KA/DE: Depots mit Waffen bzw. u.a. Sprengstoff


(C) slowafternoon, 2005, Bild: flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Im Mai des Jahres 2008 hätte sich in Bayreuth (kreisfreie Stadt im bayerischen Regierungsbezirk Oberfranken; Bundesrepublik Deutschland) ein angeblicher Obdachloser erschossen, nachdem es zuvor zu einer Kontrollaktion durch die Polizei gekommen sei. Der vermeintliche Obdachlose M.K. - der 2005 seinen letzten festen Wohnsitz in Plauen (Sachsen) hatte - hätte auf die Beamten das Feuer eröffnet und dabei sei eine dieser Personen schwer verletzt worden. Im Rucksack der sich offenbar selbstgetöteten Person fand man später laut Medienberichten diverse u.a. Unterlagen vor. Es handelte sich demnach um Karten zu "Erddepots" unter anderem in Bayern, Sachsen, Thüringen, Brandenburg oder auch dem Land Österreich. In den bekanntgewordenen Erddepots seien Waffen, Sprengvorrichtungen, Ausrüstungsgegenstände, Uniformteile und Unterlagen sichergestellt worden, heißt es.

Bezgl. dieser Dinge stellte man nun an die deutsche Bundesregierung diverse Fragen, welche aus der Drucksache (18/836) ersichtlich werden. Die Beantwortung steht noch aus. Doch im Jahr 2009 gab es bereits eine solche, wenn auch nicht derart umfangreich gestellte. Die damalige Frage des deutschen Abgeordneten Hans-Christian Ströbele wurde derart formuliert, ob denn die Bundesregierung irgendwelche Informationen hätte, bezgl. der bundesweit über zwanzig zur damaligen Zeit schon aufgedeckten "Waffen- und Bombendepots". Jene Depots waren übrigens auf chiffrierten Karten verzeichnet, welche zur Auffindung soz. "entschlüsselt" wurden, um sie ausheben zu können. Eine "gewisse Note" der Anfrage der benannten Person im Oktober 2009 war, ob die Regierung der Bundesrepublik Deutschland Informationen dazu haben könnte, ob jene Depots mit Unterstützung oder durch Finanzierung inländischer oder ausländischer Nachrichtendienste oder militärischer Organisationen angelegt wurden.

Man spielte offenbar auf entsprechende Irritationen an, welche im Zusammenhang stehen könnten bezgl. der NATO Stay-Behind Strukturen, was ggf. in der entsprechend ausführlich gestalteten Publikation unter dem Titel "Nato-Geheimarmeen in Europa: Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung" (ISBN 978-3280061060) nachgelesen werden kann. Zu dieser Sache könnte ggf. erwähnt werden (vgl. Deutscher BND-Mann bei Stay Behind Terroranschlägen involviert), als der Duisburger Historiker Andreas Kramer mit einer spektakulären Aussage in einem Prozess in Luxemburg (Bommeleeër-Affäre) auffiel: Es ginge um das Oktoberfest-Attentat im September 1980. Kramers Vater beschaffte offenbar über die Bundeswehr große Mengen an Kriegsmaterial - Schusswaffen, Granaten, Panzerfäuste, Sprengstoff. Das wurde in geheimen, meist unterirdischen Lagern versteckt und sollte bei einer Invasion der Sowjetunion den Gladio-Truppen für Sabotageakte zur Verfügung stehen.

Die damalige Anfrage (16/14157) in 2009 des Ströbele hatte die Person Peter Altmaier (dam. Parlamentarischer Staatssekretär) recht knapp beantwortet. Altmaier wiederholte erst einmal die bereits in Medienberichten bekanntgewordenen Informationen, dass während einer Personenkontrolle am 25. Mai 2008 an der Allee zwischen Bayreuth und Bindlach ein Schusswechsel stattfand, zwischen einem Radfahrer (jene Person welche der Obdachlose sein soll) und einer Streifenwagenbesatzung. In der Antwort heißt es weiter, dass der Obdachlose, welcher laut Medienberichten in 20 Jahren 25 mal umgezogen sei, nach dem Schusswechsel mehrfach getroffen wurde und sich letztlich schwer verletzt mit einer Pistole selbst erschossen habe. "Unter den mitgeführten persönlichen Gegenständen des Radfahrers befand sich [unter anderem] umfangreiches Kartenmaterial, welches auf 38 Erddepots hinwies. Die Lage der Depots wurde dabei codiert auf der Karte vermerkt.

Die Decodierung erstreckte sich über einen Zeitraum von einem Jahr [...] Das Bundeskriminalamt war informatorisch seit Juni 2009 im Rahmen einer Abfrage von Unterstützungskräften zur geplanten bundesweiten Depotöffnung über den Sachverhalt informiert". Im Mai bzw. Juni des Jahres 2009 konnten der Antwortgabe zufolge ("erste Depots") im Raum Oberfranken geöffnet werden, in denen sich unter anderem Schwarzpulver und Zündwerk befunden hätte. Andere Depots seien unter anderem in Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Berlin sowie in Österreich lokalisiert worden. Im September 2009 seien welche durch Entschärfer der zuständigen Landeskriminalämter geöffnet worden. Dabei konnten dieser offiziellen Antwortgabe zufolge unter anderem eine Pistole Walther PP (Kaliber 7,65 mm) sowie passende Munition, eine Eigenbauwaffe mit elektrischer Funkenzündung und mehrere kleine sowie große Feuerlöscher, von denen einer ein Sprengstoff- Selbstlaborat enthielt, entdeckt werden. Alle der Gegenstände seien Altmaier zufolge bereits mit Zündern versehen und voll funktionstüchtig gewesen.

Bei dem verwandten Selbstlaborat handelte es sich um eine Chlorat-Zucker-Mischung, wovon darüber hinaus zwei volle Fünf-Liter-Kanister aufgefunden wurden. Laut Altmaiers Antwortgabe gab es damals keine Anhaltspunkte, dass die Depots mit Unterstützung oder durch Finanzierung inländischer oder ausländischer Nachrichtendienste oder militärischer Organisationen angelegt wurden. In Medienberichten zur Sache hieß es, der Obdachlose, ein 53-jähriger ehemals gelernter Betonbauer aus Berlin, hätte offenbar eine "Affinität zu Waffen" gehabt und daher die Lager bundesweit "angelegt". In 2001 sei bei der Person außerdem "eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert worden" und er hätte: "in Kontakt mit der Polizei in den vergangenen Jahren häufig eine Art Verfolgungswahn vor Polizei und Ämtern gezeigt". In 2002 sei er für Monate in einer geschlossenen Klinik in Sachsen untergebracht gewesen. Man diagnostizierte laut Angaben der Polizei Bayreuth Paranoide Schizophrenie (Verfolgungswahn).

In österreichischen Medien hieß es, wie im Kurier später (13.12.2011): Bezgl. der "[d]rei mysteriöse[n] Lager in Oberösterreich und Tirol, die vor zwei Jahren unter strengster Geheimhaltung gehoben wurden, [sei dies] jetzt die erste Spur der Zwickauer Terrorzelle nach Österreich". Aus den Berichten ging u.a. hervor, dass sich in den Lagern angeblich auch Bomben befunden hätten, welche "mit höchster Präzision gefertigt" wurden - auch von "Zehn-Kilo-Bomben" (umgebauter Feuerlöscher) war die Rede, welche der Obdachlose "angefertigt" hätte (in DE). Spiegel berichtete zur Sache: "Militärisch sei der Mann nie ausgebildet worden, daher sei unklar, woher er die Kenntnisse zum Sprengsatzbau hatte [...] Hinweise auf Mittäter gebe es nicht".

Aus Österreich (Depots) wurde unterdessen bekannt, laut einer Anfragebeantwortung (BM für Inneres; 12.03.2012): "In Oberösterreich wurden die auf einer Skizze eingezeichneten Erddepots von Beamten des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Oberösterreich, der Bundespolizeidirektion und des Stadtpolizeikommando Wels, sowie von Beamten der Kriminalpolizei Bayreuth überprüft [...] Es konnten keine Schusswaffen bzw. Sprengstoffe sondern ausschließlich Gebrauchsgegenstände des täglichen Bedarfs aufgefunden werden [...] In Tirol wurden diese Erddepots von Beamten [...] sowie Beamten der Kriminalpolizei Bayreuth überprüft [...] konnten keine Waffen, Spreng- und Zündmittel oder Kriegsmaterial sondern ausschließlich Gebrauchsgegenstände des täglichen Bedarfs aufgefunden werden".

  
Bücherindex Bild Link

Weitere Inhalte