dem Titel: "Kritische Rohstoffe für Deutschland" vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) im Auftrag der KfW Bankengruppe etwa auch Tellur (Te), Beryllium (Be), Nickel (Ni), Flussspat (auch Fluorit) und Molybdän (Mo). In der Publikation hatte man ein Konzept der Rohstoffkritikalität erarbeitet, welches sowohl die potentiellen Versorgungsrisiken als auch die Verletzbarkeit eines Systems (z.B. Unternehmen, Branchen, Volkswirtschaft, globale Gesellschaft) gegenüber einer Versorgungsstörung umfasst (hier).
Der wachsende (eigene) Rohstoffverbrauch in Schwellenländern wie China und Brasilien (BRICS-Staaten) beeinflusste auch die deutsche Rohstoffversorgung. Um diese abzusichern, müsse man die Rohstoffbezugsquellen besser diversifizieren und langfristig absichern sowie auch neue Lagerstätten sowohl im In- als auch im Ausland erkunden (ex). Hauptursache für den Nachfrageanstieg sei speziell die anhaltend wachsende Wirtschaftskraft bevölkerungsreicher Schwellenländer, insbesondere der BRIC(S)-Staaten, wie man auch unter dem Titel "Rohstoffversorgung sichern" in einer Publikation der CDU/CSU feststellen (musste). Im vergangenen Jahr hieß es noch allgemein: Rohstoffe werden, demnach angesichts schwindender Ressourcen, für viele Menschen bald unerschwinglich werden (ex). Wie oben angemerkt, ist Deutschland einer der wichtigsten europäischen Handelspartner Brasiliens (ex). Mittlerweile sind auch viele der großen deutschen Banken wie die Deutsche Bank, Commerzbank, Landesbank Baden-Württemberg, WestLB und BHF-Bank in Brasilien vertreten (ex).
Das BDI Brazil Board (Bundesverband der Deutschen Industrie), zu dessen Mitgliedern u.a. zählen E.ON, GFT, LAV, SAP, Siemens, ThyssenKrupp, Bosch, Cassidian, Celesio, Daimler oder auch Friedhelm Loh Group, engagiert sich für einen langfristigen Ausbau der deutsch-brasilianischen Wirtschaftsbeziehungen, wie es laut Anmerkung in einer Publikation durch den Vorsitzenden des BDI Brazil Board, ehm. CEO von Cassidian und Vorstand bei EADS: Stefan Zoller (hieß). Man wolle auch die deutsche Rohstoffversorgung sichern und entsprechende Technologien für den brasilianischen Markt bereitstellen. Bauxit, Erze, Mineralien sowie Erdgas, Erdöl oder auch Kohle seien dabei die Schwerpunkte des brasilianischen Rohstoffsektors. Ein übergeordnetes Ziel des BDI Brazil Boards ist, die Interessen der Industrie durch eine kontinuierliche Unterstützung der deutschen Politik sicherzustellen, wie man (schrieb). Deutschland und Brasilien verbinde seit gut 500 Jahren übrigens eine "gemeinsame Geschichte", die mit der deutschen Einwanderung im 19. Jahrhundert und dem Engagement der deutschen Wirtschaft seit den 1960er Jahren eine substantielle Verdichtung erfahren hätte, wie man auf einer Podiumsdiskussion der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) im vergangenen Jahr (meinte).
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