AT: Gas-Oligarch aus Ukraine festgenommen


(C) Grumbler, 2006, Bild: flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

In Österreich sei ein bekannter ukrainischer Oligarch durch Rechtshilfe der USA verhaftet worden, bei dem es sich um Dmitrij W. Firtasch, der auch mit seinen Firmen im Titan-Geschäft (Krymskij Titan) tätig ist, handeln soll. Laut derStandard hätte das FBI seit Jahren nach der Person gefahndet und entsprechende Ermittlungen (ab 2006) liefen, unter anderem wegen Bestechung o.a. der mutmaßlichen Bildung einer kriminellen Vereinigung (mehr). Ein Haftbefehl sei in den USA durch ein Bundesbezirksgericht im März 2014 ausgestellt worden, berichtet "Spiegel". Der Person werden nicht nur enge Kontakte in die Ukraine sondern auch nach Russland nachgesagt, speziell wegen dem Gasgeschäft. Nach der Verhaftung sei er laut "Kurier" gegen 125 Millionen Euro auf freien Fuß gekommen (mehr), die höchste Kautionssumme in der österreichischen Rechtsgeschichte.

Firtasch als einer der reichsten Männer der Ukraine ist u.a. auch Mehrheitseigner des größten und populärsten ukrainischen Fernsehsenders Inter. Seine Holding Group DF ist in Wien amtlich eingetragen. Firtasch würde GAZPROM-Gas viel günstiger kaufen können als die Ukraine als Staat es tut und es lagere in Gasspeichern der Firma Ostchem (mehr). In schweizerischen Medien hieß es derweil, Firtasch, der lange Zeit gute Kontakte hatte, zu dem gestürzten ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch, werde Komplizenschaft mit dem ukrainischen Mafiapaten Semjon Mogilewitsch nachgesagt. In 2004 hätte er Julija Timoschenko, die sog. "Gasprinzessin", aus dem Markt gedrängt (mehr). Firtasch hätte Medienberichten zufolge angeblich die Partei Udar des ehemaligen Boxweltmeisters Vitali Klitschko in der Ukraine unterstützt (mehr). Bereits kurze Zeit nach Beginn der Proteste in Kiew hätte es laut FAZ Anzeichen dafür gegeben, dass Firtasch auf Distanz zu Janukowytsch ging (mehr). Anfang Februar schrieb man in den Salzburger Nachrichten: Die Oligarchen werden nervös (mehr).

In 2010 gab es noch folgende Meldung: WikiLeaks deckt Verbindungen zwischen Wiktor Juschtschenko und Dmitrij Firtasch auf (mehr). In Österreich spielten offenbar Firtaschs Kontakte zur Raiffeisen Investment AG (RIAG) eine Rolle, welche auch Gegenstand beim Banken-Untersuchungsausschuss des Parlaments im Jahr 2007 gewesen waren (mehr). Firtasch ist bekanntlich Mitbesitzer des Gaszwischenhändlers RosUkrEnergo (RUE), welches in der Schweiz ansässig ist. Dem russischen Gasmonopolisten GAZPROM gehört an dieser Struktur die Hälfte der Gesellschaft. Firtasch hielte 45 Prozent und ein gewisser Iwan F. fünf Prozent (mehr). Seit dem Jahr 2005 sei RosUkrEnergo – in der Nachfolge von Itera und EuralTransgas – verantwortlich für den Transit von Gaslieferungen aus Zentralasien durch Russland. Das Unternehmen liefere vor allem Erdgas aus Turkmenistan in die Ukraine (mehr ab Seite 53). Online bei "Genius" berichtete man im Jahr 2011: "[D]as Geflecht der im Zwischenhandel tätigen Tarnfirmen hat wichtige Nutznießer, darunter die Achse Juschtschenko-Firtasch, sowie strategische Verbindungen nach Übersee und nach Israel (mehr).

In 2011 hätte Firtasch noch dargestellt, man wolle im Markt der Ukraine investieren, in Sachen chemischer Erzeugnisse. Bisher war der Markt speziell abhängig von Importen aus Russland und Deutschland (mehr). In der Publikation (Buch) "Die Europäische Union, Russland und Eurasien: die Rückkehr der Geopolitik" schrieb man auf Seite 385 zur RosUkrEnergo: "der ukrainische Geheimdienst SBU untersuch[t]e, ob der Moskauer Kriminelle - und vom FBI wegen Geldwäsche und Bildung einer kriminellen Vereinigung gesuchte - Semjon Mogilewitsch an RosUkrEnergo beteiligt sei [...] hat ein Stamm-Kapital von 37.000 US Dollar bei einem Umsatz von mehreren Milliarden US Dollar im Jahr [...] Laut Nowaja Gaseta soll ex KGB Agent Konstantin Tschujtschenko, Mitglied des Vorstandes von Gazprom, das Sagen bei RosUkrEnergo haben" (mehr). Jene Person sei/war offenbar auch ein Kommilitone des Dimitri Medwedew.

In der Publikation der "Deutschen Botschaft Moskau" schrieb man unter anderem zur Thematik des Firtasch: "Es gibt Unterschiede zwischen Achmetow und Firtasch [...] arbeitet eng mit Russland zusammen, während Achmetows Geschäftsfäden eher in den Westen führen" (mehr). Firtasch sei laut "DiePresse" im Februar noch in London (UK) gewesen, wo er Beamte des dortigen Außenministeriums getroffen hätte. In der Ukraine würden der angeführte Achmetow und Firtasch offenbar auch zahlreiche Abgeordnete im Parlament (Kiew) "kontrollieren" (mehr). In Sachen Titan-Geschäfte hieß es rückblickend in 2011: Dmitrij Firtasch könnte sein Titan-Engagement ausweiten (mehr). Die eine Hälfte der Gesellschaft (RosUkrEnergo) gehört wie dargestellt dem russischen Monopolisten Gazprom, dessen Tochterfirma Rosgas Holding AG ist. Rosgas tauchte im Jahr 2009 in Meldungen auf mit dem Titel: "Im Dunkel der Pipelines". Ein gewisser István Góczi aus Ungarn hätte eine hoch profitable Firma für einen Dollar an RosGas "verkauft", demnach ohne Wissen des damaligen Mehrheitseigners, Dmitrij Firtasch (mehr).

Im Dezember 2013 hieß es laut russischen Medien: "Heute sind Naftogas und die Privatunternehmen von Dmitrij Firtasch und Sergej Kurtschenko für den Verkauf des Gases an die Endnutzer zuständig [...] dass vielleicht Gazprom ein gemeinsames Unternehmen mit einer dieser Privatfirmen schaffen wird, das russisches Gas an den Endnutzer vertreibt" (mehr). Ursprünglich hätte Firtasch mal gesagt: "Wenn die Ukraine wirklich ein real unabhängiges Land werden will, kann sie nicht um Vorzugsbehandlung bitten und muss sich an den Gedanken gewöhnen, dass der Gaspreis auf europäisches Niveau steigt" (mehr). Firtasch hätte in der Vergangenheit zu verstehen gegeben, dass es zur Zeit der forcierten Privatisierungswelle Anfang der 1990er Jahre in der Ukraine (wie andere Sowjetstaaten) nicht möglich gewesen sei, Geschäfte zu machen ohne organisierte Kriminelle. Mit der angeführten Person Mogilewitsch sei er deshalb verbunden gewesen, weil er für die Gründung etlicher Unternehmen dessen Einwilligung gebraucht habe (mehr).

Der Autor Jürgen Roth zitierte in seiner Publikation "Gazprom - Das unheimliche Imperium" vor einiger Zeit: "Gasmarkt wird zunehmend von Gazprom und dem ukrainischen Oligarchen Dmytro Firtasch kontrolliert" unter anderem: "Er ist seit langem ein enger Verbündeter von Gazprom. Gazprom gelang es in den letzten Monaten, seinen Einfluss am ukrainischen Gasmarkt auszuweiten – Auswirkung ist der wachsende Einfluss des ukrainischen Oligarchen Dmytro Firtasch auf die Wirtschaft und den Gasmarkt des Landes [...] Firtasch wird protegiert von Yuriy Bykov, dem Energieminister, Valeri Khoroshowskij, dem Direktor des Geheimdienstes SBU, und Viktor Janukowitsch, dem Staatspräsidenten" (mehr). Zur aktuellen Thematik verfasste Roth online Berichte unter dem Titel: Top-Mafioso Semion Mogilevich, der Oligarch Firtasch und die Raiffeisen-Invest in Wien (mehr) oder auch Die Beziehungen des Oligarchen Dmitri Firtaschs zu mafiosen Strukturen – und nach Deutschland (mehr).

  
Bücherindex Bild Link

Weitere Inhalte