Aluminium in Deodorants und anderen Produkten


(C) Chapendra, 2007, Bild: flickr (CC BY-NC 2.0)

Aluminium begegnet vielen Menschen in Europa heute in diversen Lebensbereichen. Auch verschiedene Lebensmittel oder Kosmetika, wie Deodorants, Sonnencremes oder etwa Lippenstifte, können Aluminium enthalten. Die gesundheitliche Bedenklichkeit von Aluminium, welches über die Ernährung oder die Haut aufgenommen werden kann, stehe Medienberichten zufolge seit einigen Jahren schon in der Diskussion - auch mit Blick auf eine mögliche Beteiligung an der Entwicklung von Alzheimer (neurodegenerative Erkrankung des Gehirns) oder Brustkrebs. In 2007 schrieb (Nr.033) das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung noch davon, es gäbe: "Keine Alzheimer-Gefahr durch Aluminium aus Bedarfsgegenständen". Im Bereich der Lebensmittel sei in der Vergangenheit Aluminium in verschiedenen Produkten nachgewiesen worden (hier). Der Sender Arte hatte eine Ausstrahlung unter dem Titel: "Die Akte Aluminium" gezeigt, in der man davon sprach, dass die Sicherheit von Aluminium in einigen Anwendungsbereichen offenbar nie ausreichend getestet worden sei (mehr) - offenbar weil mit der Thematik eine Milliardenindustrie verbunden ist.

In seiner Publikation: "Dirty little secret - Die Akte Aluminium" (ISBN: 978-3850688949) schreibt der Autor Bert Ehgartner davon: "Wir leben im Zeitalter des Aluminiums. Und wie es scheint, haben wir das Leichtmetall bislang sträflich unterschätzt". Andere meinten zu der Arte-Doku: Der Film genügt nicht wissenschafts- und medizinjournalistischen Standards (hier). Wissenschaftlich erwiesen ist, dass zu hohe Aluminiumdosen neurotoxische Wirkungen (schädigende Wirkung auf Struktur und Funktion des Nervengewebes) beim Menschen und embryotoxische Effekte in Tierstudien zeigten. Während die Aufnahmerate und Wirkung über die Ernährung relativ gut untersucht worden sei, fehlten bis heute offenbar aber noch ausreichende Humandaten bezüglich der Aufnahme von Aluminium über die Haut und die damit verbundenen gesundheitlichen Auswirkungen. Für die orale Aufnahme hatte man seitens der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), eine Agentur der Europäischen Union, eine tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge von etwa einem Milligramm Aluminium je Kilogramm Körpergewicht ableiten können.

Ein circa 60 Kilogramm schwerer Erwachsener sollte pro Tag nicht mehr als rund 9 Mikrogramm - 1 Mikrogramm = 1 Millionstel Gramm - Aluminium aufnehmen (ex). Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ging laut einer Kleinen Anfrage (18/1147) im Deutschen Bundestag davon aus, dass bei einem Teil der Bevölkerung die wöchentlich tolerierbare Aufnahmemenge allein durch Lebensmittel ausgeschöpft werde. Hinzu käme aber noch die Aufnahme von Aluminium über die Haut, etwa durch Kosmetikprodukte. Aluminiumsalze sind heute in unterschiedlicher Konzentration in zahlreichen Deodorants bzw. Antitranspirantien (Schweißhemmer) enthalten. Wie Aluminium Nervenzellen in den Tod treibt, erklärt man übrigens auf der folgenden (Seite). In dem vorangeführten Zusammenhang hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung in Deutschland, im Februar laufenden Jahres (2014), eine Stellungnahme veröffentlicht.

Laut dieser sei zuletzt offiziell festgestellt worden, dass die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge bereits durch die tägliche Verwendung von aluminiumhaltigen Deodorants bzw. Antitranspirantien überschritten werden kann. Bei der Verwendung auf gesunder Haut lägen die errechneten systemischen Aufnahmemengen mit rund 10,5 Mikrogramm bereits deutlich über den noch von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als hinnehmbar bewerteten 8,6 Mikrogramm (pro Tag). Die Werte, die bei geschädigter Haut – beispielsweise durch Rasur – festgestellt wurden, lagen um ein Vielfaches darüber. Die Aufnahme von Aluminium sollte daher auch nach Auffassung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) deutlich reduziert werden, da aufgrund der gesundheitlichen Bedenklichkeit eine dauerhafte Überschreitung aus toxikologischer Sicht nicht hinnehmbar sei. Bei Impfungen sah man seitens der Bundesregierung im vergangenen Jahr übrigens keine Bedenken und plante daher auch kein Verbot von entsprechenden Impfstoffen (hier).

Vorgeschlagen werden laut der BfR-Stellungnahme die Einführung von Verwendungshinweisen zur Sensibilisierung der Verbraucher, wie: "Nicht auf verletzter Haut anwenden", die in einigen Ländern der EU bereits angebracht werden. Außerdem hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die Einführung eines generellen Grenzwerts für Aluminiumsalze in Antitranspirantien empfohlen. Während es laut der Kosmetik-Verordnung der EU eine Begrenzung für Substanzen gibt, die zur Gruppe der Aluminium zirconium chloride hydroxide gehören, fehlt diese für Aluminiumchlorohydrat, das in Antitranspirantien eingesetzt wird. Laut Angaben des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung liegen die Einsatzkonzentrationen bei circa 20%. Der deutsche Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. sprach sogar von bis zu 30%. Es wurde allgemein ein dringender weiterer Forschungsbedarf konstatiert, da nach wie vor wissenschaftliche Unsicherheiten bezgl. der tatsächlichen Aufnahmemenge von Aluminium über die Haut sowie die Langzeitfolgen chronischer Aluminiumexpositionen bestanden.

Neben den aluminiumhaltigen Antitranspirantien gibt es eine Reihe anderer kosmetischer Mittel mit Aluminiumverbindungen, wie die angeführten Lippenstifte, Zahnpasten, Cremes oder auch Sonnenlotionen. Gerade letztere könnten durch großflächige Auftragung den Eintrag von Aluminium aus kosmetischen Mitteln signifikant erhöhen. Begründet wurde dies durch die Annahme, dass sich unter bestimmten Bedingungen die in einigen Sonnenschutzmitteln verwendete Aluminiumbeschichtung von Titandioxid (Nanopartikel) lösen könnte. In der Ausarbeitung "Österreichischer Aktionsplan Nanotechnologie" (2009) schrieb man im Verlauf unter: "Potenzielle negative Auswirkungen von Nanomaterialien" in anderen Belangen davon, dass Aluminium-Nanopartikel etwa auch das Wurzelwachstum von Pflanzen hemmen könnten. Solche Aluminium-Nanopartikel weisen eine hohe Festigkeit auf und besitzen die Fähigkeit, Schwermetalle zu binden. Die Partikel sind ebenfalls gut wärmeleitend und reaktionsfreudig, weshalb sich bei reinen Aluminiumpartikeln schnell eine äußere Oxidschicht bildet. Nanopartikel des Aluminiumoxids wiederum besitzen eine hohe Stabilität und Persistenz.

  
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