(C) Stu Mason, 2009, Bild: flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Über die Anwendung der sog. Reid-Methode wolle man laut einer Anfrage aus dem Deutschen Bundestag an die Bundesregierung nun diverse Antworten erhalten, bezüglich der möglichen Nutzung durch deutsche Bundesbehörden. Bei der Methode handele es sich um eine spezielle, um Individuen verhören zu können und sie sei rückblickend in 1947/48 durch den US-Amerikaner und Chicagoer Polizeibeamten John E. Reid (ex) "entwickelt" worden, der in seinem Revier als harter Hund galt. Auf der offiziellen Webseite der John E. Reid and Associates Inc. werden Strukturen genannt wie u.a. die US Air Force, DEA (Drug Enforcement Administration), das US-amerikanische Verteidigungsministerium (DoD), FBI, die Steuerbehörde IRS, die US-Army oder auch US-Navy. Laut der "Kleinen Anfrage" (18/1262) zählte offenbar auch die CIA zu den Kunden, welche in jüngster Zeit in Medienberichten auftauchte bezgl. weltweit verstreuter geheimer Folterkammern bzw. „Gefängnisse“. In der Bundesrepublik Deutschland o.a. bei anderen staatlichen Strukturen in europäischen Ländern seien wohl "Schulungen" durch John E. Reid & Associates, Inc. zu sehen gewesen, in Deutschland z.B. in Bayern oder Berlin, wie es heißt.
In einer angeführten Ausarbeitung "Vernehmung in der Bundespolizei" soll es heißen, dass das Ziel im Rahmen der Einwirkungen durch die spezielle Reid-Methode sei, dass ein sog. "strukturierter Aufbau" einer geplanten Vernehmung eines möglichen Täters auf Grund seines verbalen, nonverbalen und paralinguistischen Verhaltens ihn von einer unschuldigen Person unterscheiden könnte. Dies auch teilweise "durch Angabe von Unwahrheiten". Das primär ausgelegte Ziel sei, Geständnisse zu erhalten. In der Anfrage nimmt man Bezug auf einen Artikel der US-Publikation "The New Yorker" (ex), in welcher der Journalist Douglas Starr eine kritische Analyse der "Methode" vollzogen hatte. Personen von u.a. Behörden würden es darauf absehen, dass die moralischen Konsequenzen einer möglichen Straftat heruntergespielt, dass die negativen Folgen eines Geständnisses für den Verdächtigen vernachlässigt und die Angst vor dem Leugnen verstärkt würden.
In der Publikation in Buchform: "Menschen durchschauen wie ein Polizeipsychologe" (ISBN: 978-3868833621) schrieb man davon: "Bei der Reid-Methode versucht der Polizist, die Angst vor einem Geständnis abzubauen und gleichzeitig die Angst des Beschuldigten vor den Folgen seines Leugnens zu vergrößern" (ex). In der Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik berichtete man in 2010 bezgl. einer Rezension (Vernehmungspsychologie – Psychologie der Zeugenvernehmung, ISBN: 978-3406576294 ex) von einem: Exkurs der amerikanischen REID-Vernehmungsmethode. Entgegen dem aussagepsychologisch gewonnenen Wissensstand bediene man sich einer suggestiven und manipulativen Technik, um den Tatverdächtigen im Rahmen der Vernehmung unter Druck zu setzen. In folgender Dissertation zur "Forensischen Psychophysiologie", welche sich mit den Beziehungen zwischen psychischen Vorgängen und den zugrundeliegenden körperlichen Funktionen befasst, spricht man die Person Reid o.a. Inbau an, neben charakteristischen Verhaltenssymptomen, wie bei "Lügen" - z.B. Meiden von Augenkontakt - und Aufrichtigkeit - z.B. kooperatives Verhalten während des Tests (ex).
Um auf den angeführten Journalisten Douglas Starr (The New Yorker) zurückzukommen, so musste man offenbar feststellen, dass befragende Personen mitunter ebenfalls Zeugenaussagen oder angebliche Beweise im Rahmen von Verhören schlicht erfinden, um so aus den daraus hervortretenden Reaktionen des Verdächtigen diverse Erkenntnisse zu "gewinnen". Laut Analysen sei herausgekommen, dass es oft zu hohen Raten an falschen Geständnissen gekommen war. Die Figur John Reid, also der offizielle "Erfinder" der "speziellen Methode", sei laut der Anfrage in seiner Karriere durch die Verurteilung des Falls um Darrel Parker beflügelt worden. Nachfolgend stellte sich aber heraus, dass Parker einen gestandenen Mord gar nicht begangen hatte und der Verurteilte wurde später nach jahrelanger Haft mit 500.000 US-Dollar entschädigt.
Die Bezeichnung der Reid-Methode sei laut Wikipedia übrigens eine "geschützte Marke" (ex). Auf der folgenden Seite spricht man davon, dass laut dortigen Anführungen mehrere deutsche Strafverfolgungsbehörden in der Methode geschult worden seien - "wenn nicht sogar alle" (ex). Der nächststehende Autor spricht von einer Kombination aus Pseudowissenschaft und Fehleinschätzung, in diesem Fall der befragenden Personen - also der Ermittler, gepaart mit dem fatalen Missverständnis, dass ein Verhör dazu da sei, Schuldige zu überführen (ex). In nachgenannter Onlinepublikation benennt man es damit, dass die: Reid-Methode eine Vernehmungsmethode aus dem angloamerikanischen Rechtskreis sei, welche "erfolgreich" wäre, Geständnisse "zu produzieren" (ex). Auf der folgenden Seite führt man eine Quelle aus dem Jahr 2006 an, wonach die vereinfachte Auswertung der nonverbalen bzw. verbalen Verhaltenssymptome zur Identifikation von Täuschungen, wie sie auch die Reid-Methode empfehle, im Widerspruch zu aktuelleren Forschungen stünde (ex).
Durch die Möglichkeiten des US-amerikanischen Rechtssystems sei es dortigen z.B. Polizeiangehörigen erlaubt, mittels der "akzeptablen Täuschung" eine Vernehmung durchzuführen - wie man in 2012 in einer Ausarbeitung der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg für den Ausbildungsgang "mittlerer Polizeivollzugsdienst" (Vernehmungslehre) darstellte. Zumindest hebt man hier hervor, dass dies in Deutschland noch nicht erlaubt ist (ex). In "Studienbegleitende Unterlage - Vernehmung in der Bundespolizei" - Arbeitsblatt "Kriminalistik Vernehmung" (Stand Oktober 2008) der Fachhochschule des Bundes schrieb man ebenfalls davon, dass die Methode: "deutschen Polizisten nicht gestattet" ist. Nachfolgend heißt es: "Diese Methode ist in Deutschland daher umstritten, wird aber bereits in einigen Bundesländern geschult und angewandt". Daneben spricht man weitere Vernehmungsmethoden an, wie das: GEMAC-Modell, PEACE-Modell o.a. die RPM-Technik (ex).
In einer österreichischen Publikation schrieb man mit Blick auf das Ausland davon: "Die türkischen Polizisten haben diese Methode in der Hauptabteilung für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung eingeführt" (ex). Im Bayerischen Landtag (DE) meinte man laut einer Antwortgabe des Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr bezgl. einer entsprechenden Fragestellung unter anderem: "Die REID-Vernehmungsmethode wird seit dem Jahr 2003 nicht mehr gelehrt". In den Jahren 2003, 2004 und 2005 seien je drei Seminare geplant gewesen, welche aber laut diesen Angaben aus organisatorischen Gründen nicht durchgeführt werden konnten (ex). Nach folgenden Darstellungen habe sich offenbar auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (bezgl. Marcel Grobys - Fachanwalt für Arbeitsrecht) in der Vergangenheit mit diversen "Dingen" beschäftigt gehabt. In diesem Fall ging es auch um "unternehmensinterne Ermittlungen". Man erklärte eine Reihe von Vernehmungstaktiken: die Sondierungsmethode, die Beichtvatertaktik, die Festlegungsmethode, "Good Cop – Bad Cop", Kreuzverhör, die Überraschungsmethode, das "Topic-Hopping" o.a. die Reid-Methode, wie man in einer Publikation (ex) aus dem Jahr 2012 der Securitas Deutschland (ex) schrieb - die eine Tochterfirma des schwedischen Sicherheitskonzern Securitas AB (ex) ist.
