Ausfall von Cloud könnte Crash-Effekt haben


(C) Wilerson S Andrade, 2013, Bild: flickr (CC BY-SA 2.0)

Laut einer durchgeführten Untersuchung der in der Schweiz ansässigen Zurich Insurance Group, welche im Bereich Versicherungen und Finanzdienstleistungen aktiv ist, müssten auch Unternehmen künftig besser auf Risiken aus dem Cyberspace reagieren können. Denn durch diverse Irritationen könnten teils schwerwiegende Probleme einschlagen. Man spricht eingangs unter anderem Strukturen an wie Zulieferer, Lieferketten, neuartig und umwälzend wirkende Technologien oder andere "externe Schocks". Einige Unternehmen seien heute bereits teils unwissentlich externen Risiken ausgesetzt, da jene oft Teile ihres Geschäftsbetriebs "an ein immer komplexer werdendes und unverständlicheres Geflecht aus Netzwerken" ausgelagert haben. Letztlich schlage man vor, so etwas wie eine global agierende Kontrollinstanz zu etablieren, die in der Ausarbeitung fiktiv als G20+20 Cyber-Stabilitätsausschuss bezeichnet wird. Weitere Informationen dazu (hier als PDF). Neben der gewichtigen international tätigen Zurich Insurance Group war an der Ausarbeitung übrigens auch der Think Tank (Denkfabrik) Atlantic Council beteiligt, eine einflussreiche Institution zur Wahrung der US-amerikanischen Führerschaft in internationalen Belangen mit engen Verbindungen zu politischen Entscheidungsträgern in aller Welt.

Den Vorsitz beim Atlantic Council (ex) hatte vor wenigen Monaten Jon Huntsman junior von Brent Scowcroft übernommen. Huntsman stammt aus Palo Alto (gelegen im Santa Clara Valley - Silicon Valley), Kalifornien. Laut Wikipedia sei Huntsman (ex) Anhänger der Mormonen. Bereits sein Großvater sei aktiv gewesen beim sog. Kollegium der Zwölf Apostel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (ex). Huntsman senior war Gründer der Huntsman Corporation (ex). Der Vorgänger beim Atlantic Council des Jon Huntsman junior, die Person Brent Scowcroft (ex), sei ebenfalls Mormone. Letztgenannter bekam in 1993 durch Königin Elisabeth II. die Auszeichnung Order of the British Empire (ex). Huntsman junior war in 2009 auch als US-Botschafter für China berufen worden, deshalb wurde sein Nachfolger als Gouverneur in Utah der vorherige Vizegouverneur Gary R. Herbert, ein Mormone (ex). Gerade der Atlantic Council hatte in der Vergangenheit wegen seiner militärischen und geheimdienstlichen Verbindungen auch speziell die Sicherheitsinteressen in Belangen Big Data, Cloud, Grid und Co. ins Visier genommen. So kam bspw. heraus, dass Attacken gegen Stromnetze in den USA bis zu 70 Prozent der Wirtschaft lahmlegen könnten. Man forderte zur Begegnung dieser gesehenen Gefahren umfängliche Kontrollmechanismen. Im Jahr 2007 berichtete z.B. Heise online zur Thematik, unter Einbezug auch des Atlantic Council: NATO soll sich gegen Cyberattacken rüsten (mehr).

Wie man bereits in einer anderen Ausarbeitung für das Weltwirtschaftsforum (WEF) "zur Verbesserung des Zustands der Welt" unter dem Titel: Global Risks 2014 (Globale Risiken 2014) schrieb, würden Risiken aus "dem Cyberspace", etwa durch den Ausfall eines Cloud-Anbieters, einen ähnlichen Effekt auslösen können, wie die forcierte Pleite von Lehman Brothers oder im weiteren Rückblick der Enron-Skandal. Unter anderem spricht man im Verlauf auch Erdbeben (San-Andreas-Verwerfung) und einen solaren Supersturm oder Weltraumschrott an (mehr). Klaus Schwab, der Präsident des Weltwirtschaftsforums und anderer Stiftungen, schrieb in dieser Publikation als Vorwort davon, dass sich das Leben der meisten Menschen auf der Welt heute in einem nie dagewesenen Tempo, auch speziell wegen der digitalen neuen Realität, verändert hätte und weiter verändern wird. Wegen neuer globaler Verflechtungen entstünden so aber auch neue globale Risiken, worauf eine entsprechende globale Antwort gegeben werden sollte. Schwab (ex) gehört u.a. auch dem Steering Committee der Bilderberg-Konferenzen an. In der Stiftung Schwab Foundation for Social Entrepreneurship (ex) findet sich u.a. auch Mathilde d’Udekem d’Acoz, also die Königin der Belgier, welche mit dem belgischen König Philippe verheiratet ist (ex).

An dem Report "Global Risks 2014" waren u.a. beteiligt: Marsh & McLennan Companies, Swiss Re, Zurich Insurance Group, National University of Singapore, Oxford Martin School, University of Oxford und auch das Wharton Risk Management and Decision Processes Center, University of Pennsylvania. Laut einer Mitteilung der deutschen Konrad Adenauer Stiftung aus 2012 sah man bereits damals, dass kritische Energieinfrastruktur durch Cyberbedrohungen in Gefahr sei. Der Autor schrieb davon: 20 bis 30 Staaten haben Fähigkeiten für offensive Cyberkriegsführung aufgebaut. Hierzu gehörten demnach nicht nur die USA, China und Russland, sondern auch kleinere Staaten und Mittelmächte, einschließlich Iran und Nordkorea (mehr). Der Autor Cachin von IBM Research schrieb in "Sicherheits-Forschung für die Cloud - Heiße Luft oder Wolke Sieben?" allgemein davon: Seit dem Erscheinen von Cloud-Computing seien viele neue Bedenken bezgl. "Big Brother" aufgekommen. Dennoch nutzten Privatleute und Firmen heute die Cloud, da diese ja so praktisch sei. Aber sie behielten oft ein mulmiges Gefühl im Bauch zurück, speziell was die Sicherheit der ausgelagerten Daten angeht. "Die Datenintegrität ist von zentraler Bedeutung, wenn ein Unternehmen der Cloud Daten anvertraut", meinte vor einigen Jahren der Leiter des IBM Forschungsprojekts Storage Integrity (hier).

Das hippe Cloud Computing bezeichnet insbesondere das Rechnen in der Wolke und ist heute zu einer neuartigen Geschäftsidee mutiert, wonach Software und Daten nicht mehr lokal bei Nutzern bearbeitet oder gespeichert werden sollen, sondern über das Internet als Vermittlungsinstanz bei einem Dritten. Generell wird die Bereitstellung von Hardware, Software und Daten durch die Cloud als Dienstleistung eingestuft. Zahlreiche Beobachter meinten in der Vergangenheit, dass mit der umfänglichen Etablierung des Cloud Computings das Zeitalter kleinerer und dezentraler Rechenzentren oder hochgerüsteter Einzelplatzrechner dem Ende entgegen gehen würde. Heute bieten bereits auch zahlreiche mobile Kommunikationsmittel wie Smartphones und Tablets die Möglichkeit, dass Daten extern in die "Cloud" (Wolke) ausgelagert werden können, um dort z.B. Fotos, Videos oder andere Dinge zu speichern. Um auf die ausgelagerten Daten zugreifen zu können, bedarf es natürlich i.d.R. einer Verbindung mit dem Internet, da die Daten in diesen Fällen nicht mehr lokal, sondern ggf. in den USA auf Servern gespeichert sind. Durch Cloud Computing erfolgt eine Zentralisierung von Kapazitäten. Kritiker meinten dazu, dass die Konsequenz einer flächendeckenden Nutzung von Cloud-Services die Zentralisierung aller anderen Dienste und Informationen auf wenige Cloudanbieter forciere.

In der Vergangenheit wurde berichtet, dass etwa Apache Hadoop MapReduce, ein auf Googles BigTable basierendes Source-Java-Framework, bereits vor Jahren erlaubt hätte, mit extrem großen Datenmengen (Petabyte-Bereich) Rechenprozesse durchzuführen. Auch der populäre anfangs mit durch die CIA Venture Capital Struktur IN-Q-TEL beförderte Anbieter des "Sozialen Netzwerks" Facebook hatte die Hadoop-Datenbank verwendet. Per Stand März 2011, wo Facebook noch relativ klein war, hatte man bereits rund 30 Petabyte zusammengesammelt gehabt, was damals aber schon eine der größten Datenbanken weltweit gewesen war. Der britische Nachrichtendienst GCHQ soll Berichten zufolge die Technologie etwa auch zur Auswertung von überwachter Kommunikation genutzt haben. Hadoop war rückblickend in 2011 von der britischen Publikation "Guardian" als Innovation des Jahres ausgezeichnet worden - es sei der "Beginn einer neuen Datenrevolution". Die Planungen zur externen Auslagerung von Daten scheinen offenbar schon seit längerer Zeit zu laufen, denn schon in den 1980er Jahren wurde darüber fabuliert, dass künftig einzelne Rechner passe sein werden, alles werde sich im "digitalen Kollektiv" versammeln. Der Google-Manager Eric Schmidt meinte später im Jahr 1993, dass in dem Moment, wo die Bandbreite kein "Nadelöhr" mehr darstellen wird, so werden die einzelnen Computer ausgehöhlt und sich dann über "das Netzwerk verteilen" (hier).

Nachrichten-, Geheim- und andere Dienste oder staatliche Behörden wie öffentliche Verwaltungen in verschiedenen Ländern planten u.a. den Einsatz von sog. Community Clouds. Jene "Wolken" werden in der Regel von mehreren sich zusammengeschlossenen Organisationen genutzt, getrennt von anderer externer Infrastruktur. Ebenfalls war in diesem Zusammenhang der Begriff "Internal Clouds" gefallen. Einem Bericht nach planten in der Vergangenheit die US-amerikanischen Dienste CIA, NSA oder auch DISA die Nutzung von Cloud Computing (hier). Ganz allgemein wurden mit Blick auf den Rechtsbereich im Zusammenhang auch mit der Nutzung von Cloud Computing ebenfalls Datenschutzrechte angesprochen, zum Beispiel mit Blick auf die Möglichkeit der Zusammenführung von Melderegistern oder anderer Datenbestände, was diverse Begehrlichkeiten bei einigen Strukturen wecken und letztlich im schlimmsten Fall zu einer "Totalerfassung" der Bürger führen könnte. Im Rahmen des umstrittenen US-amerikanischen Patriot Act, womit auch der Foreign Intelligence Surveillance Act verschärft worden war, ist es Geheimdiensten und mit diesen verkettete ausgelagerte Strukturen erlaubt, die Überwachung von Telekommunikationen im Ausland zu begehen, um unmittelbaren Zugriff auf im US-Ausland befindliche Daten zu erlangen. Kritiker meinten zu dieser Thematik mit US-Bezug, dass der Patriot Act ebenfalls das sog. Safe-Harbor-Abkommen unterminiere.

Seitens der EU-Kommission wollte man übrigens eine Europäische Cloud-Partnerschaft mit den Mitgliedstaaten forcieren - um damit auch die "Marktmacht" des öffentlichen Sektors besser ausnutzen zu können. Cloud-Anbieter in der EU wolle man größere Chancen eröffnen, um eine "wettbewerbsfähige Größe" zu erreichen. Die EU-Kommission machte vor einigen Monaten deutlich, dass ein EU-weites einheitliches Cloud-Computing-System entwickelt werden sollte, um sich so angeblich vor dem US-amerikanischen Einfluss zu schützen - denn US-Behörden könnten sich ja heimlich Zugriff auf Daten europäischer Nutzer bei Cloud-Anbietern wie Google, Facebook oder Dropbox verschaffen. Der eigene EU-Datenschutz sei offiziellen Angaben nach wesentlich besser als jener in den USA, weshalb man die Europäische Union zu einer sicheren Cloud-Region machen wolle. Ziel der EU sei, bis zum Jahr 2020 mindestens 50 Prozent der EU-Dienste auf Cloud-Computern unter eigene rechtliche Kontrolle zu stellen. Mit Blick auf Deutschland und Frankreich, beides europäische Kernländer, hieß es laut einer: Gemeinsamen Erklärung zum Deutsch-Französischen Ministerrat am 19. Februar 2014, dass eine zu forcierende Arbeitsgruppe auch die Entwicklung von Schlüsseltechnologien, Datenspeicherung und Datenverarbeitung (cloud computing, big data), unter anderem mit Hilfe von Technologiepartnerschaften begleiten und prüfen soll.

Durch die EVP (Europäische Volkspartei) schrieb man, im Aktionsprogramm zum Dublin Kongress 2014, man sei der Auffassung, dass die europäische Cloud-Strategie für die Verwirklichung des digitalen Binnenmarkts von zentraler Bedeutung ist. In der russischen Publikation "Ost-West Contact" (Jul/2012) meinte man rückblickend, als Prognose bis 2015, dass der Markt für Cloud Computing in Russland auch durch bessere Kooperationen mit der EU möglicherweise auf 1,2 Mrd. US-Dollar ansteigen könnte. Seitens des Bundesverbandes der Deutschen Wirtschaft e.V. (BDI) meinte man laut einer Pressemeldung vom März 2014 derweil: Die Elektronik-, Roboter- und Smart–Grid– Sektoren sollten ebenso unterstützt werden wie Industrien, die in den Bereichen Cloud Computing, Embedded Software, Big Data, IT-Sicherheit etc. tätig sind. Daneben sprach man auch die für 2015 geplante Umsatzsteuerreform an. Mit Blick auf den "Digitalen Binnenmarkt" der EU solle man laut BDI harmonisierte Regeln einführen, damit so auch der "Datenaustausch" - neben elektronischer Rechnungsstellung und elektronischen Zahlungen - erleichtert werden kann. Der sog. Zukunftsrat der Bayerischen Staatsregierung meinte nach eigenen Einschätzungen bereits in 2011:

Eingebettete Systeme Maschine-zu-Maschine (M2M)-Kommunikation, die globale Vernetzung, aber auch on-demand beziehbare Mehrwertdienste aus der Cloud sind heute zentrale Wachstumstreiber. Ein "Megathema" sei speziell das Cloud Computing. Diese Dienste müsse man wesentlich erweitern und "allgemein anwendbarer" gestalten. Zudem schrieb man von einer Unabhängigkeit von ausländischen IT-Rechnern und einer deutschen hohen Cloud-Qualität. Ähnliche Ziele, die mit EU-Vorgaben in Einklang stehen, werden natürlich auch in anderen EU-Mitgliedstaaten vollzogen. In der österreichischen einheitlichen Breitbandstrategie 2020 schrieb man seitens des dortigen Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie unter anderem davon: Bis 2020 soll eine nahezu flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit ultraschnellen Breitband-Hochleistungszugängen erreicht sein. Breitband-Hochleistungsnetze würden den Wohlstand und sozialen Zusammenhalt "sichern". Beim deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz ging man derweil im vergangenen Jahr bei der 7. Sicherheitstagung "Proaktiver Wirtschaftsschutz: Prävention durch Information" auf Schutzmaßnahmen vor den Gefahren des Social Engineerings und bei der Nutzung des Cloud-Computings ein (hier).

Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages stellten zur Thematik der Auslagerung von Daten allgemein fest: Cloud Computing ist im Kern eine Outsourcing-Technik. Daneben führte man u.a. Möglichkeiten der Nutzung für den Staat (öffentliche Verwaltung) an, die aus Kostengründen interessant erscheinen. Als Beispiel hob man im Verlauf die US-amerikanische Stadt Los Angeles (Kalifornien) hervor, die bereits damit (damals) begonnen hatte, das bestehende EMail-System sowie weitere Anwendungen durch Online-Bürosoftware von Google zu ersetzen (hier). Betont hatte man die Strategie der US-Regierung, wonach Cloud Computing für die "Modernisierung" der Verwaltungsinfrastrukturen aller Staatsebenen genutzt werden sollte. Bevor Cloud Computing bis heute hin immer hipper wurde, hatte in 2010 ein Autor der Universität Potsdam unter anderem folgendes angemerkt: In der Vergangenheit gab es vermehrt Fälle von Industriespionage auch durch Geheimdienste, wie beispielsweise aus China. Um die 20 Prozent (laut ex-Stand) aller deutschen Unternehmen berichteten über Fälle von Industriespionage. Für deutsche Unternehmen entstünde so angeblich jährlich ein Verlust von etwa 50 Mrd. Euro. Eine andere angeführte Problematik sei mit Blick auf die Cloud, dass Geheimdienste wie BND (Deutschland) oder CIA (USA) unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung Zugriff auf die in der Cloud gespeicherten Daten gewährt werden kann und darf (hier).

  
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