PanEuropa: Polens Premier Tusk will Energieunion


(C) Hadi, 2004, Bild: Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Wegen der Irritationen um Russland forderte der polnische Premier Donald Franciszek Tusk nun die Etablierung einer sog. "Energieunion", in welcher dann möglicherweise Aufträge auch für Gaslieferungen "vergemeinschaftet" werden könnten, was mit der Gründung einer einheitlich zentralen und paneuropäischen Gas-Börse machbar wäre. Mit diesem Zwischenbau sollen laut Tusk die nicht transparenten Verträge mit der russischen Regierung und mit Gazprom ersetzt werden. Wegen der Abhängigkeiten von russischen Energierohstoffen, wie Gas, stelle dieser Umstand eine Gefahr für verschiedene Länder Europas dar. Nun gelte es, dass Europa auf Atomenergie setzt, zudem "moderne" Kohletechnologien zur Energiegewinnung vorantreibt und man solle Flüssiggas aus den USA beziehen. In Europa selbst sollte man Tusk zufolge das umstrittene Fracking forcieren, denn nur erneuerbare Energien aus Sonne und Wind seien nicht der wichtigste Schlüssel. Ganz allgemeine Irritationen im Zusammenhang "paneuropäischer Belange" gab es vor wenigen Monaten, als berichtet wurde: Paneuropäische Netze - Die Doktorats-Affäre des CSU-Generalsekretärs und die Netzwerke der deutschen Außenpolitik (mehr).

Zur Thematik "Paneuropa" oder auch bezeichnet als "Paneuropa Union" bzw. "Vereinigte Staaten von Europa" (mehr) könnte an dieser Stelle mit angeführt werden, dass unter anderem Donald Tusk sozusagen als "Nachfahre" Adenauers, Schumans und de Gasperis gilt. Am 13. Mai des Jahres 2010 hatte Tusk den Karlspreis (Aachen) erhalten, wegen seinem "besonderen Einsatz" zur Ratifizierung des Lissaboner Vertrags. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Tusk nach der Verleihung als "großen Europäer" bezeichnet. Unter den Gästen in Aachen waren damals neben Merkel u.a. auch der Präsident des Europaparlaments (2009-2012) Jerzy Buzek, sowie Luxemburgs Premier Jean Claude Juncker und der deutsche Bundestagspräsident Norbert Lammert (Fotos). Aus der Ukraine war übrigens eine gewisse Julia Timoschenko anwesend (mehr). Vor der Verleihung an Tusk, im April 2010, wurde fast die gesamte polnische Staatsführung bei einem Flugzeugabsturz bei Smolensk (bezgl. des Massakers von Katyn) "enthauptet".

Bei seiner Rede in Aachen hatte Tusk etwas davon geschwafelt, im Rahmen der forcierten Eurokrise solle nun in den Köpfen eine "Aufbruchsstimmung" entstehen, was er verglich mit dem Kampf der polnischen Gewerkschaftsbewegung "Solidarnosc". Die Solidarnosc war laut Wikipedia eine unabhängige freie Gewerkschaft im ehemaligen Ostblock. Die heutige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zu DDR-Zeiten eine polnische Einladung fälschen lassen und wurde auf der Rückreise mit Fotos und Dokumenten der Solidarnosc-Rebellion erwischt. Merkels Vorfahren sollen aus dem heutigen Polen stammen (mehr).

Der in 2010 an Tusk verliehene Karlspreis von Aachen wird seit dem Jahr 1950 an "besondere Personen" verliehen und es soll damit an Kaiser Karl den Großen (768-814 König des Fränkischen Reichs) erinnert werden. Der erste Karlspreis ging übrigens in 1950 an den Begründer der Paneuropa-Bewegung, Richard Graf Coudenhove-Kalergi - der laut Thomas Mann zur einen Hälfte Japaner und zur anderen Hälfte gemischt aus dem internationalen Adelsgeblüt Europas gewesen sei, ein "eurasischer Typus" vornehmer Menschlichkeit.

Laut anderen Belangen hieß es kürzlich in einem Bericht der Publikation "Die Welt", Europa wolle sich "abkapseln", im Rahmen des Schengen-Nets, um sich angeblich vor Internet-Spionage zu schützen. Man merkte an, dass Großbritannien (UK) von einem solchen paneuropäischen Internet ausgeschlossen werden müsste (mehr). In Sachen sportlicher Aktivitäten fiel das Wort "Paneuropa" kürzlich auch im Zusammenhang mit "Fußball", wozu berichtet wurde: "Während die Nations League für die kleineren Verbände neben finanziellen Vorteilen auch die Möglichkeit der Qualifikation zur paneuropäischen EURO 2020 bietet, reagierten die Fußball-Großmächte zurückhaltend". Auf die Idee sei der ehemalige französische Fußballer und seit 2007 als UEFA-Präsident fungierende Michel Platini gekommen, der das Turnier als Paneuropa-Veranstaltung organisieren wolle (mehr). Für andere paneuropäische Sportgelüste kann schon heute der Paneuropa-Radweg genutzt werden, welcher etwa 1570 Kilometer lang ist und von Paris, über Straßburg und Karlsruhe nach Heidelberg und weiter bis nach Prag reicht (mehr).

Unter dem Titel: Für eine intelligente Energiepolitik - berichtete die Publikation der "Paneuropa Union" (Deutschland) vor geraumer Zeit, dass ein gewisser Günther Hermann Oettinger (heute EU-Kommissar für Energie) aus Stuttgart, welcher in der Vergangenheit auch gerne in italienischen Pizzerien aufkreuzte, zu verstehen gegeben habe: Europa darf nicht den Anschluss verpassen. Er stellte die Prioritäten für eine gemeinsame europäische Energieoffensive vor (mehr). Im vergangenen Jahr gab es eine Pressemitteilung unter dem Titel: EEX und Powernext starten mit PEGAS ihre paneuropäische Gaskooperation (mehr).

Wenig später gab es eine aktualisierte Mitteilung die sich um die Pan-European Gas Cooperation (PEGAS) drehte und es wurden u.a. auch die Strukturen: Dutch TTF, German NCG, French PEG Nord, PEG Sud und PEG TIGF genannt (mehr). Zur EPEX SPOT, eine Börse für kurzfristigen Stromgroßhandel, kann angemerkt werden, dass diese Struktur in 2008 durch den Zusammenschluss der Stromspotmärkte der Energiebörsen Powernext und European Energy Exchange (EEX) gegründet worden war (mehr). Wo paneuropäische Energie-Themen sind, ist die Finanzindustrie nicht weit. Seitens der Deutschen Bank AG, nur so als Zwischenanmerkung, forderte im vergangenen Jahr Jürgen Fitschen: "Wir brauchen paneuropäische Banken" (mehr).

Die angeführte Struktur "European Energy Exchange" (kurz: EEX) bezeichnet einen Marktplatz für Energie und energienahe Produkte. Der Hauptsitz befindet sich in der ostdeutschen Stadt Leipzig in Sachsen (mehr). Zur Thematik Energie und Russland hatte die EU-Kommission in 2013 eine passende Ausarbeitung veröffentlicht, die mit folgendem Titel daherkam: Roadmap - EU Russia Energy Cooperation until 2050 (mehr). Am 22. März 2013 hatten der deutsche EU-Energiekommissar Günther Oettinger und der russische Energieminister Alexander Nowak die Roadmap für die Energiezusammenarbeit EU-Russland bis 2050 unterzeichnet. Man betonte, dass Russland der größte Exporteur von Öl, Gas, Uran und Kohle in die EU sei (hier).

Als Schirmherr des Paneuropa-Jugendkongresses in Ulm meinte Oettinger im vergangenen Jahr: "Wären Lettland, Litauen und Estland nicht schon in der EU, Russland hätte längst wieder seine Finger nach den Ländern ausgestreckt" (mehr). Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hätte übrigens beim EU-Vilnius-Gipfel vor geraumer Zeit noch dargestellt, dass erst im Dreieck EU-Moskau-Kiew das "ukrainische Problem" für "Europa" lösbar sei (mehr). Hier sprach man auch die folgende Thematik an: EU-Freihandel mit USA und Russland. Ein Professor der Uni Kassel machte vor wenigen Monaten deutlich: "Aber zum Schluss geht man davon aus, dass ist das ganz deutlich erklärte Ziel der USA, einen großen Wirtschaftsraum vom Pazifik bis nach Europa zu schaffen" (mehr unter).

Um auf das Thema Paneuropa zurückzukommen, so gab es offenbar schon vor Jahren Vorschläge für eine: paneuropäische Energiepartnerschaft, wie man in einer entsprechenden Ausarbeitung der Uni Marburg im Institut für Politikwissenschaften darstellte. Mit der sog. paneuropäischen Energiegemeinschaft würden sowohl einige ressourcenreiche Länder als auch einige Transitländer enger an die EU gebunden werden können (mehr). Seitens Olexander Chalyi, ehemaliger Vize-Außenminister der Ukraine, schlug man vor einigen Jahren vor, es solle die Schaffung eines Konsortiums forciert werden, welches aus vier Akteuren besteht - jeweils eine Firma aus der Ukraine, Russland und der EU sollten beteiligt sein und ein vierter Investor könne außerhalb Europas gesucht werden. Laut Chalyis Äußerungen zur Sache setze dies jedoch eine trilaterale Kooperation zwischen der EU, Russland und der Ukraine voraus - nämlich im Rahmen eines neu zu schaffenden "paneuropäischen Transitsystems", wie man in der Publikation in Buchform "Die Gasversorgung Europas: Das Dreieck EU - Russland - Ukraine zwischen Geopolitik und Geoökonomie" darstellte (mehr).

In der Vergangenheit, im Jahr 2010, hätte sich Chalyi, bzw. er stellvertretend für die Ukraine, im "Stich gelassen" gefühlt und er drohte "mit einem dritten Gas-Krieg mit Russland". Die Person Gerhard König von Wintershall bzw. Wingas meinte damals, dass die Gas-Krise "nicht von der EU-Kommission, sondern von der privaten Gasindustrie" gelöst worden sei (mehr). Relativ paneuropäisch ging es übrigens noch vor Jahren unter dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy zu, wozu damals "Spiegel" im Jahr 2008 berichtete: Moskau und Brüssel entdecken ihre Freundschaft wieder. Hier sprach man auch ein sog. "paneuropäisches Sicherheitspakt" an (mehr). Im vergangenen Jahr sprach der Präsident der EU-Kommission, Jose Manuel Barroso, von einer "Partnerschaft der Notwendigkeit" zwischen der EU und Russland - letztgenanntes Konstrukt hat traditionell auch gute Verbindungen nach Italien, wo etwa Putins Busenfreund Berlusconi in der P2-Loge aktiv war.

Barroso traf damals gegen Ende März 2013 mit dem russischen Ministerpräsidenten Dmitri Anatoljewitsch Medwedew zusammen. Betont wurde auch hier, wie weiter oben angemerkt, dass man sich über den Fahrplan (Roadmap) für die Energiezusammenarbeit zwischen der EU und Russland bis 2050 geeinigt hätte (mehr). Nach der Selbstauflösung der Sowjetunion sei im Jahr 1992 angeblich im Verbandsblatt Paneuropa intern zu lesen gewesen, dass die Europäische Gemeinschaft zusammen mit der russischen Führung ein Konzept entwickeln sollte, an dessen Ende später ein "Freihandelsplatz Königsberg" (ehemals Königliche Haupt- und Residenzstadt in Preußen), seit 1946 Kaliningrad, stünde (mehr unter).

Allgemeiner Anhang:

Auch zuletzt deutlich freundlicher gegenüber Putins Russland war offenbar die französische Front National (FN) um Marine le Pen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (März 2012) warb sie bereits damals für eine Abkehr der französischen Außenpolitik gegenüber den transatlantischen Bindungen. Aus dem Wahlprogramm der Front National von 2011 führt man an, dass ein Ende der euro-atlantischen Ausrichtung erfolgen sollte und auf der anderen Seite müsse es eine fundamentale Aufwertung der Beziehungen zu Russland geben (mehr). Marine Le Pen brachte im vorhergehenden Wahlkampf laut "Länder Analysen 2012, Nr.237" Seite 11 ihre persönliche Bewunderung für den russischen Bush-Klon Wladimir Putin zum Ausdruck und stilisierte das politische System Russlands zum Modell für Frankreich hoch (mehr unter).

Einige Jahre später und kürzlich, im März 2014, gab es Berichte unter dem Titel: Front National jubelt über bestes Ergebnis der Geschichte (mehr). In diesem Zusammenhang dürften möglicherweise auch die folgenden Berichte interessant erscheinen: Die neue Achse der Ultrakonservativen, Europa-Israel-Russland (mehr) oder auch: Warum westliche Eliten heimlich doch ein starkes Russland wünschen (mehr). In Russland selbst wurden rechtslastige Strömungen, wie der NSU, in den vergangenen Jahren ebenfalls stärker (mehr), auch wenn die Pressefreiheit in Putins Reich weiterhin auf Sowjetniveau verharrte (mehr). Noch im vergangenen Jahr (2013) berichteten österreichische Medien von einem: Wirtschafsraum von Lissabon bis Wladiwostok.

Der Ökonom des WIIW (Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche) Peter Havlik hätte gemeint, dass im Zusammenhang mit dem Assoziierungs- und Freihandelsabkommen (Ukraine) Fehler durch die EU gemacht worden seien, da etwa die Aussicht darauf fehlte, dass das Land tatsächlich einmal der EU beitreten können wird. Ebenfalls sollte sich Russland "stärker mit der EU integrieren", schrieb man Ende November 2013 im WirtschaftsBlatt. Dies aus dem Grund, da dieser Schritt, laut dem WIIW-Ökonomen, die Grundlage für einen umfassenderen paneuropäischen Wirtschaftsraum und zudem eine ausgeweitete eurasische Integration von "Lissabon bis Wladiwostok" ermöglichen würde (mehr).

Bei seiner Berliner Rede im Juni des Jahres 2008 hatte Dmitri A. Medwedew (2008 bis 2012 Präsident Russlands) auch die Schaffung einer "paneuropäischen Sicherheitsarchitektur" – "vom Atlantik bis zum Pazifik" – vorgeschlagen (mehr unter: "Paneuropäischer Interessen-Ausgleich mit Russland" hier). Das angemerkte Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche war rückblickend speziell auf die Analyse der Entwicklungen in den Staaten des COMECON ausgerichtet. Der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (COMECON) war eine internationale Organisation der sozialistischen Staaten unter Führung der Sowjetunion.

Paneuropa und Coudenhove-Kalergi

In den vergangenen Jahren tauchte immer wieder der Begriff "Paneuropa" auf oder die "Vereinigten Staaten von Europa". In 1914 hatte der britische Politiker James Keir Hardie (hier), als einer der Gründer der Labour Party, die Etablierung der "Vereinigten Staaten von Europa" gefordert. Einige Zeit später kam der Österreicher Graf Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi (hier) mit einer Paneuropa-Idee daher. Bis nach den beiden forcierten Weltkriegen bestand jedoch kein größeres Interesse sich in einem solchen Konstrukt zusammenzuschließen, was sich nach dem Zweiten Weltkrieg änderte und heute bis zur Europäischen Union führte.

In seinen Schriften bezeichnete Coudenhove-Kalergi den zu sehenden Staatenbund wahlweise als Paneuropäische Union oder als Vereinigte Staaten von Europa. Die in 1924 gestartete Paneuropa-Bewegung bekam Unterstützung u.a. von Ignaz Seipel und Karl Renner, Aristide Briand, Edward Benesch oder auch Edouard Herriot. Der Paneuropa-Idee zugeneigt gewesen sei u.a. aus Österreich auch der ehemalige Großmeister der Großloge von Wien, Richard Schlesinger (mehr). Der ehemalige Graf Coudenhove-Kalergi war bis zu seinem Tod Internationaler Präsident und sein Nachfolger wurde Otto von Habsburg (hier), der älteste Sohn des letzten österreichischen Kaisers Karl I.

Auf dem Kongress in Wien (AT) entstand im Jahr 1926 die Dachorganisation "Paneuropa-Union" mit eigenen Organen: einem Rat und einem Zentralbüro in der Wiener Hofburg. Nach dem Anschluss Österreichs (1938) wurde der Sitz der "Paneuropa-Union" nach Paris und Bern und nach dem Zweiten Weltkrieg nach Brüssel (Belgien) verlegt. Mit Blick auf Russland gab der benannte Paneuropa-Graf zu seiner Zeit zu verstehen: Der Wille, Europa zu beherrschen, ist eine Konstante der russischen Politik. Nur mit der Etablierung der Paneuropa Union könne man die Westexpansion Russlands verhindern, wofür auch eine gemeinsame militärische Macht notwendig wäre. Als Gefahren für "Paneuropa" nannte er speziell die USA und Russland. Die Türkei wollte man nicht in dem Großstaatsgebilde sehen, genauso wenig wie Großbritannien. Bei seiner Rede für den Karlspreis (1950) meinte der ehemalige Graf Coudenhove-Kalergi später aber auch, die Türkei sei zumindest ein "Bestandteil Europas".

Im Rahmen der Vorplanungen zum Großstaatskonstrukt müsste es so sein, dass erst einmal eine paneuropäische Zollunion etabliert wird und ganz am Ende der Transformation könne die "Krönung", nein nicht im Kaisersaal von Aachen, sondern der Konstituierung der Vereinigten Staaten von Europa nach dem Muster der USA geschehen. In dem Buch: Botschafter Europas - Richard Nikolaus, Coudenhove-Kalergi und die Paneuropa-Bewegung in den zwanziger- und dreißiger Jahren (mehr) wird der "Graf" zitiert: "Die Organisation Europas wird sich nicht gegen Amerika richten, ein zu errichtendes paneuropäisches Bureau wird nicht der Zentralpunkt antiamerikanischer Bestrebungen sein [...] Die Organisation Europas wird nur dazu dienen, die besonderen europäischen Gegensätze auszugleichen, um so das Gleichgewicht in der Welt herzustellen und einem machtvoll erstarkenden Pan-Amerika ein ebenso machtvolles Pan-Europa - nicht gegenüber - sondern zur Seite zu stellen".

Pläne für einen europäischen Staatenbund tauchten offenbar schon weit vor den Tagen des Coudenhove-Kalergis auf, wenn auch anders gestrickt. Ein solcher ginge etwa auf das Jahr 1306 des Franzosen Pierre Dubois (hier) zurück, ein anderer auf den König von Böhmen Georg von Podiebrad (hier) im 15. Jahrhundert. Andere sozusagen "paneuropäische Gedanken" gingen zurück u.a. auf Dante (Durante) Alighieri, Andrés Laguna, Maximilian Sully de Béthune, William Penn, Charles-Iréné Castel Abbé de Saint-Pierre, Jeremy Bentham, Jean-Jacques Rousseau, Immanuel Kant, Napoleon Bonaparte oder auch Claude-Henri Saint-Simon. Im Jahr 1923 war von Coudenhove-Kalergi, der ursprünglich in Tokyo als Sohn eines österreichisch-ungarischen Diplomaten und einer japanischen Prinzessin geboren wurde, die damals vielbeachtete Publikation "Pan-Europa" veröffentlicht worden.

Danach gab es (ursprünglich) Aufforderungen an die französischen Parlamentarier über die Vereinigung Europas. Die Hauptidee bestand offiziell darin, Europa angesichts der drei ihm gegenüberstehenden Kräfte, der UdSSR, Großbritannien und USA, als selbständiges politisches und ökonomisches Zentrum zu vereinigen, obwohl der Österreicher auch die Notwendigkeit zugab, zwecks Wiedergeburt Europas Beziehungen zu Russland herzustellen. Vor einigen Jahren, nur so als allgemeine Zwischenanmerkung an dieser Stelle, hatte Russland an Österreich wohl tonnenweise alte Akten zurückgegeben, darunter auch Freimaurer-Akten und Dokumente aus der Paneuropa-Union (mehr).

Laut dem Buch "Europa Res Publica" (mehr) standen hinter "Paneuropa" wohl auch einflussreiche Kreise aus dem Bankenwesen, der Industrie und Wirtschaft wie Max Warburg, Robert Bosch oder Richard Heilner, welche zumindest zeitweise als Förderer oder Financiers fungierten. Kontakte gab es außerdem unter anderem zu Carl Siemens, Edmund Stinnes, Hermann Bücher (AEG) oder auch zu Carl Duisberg (Bayer). Einige der Namen waren zudem verbunden mit dem Kartell IG Farben (mehr). Laut Informationen der offiz. Webseite der Konrad Adenauer Stiftung folgte nach dem ersten forcierten Paneuropa-Kongress auch der Ausbau der Organisation etwa mit der Gründung von Büros in Belgien, Bulgarien, Estland, Frankreich, den Niederlanden, Jugoslawien, Lettland, Luxemburg, Österreich, Polen, Rumänien, der Schweiz, Spanien, der ehemaligen CSR, Ungarn und den USA (mehr). Durch die Coudenhove-Kalergi Stiftung wurden in der Vergangenheit u.a. ausgezeichnet:

Raymond Barre, Constantin Tsatsos, Rudolf Kirchschläger, Sandro Pertini, Juan Carlos I. de Borbón y Borbón, Franz Josef Strauß, Helmut Kohl, Ronald Reagan, Alois Mock, Otto von Habsburg, Lennart Meri, Emil Constantinescu, Yehudi Menuhin, Franjo Komarica, Ibrahim Rugova, Silvius Magnago, Vaira Vike-Freiberga, Wladyslaw Bartoszewski, Angela Merkel oder auch Herman Van Rompuy. Heutiger Präsident der Europa-Gesellschaft Coudenhove-Kalergi (mehr) ist Nikolaus von Liechtenstein (Sohn des Fürsten Franz Josef II. von Liechtenstein) bzw. als Ehrenpräsident fungiert der ehemalige österreichische Vizekanzler und Außenminister Alois Mock (hier).

Laut Forschungen könne man die Familienabstammung der Vorfahren des Richard Nicolaus Coudenhove-Kalergi, in diesem Fall der Kalergis, übrigens bis zu den ältesten byzantinischen Kaiserdynastien zurückverfolgen. Auf der anderen Seite stammten die Coudenhoves vom nord-brabantischen Uradel ab. Coudenhove-Kalergi meinte zu seiner Zeit mit Blick auf Sowjetrussland, dass die "bolschewistische Gefahr" laut seinen damaligen Gedanken auf "drei Wegen" nach Europa kommen könnte: durch einen europäischen Krieg, durch das europäische Massenelend und durch eine russische Invasion.

Wegen jener Gefahren müsse sein vorgezeichnetes Paneuropa als eine Art Schutzwall auch an der Ostgrenze gesehen werden, denn die Russen könnten in wenigen Jahren die stärkste Militärmacht der Welt sein. Der bereits oben angeführte Otto von Habsburg, der seit 1951 mit Regina Prinzessin von Sachsen-Meiningen verheiratet war, als ehemaliger Präsident der Internationalen Paneuropa-Union, meinte zur heutigen Russland-Thematik: "Russland [ist] noch immer Kolonialmacht [...] kommen noch entsetzliche Kolonialkriege [...] will nicht, dass meine Enkel dafür kämpfen müssen, dass Russland in Sibirien bleiben kann [...] wenn sich Russland dekolonisiert hat, kann man über eine Aufnahme in die EU sprechen" (mehr). Im Jahr 2006 meinte Habsburg: Russland ist die größte Gefahr für uns. Jene Worte wählte er Medienberichten zufolge auf einer Tagung der Paneuropa-Union in Laibach. Er hob hervor, dass der neue russische Präsident Putin, laut Herrn Habsburg, "genau die gleichen Schritte wie Hitler" vollziehen würde. Die Erweiterung der EU wäre seiner Auffassung nach "unumgänglich" (mehr).

Schon im Jahr 2000 sprach man ebenfalls in der "Jungen Freiheit", welche als Sprachrohr der Neuen Rechten bezeichnet wird, die Thematik Paneuropa an. Hier wurde zitiert: "Viele russische Funktionsträger würden in einer Nato-Osterweiterung die Revision der Nachkriegsordnung in Europa sehen [...] durch die Russland nachträglich zum Verlierer des Zweiten Weltkrieges werde" (mehr). Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) meinte in 1991 anlässlich der Verleihung des Coudenhove-Kalergi-Preises im Palais Schaumburg in Bonn: "Die Paneuropa-Union hat schon frühzeitig darauf hingewiesen [...dass die] Europäische Gemeinschaft nicht das ganze Europa ist [...was] ein verhängnisvoller Irrtum [sei], wenn wir die Grenzen der EG gleichsetzen würden mit Europa" (mehr).

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