(C) Jason Verwey, 2010, Bild: flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Die öffentlich-rechtliche Tagesschau in Deutschland berichtet online: Migration kann helfen, die Krise zu bekämpfen. Schon seit Jahren beschäftige sich ein gewisser Dilip Ratha (ex) mit der Thematik, wonach positive Auswirkungen durch Migration geschaffen würden. Auf der diesjährigen Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) hatte man dargestellt: Migranten seien die wichtigsten Investoren unserer Zeit. Hauptsächlich hatte man nicht innerhalb von Gesellschaften diverse Irritationen umfänglich angesprochen, wie Ghettobildungen etwa, sondern insbesondere "positive" wirtschaftliche Aspekte - denn die Migranten aus aller Welt würden ja weltweit jährlich (angeblich) rund 500 Milliarden US-Dollar in ihre Heimatländer senden. Durch diesen Umstand leitet man ab, dass jene Menschen laut Tagesschau die: "wichtigsten Investoren unserer Zeit" wären, wird Dilip Ratha zitiert. Im weltweiten Maßstab hätten Migranten aus allen Herren Ländern über zwei Billionen US-Dollar "generiert".
Der Gouverneur Atiur Rahman (ex) der Bangladesh Bank (Zentralbank, als Mitglied der: Asian Clearing Union) meinte, es flossen jährlich rund 15 Milliarden US-Dollar (ca. 12 Prozent des BIP) von Auswanderern in sein Land. In einer aufgestellten Behauptung hieß es, dass zu sehen wäre, dass zahlreiche Menschen angeblich Gelder nicht "wie früher" für den Konsum oder Miete ausgeben, sondern vielmehr in "kleine und mittlere Firmen steckten", was "Wachstum und Arbeitsplätze" geschaffen hätte, so der Gouverneur der Notenbank von Bangladesch. Vorgeschlagen worden sei, dass man dies ebenfalls in der EU so machen könnte. Wenn z.B. Griechen massig nach Deutschland kommen, um dort Gelder zu verdienen, könnten sie Teile dieser doch wieder zurück nach Griechenland transferieren, um dort den Aufbau von kleinen Firmen zu unterstützen - damit Arbeitsplätze geschaffen und die Wirtschaft "angekurbelt" werden kann. Im Jahr 2007 schrieb man beim Deutschland-Funk zur Thematik: "Rückzahlungen von Gastarbeitern in ihre Heimat gehen meist in den schnellen Konsum und den Hausbau [...] Der Milliarden-Geldfluss hat vielfältige Folgen" (mehr).
Der aus Indien stammende Leiter der Einwanderungsentwicklungsabteilung der Weltbank, Dilip Ratha, gab im Rahmen seines Blickwinkels laut Tagesschau zu verstehen: Sogenanntes brachliegendes Geld von Individuen die in andere Länder ausgewandert sind, um dort zu arbeiten, könne man doch in "Auswandererbonds" investieren. Durch diese Geldsammelbecken werde möglich sein, dass z.B. Infrastruktur-Projekte in den Heimatländern der Migranten finanziert würden. Eine Studie zu den Umverteilungskreisläufen sei laut Ratha von der Weltbank bereits in Arbeit. In dieser soll offenbar ebenfalls "dargestellt" werden, dass Migration mehr Vorteile mit sich bringen könnte als Kosten in den Ländern verursacht, in denen die Migranten einwanderten. Die Überweisungen nach z.B. Ost-Asien seien rückblickend im Rahmen der "Finanzkrise" übrigens in 2009 teils deutlich zurückgegangen (hier). Nach Schätzungen der Weltbank sanken die Rücküberweisungen in die Entwicklungsländer damals um rund 6 Prozent. Besonders stark betroffen waren Lateinamerika und Zentralasien (mehr). Die angeführte Person Dilip Ratha ist u.a aktiv bei der Weltbank-Initiative "Global Knowledge Partnership on Migration and Development" (KNOMAD).
Man zielt speziell darauf ab, die globale Migration im Rahmen einer besseren Zusammenarbeit zu fördern. In Ausarbeitungen von KNOMAD spricht man bspw. das sog. "Humankapital" an, welches oft auch als Humanvermögen oder Humanressourcen bezeichnet wird. Man arbeitet mit diversen Organisationen zusammen, wie der (OECD), (UNDP) o.a. (UNITAR). Finanzieren tut sich KNOMAD aus einem Fonds der Weltbank, wobei als größte Geldgeber die schweizerische Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Bern und das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Bonn auftreten. Dilip Ratha ist CEO (Geschäftsführer) von KNOMAD. Ebenso ist er Manager der Initiative: "Unit of the Migrating out of Poverty" des britischen Ministeriums für Internationale Entwicklung (DFID). Für das DFID in London betreibt etwa auch das deutsche Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) ein Forschungsprogramm zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung in Entwicklungsländern.
Andere "Forschungen" werden durch das (IZA) u.a. für die Weltbank (ex) oder die Bertelsmann-Stiftung (ex) betrieben. Das britische Department for International Development (DFID) arbeitet auch daran, die Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) der Vereinten Nationen umzusetzen, wie den "Aufbau einer globalen Partnerschaft für die Arbeit in der Entwicklung". KNOMAD arbeitet ebenfalls mit dem "Global Forum on Migration and Development" (GFMD) und der Global Migration Group (GMG) zusammen. Treffen des GFMD finden unter britischen Chatham House- (bis 2004 Royal Institute of International Affairs; RIIA) Regeln statt. Ende Mai 2014 wolle KNOMAD auf dem internationalen Symposium von Washington D.C. speziell das Thema: Umweltveränderungen und Migration behandeln, und eine dafür auszuarbeitende "Forschungsagenda" anstoßen. Auf der offiz. Webseite der Weltbank schrieb man zur Anfangsphase von KNOMAD im Mai 2012 davon, dass die globale Migration (hin und her siedeln von Individuen) bereits heute ein "entscheidendes" Thema für die "globale Entwicklung" wäre, und in Zukunft würde es noch wichtiger sein.
Ratha (ex) war ebenfalls aktiv beim: Migrating out of Poverty Research Consortium der britischen Universität von Sussex. Daneben tritt er bis heute (Co-chair) beim WEF (Weltwirtschaftsforum) im Rat für die Globale Agenda (Migration) auf. Auf seiner offiz. Webseite spricht Ratha auch die: "Diaspora Bonds" an (ex), um die Entwicklungsfinanzierung zu erhöhen. Länder, in denen Regierungen oder öffentliche und private Unternehmen, möglicherweise die sog. Diaspora-Anleihen in Betracht zögen; zogen seien; waren u.a. Ghana, Kenia, Liberia, Nigeria, Senegal, Uganda und Sambia, Bangladesch, Indien, Nepal, Pakistan und Sri Lanka, und Armenien, Kolumbien, Ägypten, El Salvador, Jordanien, Haiti, Jamaika, Libanon, Mexiko, Marokko, Philippinen, Rumänien, Serbien, Tunesien, Tadschikistan und Länder in anderen Regionen der Welt, wie man bei Foreign Policy (schrieb). Eine hohe Beamtin der Unicef, Elizabeth Gibbons, hätte laut einem Bericht der New York Times (2008) in der Vergangenheit eher kritisch angemerkt, dass hinter jeder Überweisung eines Migranten aus dem Ausland, in sein Heimatland, eine "getrennte Familie" stehe (siehe).
In der Monde Diplomatique schrieb man im Jahr 2009 unter dem Titel: "Das Geld wird schneller", dass in der Vergangenheit von den Rücküberweisungen durch Migranten lange auch die US-amerikanische Bank Western Union gut verdient habe. In Afrika versprach man eine unbürokratische Abwicklung, gestützt auf Internet und Mobiltelefone (mehr). Einige Jahre zuvor, in 2006, berichtete EPO-online davon, dass solche Überweisungen für das Bankensystem gut seien und die jeweilige nationale Zahlungsbilanz der Empfängerländer gestärkt würde. Im internationalen Finanzwesen könnten somit die Entwicklungsländer kreditwürdiger werden (hier). Offiziellen Zahlen zufolge hätte der Strom an Rücküberweisungen in Entwicklungsländer im Jahr 2010 einen Wert von bereits 325 Mrd. US-Dollar gehabt. In einem Beitrag der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. schrieb man in Anführung des Ratha in 2011 davon: "Solange demografische und Einkommensunterschiede zwischen den sendenden und empfangenden Ländern bestehen, werden Migrationsströme und Rücküberweisungen steigen" (hier). Ohne die Zuflüsse aus dem Norden würden offenbar einige der ärmsten Länder der Welt kollabieren, stellte man bei "Die Zeit" im Jahr 2004 fest (hier).
Die angemerkte "Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik" (oder kurz: DGAP) war in 1955 mit durch Hermann Josef Abs (ehm. IG-Farben u.a. auch Deutsche Bank AG) und Robert Pferdmenges (ehm. Vorstand des A. Schaaffhausenscher Bankvereins o.a. Sal. Oppenheim) gegründet worden, in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Council on Foreign Relations (CFR) und dem britischen Chatham House (ehm. RIIA). Im Jahr 2012 berichtete man bei "Migration Info" bezgl. der Rücküberweisungen von Migranten, in Anführung des indisch-stämmigen Dilip Ratha: "Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage in Europa bleiben die Rückflüsse auch hier und in Zentralasien bei 41 Mrd. Dollar nahezu konstant [...] Die Rückflüsse sind nicht noch stärker zurückgegangen, weil die Arbeitsmigranten alternative Anstellungen gefunden und sich bei ihren eigenen Ausgaben zurückgehalten haben" (hier). Man sprach die "hohen Kosten bei den Geldtransfers" als Problem an. Die höchsten Flüsse an getätigten Rücküberweisungen verzeichnete man seitens der Weltbank im Jahr 2012 übrigens nach Indien mit rund 70 Milliarden US-Dollar, nach China mit rund 66 Milliarden US-Dollar und an die Philippinen mit rund 24 Milliarden US-Dollar.
In "derÜberblick" (Zeitschrift für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit) zog man den Schluss: "Migration hat, allen neu entdeckten positiven Aspekten zum Trotz, Risiken und Nebenwirkungen [...] Überweisungen aus dem Ausland können eine gesunde ökonomische Entwicklung bestenfalls fördern, aber nicht ersetzen" (mehr). Dilip Ratha war übrigens in der Vergangenheit auch bei den sog. "Civil Society Days" aktiv. Im Jahr 2009 (Athen) zusammen etwa mit: Sir Peter Sutherland, UN Special Representative for International Migration and Development. Sutherland (ex) war von 1985-1989 EU-Kommissar, (GATT)-Generaldirektor, Generaldirektor der WTO und Mitglied der Bilderberg-Konferenz, der Trilateralen Kommission und des European Round Table of Industrialists (ex). Außerdem ist er ein Chairman bei Goldman Sachs International (hier). Im angemerkten Global Forum on Migration and Development (Civil Society Days) wurden in der Vergangenheit auch Themen behandelt wie: Global Governance (globales Regieren), Aspekte der Fremdenfeindlichkeit, die Feminisierung der Migration, Nutzung von Migranten-Rechten, die Mobilität des Humankapitals oder "Datensammlungen".
Im Jahr 2010 fanden die sog. "Civil Society Days" in Puerto Vallarta (Mexiko) statt, wobei das mexikanische Finanzinstitut (BBVA Bancomer) S.A. diese mit forcierte. Jene Struktur gehört mit zur Banco Bilbao Vizcaya Argentaria, eine spanische Bankengruppe (hier). Im Jahr 2009 fanden die "Civil Society Days" in Griechenland (Athen) statt und forciert wurde das Treffen mit durch die Alexander S. Onassis Public Benefit Foundation (ex), mit rechtlichem Sitz in Liechtenstein. Die Badische Zeitung berichtete damals zu dem Treffen: Mit dem Weltpass gegen eine "Intrige des Imperialismus" (mehr). Das erste Treffen fand 2007 in Belgien (Brüssel) statt, mit Unterstützung der King Baudouin Foundation (KBF), eine Stiftung zu "Ehren" des Königs der Belgier. In 2011 und 2012 fanden Treffen in Genf (CH) und Mauritius statt, mit Unterstützung der ICMC, also der Internationalen Katholischen Kommission für Migration (ex). Im Rahmen der Abwanderung von hoch qualifizierten Arbeitskräften, sog. "Braindrain", wird insbesondere dies als einer der negativsten Aspekte der internationalen Migration gesehen, wie man im schweizerischen Jahrbuch für Entwicklungspolitik (2008) unter: "Migration - eine zu erschließende Entwicklungsquelle" darstellte (hier).
Im EU-Parlament hatte man in 2003 eine Anfrage gestellt, unter dem Titel: Zunehmende Abhängigkeit der Dritten Welt von der Arbeitsmigration in reiche Länder und der Überweisung von Einkommen aus den reichen Ländern. Es wurde die Frage aufgeworfen: Auf welche Weise die EU dazu beitragen könnte, dass Länder in der Dritten Welt nicht immer mehr, sondern weniger von durch Arbeit in Europa erworbenen Einkommen abhängig werden würden (mehr). Seitens der Weltbank habe man in der Vergangenheit dargestellt, dass die Bedeutung der Rücküberweisungen speziell auch mit dem Erreichen der vorgegebenen Entwicklungsziele (Millenium Development Goals) zusammenhänge (ex). Eine recht umfassende Ausarbeitung aus dem Jahr 2009, auch zum Thema Typologie der Transfermechanismen, kann hier: Migration und Remittances gelesen (werden). Bei Wall Street Journal behauptete man Ende vergangenen Jahres: Amerika hat als Traumland für Einwanderer ausgedient. Hinsichtlich der Geldüberweisungen (aus den USA) hätte sich übrigens Portugal mittlerweile zum Nettoempfänger gewandelt gehabt (mehr).
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