Syrien: Angriff auf Kampfjet bei Latakia


(C) delayed gratification, 2007, Bild: flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Wie aus einer kürzlich gestellten Anfrage an die deutsche Bundesregierung hervorgeht, soll im Konflikt um Syrien in dortiger Provinz Latakia nahe der türkischen Grenze durch letztgenannten Akteur (Türkei) mittels eigener Kampfjets offenbar am 23. März laufenden Jahres ein syrisches Kampfflugzeug beschossen worden sein, infolgedessen dieses abstürzte. Über diesen Vorfall hatten ebenfalls zur damaligen Zeit verschiedene deutschsprachige Medien wie Süddeutsche Zeitung, Spiegel oder der österreichische derStandard berichtet gehabt. Vor wenigen Tagen berichtete die Agentur ANSA bezüglich der syrischen Chemiewaffenbestände übrigens, dass ein großer Teil dieser zum Hafen Latakia zur Zerstörung im Ausland überführt worden sei, wie die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) mitgeteilt habe (hier). Auch die Bundesrepublik Deutschland schickte eine Fregatte zur C-Waffen-Vernichtung (mehr). Die bundeseigene GEKA mit Sitz in Munster solle bei der Vernichtung beteiligt sein. Im folgenden Bericht geht man auch auf britische Firmen ein, die etwa Natriumfluorid an Syrien lieferten (mehr). Das angeführte Latakia ist eine syrische Hafenstadt am Mittelmeer und zugleich Hauptstadt des Gouvernements Latakia.

Nach Informationen der Onlinepublikation DEBKAfile sei es offenbar in Syrien aktiven "Rebellenstrukturen" mit türkischer Unterstützung erlaubt gewesen, im Gouvernement Latakia "aktiv" zu werden (hier). Das wohl durch türkisch-militärische Strukturen ins Visier genommene syrische Kampfflugzeug sei nach dem Beschuss wegen der starken Beschädigungen abgestürzt, wobei sich der Pilot aber mittels der Schleudersitzfunktion retten konnte. Wie aus der Anfrage (18/1159) hervorgeht, habe ebenfalls ein türkischer TV-Sender über den Abschuss, nach in Augenscheinnahme live, berichtet. Anhand dieses Umstands könnte abgeleitet werden, dass möglicherweise eine Vorplanung zugrunde lag, da passenderweise gleich Kamera-Teams im entsprechenden Gebiet "On Air" gewesen sind. Die Anfragesteller wüssten wohl nicht direkt, ob es sich um in dem Video dargestellten Abschuss um den gleichen syrischen Kampfjet gehandelt haben könnte, der in Medienberichten angesprochen worden war - denn es könnte sich möglicherweise um ein weiteres Flugzeug gehandelt haben, welches zu dieser Zeit in der Luft gewesen sei.

Auf der folgenden Seite kann ein entsprechender Beitrag des türkischen TV-Senders angeschaut werden (hier). Zu sehen ist nicht der Abschuss selbst, sondern nur noch eine aufsteigende Rauchsäule, die offenbar durch das zerschellte; brennende Flugzeug verursacht wird. Auch in der "Kleinen Anfrage" wird der Aspekt angesprochen, wonach der Umstand: "dass der Fernsehsender live vor Ort den Abschuss überträgt [...] nach Ansicht der Fragesteller an einem Zufall zweifeln" ließe. Durch die türkische Regierungsseite hätte man nachträglich dargestellt, dass der syrische Kampfjet kurzzeitig in den türkischen Lauftraum eingedrungen war. Diese aufgestellte Behauptung wurde von syrischer Seite widersprochen. Bei dem Abschuss seien türkische Kampfjets vom Typ F-16 zum Einsatz gekommen. Syrien selbst dürfte Medienberichten zufolge derzeit maximal etwa 140 MiG-23, das sind typische Kampfflugzeuge der 1970er-Jahre mit schwenkbaren Tragflächen, besitzen (hier).

Vielmehr würden laut syrischen Darstellungen türkische Akteure "offenkundige Aggressionen" fahren. Durch den türkischen Premier Erdogan hatte man allgemein dargestellt, dass die eigenen Reaktionen stets hart ausfallen werden, "sollte der türkische Luftraum verletzt werden". Durch die deutschsprachige Publikation Deutsche Welle schrieb man zur Thematik: Kritiker des türkischen Premiers vermuten politische Motive hinter dem Abschuss eines syrischen Kampfjets durch die türkische Luftwaffe. Es ginge damals wohl auch um Stimmen bei den bevorstehenden Kommunalwahlen (mehr). Einige Tage nach dem Kampfjet-Vorfall wurde Medienberichten zufolge durch Druck des türkischen Premiers bekanntlich die US-amerikanische Plattform "YouTube" gesperrt.

Ob dies mit der Verbreitung entsprechenden Bildmaterials, bezogen auf den mutmaßlichen Grenzvorfall, im Zusammenhang stehen könnte, kann nur spekuliert werden. Gleichwohl tauchte im gleichen Zeitfenster ein Audiomitschnitt auf, in welchem sich offenbar der aktuell noch amtierende türkische Außenminister Ahmet Davutoglu, der Chef des türkischen Geheimdienstes MIT Hakan Fidan, Armeegeneral Yasar Güler und Staatssekretär Feridun Sinirlioglu über eine mögliche False-Flag-Operation (Falsche Flagge Aktion, die selbst inszeniert wird, um diese einem potenziellen Gegner in die Schuhe zu schieben) in Syrien unterhalten.

Dieser Audiomitschnitt war auch in zahlreichen Kopien bei der US-Videoplattform "YouTube" hochgeladen worden. Die Publikation "Spiegel" schrieb zur Sperrung von YouTube: Erst Twitter, nun YouTube - Die Türkei hat auch die Videoplattform im Internet gesperrt. Eine Abschrift des Gesagten hatte u.a. die International Business Times veröffentlicht (mehr). Mutmaßlich anonyme Regierungskritiker (möglicherweise auch ausländische Geheimdienststrukturen) hätten den Gesprächsmitschnitt veröffentlicht, aus dem hervorgeht, wonach Ankara einen Kriegsgrund mit Syrien suchte (mehr). Nach den Vorfällen Ende März laufenden Jahres hatte man in der ersten Aprilwoche durch die britische London Review of Books einen Bericht gebracht, der durch den investigativ agierenden US-Journalisten Seymour M. Hersh, in 1970 mit dem Pulitzer-Preis für internationale Berichterstattung ausgezeichnet, veröffentlicht worden war.

Der englischsprachige Artikel wurde unter dem Titel: The Red Line and the Rat Line veröffentlicht (siehe oder hier). Dem Autor Seymour M. Hersh zufolge hätte das britische Militär auf der Militärbasis in Wiltshire herausfinden können, dass die bei den Giftgasangriffen im syrischen Ghuta am 21. August 2013 benutzten chemischen Waffen nicht aus den bekannten syrischen Chemiewaffenbeständen stammten. Desweiteren ging der Autor im Rückblick auf den Zeitraum des Frühjahrs (2013) ein, wonach geheimdienstliche Erkenntnisse durch US-amerikanische und britische Strukturen gezeigt hätten, dass bereits damals einige syrische Rebellengruppen chemische Waffen entwickeln hätten.

Im August vergangenen Jahres berichtete, nur so nebenbei angemerkt, übrigens die Nachrichtenagentur Reuters: Terroristen werden Europa mit Chemiewaffen angreifen. Die USA, Großbritannien und Frankreich hätten Terroristen beim Einsatz chemischer Waffen in Syrien unterstützt, wie man den stellvertretenden Außenminister Syriens zitierte (mehr). Andere angeführte Beobachtungen haben dem Autor Hersh zufolge gezeigt, dass die mittlerweile berüchtigte al-Nusra (Front), eine dschihadistisch-salafistische Organisation in Syrien, ein sehr weit entwickeltes Programm zur Herstellung von chemischen Waffen (wie Sarin) unterhalten habe.

Laut weitergehenden Darstellungen des Seymour M. Hersh hätten die US-amerikanische Regierung um Barack Hussein Obama und die Regierung Recep Erdogan in der Türkei offenbar ein Abkommen geschlossen gehabt, wonach Waffen aus libyschen Beständen über die Südtürkei zu den bewaffneten Oppositionskräften in Syrien transportiert werden sollten, um den Kampf gegen die Assad-Regierung zu stützen. Bezüglich "Chemiewaffen" berichtete man durch die französische Le Monde, dass im letzten Jahr (2013) in der Türkei diverse Gestalten verhaftet wurden, weil sie sich im Besitz von Chemiewaffen befunden hätten (mehr). In dem vorangeführten Bericht, siehe Verlinkung oben (Hersh), sprach man auch den türkischen Geheimdienst MIT an, der wohl mit der al-Nusra an einem Programm zur Herstellung von chemischen Waffen gearbeitet haben soll.

Die al-Nusra wird seitens des US-Außenministeriums als Terrorgruppe eingestuft (siehe). Bei in Syrien aktiven Strukturen, die meist als sogenannte "Rebellen" bezeichnet werden, in einigen Medien sogar als "Freiheitskämpfer", handelt es sich u.a. um sehr radikale Al-Qaida-Kämpfer. Jene wollten nach diversen Informationen eine Art islamischen Staat errichten. Zur Thematik der Waffenlieferungen hätte sich einem Bericht nach die syrische Armee im vergangenen Jahr speziell darauf konzentriert gehabt, die sog. Rebellen in dem Land mit einer militärischen Strategie auszuhungern und jene von den Versorgungsrouten und Waffenkorridoren abzuschneiden, die speziell auch über den Norden des Libanons, die Türkei und Jordanien verliefen (hier).

Im folgenden Artikel von WND.com spricht man neben diesen "Rebellen"-Strukturen auch das Thema Rohstoffe wie Erdöl an (hier). Bei der United Press International (UPI) berichtete man im Januar (2014), unter Einbezug des US-amerikanischen geologischen Dienstes, der rückblickend in 2010 darüber schrieb, dass das sog. Levantinische Becken, welches sich über Syrien, Libanon, Israel, Zypern und den Gazastreifen erstreckt, mindestens 123 Billionen Kubikfuß - wohl förderbares - Erdgas und 1,7 Milliarden Barrel Erdöl enthalten würde. Mit Blick auf die russische Seite sprach man hier auch den Gasmonopolisten GAZPROM an (siehe).

Bei den syrischen Strukturen der Schabhat an-Nusra li Ahl asch-Sham handelt es sich offenbar um einen direkten Ableger der Terrororganisation al-Qaida im Irak (Qaidat al-Dschihad fi Bilad ar-Rafidain). Im vergangenen Jahr wurde berichtet, dass man seitens der türkischen Polizei wohl Chemiewaffen bei Al-Nusra-Terroristen auf dem Weg nach Syrien beschlagnahmen konnte. Bei dem Kampfstoff handelte es sich demnach um Sarin. Daneben wurden u.a. Schusswaffen und "digitale Geräte" beschlagnahmt. Laut Berichten vom Mai 2013 hatte damals die UN-Inspektorin Carla Del Ponte den Einsatz von Chemiewaffen durch Terroristen in Syrien bestätigt. In der Türkei selbst hatten einem Bericht von Zaman zufolge dortige Sicherheitsbehörden im Zusammenhang mit den Aktivitäten mit al-Qaida verbundener Gruppen in der Türkei umfängliche Ermittlungen vollzogen gehabt (hier).

Ganz offensichtlich Dschabhat al-Nusra hatte bereits vor weit über einem Jahr der alawitischen Minderheit in Syrien damit gedroht, diese mit Giftgas angreifen zu wollen. In einem ins Internet gestellten Video, welches ursprünglich am 4. Dezember des Jahres 2012 auf YouTube eingestellt worden war, zeigte man zum Beispiel, wie man Chemiewaffen an Kaninchen testete und verbal dazu aufforderte, die alawitischen Syrer auf die gleiche Weise zu vernichten (siehe). Terroristische Strukturen, welche zuvor noch in Libyen aktiv waren, sollen Berichten nach später auch in Syrien eingedrungen sein, um dort mitzumischen.

Einem Bericht von Albawaba zufolge seien diese auch der sog. Freien Syrischen Armee beigetreten (mehr). Anfänglich seien es Berichten nach um die 600 zuvor in Libyen aktive Terroristen gewesen, nachfolgend sei die Anzahl solcher Personen, die nach Syrien einströmten, ständig weiter angewachsen. Offenbar wollten auch russische bzw. ukrainische Strukturen in Syrien mitmischen. Vor einigen Monaten wurde dazu berichtet, dass ein ukrainischer Oberst mit dem Namen Sergei Rasumowski angeblich rund 50.000 russische und ukrainische Söldner nach Syrien schicken wollte.

Dies demnach aus dem Grund: um der Assad-Regierung gegen die Rebellen beizustehen (hier). Kurze Zwischenanmerkung: In seinem Buch "Speznas - Russlands legendäre Spezialeinheiten" geht der Autor Alexander Schrepfer-Proskurjakov ein wenig näher auf russische Strukturen ein (hier). Schon im Jahr 2007 hatte übrigens der oben angeführte Autor Hersh laut einem Bericht von "The New Yorker" enthüllt, dass die USA, Israel und Saudi-Arabien planten, extremistische Strukturen in und um Syrien herum in Stellung zu bringen (mehr). Mit Blick speziell auf Saudi-Arabien berichtete noch im vergangenen Jahr die Agentur Reuters:

Dass offenbar aus Verärgerung heraus, über die Politik des US-Präsidenten Obama gegenüber dem Iran und Syrien, Mitglieder der saudi-arabischen Herrscherfamilie vor einer zunehmenden Kluft zwischen ihnen und den USA gewarnt hätten. Jene Spannungen könnten dazu beitragen, dass das Bündnis zwischen Washington und dem Königreich in eine schwere Krise stürzt (hier). Ende Oktober letzten Jahres erklärte der saudische Geheimdienstchef Prinz Bandar bin Sultan im TV-Sender von Al Jazeera, das Königreich wolle angeblich aus Protest gegen die empfundene Untätigkeit der USA in Syrien und wegen der Öffnung gegenüber dem Iran eine "deutliche Veränderung" der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten vollziehen (hier).

Der Geheimdienstchef Prinz Bandar Bin Sultan Bin Abdulaziz war kürzlich noch laut Medienberichten "gekickt" worden - hat also seine Position als Geheimdienstchef verloren (mehr). In der Publikation Foreign Policy stellte man, im Dezember 2013, die Frage auf: Warum kauft Saudi-Arabien 15.000 Panzerabwehrraketen für einen Krieg, den es niemals führen wird? In der Sache ginge es um mehr als 15.000 Panzerabwehrraketen des Rüstungskonzerns Raytheon (siehe). Zu sog. TOW Panzerabwehrlenkwaffen berichtete der österreichische "derStandard" Anfang April (2014) unter dem Titel:

Und plötzlich große neue Waffen - davon, dass Rebellen die TOW (Tube Launched Optically Tracked Wire Guided Missile) erhielten. Auf der Seite schrieb man u.a. auch von einem CIA-Programm (hier). Angeblich hätten vor einigen Wochen noch syrische Behörden in der Region um Dschabar im Verwaltungsbezirk Damaskus diverse Funkkommunikationen zwischen zwei mutmaßlichen Rebellen abfangen können. Berichten zur Sache nach hieß es: Militante in Syrien bereiten Chemiewaffenangriff in Damaskus vor. In einem Dokument auf der UN-Webseite sprach man dazu auch "Gasmasken" an (hier).

  
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