(C) George Plemper, 2013, Bild: flickr (CC BY-NC 2.0)

Laut einem Bericht der Welt am Sonntag soll offenbar der russische Gasmonopolist GAZPROM den größten deutschen Gasspeicher übernehmen. Beobachter sprachen davon, dass die deutsche Regierung die Versorgung des Landes mehr und mehr an russische Strukturen ausliefere und somit die Abhängigkeiten weiter vertieft werden. Seitens der deutschen Bundesregierung sehe man jedoch dem Bericht zufolge keine "Handhabe, das Vordringen der Russen auf den deutschen Markt zu bremsen" (mehr). Mit Blick auf andere Belange, aber ebenfalls welche der Energieversorgung, hieß es, dass die Bundesregierung durch den Verkauf von RWE Dea keine Einschränkung der Versorgungssicherheit erwartet (hier). Laut Berichten vom März 2014 hätte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk die Bundesregierung aufgefordert gehabt, die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu verringern (mehr).
Unterdessen war mit Themenbezug "Gazprom" ein Tanker mit "erstem Öl aus dem arktischen Ozean" gesichtet worden. Zur Thematik hieß es auch: Französischer Ölkonzern Total bestätigt den Kauf des Rohöls (hier). Das Öl, welches der Tanker transportiere, stammte von der umstrittenen Gazprom-Plattform in der arktischen Petschorasee. Mit Blick zurück auf Gasspeicher berichtete bereits im Jahr 2012 die österreichische Publikation "diePresse" davon: Gazprom will seine Gasspeicher in Europa verdoppeln (mehr). Bis zum Jahr 2015 wolle man demnach die Kapazität auf etwa fünf Milliarden Kubikmeter ausgebaut haben, bekräftigte damals der Gazprom-Vizechef, ein gewisser Alexander Iwanowitsch Medwedew - der auch Generaldirektor der OOO Gazprom Export ist. Die Gazprom Germania GmbH mit Sitz in Berlin ist eine Tochtergesellschaft der Gazprom Export. Jene Struktur ging rückblickend aus einer Kooperation zwischen der ehemaligen V/O Zarubezhgaz und der BASF-Tochter Wintershall AG im Jahre 1990 hervor.
Der Verkaufsprozess bezgl. RWE Dea sei angeblich "schleppend" gelaufen, unter der Leitung von Goldman Sachs. Es seien drei unverbindliche Angebote eingetroffen, vom deutschen Dea-Konkurrenten Wintershall (100-prozentige Tochtergesellschaft der BASF), einem Bündnis der staatlichen Kuwait Foreign Petroleum Exploration mit dem Finanzinvestor KKR (Kohlberg Kravis Roberts & Co.) sowie von einem Konsortium um den russischen Milliardär Michail Fridman (mehr). Das Handelsblatt berichtete unter dem Titel: Milliardenpoker um RWE Dea - Konkurrent Wintershall verschärft die Bemühungen, einen deutschen Öl- und Gasriesen zu formen: Politisch wäre ein Verkauf an die deutsche Wintershall einfacher gewesen, als an einen russischen Investor. Die Struktur um den russischen Oligarchen Fridman soll in der ersten unverbindlichen Runde aber mit rund fünf Mrd. Euro das höchste Gebot abgegeben haben. (Auch interessant: Putin und die Oligarchen). Die Firmengruppe LetterOne Holdings S.A. um Fridman hatte den Kauf inmitten der angespannten Beziehungen zum Westen vollzogen. Die russischen Investoren wollten Berichten nach zudem Verbindlichkeiten von 600 Mio. Euro übernehmen.
Wintershall soll Dea zuvor nur auf 3,5 Milliarden Euro taxiert haben (hier), hieß es. Nach "Spiegel"-Informationen einigten sich das deutsche Bundeskanzleramt und das Wirtschaftsministerium darauf, gegen geplante deutsch-russische Projekte kein Veto einzulegen. Die Zusammenarbeit zwischen dem russischen Staatskonzern Gazprom und der BASF-Tochter Wintershall solle ebenfalls fortgesetzt werden. Im Dezember vergangenen Jahres (2013) hatte die EU-Kommission übrigens grünes Licht für die Übernahme deutscher und niederländischer Joint Ventures für die Gasversorgung und Gasspeicherung gegeben. Eingangs berichtete man davon: Dass die Kommission die geplante Übernahme der gemeinsamen Kontrolle über WINZ und Wintershall Services und der alleinigen Kontrolle über Wingas und WIEH (Deutschland) durch den russischen Energiekonzern Gazprom nach der EU-Fusionskontrollverordnung freigegeben habe. Nach einer Prüfung des Vorhabens sei man zu dem Schluss gekommen, dass die geplante "Übernahme keinen Anlass zu wettbewerbsrechtlichen Bedenken" gezeigt hätte (mehr).
Seitens der BASF, als weltweit größter Chemiekonzern, schrieb (ex) man im Konzernlagebericht von 2013 bezogen auch auf den russischen Gasmonopolisten, man wolle im Rahmen eines Tauschs von Vermögenswerten mit dem langjährigen Partner Gazprom im Jahr 2014 25 Prozent plus einen Anteil an zwei weiteren Blöcken der Achimov- Formation des Urengoi-Feldes in Westsibirien übernehmen. Das russische Gazprom würde dafür den Wintershall-Anteil des bisher gemeinsam betriebenen Gashandels- und Gasspeichergeschäfts sowie einen Anteil von 50 Prozent an Wintershall Noordzee B.V. erhalten können. Die Transaktion werde mit wirtschaftlicher Rückwirkung zum 1. April des vergangenen Jahres (2013) erfolgen können. In einem Bericht von 2013 merkte man zur Thematik an: "Unsere Ziele basieren auf den Annahmen, dass das globale [BIP] von 2010 bis 2020 jährlich um durchschnittlich 3 [Prozent] sowie die weltweite Chemieproduktion um 4 [Prozent] pro Jahr wächst. Wir streben an, jährlich zwei Prozentpunkte über der globalen Chemieproduktion zu wachsen" (unter).
Im folgenden Bericht werden in anderem Zusammenhang neben BASF auch u.a. die BEB Erdgas und Erdöl GmbH (Niedersachsen), Royal Dutch Shell plc, Exxon Mobil Corporation oder auch die GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH genannt (hier). In einer Pressemitteilung (VNG – Verbundnetz Gas und Gazprom) vom vergangenen Jahr (2013) schrieb man zu Feierlichkeiten des 230-jährigen Bestehens der diplomatischen Vertretung Russlands in Leipzig: "Seit 40 Jahren liefert Russland Erdgas nach Deutschland [...] Am 1. Mai 1973 strömte erstmals russisches Erdgas über die Grenze nach Ostdeutschland". Der damalige deutsche Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) meinte bei der Zusammenkunft: "Erdgas wird als umweltfreundlichster konventioneller Energieträger auch in Zukunft einen zentralen Platz bei der Energieversorgung einnehmen. Gerade vor diesem Hintergrund ist eine vertrauensvolle Energiepartnerschaft besonders wichtig" (hier).
In einem Bericht vom öffentlich-rechtlichen "MONITOR" hieß es derweil im März 2014: "Im Dezember teilte BASF mit, Gazprom werde rund 20 Prozent der Gasspeicher in Deutschland übernehmen. Gazprom liefert dann nicht nur das Gas, dem russischen Konzern würden dann auch ein großer Teil der Speicher gehören, die eigentlich für den Notfall gedacht sind, etwa, wenn Russland den Gashahn zudreht" (hier). Alexei Borissowitsch Miller, der Vorstandsvorsitzende des russischen Gasmonopolisten Gazprom, schrieb in der Ausarbeitung "South Stream" als Vorwort davon: "Niemand zweifelt daran, dass der Energiebedarf in Europa in Zukunft weiter steigen wird [...] entwickelt Gazprom zusammen mit seinen Partnern das South-Stream-Projekt. Der Unterwasserabschnitt der Rohrleitung wird gemeinsam mit dem italienischen Konzern Eni verlegt [...] Als sauberster Brennstoff kann Erdgas helfen, Emissionen von CO2 zu vermindern [...] South Stream ist ein wahres europäisches Projekt" (hier).
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In "Russlands Energielieferungen in die EU" schrieb man seitens der Stiftung Wissenschaft und Politik im März 2014, dass das "Verhältnis zu Russland und die russisch-ukrainischen Gaskonflikte [...] für gemeinsame Außen- und Energiepolitik stets Dreh-, Angel- und Streitpunkt [waren ...] Die Krim-Krise lässt dennoch erhebliche Kollateralschäden für die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten bei der Energie- und Klimapolitik sowie die Energie-Außenpolitik befürchten". In der Strategie der nationalen Sicherheit der Russischen Föderation bis 2020 schrieb man davon: Die Aufrechterhaltung einer langfristig auf den Export von Rohstoffen orientierten Wirtschaft zählt zu den strategischen Risiken und Gefahren für die nationale Sicherheit (hier).
"Verschärft wird dies dadurch, dass auch die gemeinsame Energie- und Klimapolitik mit der Diskussion um die Ziele 2030 an einem kritischen Punkt ist" (hier). Der russisch-ukrainische Gaskonflikt von vor einigen Jahren war laut folgenden Darstellungen die größte Energiekrise Europas seit 1973/74. Damals seien insgesamt von dem russischen Gaslieferstopp 18 Staaten in Europa betroffen gewesen. Während des 18-tägigen Gaskonfliktes sah sich z.B. die slowakische Regierung damals dazu gezwungen, den Ausnahmezustand zu erklären und die Gaslieferungen an kommerzielle Konsumenten einzuschränken. Die Türkei musste drei Kraftwerke schließen und sich um alternative Gaslieferungen bemühen (mehr).
Die Krise verdeutlichte, ähnlich wie der Georgienkrieg im Spätsommer 2008, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten nur über begrenzte Möglichkeiten verfügten, auf Russlands politische und ökonomische Elite einzuwirken, wie man (hier) feststellen musste. Nach Vereinbarungen in den Jahren 2008/2009 gelang es der Ukraine offenbar dem bis dahin unter anderem von Gazprom kontrollierten Zwischenhändler ROSUKROENERGO den Gashandel zu entziehen und ihn dem staatlichen, von der Regierung und von Yulia Timoschenko kontrollierten, Naftogaz Ukraini zu übertragen. Laut Beobachtern sei dieser damalige Schachzug aus geoökonomischer Sicht "entscheidend gewesen", weil Naftogaz Ukraini das Transportsystem nach Europa kontrolliere und verwalte.
Die russische Gasstrategie zur Abhängigkeitsvertiefung in Europa basiere laut folgender Publikation im Wesentlichen auf vier Instrumenten zur Sicherung und Förderung von Russlands Energie- und Geopolitikinteressen: Drohung von Energielieferkürzungen oder -ausfällen gegenüber nicht-kooperativen Ländern mit anti-strategischen Interessen. Erwerb von strategischen Energieinfrastrukturen im Ausland wie Pipelines und Gasspeichern. Bau neuer Pipelines – wie Nord und South Stream – unter Umgehung von Transitländern wie den baltischen Staaten, der Ukraine, Weißrussland, Polen und die Nutzung von Vorzugsgaspreisen und weiteren wirtschaftlichen Begünstigungen bei entsprechenden Gegenleistungen seiner europäischen und eurasischen Energiepartner (mehr). In der Vergangenheit hatte man offenbar von polnischer Seite her auch eine Art Energie-NATO ins Gespräch gebracht. Diese Idee sei jedoch damals bei den EU-Partnern auf keine Gegenliebe gestoßen.
Die Besorgnis über Abhängigkeit und Erpressbarkeit sowie der Energie als Waffe und Energie als Instrument der russischen Außenpolitik waren seither als Schlagworte bzw. Themen im Umlauf und verweisen auf tief sitzende Befürchtungen in diversen europäischen Ländern. In der Ukraine hatte man übrigens aufbauend auf schon seit 1999 vorhandenen und öffentlich diskutierten Vorarbeiten des ukrainischen Energieministeriums in 2006 die Energiestrategie bis 2030 in einer neuen Fassung vorgestellt gehabt - welche auch durch die damalige Regierung gebilligt worden sei. Die Ziele bestanden darin: eine Senkung der Importabhängigkeit durch Energiesparen und eine Erhöhung der eigenen Energieerzeugung zu vollziehen, sowie regionale Diversifizierung der Energieträgerimporte durch Beteiligung an Förderung im Ausland (Algerien, Ägypten, Iran, Kasachstan) sowie im Nahen Osten zu unternehmen (mehr).
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Laut einer Dissertation (Energiepolitik in der EU und Russland – Interessenlagen, Konfliktpotenziale, Kooperationsansätze) von 2010 der Universität Duisburg-Essen würde angeblich bereits seit Mitte der 1990er Jahre darüber spekuliert werden, ob Russland daran interessiert sei, eine Art "Gas-OPEC" zu etablieren, ein Kartell der Gasproduzenten also, mit dem Ziel einer abgestimmten Handlungsweise bei der Entwicklung neuer Felder, der Festlegung von Preisen und Exportkonditionen etc. Nach den Terroranschlägen im Jahr 2001 hatte ein "Forum erdgasexportierender Länder" (GEC-Forum) regelmäßig getagt. Dem Forum gehörten die Staaten: Russland, Ägypten, Algerien, Bolivien, Brunei, Indonesien, Iran, Katar, Libyen, Malaysia, Nigeria, Trinidad und Tobago, Venezuela sowie die Vereinigten Arabischen Emirate an (mehr).
In der Ausarbeitung (ex): "Die Energiesicherheit Europas in Bezug auf Erdgas und die Auswirkungen einer Kartellbildung im Gassektor" (2011) schrieb der Autor Krämer bezogen auf das Thema Gasspeicher davon: "Die Ressourcenbasis muss für absehbare Zeit in der Lage sein, den Bedarf zu decken. Die Gasmengen, die den Markt tatsächlich erreichen, sollten jederzeit die Nachfrage decken können, da die Speicherung von Erdgas problematisch ist. Eine Reduzierung der Gasmengen unter das benötigte Maß kann nicht lange ohne Einschränkungen ausgeglichen werden. Gründe für eine Erschöpfung der Ressourcenbasis können z. B. geologische [...] oder ökonomische [...] Ursachen haben".
Bereits wenige Jahre nach dem Jahrtausendwechsel hieß es bezgl. einer sog. "Energiewende" auch im Zusammenhang künftiger Investitionserfordernisse der europäischen Erdgasversorgung, dass eine Sicherung der erwarteten Eigenproduktion in Europa in den kommenden Jahren hohe Investitionen in neue Felder erfordern würde. In der folgenden Ausarbeitung (Auswirkungen eines Zusammenschlusses der E.ON AG Düsseldorf und der Ruhrgas AG Essen) schrieb man zudem davon, es müssten neue Transportnetze und Erdgasspeicher auf den Weg gebracht werden. Hinzu kommen andere Investitionen u.a. zur Erschließung von Lagerstätten, zur Erdgasförderung und für den Erdgasferntransport von außereuropäischen Versorgungsgebieten (hier).
Zur deutschen Energiewirtschaft schrieb man in einer Präsentation (ex) an der Universität von Münster davon: Die Gaswirtschaft der Bundesrepublik gliederte sich rückblickend, bis etwa 2004, in die Teilbereiche der öffentlichen und der übrigen Gaswirtschaft. Laut Publikation verfüge man in Deutschland über 43 unterirdische Erdgasspeicher für insgesamt 19–20 Milliarden Kubikmeter - was einem Fünftel des Jahresverbrauchs entspricht. Die Speicherfähigkeit von Erdgas werde i.d.R. über Kavernen, Gasbehälter und die vorhandene Bandbreite in der jeweiligen Pipeline vollzogen. Die inländische Gasförderung in Deutschland war laut einem Monitoring-Bericht (2012) im Rückblick auf 2010 bereits hier mit rund 11,9 Milliarden Kubikmeter rückläufig gewesen.
Zwischen den Jahren 1996-1999 wurde übrigens laut der Publikation "Untertage-Gasspeicherung in Deutschland" (2009) unter der Federführung der United Nations Economic Commission for Europe (UN ECE) eine UGS-Studie (Study on Underground Gas Storage in Europe and Central Asia) erarbeitet (Economic Commission for Europe 1999). Dargestellt wurde, dass die deutschen Vertreter "einen wesentlichen Beitrag geleistet" haben. Die UN ECE Working Party on Gas hatte später in 2008 die Überarbeitung und Aktualisierung dieser Studie initiiert. Die Aktualisierung berücksichtigte dem Bericht zufolge auch das veränderte Umfeld des liberalisierten Gasmarktes und würdigte die gestiegene Bedeutung der Gasspeicherung und die technologische Entwicklung in der Speicherindustrie (mehr).
In 2011 betrugen den Angaben zufolge die geschätzten Erdgasreserven etwa 125 Milliarden Kubikmeter. Laut einer andere Publikation (Die Europäische Energiepolitik gegenüber der Russischen Föderation) der Universität Wien von 2011 verfügte man über etwa 25 Prozent des Gesamtspeichervolumens der Europäischen Union. "Würde sich ein Versorgungsengpass […] wiederholen, könnte die Erdgasversorgung der Bundesrepublik bis zu 2 Monate aufrechterhalten werden […] bei gleich bleibendem Erdgaskonsumverhalten" (ex). Die Importmenge von Gas nach Deutschland war von 1.384,2 TWh (2010) auf 1.411 TWh (2011) um rund 27 TWh gestiegen. Unverzichtbar seien die Erdgasspeicher übrigens u.a. für den Einsatz Erneuerbarer Energieträger, wie etwa Windkraft und Solarenergie, im Strombereich. Denn durch den Vorrat von Erdgas und die Umsetzung in Strom mittels Gaskraftwerke können die zunehmend höheren Schwankungen durch den Anteil erneuerbarer Energieträger in der Stromerzeugung ausgeglichen werden, wie man in einem Bericht der RAG Rohöl-Aufsuchungs- Aktiengesellschaft aus Österreich schrieb (hier).
In dem angemerkten Monitoring-Bericht aus Deutschland (ex) von 2012 betonte man: Die wichtigsten Bezugsquellen für nach Deutschland gelieferten Gases waren nach wie vor Russland; die GUS-Staaten und Norwegen. Ebenfalls sei auch die Niederlande ein etablierter und liquider europäischer Handelsplatz, bzw. Anlande-Punkt für Flüssiggaslieferungen. Als Verbindung zu den Erdgasquellen in Norwegen und dem Vereinigten Königreich sei sie eine bedeutende Bezugsquelle für deutsche Importeure. Aufgefallen sei damals, mit Blick auf die Zielländer der aus Deutschland exportierten Gasmengen, dass es einen deutlich verringerten Export (2010: 28 Prozent und 2011: 19 Prozent) in die Niederlande gegeben hätte. Auf der anderen Seite waren Exporte nach z.B. Tschechien von fünf Prozent Exportanteil im Jahr 2010 auf 21 Prozent Exportanteil im Jahr 2011 gestiegen.
In einem Sondergutachten (ex) der Monopolkommission (Strom und Gas 2007 - Wettbewerbsdefizite und zögerliche Regulierung) hieß es unter anderem damals: Die größten Unternehmen auf dem deutschen Gasmarkt sind allen voran E.ON Ruhrgas, RWE, Wingas, Verbundnetz Gas, Exxon Mobil und Shell. Diese Unternehmen vereinten laut damaligem Stand zusammen über 80 Prozent der deutschen inländischen Förderkapazitäten, zwischen 90 und 100 Prozent der Importmengen und etwa 80 Prozent der Speicherkapazitäten. Bis auf wenige Ausnahmen war die Anzahl neuer Gashändler, auch im Hinblick auf das gehandelte Volumen, eher gering. Die Umstrukturierungen im Gassektor waren bis zu diesem Zeitpunkt von der Ausdehnung des Engagements der Stromkonzerne auf den Gassektor geprägt. Der spektakulärste Fall war dabei die Fusion E.ON/Ruhrgas.
Auf die "deutsche Außenpolitik im Wandel" auch im Zusammenhang mit "Gas" und offenbar zudem verknüpft mit der Arktis-Strategie schrieb man in einer entsprechenden Arbeit (ex) in 2010 u.a. vom Wettlauf um die Arktis. Im Jahr 2007 hatten die Russen unter dem geografischen Nordpol ihre Flagge gehisst, um so gleichzeitig die russischen Ansprüche auf die Arktis zu untermauern. Im Kapital "Außenpolitik einer Großmacht" heißt es unter anderem: "Eine Arena dieser Politik ist die zukünftige Entwicklung der Arktis, wo die Bundesregierung eine gestaltende Rolle einnehmen möchte [...] Es kristallisieren sich deutlich deutsche Interessen in der Arktis heraus, wenn man die Reden deutscher Regierungsmitglieder oder die Publikationen der jeweiligen Ministerien analysiert".
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Laut einer Dissertation (Fusionskontrolle in der leitungsgebundenen Energiewirtschaft) der deutschen Universität Darmstadt bestehe: "Zwischen der Strom- und Gaswirtschaft [...] eine weitgehende Übereinstimmung hinsichtlich der Kostenstrukturen der einzelnen Wirtschaftsstufen [...] Erdgas ist ein Primärenergieträger, welcher gegeben seiner geographischen Aufkommensgebiete erzeugt bzw. gefördert werden muss [...weil...] Deutschland über keine bedeutenden Erdgasreserven verfügt, findet die Gaserzeugung überwiegend im Ausland statt [...] Das in in- oder ausländischen Stätten produzierte Gas wird über Transportleitung nach Deutschland importiert [...] Im Gegensatz zur Stromwirtschaft besteht im Gasbereich die Möglichkeit der Speicherung, so dass hier mit der Gasspeicherung eine weitere Marktfunktion hinzukommt. Die Gasspeicherung dient in erster Linie dem Ausgleich von kurz- und langfristigen Nachfrageschwankungen sowie der strategischen Absicherung der Lieferfähigkeit" (ex).
