Russland: Spannungen mit Krimtataren


(C) Dorotheum, 1857, Bild: Wikipedia (PD)

Deutschen Medien zufolge hätten die als Minderheit geltenden Krimtataren nun eine sog. "Gedenkveranstaltung" abgeblasen, bei der es um zwanghaft vollzogene Umsiedlungen damals unter der Sowjetkühlerfigur Stalin gegangen sei - es handelt sich um den 70. "Jahrestag" dieser Aktionen. Ab Mai 1944 wurden rückblickend unter den Sowjets, organisiert mit durch den stellvertretenden Volkskommissar für Staatssicherheit, Ivan Serov, Schätzungen nach zwischen 188.000 bis 190.000 Menschen in wenigen Tagen verfrachtet (ex), um diese gen Ural, nach Sibirien - speziell nach Zentralasien (ex) deportieren zu lassen. Im Vorfeld hatte die deutsche Wehrmacht Odessa verloren und bei der Krim-Auseinandersetzung konnte die Rote Armee (ex) später bis zum 12. Mai 1944 die Halbinsel zurückerobern. Ab 18. Mai 1944 (ex) wurden fast sämtliche Krimtataren, u.a. wegen gesehener Kollaboration mit deutschen Truppen, deportiert. Folgender Autor meinte passenderweise recht knapp zusammenfassend: "Krimtataren wurden von allen missbraucht" (ex). Von den vollzogenen Deportationen waren damals nicht nur die Krimtataren betroffen, sondern später auch Armenier, Griechen wie Krimdeutsche. Ein recht großer Anteil von als Krimtataren klassifizierten Individuen lebt heute noch in der Diaspora in der Türkei - wobei jene sich u.a. auf die humanitäre Hilfe und die kulturelle Förderung der Krimtataren auf der Krim konzentrieren. Bezogen auf das Thema allgemein: "Islam in der Ukraine" finden sich die meisten jener zug. Personen auf ukrainischem Boden außerhalb der Krim, wobei wichtige Zentren u.a. Kiew, Charkiw, Donezk, Cherson oder auch Ismajil sind (ex).

Nach einer Meldung des österreichischen "derStandard" hätte kürzlich die Menschenrechtskommissarin der UN, Navi Pillay, gemeint, dass Russland auf der Krim die Minderheit der Tataren "belästigt und eingeschüchtert" (ex) hätte. Jene hatten wohl die Volksabstimmung über den Beitritt in russische Gefilde im März laufenden Jahres in der Mehrheit boykottiert. In einer Ticker-Meldung hieß es zum angesprochenen Gedenktag am 18. Mai 2014, es sollten keine Massenveranstaltungen in "Simferopol" stattfinden, stattdessen könnten sich jene "in ihren religiösen Zentren oder bei kleineren Veranstaltungen am Bahnhof oder im Stadtpark versammeln" (ex). In türkischen Medien schrieb man derweil darüber, dass Russlands Präsident Putin "mit den Krim-Tataren Frieden schließen" wollte. Die Zukunft der Tataren läge "in den Beziehungen zu Russland verborgen", wie es hieß (ex). Durch die im deutschen Göttingen angesiedelte "Gesellschaft für bedrohte Völker" (GfbV) hatte man im März laufenden Jahres: "Russlands Staatspräsident Wladimir Putin noch eine verlogene Minderheiten-Politik vorgeworfen, denn er spielte die Minderheitenkarte [...] natürlich nur zum Schutz der russischen Minderheit" (ex). Zur Gedenkfeier-Thematik wurde kürzlich auch noch berichtet, dass ein Korrespondent der polnischen Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" (ex) festgenommen worden sei, der offenbar über die Zwangsumsiedlung der Krim-Tataren vor 70 Jahren vor Ort berichten wollte (ex).

Im folgenden Medium (von Europe Online Magazine) hieß es, dass Putin: "den Krimtataren [...] besonderen Schutz zugesichert" hätte und die "Minderheit dürfe nicht zerrieben werden im Streit zwischen Moskau und Kiew" (ex). Von ukrainischen Staatsmedien konnte man unterdessen vernehmen, dass die Führung der Krim den Tataren "Terrorismus" vorgeworfen hätte - es seien Durchsuchungen in Häusern der Anführer der Krimtataren vorgenommen worden (ex). Der als Anführer der Nationalen "Bewegung" der Krimtataren benannte Mustafa A. Dschemilew (ex) sei laut "Die Welt" übrigens noch vor einigen Tagen mit dem sog. Solidarnosc- (Name einer polnischen Gewerkschaft) Preis der polnischen Regierung (u.a. mit Polens Außenminister Radoslaw Sikorski) ausgezeichnet worden (ex). Beim deutschen Tagesspiegel bezeichnete man diese Person als: "Altpräsident der Krimtataren", welcher kürzlich nicht auf die Krim reisen durfte - weil offenbar zuvor seitens der Staatsanwaltschaft der Krim von der russischen Generalstaatsanwaltschaft (Moskau) die Einleitung eines Strafverfahrens gegen die sog. "Medschlis" (Dachorganisation der Krimtataren), wegen Anstiftung zu Massenunruhen und Widerstand gegen die Staatsgewalt, gefordert worden sei (ex). Laut Wikipedia ist Refat A. Tschubarow seit November 2013 Vorsitzender des Krimtatarischen Medschlis (ex), der unter anderem rückblickend auch Mitglied der Staatlichen Kommission für die Probleme des Krimtatarischen Volks beim Ministerrat der UdSSR war (ex).

Mustafa Dschemilew, also der ehemalige Vorsitzende des Medschlis (Nationale "Versammlung" der Krimtataren), hätte laut "Die Welt" vom Februar (2014) damals die neu eingesetzte Regierung der Ukraine aufgerufen gehabt: den Notstand auf der Krim zu verhängen, denn die Besetzung durch russische Strukturen des Parlaments und der Flughäfen sei ein versuchter Staatsstreich gewesen (ex). Einige Zeit später, Anfang März, berichtete man unter anderem in der Süddeutschen-Zeitung davon, dass auf der Krim Schätzungen nach mindestens 350.000 Tataren leben würden - die meisten von ihnen unterstützten seit ihrer Rückkehr aus der Deportation ab 1989 politische Kräfte, die Moskaus Einfluss auf die Ukraine eindämmen wollten (ex). Im Osteuropamagazin sprach man von "rund 300.000 Tataren", wovon bereits zahlreiche von der Krim geflohen seien. Eine Person wurde offenbar bezogen auf die russische Taktik zitiert: "Russland will angeblich Minderheiten schützen, aber das ist nur vorgetäuscht" (ex). Nachdem die Krim dem russischen Einflussgebiet einverleibt worden war, hieß es laut österreichischem "Kurier", dass die lokal eingesetzte Krimregierung ein (wohl gefordertes) autonomes Gebiet für die Minderheit der Krimtataren abgelehnt hatte, sie könnten nur eine sog. "kulturelle Autonomie" beanspruchen (ex).

In russischen Medien fabulierte man derweil über die Möglichkeit des Ausbruchs eines "Bürgerkriegs" - denn die "islamistischen Organisationen der Krim-Tataren werden von der Türkei unterstützt". Außerdem könnten: "Ukrainische Nationalisten [...] die Situation auf der Krim zuspitzen" und alle Seiten wären "sehr aggressiv gestimmt" (ex). Im März laufenden Jahres hätten laut RP-online noch: Russische Ultranationalisten die Aufteilung der Ukraine vorgeschlagen und Wladimir Wolfowitsch Schirinowski (ex) hätte Polen, Ungarn und Rumänien vorgeschlagen gehabt, sich die Westukraine untereinander aufzuteilen (ex). In russischen Gefilden hatte laut DeutschlandFunk zuletzt der Nationalismus weiter zugenommen - Fremdenfeindlichkeit sei vor allem auch gegen Zentralasiaten zu beobachten gewesen (ex). Bei "Spiegel" sprach man die Thematik bereits 2011 an, und schrieb darüber, dass: Russlands Nationalisten erbittert gegen Ausländer hetzen würden. Eine Person jener Gattung wurde zitiert: "Man muss die Stadt reinigen" (ex). In folgender Dokumentation in Videoform berichtete man über russische Nationalisten und dem sog. "NSU". Es wurden Personen interviewt, die im Rahmen von Trainingsunterfangen von "Kampftruppen" sprachen. Außerdem wird anbei die Förderung entsprechender Strömungen, wie u.a. nebulöser Tempelritter-Gruppen, in Ländern Europas beschrieben (ex). Im folgenden Bericht spricht man daneben auch - Russlands doppeltes Spiel mit der Türkei und dem türkischen Image in Europa - und Führungsfiguren der europäischen Rechten an (ex).

Der benannte Dschemilew (auch bezeichnet als: Mustafa Abdulcemil Kirimoglu) sei laut Neuer Zürcher Zeitung in den Jahren 1966-1986 ständiger Überwachung durch Sowjetstrukturen, Verhaftungen und Verbannungen ausgesetzt gewesen. In 1987 dann sei er in die (Zentrale Initiativgruppe der Krimtataren) gewählt worden. Nach der Selbstauflösung der Sowjets berief man 1991 eine Nationalversammlung ein und wählte ihn zum ersten Vorsitzenden. Die Rückkehr der Krimtataren (auf die Krim) stieß offenbar "auf viel Feindschaft", wie man schrieb (ex). Folgender Autor stellte bereits in 1997 fest: "Die Russen sehen die Zukunft der Krim in einer unabhängigen oder einer mit Russland vereinigten Republik [...die] Krimtataren wollen dagegen ihren Nationalstaat auf der Halbinsel errichten, die den Kern ihrer historischen Heimat bildete" (ex). Im Jahr 2012 schrieb man übrigens in einem Bericht des deutschen öffentlich-rechtlichen MDR noch davon, dass zum damaligen Zeitpunkt etwa "243.000" Tataren auf der Krim gelebt hätten und man sah schon damals als ein "mögliches Szenario", mit Blick auf Russland, dass letztgenannter Akteur eingreifen könnte - wegen einem "Konflikt zwischen den ansässigen Russen und den weitestgehend pro-ukrainisch eingestellten Krimtataren" (ex). Viele der mehrheitlich russisch-stämmigen Individuen auf der Krim seien laut DeutschlandFunk der "Überzeugung": die Krimtataren seien Verräter, die mit den Nazis kollaboriert hätten (ex). Angeblich hätte der ukrainische Geheimdienst damals beobachtet: dass eine gewisse Radikalisierung unter den Krim-Tataren zu sehen war - eine Person habe z.B. "einen Fünfjährigen erstochen" (ex).

Zwischenanmerkung: Im "Lexikon der Wehrmacht" schrieb man unter anderem, dass die "zur Bekämpfung sowjetischer Partisanen geworbenen krimtatarische[n] Freiwilligeneinheiten [...] zuerst krimtatarische Selbstschutz-Kompanien und später 8 Schutzmannschafts-Bataillone [bildeten]. Bei einer Bevölkerungszahl von unter 300.000 Krimtürken stellte diese Volksgruppe mit 20.000 Kämpfer einen Großteil der wehrfähigen Jugend in den Dienst der Deutschen" (ex). Bezogen auf den osttürkischen Waffen-Verband der SS (Schutzstaffel der NSDAP) schrieb man davon, dass an: "der Seite der deutschen Wehrmacht [...] neben den mit dem Deutschen Reich verbündeten Staaten [...] ab 1942 zahlreiche Freiwillige aus dem bisherigen sowjetischen Raum [kämpften...] Neben den bekannteren 53.000 Kosaken [...] waren das 310.000 Russen, 250.000 Ukrainer, 5.000 Kalmyken, 180.000 Turkestaner, 110.000 Kaukasier, 40.000 Wolgatataren sowie 20.000 Krimtataren, zusammen etwa 968.000 Mann" (ex). Im Spiegel schrieb man im Jahr 1967 in der Ausgabe 40 davon: "Die Tataren, in der Pflege ihres mohammedanischen Glaubens von den ungläubigen Bolschewiken bedrängt, hatten die Deutschen als Befreier begrüßt [...] Die Wehrmacht ließ dafür die tatarischen Kriegsgefangenen frei" (ex). Die Nazis hätten zu ihrer Zeit dargestellt: "Die Einnahme der Halbinsel Krim ist von allergrößter Bedeutung für unsere gesicherte Ölversorgung aus Rumänien [...] Über die Krim führte der kürzeste Weg von der Ukraine zum Kaukasus" (ex). Neben Tataren ging es auf der Krim auch um Juden. Auf der folgenden Seite spricht man u.a. bizarre Vorstellungen der Sowjets an, wonach etwa Stalin keine "jüdischen Nasen" in der Armee sehen wollte. Im Verlauf spricht man ebenfalls an, dass damals die jüdische Krim-Republik erneut abgelehnt worden sei (ex).

Offenbar gibt es neben den Vorwürfen der Nazi-Kollaboration durch Krimtataren auch noch "ältere Bedenken". So berichtete z.B. der Kölner Stadtanzeiger online (über: Rhein-Sieg-Anzeiger) im vergangenen Jahr (2013), dass viele Russen jene Minderheit ablehnten, auch weil diese über Jahrhunderte hinweg für ihre Raubzüge gefürchtet wurden. Bei jenen Uraltstorys seien: "bis zu drei Millionen Menschen aus Südrußland und der Ukraine gefangen genommen und als Sklaven in den Nahen Osten und das Osmanische Reich verkauft" worden (ex). Das Anwachsen der Gruppe der Krimtataren auf der Halbinsel ließ im Jahr 2011 in ukrainischen Medien die Frage aufkommen: Wenn die Tataren die Krim erobern, geben die Russen (auf der Halbinsel) sie dann Russland? Offenbar positiv stellte man unter folgender Quelle aber auch fest: "Die Krim [sei damals] faktisch fast das einzige Beispiel in Europa [gewesen] für eine friedliche Koexistenz und die Zusammenarbeit der islamischen und christlichen Gesellschaften" (ex). DeutschlandFunk berichtete im Jahr 2011 darüber, dass seitdem der (nun ehm.) ukrainische Präsident Janukowitsch der Russischen Flotte im Charkower Vertrag (2010) ein dauerhaftes Bleiberecht zugesichert hätte, dass seitdem: "separatistische Kräfte" erstarkten. Bereits damals seien: "paramilitärische Einheiten mit russischen Flaggen" zunehmend "aktiv" geworden. In einem Beitrag der deutschen Heinrich-Böll-Stiftung schrieb man im April des Jahres 2010 bezüglich der Verträge zwischen Russland/Ukraine über einen: Doppelschlag gegen die Souveränität und wirtschaftliche Handlungsfähigkeit der Ukraine (ex).

Im angemerkten Beitrag des DeutschlandFunks von 2011 wurde der bereits oben erwähnte Mustafa Abduldschemil Dschemilew (Vorsitzender der Nationalen Bewegung der Krimtataren) bezgl. russischer Einflüsse auf der Krim u.a. zitiert: "Sie schänden nicht nur unsere Friedhöfe oder errichten Kreuze [...] stecken sie bereits unsere Gebetshäuser in Brand. Der russische Geheimdienst hat in diesem Jahr 20 Millionen Dollar für Gruppen bereitgestellt [...] sollen dafür sorgen, dass die Volksvertreter der Krimtataren ihren mäßigenden Einfluss auf die Volksgruppe verlieren" (ex). Bereits vor Jahrhunderten soll es teils bizarre Taktiken gegeben haben, um Krimtataren als Nachfahren der mongolischen Goldenen Horde zu "kompensieren". So wollte etwa die aristokratische Herrscherin Katharina II. - "die Große" - (ex), welche auch Herzogin von Holstein-Gottorf war, jene möglichst aus der Schwarzmeerregion vertreiben. Vorgesehen war, das Land "mit deutschen Siedlern zu kultivieren". Gelockt wurden Personen u.a. aus der Pfalz, Hessen und Württemberg - jene bekamen im Lockungsgebiet Privilegien zugeschachert wie: eine Befreiung von Steuern, die Nicht-Ableistung des Militärdienstes, ein ökonomisch unbedingtes Recht zu heiraten oder auch die Religionsfreiheit (ex). Offenbar waren auch Schweizer auf der Krim zu sehen, denn das sog. "Zürichtal" sei einst eine wohlhabende Kolonie gewesen. Im Zarenreich wollten schweizerische Personen sich u.a. eine neue Existenz als Bauern aufbauen, weil im eigenen Land eine wirtschaftliche Misere vorherrschte. Die Schweizer Kolonie Zürichtal auf der Krim sei 1805 gegründet worden (ex).

Katharina die Große war in 1796 in Sankt Petersburg verstorben, einst die Vorzeigestadt des Zarenreichs. Zuvor, im Jahr 1712, hatte Peter der Große (ex) jenes Sankt Petersburg (welcher dort in 1725 verstarb) anstelle von Moskau zur Hauptstadt des Russischen Zarentums erklärt. Der Ehemann von Katharina II. war ihr Cousin zweiten Grades - der spätere Peter III. aus dem Hause Romanow-Holstein-Gottorp. Jene Figur soll Überlieferungen (ex) nach "trotz erheblicher geistiger Beschränktheit in den ersten beiden Quartalen des Jahres 1762 Kaiser in St. Petersburg" gewesen sein (ex). Unter Katharina II. wurde rückblickend auch der Aufbau der Schwarzmeerflotte und die Erschließung des Neulandes in Angriff genommen (ex). Sie ließ 1783 das Khanat der Krim (unterstand später dem Gouvernement Taurien) annektieren und gliederte es auch formal dem Russischen Reich an. Danach hatte sie eine Inspektionsreise in die neuen Gebiete am Schwarzen Meer, durch "Neurußland", vollzogen - wobei auch der deutsch-österreichische Kaiser inkognito teilgenommen hätte. Im Verlauf wurden zahlreiche neue Städte wie Odessa oder Sewastopol gegründet (ex). Deutsche seien damals auf der Krim speziell auch für technische Dinge zuständig gewesen und stiegen nicht selten zur intellektuellen Elite des Zarenreiches auf. Später unter den Nazis wollte man im Rahmen des gescheiterten Generalplans Ost erneut: "Lebensraum im Osten" schaffen (ex).

  
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