Drohnen: Google schluckt Titan Aerospace


(C) Philippa Willitts, 2008, Bild: flickr (CC BY-NC 2.0)

Der durch Google übernommene Hersteller von Drohnen (Titan Aerospace) sei offiziellen Angaben zufolge speziell dafür gedacht, um "Internet in entlegene Regionen der Welt zu bringen". Vor einigen Wochen gab es noch Meldungen, wonach ebenfalls das US-amerikanische Unternehmen Facebook Interesse an Titan Aerospace gezeigt hätte. Google habe Medienberichten zufolge aber dargestellt, jede mögliche Kaufofferte von Facebook überbieten zu wollen, schrieb das Wall Street Journal (mehr). Facebook hatte offenbar das britische Ascenta aufgesogen, ein Unternehmen, welches unbemannte und ebenfalls solarbetriebene Fluggeräte entwickelt. Facebook wolle das Drohnenprojekt in das sogenannte "Connectivity Lab" integrieren, welches Teil der Internet.org Initiative sei. Bei der letztgenannten Initiative handele es sich um eine, in der sechs Mobilfunkunternehmen mit eingebunden sind: Samsung, Ericsson, MediaTek, Nokia, Opera Software, und Qualcomm. Der CEO vom durch Google übernommenen Titan Aerospace soll Vern Raburn bleiben, der als ehemaliger Microsoft-Manager in 1998 Eclipse Aviation (Albuquerque, New Mexico) gegründet hatte.

Eclipse Aviation war im Jahr 2009 in Eclipse Aerospace Incorporated (EAI), ein US-amerikanischer Flugzeughersteller, umbenannt worden. In 2011 hätte Medienberichten zufolge auch die United Technologies Corporation (UTC) mit Sitz in Hartford, Connecticut, Anteile an EAI übernommen gehabt. Andere Beteiligungen der UTC sind u.a. vorhanden bei der Hamilton Sundstrand (Windsor Locks, Connecticut), die Komponenten für die Luft- und Raumfahrt entwickelt bzw. auch produziert. Als einer der Gründe für die Insolvenz von Eclipse Aviation wurde genannt, dass die EASA (Europäische Agentur für Flugsicherheit) ihre Zulassung für die Eclipse 500 (Flugzeug; Very Light Jet) aufgrund nicht gezahlter Gebühren zum 1. Juli 2009 ausgesetzt hätte. Der weiterhin aktive CEO Vern Raburn von Titan Aerospace soll in der Vergangenheit Technologie-Investments von Paul Allen, der zusammen mit Bill Gates das Softwareunternehmen Microsoft gegründet hatte, gemanagt haben (hier).

Titan Aerospace stellt unbemannte Luftfahrzeuge (Drohnen) her, welche sich eigenen Angaben des Unternehmens zufolge mehrere Monate oder sogar Jahre in der Luft bewegen können, ohne auf der Erde zwischenzulanden. Im vergangenen Jahr (2013) hatte man die Atmosat-Systeme Solara 50 bzw. Solara 60 auf der US-amerikanischen Konferenz der Association of Unmanned Vehicles and Systems International (AUVSI) in Washington vorgestellt. Die Stromversorgung läuft über tausende Solarzellen die auf der Drohne angebracht sind. Mittels spezieller Batterien (Lithiumionen) könne genügend Energie gespeichert werden, um auch in der Nacht ohne Probleme weiterzufliegen (Pdf). Ebenfalls war der mögliche Einsatz von hochauflösenden Kameras angesprochen worden, die auf solchen Drohnen nutzbar wären. In einer Präsentation der "Solara 50" zeigte man u.a. die Möglichkeit der Nutzung von hochauflösenden Kamerasystemen (Pdf). Als weitere Nutzungsmerkmale wurden allgemein: Elektrooptische Sensoren, Signals Intelligence Einrichtungen (SIGINT) zur Informationsgewinnung und GPS Verfolgungssysteme genannt. Die bisher entwickelten Systeme würden zu wesentlich geringeren Kosten diverse Aufgaben von Satelliten übernehmen können und in militärischen Belangen könnten sie zudem Verbindungsmöglichkeiten für taktische Funkverbindungen schaffen.

Titan Aerospace habe laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung gemeint, dass man mit einer Drohne eine Fläche von über 16.000 Quadratkilometern ins Visier nehmen können wird (hier) - laut Wikipedia könne eine Versorgung von über 17.800 Quadratkilometern vollzogen werden (mehr). In einem Bericht von Popular Mechanics sprach man neben der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), eine Behörde des Verteidigungsministeriums der USA, die Nutzbarmachung des Zugangs zum Internet an, wonach mittels der Drohnen hunderte Mobilfunkmasten ersetzt werden könnten (Pdf). Die offizielle Webseite von Titan Aerospace, auf der man von einer "atmosphärischen Revolution der Satelliten" schrieb, ist nach der Verkündung der Übernahme durch Google übrigens aktuell nicht mehr in ursprünglicher (hier) Form erreichbar. Auf der im Vorfeld nutzbaren Seite wurden für die Systeme Solara 50 bzw. Solara 60 (u.a.) folgende Nutzungsmöglichkeiten genannt: Asset Tracking, Beobachtung des maritimen Verkehrs, Migrations-Verfolgung, Wetterbeobachtung, Überwachung von Pipelines, Anti-Piraterie, Drogenbekämpfung, Grenzüberwachung, Verbrechensbekämpfung allgemein, Beobachtung von Bränden oder auch atmosphärische Überwachungsaufgaben.

Laut einem Bericht von Heise online könnte man durch Google das aufgekaufte Titan Aerospace in das sog. "Google X" integrieren - eine Forschungsabteilung des gewichtigen Konzerns, wo man u.a. an (autonomen) selbstfahrenden Autos, Augmented- Reality-Brillen oder auch im Bereich künstliche Intelligenz an Sachen forscht. Bei "Spiegel" schrieb man: Die Technik (Drohnen) soll nach bisherigen Angaben 2015 reif für den Einsatz sein (hier). Zu weiteren Projekten von Google X zählt etwa auch das "Internet der Dinge", welches oft als Web 3.0 bezeichnet wird. Im Rahmen des "Project Loon" sollen spezielle Ballons in der Stratosphäre zum Einsatz kommen, um so auch die Versorgung (Internet) in ländlichen und abgelegenen Gegenden auf der Welt zu ermöglichen (mehr). Kürzlich gab man bekannt, dass der Ballon Ibis-167 die Erde in 22 Tagen komplett umrundet hätte (siehe). Bei Cnet spekulierte man derweil, dass Titan Aerospace möglicherweise auch mit der Technik von Makani Power zusammenwirken könnte, ein Spezialturbinenhersteller den Google im vergangenen Jahr übernommen hatte (mehr). Bei WinFuture schrieb man jedoch: "Makani will Luftströme in der Höhe von 250 bis 600 Metern zur Energieerzeugung ausnutzen [...] Strom soll über ein Kabel zur Erde geleitet werden" (hier).

Andere Google-Projekte

Roboter: Google verleibt sich Boston Dynamics ein

Im Dezember vergangenen Jahres wurde bekannt, dass sich der US-Konzern Google den Roboterhersteller Boston Dynamics einverleibt hatte. Jenes Unternehmen arbeitete in der Vergangenheit speziell im Bereich autonomer Laufroboter. Seitens Google gab man zur Übernahme laut New York Times zu verstehen, dass man mit "intelligenter" Roboterunterstützung das Leben der Menschen "einfacher" gestalten könnte. Durch Boston Dynamics waren im Rahmen von Roboterentwicklungen (wie BigDog, Cheetah oder Wild Cat) zudem Verbindungen zur DARPA (Pentagon; US-Militär) zu sehen. Mehr zur Übernahme von Boston Dynamics durch Google inkl. einiger interessanter (offiziell gezeigter) Videos (unter).

Google rüstet mit künstlicher Intelligenz

Anfang 2014 berichtete man im Wall Street Journal, dass Google das britische Unternehmen DeepMind übernommen habe. Dieses wurde ursprünglich durch den Neurowissenschaftler Demis Hassabis gegründet. Man wolle in Zukunft "Antworten liefern", bevor ein "Mensch nach diesen" verlangt, hieß es. Es gehe allgemein auch um die weitere Verbesserung von Lernalgorithmen für Maschinen (autonome Systeme). In das Unternehmen DeepMind hatten zuvor etwa Peter Thiel, Elon Musk, Jaan Tallinn o.a. Li Ka-shing investiert. In Sachen "künstliche Intelligenz" und damit verknüpfter Themen zählt u.a. die Person Ray Kurzweil bei Google als Experte, welcher als Director of Engineering dort aktiv ist. Die Kaufsumme die durch Google für die Übernahme von DeepMind gezahlt worden sei, hätte mehrere hundert Millionen US-Dollar betragen (mehr).

Menschen werden künftig virtuell weiterleben

Der oben angeführte Google-Mann Ray-(mond) Kurzweil, der als bekennender Transhumanist gilt, gab vor einigen Monaten zu verstehen, dass im Rahmen des technischen Fortschritts Individuen künftig virtuell weiterleben könnten. In fernen Tagen wäre es sogar machbar, den Gehirninhalt von Menschen "in neue" passende Körper hochzuladen. Laut Kurzweil würden Menschen später "Unsterblichkeit" erlangen. Im folgenden Bericht wird auch kurz der Global Future 2045 Kongress angesprochen, bei dem sich in der Vergangenheit unzählige Transhumanisten tummelten - die insbesondere auf die Thematik der Verschmelzung Mensch/Maschine getrimmt sind. Kurzweils Fantasien werden von Kritikern als unwissenschaftlich angesehen, und einige Versprechen des Director of Engineering von Google wurden als quasireligiös bezeichnet (mehr).

Google kauft 512-Qubit-Quantencomputer

Ebenfalls in 2013 wurde bekannt, dass Google offenbar von D-Wave einen Quantencomputer gekauft habe. Gründer jener Firma war zuvor Eric Ladizinsky, welcher auch schon für Northrop Grumman Space Technology arbeitete. Bevor er D-Wave gründete unternahm er Forschungen (bezgl. Quantencomputer) für die DARPA. D-Wave bezeichnete sich in der Vergangenheit als: erster kommerzieller Anbieter für Quantencomputertechnologie (mehr). Kritiker (bezeichneten) die Technik von D-Wave als keinen Quantencomputer im ursprünglichen Sinne. Finanzierungen an D-Wave seien offenbar auch durch die CIA Venture Capital Struktur In-Q-Tel getätigt worden. D-Wave konnte laut "Die Zeit" (hier) ein System für 10 Millionen US-Dollar an Google und die Nasa verkaufen. Die Unternehmen wollten es im kalifornischen Ames Research Center testen.

Mittels Passwort-Pille leichtere Identifikation

Regina E. Dugan (hier), welche im März des Jahres 2012 zu Google gewechselt war und dort die Motorola Abteilung für innovative Forschung im Mobilfunk leitet, stellte im letzten Jahr eine sog. "Passwortpille" (Proteus Digital Health Pill) vor. Diese könnten Menschen schlucken, um sich dann für einen gewissen Zeitraum lang an Geräten zu identifizieren, ohne dass z.B. ein Passwort eingegeben werden muss. Angemerkt werden könnte kurz an dieser Stellte, dass Dugan zuvor auch bei der DARPA aktiv war. Jene Identifikationstechnik sei durch die Firma Proteus entwickelt worden, zu deren Investoren u.a. die Carlyle Group (US-amerikanische Private Equity Gesellschaft) gehörte, die Mehrheitseigner an Booz Allen Hamilton (Stichwort: NSA-Dienstleistungen) ist. Laut Dugan müsse man die Ident-Pille etwa alle 30 Tage erneut schlucken, um sich an passenden Geräten identifizieren zu können (mehr).

Google etabliert Biotech-Firma Calico

Zusammen mit Apple habe man durch Google im letzten Jahr das Unternehmen "Calico" gestartet, wie berichtet wurde. Man wolle sich den Herausforderungen "des Alterns" annehmen, hieß es laut Medienmeldungen zur Thematik. In einer offiz. Mitteilung schrieb man davon, künftig könne man Millionen von Leben verbessern. Der Name Calico steht übrigens für "California Life Company". Geleitet werde Calico durch Arthur D. Levinson, der auch bei Apple Inc. und Genentech (zug. Roche) aktiv ist. Gegenüber der New York Times gab Levinson zu verstehen, man werde Forscher erst einmal finanziell unterstützen und später aber auch die Einstellung eigener Wissenschaftler vollziehen. Andere Personen die bei Calico aktiv seien sind u.a. Robert Cohen, Hal V. Barron, David Botstein o.a. Cynthia Kenyon. In einem Interview (TIME) meinte Larry Page, der mit dem aus Russland stammenden Sergei Michailowitsch Brin die Suchmaschine Google entwickelte, dass Calico möglicherweise Dinge erschaffen könnte, "die in 10 oder 20 Jahren wirklich wichtig sind" (mehr).

23andMe für besseren Zugang zu Designer-Babys?

Vor einigen Monaten schlugen Meldungen ein, wonach eine Firma mit dem Namen 23andMe gegründet worden sei. Unterstützung habe es mit durch Google-Finanzierungen gegeben, schrieb man in der Washington Post. Wunschkinder könne man wohl künftig auch dank der Vorbestimmung durch passende Samenspender ermöglichen. Den Kunden werden Analysen angeboten, um das Erbgut unter die Lupe zu nehmen. Neben der Bestimmung der Körpergröße und der Persönlichkeitsmerkmale seien u.a. auch Risiken ermittelbar, welche mögliche Erbkrankheiten des späteren Zöglings ausschlössen. Die Firma war bereits in 2006 gegründet worden. Mit an Bord ist u.a. auch Anne Wojcicki, die Ehefrau des Google-Mitgründers Sergei M. Brin. Die "23" im Namen des Biotech-Unternehmens beziehe sich übrigens auf die 23 Chromosomenpaare (hier).

Continental will Allianz mit Google und IBM

Wie bereits oben angemerkt, werkelt man seitens Google auch an autonomen Fahrzeugen und konnte in diesem Bereich in den vergangenen Jahren teils deutliche Fortschritte erzielen. In 2013 forderte Continental (Konzern der Automobilzulieferbranche mit Sitz in Hannover) eine Allianz mit Google und IBM. Letztgenannter Konzern hatte zusammen mit der DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) an einem Prozessor ähnlich dem menschlichen Gehirn geforscht (mehr) und wie das US-amerikanische Unternehmen Intel die breite Etablierung des Internets der Dinge gefordert (hier). Seitens Continental stellte man dar, man könne möglicherweise bis 2025 umfänglich Autos auch ohne "lenkenden Einfluss" durch Menschen breit zugänglich machen. Damaligen Prognosen des "Institute of Electrical and Electronics Engineers" (IEEE) nach würde bis 2040 über 75 Prozent des Verkehrs aus selbstfahrenden Fahrzeugen bestehen (mehr).

Megakonzern Google nicht verwechseln mit Googol

In der Vergangenheit stellten Beobachter eine Analogie des Namens Googol und Google her. Der recht bekannte Autor der Science-Fiction H.D. Klein hatte mehrere Romane veröffentlicht, in denen es um das fiktive Googol geht. Aufgefallen war einigen, dass dort recht viele "Merkmale" beschrieben wurden, von denen auch Google träumt. Im Buch ist etwa die Rede vom sog. "Googolplex" - bekanntlich gibt es real heute auch einen Googleplex, der Unternehmenssitz des US-Unternehmens Google (Mountain View, Kalifornien). Der Name tauchte in der Vergangenheit auch im Buch: Per Anhalter durch die Galaxis auf. In Kleins Romanen spricht man fiktiv davon: Anstelle der Nationalstaaten seien global agierende Konzerne getreten und im Jahr 2045 habe sich das Antlitz der Erde "deutlich" verändert (mehr).

  
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