Soziale Netze: Facebook macht Benutzer depressiv


(C) Nancy White, 2009, Bild: flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Laut Untersuchungen aus Österreich sei herausgekommen, dass sinnlose Aktivitäten, beim US-amerikanischen "Sozialen Netzwerk" Facebook, dortig aktive Benutzer noch depressiver machen könnten. Individuen hingen zwar für eine bestimmte Zeit lang virtuell bei Facebook ab, doch hätte dies nachfolgend deren eigene Stimmung nicht verbessert, sondern weiter eingetrübt. Personen einer Kontrollgruppe, die nicht auf Facebook, sondern auf anderen Webseiten im Internet surften, waren im Rahmen der Untersuchung später nicht in ihrer psychologischen Stimmung "getrübt". Die Facebook-Nutzer auf der anderen Seite zeigten ein Gefühl, ihre: "Zeit mit einer bedeutungslosen Aktivität verschwendet zu haben".

Zwar könne "Facebooken" zu einer schlechten Stimmung führen, was offenbar aber viele nicht davon abhielt, das Medium weiterhin zu nutzen. Die entsprechenden Studienteilnehmer hatten zuvor die Erwartung gehegt, sich nach der Nutzung von Facebook besser zu fühlen, was aber, wie angemerkt, nicht eingetreten sei. Die Untersuchung wird übrigens im Juni laufenden Jahres (2014) publiziert und trägt den Titel: Facebooks emotional consequences - Why Facebook causes a decrease in mood and why people still use it (link). Autoren sind die Psychologen Christina Sagioglou und Tobias Greitemeyer von der Universität Innsbruck. In der englischsprachigen Publikation Pacific Standard (online) war man auf die Untersuchungsergebnisse ein wenig näher eingegangen (mehr).

In anderen Belangen wurde kürzlich zu Facebook, dessen Name mit der CIA-Frontfirma In-Q-Tel vor geraumer Zeit genannt wurde (hier), berichtet: Soziales Netzwerk will nun auch eine "Bank" werden - offenbar im Zusammenhang der Bildung von zu vertiefenden Abhängigkeiten (hier). Virtuell und entsprechend bargeldlos soll Nutzern die Möglichkeit eröffnet werden, Überweisungen zu vollziehen. "Spiegel" schreibt: Mit der Zulassung durch die irische Notenbank dürfte die Firma in der Europäischen Union eigenes elektronisches Geld ausgeben (siehe). Mit der zu etablierenden Möglichkeit könnten doch etwa auch Gastarbeiter schnell und einfach über Facebook in ihre jeweiligen Heimatländer Gelder transferieren, heißt es. In diesem Zusammenhang wurde kürzlich noch berichtet: Weltbank - Migration kurbelt Wirtschaft an (hier).

Soziale Netzwerke im Internet, wie die Datensammelbecken Facebook, Twitter, StudiVz und andere, konnten sich in der jungen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts bis hin zu einem nahezu parallel laufenden sozialen Umfeld etablieren. Der logischste Grund einem sozialen Netzwerk beizutreten, ist, mit seinen realen Freunden in besserem Kontakt bleiben zu können. Hat man sich angemeldet, erhält man aber meist sehr schnell Freundschaftsanfragen von einem Freund eines Freundes eines Freundes, den man z.B. auf einer Party kennengelernt hat. Aus einem Pflichtgefühl heraus wird die Anfrage angenommen. Nach und nach sammeln sich so teils sehr viele virtuelle "Freunde" an, die man nur flüchtig kennt oder halt gar nicht. Durch ständiges "Geposte" von z.B. Text-Nachrichten oder Bildern und die Teilnahme an virtuellen Gruppendiskussionen, könnten Individuen Gefahr laufen, mit Eigenschaften verbunden zu werden, die nicht ihrer realen Persönlichkeit entsprechen.

Einige Beobachter sprachen in der nahen Vergangenheit auch von der Nutzung der Möglichkeit einer neuartig angelegten sozialen Kontrolle, die nach und nach mit der Generationen-Abmischung etabliert werden könnte. Zwar würden Individuen bei Interesse heute noch meist den Inhalt ihres Profils und andere freigegebene Informationen selbst bestimmen können (zumindest für andere Nutzer der jew. Plattform, um vom Betreiber dieser nicht zu sprechen), doch werden sie auch im Rahmen des Freunde-Sammelns verletzlicher und durchschaubarer. Der Einfluss sozialer Netzwerke, etwa auch auf Paarbeziehungen, wurde in verschiedenen Untersuchungen bereits unter die Lupe genommen, und es kam u.a. heraus, dass sich Partner immer öfter gegenseitig ausspionierten. Wenn z.B. eine andere weibliche Person, oder ein Individuum, welches sich als solche ausgibt, widerholt bei Facebook einen einschleimenden Kommentar im Profil der männlichen Person eines Paares (Mann/Frau) abgab, hatte die weibliche Person (Partnerin des Mannes) dies eifersüchtig beäugt und es wurden daraus "reale" Spannungen in die Beziehung getragen.

Daneben wurden im Verlauf der vergangenen Jahre diverse krasse Fälle bekannt, als etwa ein Mann seine Frau ermordete, weil diese zuvor ihren Beziehungsstatus virtuell von "verheiratet" auf "Single" abgeändert hatte. Kritische Ansichten gegen soziale Medien waren in den letzten Jahren, dass diese Form der Beschäftigung; Kommunikation die Vereinsamung und soziale Isolation von Individuen begünstigen kann, als auch Suchtmerkmale hervortreten können. "Soziale Netzwerke" wie Facebook greifen laut Äußerungen von Experten und Studien sehr stark in kommunikative wie psychologische Vorgänge ein. Informationen von potenziellem Interesse (wie auf Profilseiten) brauchen heute oft nicht mehr direkt beim Gegenüber erfragt, sondern können durch eine fremde Person XY selbst ausfindig gemacht werden. Zu diesen Informationen bzw. Daten in Gruppen- oder Einzelprofilen gehören ebenfalls so illustre Dinge wie Nacktbilder oder Bild- u. Videoaufnahmen von Partyexzessen. Anzumerken sei an dieser Stelle kurz, dass sich virtuell Leute getarnt als angebliche Freunde; Bekannte ausgeben könnten, die jedoch in Wirklichkeit mit einer gefälschten Identität auftreten, um z.B. nach der Bestätigung als Freund bei Facebook durch die Gegenseite mehr Informationen (Arbeitgeber, Reiseverhalten, Bilder etc.) zu erlangen.

Zu einer regelrecht sportlichen Übung ist es bei einigen Individuen, oft mit narzisstischen oder depressiven Zügen befleckt, in sozialen Netzwerken geworden, dass jene Rekordjagden veranstalten, wer denn nun die meisten virtuellen "Freunde" bzw. Kontakte vorzuweisen hat. Wegen des psychologischen Triebs "nach mehr" werden andere Personen als Freunde bei Facebook und Co. akzeptiert, auch wenn man diese in der Realität nie zu Gesicht bekommen hat. Wenn Mr. Protz-2K nun 1000 "Freunde"/"Kontakte" virtuell zusammengesammelt hat, hält sich dieser oft für einen Star, den man mit "besonderer Note" anzusprechen hat. Der virtuell ausgelebte Sammlerinstinkt von Freunden ist logisch betrachtet aber idiotisch, denn real kann kein Mensch mit über tausend Menschen Freundschaft halten. Heute lernen diversen Untersuchungen zufolge übrigens nur etwa fünf bis acht Prozent der Nutzer, aus den großen sozialen Netzwerken, andere Menschen kennen, die sie später auch real zu Gesicht bekommen. Daraus kann möglicherweise geschlossen werden, dass sich reale (Rest)-Beziehungen immer noch im echten Leben abspielen. Beziehungen, welche allein über virtuelle Spielereien stattfinden, können nur oberflächlicher Natur sein. In Netzwerken oder Gruppen mit "realen Kontakten" (z.B. beim Kegelabend, Schwimmbadbesuch usw.) werden auch psychologisch gesehen wesentlich mehr Eindrücke (Stimme, Aussehen, Geruch, Charaktereigenschaften, Gestik, Mimik, Berührungen) vermittelt.

Durch die heute in reicheren Ländern relativ weit verbreitete Nutzung des Internets und dort vorhandener Möglichkeiten, wie soziale Netzwerke, kommt es bei Individuen oft zu Fragmentierungen der eigenen Identitätsrepräsentation. Eine Kohärenz des aufgebauten Selbst wird u.a. sehr häufig durch Selbstnarration erreicht, also durch Erzählungen und andere Ausdrucksformen, mit deren Hilfe man seiner psychologischen Identität einen Rahmen geben und diese in die eigene Lebenswelt einbetten will. Über das Internet wird die Selbstexpression von Menschen begünstigt und in sozialen Netzwerken weiter befördert. Die entsprechenden virtuellen Kommunikationen erlauben es, eigentlich in der "realen Welt" schnell erkennbare Merkmale (Schüchternheit, Stottern) zu "verstecken" bzw. "auszublenden". Das Fehlen physischer Präsenz führt aber auch immer wieder dazu, dass von Individuen im Internet mehr offenbart wird, als dies im direkten Kontakt geschehen würde. Menschen, welche bereits in der "Offline-Welt" gekennzeichnet sind von mangelnder sozialer Integration oder Gefühlen von Einsamkeit und wahrgenommener Einflusslosigkeit, versuchen über das Internet neue "Identitäten" (zur Selbstaufwertung) aufzubauen, um sich als etwas anderes darzustellen, als sie "real" eigentlich sind.

Da die virtuelle(n) Realität(en) meist die "besser(en)" sind, kommt es häufig dazu, dass eine Sucht für das Medium "Internet" entwickelt wird, nach dem Motto: Die reale Welt gefällt mir nicht, im Internet bau ich sie mir aus meiner Sicht. Folgen der Internetsucht sind oft: der soziale Rückzug, ein vermindertes Selbstwertgefühl, ein negatives Körperbild, diverse psychische Störungen, körperliche Krankheiten, Schlafstörung und Schlafmangel, Schulversagen, Arbeitsplatzverlust, Verlust realer Freunde/Partner oder auch ein aggressives Sozialverhalten. Eher „positiv“ bewertete Gründe für die Nutzung von sozialen Medien, wie Facebook, seien oft, ohne daraus resultierende Irritationen (wie u.a. Überwachung) ansprechen zu müssen, dass sich z.B. die Organisation von Veranstaltungen oder andere Zusammenkünfte (Stichwort: Demonstrationen etc.) deutlich erleichtern ließe.

Ein Vorteil, welcher möglicherweise zum Nachteil werden könnte, der häufig genannt wird, sei, dass "Informationen" (etwa Nachrichtenmeldungen, Videos usw.) sehr schnell verbreitbar wären. Einflüsse, die im ersten Eindruck nicht direkt als negativ betrachtet werden, können sich aber ebenso leicht und schnell verbreiten. Ausgrenzung und Mobbing, sowie Radikalisierung und Diskriminierung können die Folgen sein. In der Vergangenheit sprachen Sozialwissenschaftler auch von der: Massenkommunikation als Wegbereiter für Revolutionen. Andere Geister meinten, dass die mehrheitlich in den USA angesiedelten Anbieter, wie Facebook, Twitter etc., als eine Art Regime-Change-Tool nützlich sein könnten und um gesellschaftliche "Transformationsprozesse" anzustoßen bzw. auch zu managen.

Auch geheimdienstliche Strukturen können u.a. in "sozialen Netzwerken" auf Beeinflussungstour gehen. In Fachausarbeitungen sprach man davon, dass über soziale Medien eine "subversive Wirkung" entfaltbar sei, die gezielt angestoßen werden kann und in deren Rahmen Demonstrationen o.a. Widerstandsaktionen initiierbar wären, um so potentielle Teilnehmer zu mobilisieren und die Durchführung von "Aktionen" zu orchestrieren. Die Teilnehmer an solchen Aktionen bräuchten, unter Vorspiegelung einer anderen psychologischen Wahrnehmung, den eigentlich hinter-gelagerten Zweck nicht zu wissen. Ebenfalls seien wirtschaftliche Angriffsmerkmale ins Blickfeld zu nehmen, da sich über soziale Netzwerke Zustände der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit (z.B. über Produkte, Dienstleistungen) formen ließen (Stichwort: Boykottaufrufe), um damit ggf. das Kaufverhalten von Individuen zu beeinflussen. Von dieser Möglichkeit machen natürlich auch andere Akteure (konkurrierende Unternehmen etc.) Gebrauch. Durch den von vielen beschriebenen "digitalen Wandel", der im Internet die sozialen Netzwerke mit einbezieht, findet ebenso ein Angriff auf das Zusammenspiel zwischen Medien und Politik statt.

In den vergangenen Jahren wurde immer deutlicher, dass die als "klassisch" wahrgenommene Aggregation der kollektiven Interessen von Organisationen, Parteien und Verbänden an Gewicht verloren hat. Hinter vorgehaltener Hand heißt es in einflussreichen politischen Kreisen heute bereits, dass die Vervielfachung der Kommunikationskanäle eine "große Herausforderung" darstellen würde - in diesem Fall wohl ganz offensichtlich im Zusammenhang der Aufrechterhaltung der Massenwahrnehmung, bezogen auf die psychologische Formung der: "Wichtigkeit von Parteien" und deren propagierten Nutzen für Gesellschaften. Vor diesem Hintergrund sei an dieser Stelle die mögliche Beeinflussung von auch sozialen Medien durch staatliche Akteure anzumerken. Durch gezielte Aktionen in Netzwerken wie Facebook, YouTube, Twitter und Co. können teils, im Rahmen der Massen- oder Schwarmdynamik, enorme Energien freigesetzt werden, um besondere Einzelanliegen durchsetzbar zu machen.

Politische Strukturen, Massenmedienorgane oder auch Verbände haben heute ein eher gespaltenes Verhältnis zu der Entwicklung im Zusammenhang damit, dass die Masse der Menschen über das Internet einwirkend tätig werden kann, weil diese in ihrer Gesamtheit zu Irrationalität tendiere und bei wichtigen Themen oft genau das Gegenteil der in anführenden Strukturen wahrgenommenen Realität vertritt. Auf der anderen Seite können Politiker, Parteien oder etwa Verbände natürlich auch selbst durch entsprechende Maßnahmen über das Internet einwirken, um ihre möglichst positiv wahrzunehmende Agenda ins Bewusstsein von Individuen zu transportieren. In den Vereinigten Staaten von Amerika war zu beobachten, um nur ein Beispiel zu nennen, dass Parteien; Politiker, mit hoher finanzieller Ausstattung und mit Hilfe von Spezialisten, Debatten im Internet systematisch verfolgten und auch beeinflussten. Andere Akteure, die soziale Netzwerke in ihre Planung zur Beeinflussung umfänglich mit einbeziehen, sind auch die NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen).

Das ursprünglich speziell den Massenmedien zukommende Konzept (Sender - Kommunikator und Empfänger - Rezipient) der Beeinflussung großer Bevölkerungsanteile wurde; wird mit Facebook und Co. teils angegriffen. Die Rollenverteilung zwischen Sender und Empfänger hat sich bis heute hin verändert, durch die mehr praktizierte Individualkommunikation. Der sog. "User Generated Content" wird als Konkurrent zu den klassischen Massenmedien gesehen. Heute kann so gesehen jeder an virtuellen Diskussionen teilnehmen und eigene Themen einbringen, was vor der breiten Nutzung des Internets speziell den Massenmedien und professionellen Kommunikatoren vorbehalten war. Die Etablierung von Massenmedien zielte einst darauf ab, Menschen möglichst gezielt auch als "kulturelle Wesen" zu formen und eine stetige Strukturierung der psychischen Wahrnehmung zu vollziehen.

Im Rahmen der individuellen Nutzung eigener Webseiten, sozialer Netzwerke oder mittels Video-Tsunamis etwa bei YouTube, können Individuen heute massig selber Informationen erstellen und verbreiten. Wegen der regelrechten Explosion der Kommunikationsmöglichkeiten könnte Experten zufolge auch insgesamt der Grad gegenseitiger Beeinflussung weiter steigen. Angemerkt werden kann aber auch an dieser Stelle die Möglichkeit für Meinungsführer, ihre Macht noch schneller und umfassender auszuüben. Ein hoher Einfluss auf Individuen ist bekanntlich meist dann zu sehen, wenn die Beeinflussungsquelle aus sich heraus möglichst überzeugend auf die Rezipienten (Empfänger: Zuhörer, Zuschauer, User) einwirken kann - etwa durch gute Rhetorik oder auch mittels einer Thematisierung, indem zum Beispiel biologisch verankerte Bedürfnisse in zuvor nicht verfügbarer Intensität stimuliert werden. Fachleute führten etwa an, dass die sozialen Netzwerke sowieso ein biologisches Grundbedürfnis vieler Menschen ansprechen würden, denn sie seien ja von Natur aus sozial eingestellte Wesen.

  
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