Die Krim: Spannungsfeld wird aufgebaut


Swjatoslaw I von Kiew (im Boot), Zerstörer der Chasaren Khaganate

Nachdem ein sogenannter Übungsalarm durch Russland ausgelöst worden war, richten sich nun die Blicke speziell auf die Halbinsel Krim im Schwarzen Meer. Die Russen hatten die Alarmbereitschaft in ihren Stützpunkten erhöht und Schutzpanzer vor den Stützpunkten auffahren lassen. Deutsche Medien titelten, die Krim sei ein wahrer "Sprengsatz", auch wegen des so wichtigen Hafens von Sewastopol, der Heimathafen und Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Mittlerweile würde die russische Bevölkerung auf der Krim um ihre Zukunft fürchten, berichtet RP-Online. Das Gebiet der Krim gehört nur bedingt zum Territorium des Staates der Ukraine und es besitzt den Status einer autonomen Region mit eigenem Parlament. Auf der ukrainischen Halbinsel Krim besetzten Unbekannte die Gebäude von Parlament und Regionalregierung. Durch Oleg Tjagnibok, dem Chef der ukrainischen Partei Swoboda, hieß es in einer Unterredung mit dem US-amerikanischen Vizeaußenminister William Burns, dass die "Signale", welche von der Krim ausgesendet werden, "besorgniserregend" seien (mehr).

Seitens des Kremls (Moskau) hieß es laut Medienberichten kürzlich noch, man sehe sich ggf. in der Pflicht, die eigenen Interessen und die Sicherheit der russischen Landsleute (w.s. ethnische Russen) zu schützen. "Es besteht eine reale Gefahr für unsere Interessen - sowie für das Leben und die Gesundheit unserer Landsleute", warnte vor wenigen Tagen etwa der russische Regierungschef Dmitri Anatoljewitsch Medwedew, der vor Putin von 2008 bis 2012 Präsident Russlands war und aktuell Ministerpräsident der Russischen Föderation ist. Am 25. Mai laufenden Jahres solle nun ein Referendum auf der Krim abgehalten werden, in welchem es angeblich um eine Ausweitung der Autonomierechte gehen soll. Der abgesägte und wohl nach Russland geflohene EX-Präsident der Ukraine, Wiktor Fedorowytsch Janukowytsch, warnte unterdessen vor einem Blutvergießen auf der Halbinsel Krim.

In der Vergangenheit wurde deutlich, dass es zwischen Russland, den USA und einigen europäischen Staaten möglicherweise zu diversen Meinungsverschiedenheiten kommen könnte, welche zu tun hätten mit der Erweiterung der NATO (Organisation des Nordatlantikvertrags) bzw. EU (Europäische Union). Diverse Strukturen forderten gar, dass Russland Anwärter für die NATO oder EU werden soll - wobei ehemalige Sowjet-Größen unter anderem von einem Europa vom "Atlantik bis zum Ural" sprachen. Ende Dezember 2013 gab es noch Meldungen: Putin will Europäische und eurasische Integration (mehr). In diesem Zusammenhang, dass Russland jenen Strukturen als Anwärter beitreten könnte, stellte man die Frage auf, was dann wohl aus der Ukraine werden wird?

Sollte Russland aus EU/NATO-Strukturen ausgeschlossen werden, würde angeblich der Preis für diesen Schritt "hoch" sein. Andere meinten, dass wenn Russland möglicherweise der NATO bzw. EU beitreten könnte, dass dies einer "Aufweichung" dieser Strukturen gleichkommt, was wohl eine innere Destabilisierung hervorbringt. Neben diesen Thematiken sprach man in den vergangenen Jahren auch immer wieder die "eurasische Integration" an. So meinte etwa der aus dem heutigen Polen stammende und bekannte US-amerikanische Globalstratege Zbigniew K. Brzezinski in seiner Publikation "Die einzige Weltmacht - Amerikas Strategie der Vorherrschaft" unter anderem auch zu diesem Thema: "Eine weitere große Unsicherheit droht in dem geopolitisch im Fluss befindlichen zentraleurasischen Raum [...welche...] durch die potentielle Verwundbarkeit der Angelpunkte Türkei und Iran noch verstärkt wird".

Im Rückblick auf das Jahr 1991 war es noch so gewesen, dass die Militärmacht der Sowjets vom Schwarzen Meer aus ihre Schiffe - wie Kreuzer - in das Mittelmeer entsenden konnte. Wenige Jahre später verfügte man nur noch über einen eher schmalen Küstenstreifen am Schwarzen Meer. Bereits in den 1990er Jahren und später lag man sich mit der Ukraine in den Haaren, wegen des ungelösten Streits über die Stützpunktrechte auf der Krim. Kritisch beäugt wurde in der Vergangenheit auch, da man seitens der Organisation des Nordatlantikvertrags (kurz: NATO) und ukrainischen Streitkräften gemeinsame See- und Landemanöver absolvierte. Weiterhin lag den Russen wohl der türkische Einfluss in der Schwarzmeer-Region "schwer im Magen".

Die Ende der 1980er Jahre gegründete russische Nachrichtenagentur INTERFAX berichtete bezgl. der Ukraine-Thematik im November des Jahres 1996, dass der damalige Berufsdiplomat und wichtige Berater (Dmitrij Rjurikow) des von 1991-1999 eingesetzten Präsidenten Russlands, Boris N. Jelzin, zu verstehen gegeben hätte, dass die Ukraine als solche nur ein "vorübergehendes Phänomen" wäre, was zumindest seine ganz persönliche Meinung war. Wenig später schrieb man in der rus. Wochenzeitung Obschtschaja Gaseta im Dezember 1996, dass in nicht allzu ferner Zukunft "Ereignisse in der östlichen Ukraine" einschlagen werden, welche wiederum den Kreml (Moskau) vor schwierige Probleme stellen könnten. In dem Bericht sprach man schon zur damaligen Zeit davon, dass diese Probleme Massenproteste sein werden, wegen einer anwachsenden Unzufriedenheit, was zu Appellen oder Bitten an Russland führen würde, die Region zu übernehmen.

Im Zusammenhang mit Isolierungsmerkmalen der Ukraine aus der Vergangenheit wurde dargestellt, dass dies ein "Rezept" dafür sein könnte, dass separatistische Tendenzen zum Beispiel auch auf der Krim eintreten, da es hier bekanntlich mehrheitlich russische Bevölkerungsteile gibt, welche im Rückblick die Zugehörigkeit der Halbinsel zur Ukraine in 1991 ohnehin nur teilweise bzw. mit Widerwillen akzeptierten. Im Rahmen der aufkommenden Separationsbestrebungen würden Spannungen entstehen - in denen ethnische Russen oder auch direkt Staatsbürger Russlands involviert wären - und bei einer Eskalation der Lage würde dies wohl Moskau ohne Zweifel auf den Plan rufen. Vor einiger Zeit trat in der Krim-Frage etwa auch Wladimir W. Schirinowski sowie die Internationale Eurasische Bewegung des SS-Verehrers Alexander G. Dugin (Verfechter des Neo-Eurasismus) recht aggressiv auf, hier "Nägel mit Köpfen" zu machen.

In der Ausarbeitung "Destruktiver Semipräsidentialismus" des Autors Andreas Umland (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt) stellte man dar: "Allerdings würden solche Gruppierungen erheblichen innenpolitischen Nutzen aus einer Eskalation in der Ost- oder Südukraine, anschließenden militärischen Intervention Russlands und darauffolgenden Konfrontation[en] mit dem Westen ziehen [...] könnte russische Rechtsextremisten dazu veranlassen, ein aktives Schüren inner-ukrainischer Spannungen durch ihre zahlreichen Frontorganisationen bzw. Bündnispartner auf der Krim oder im Donbass zu betreiben".

Die Krim als Halbinsel im nördlichen Schwarzen Meer war im historischen Rückblick unter den Nachfolgern Dschingis Khans vom 13-18. Jahrhundert eine Pforte der Tartarei, eine historische Bezeichnung für Zentralasien, Nordasien und Teile Osteuropas. Es strömten Waren aus den verschiedensten Regionen Asiens in das "Abendland" (ursprünglich der westliche Teil Europas). In 1305 stellte Johannes von Montecorvino dar, ein italienischer Soldat, Arzt, Richter, Mönch, Missionar und Bischof, dass der nächste Weg aus unserem Westen nach Peking in China führe - über das Gebiet der Goten (ein ostgermanisches Volk), worunter er zweifellos die Krim am Schwarzen Meer verstand. Aus dem gleichen zeitlichen Abschnitt gibt es Überlieferungen, dass damals zwischen Kersona und Sudak auf der Halbinsel Krim über 40 befestigte Orte (sog. Castelli) zu finden gewesen wären. Jene Örtlichkeiten besaßen fast alle eine eigene Sprachkultur - unter ihnen waren viele Goten, welche "deutsch" sprachen.

Die Goten hätten eine nicht unwesentliche Rolle bei verschiedenen "Völkerumwälzungen" (Stichwort: Germanische Völkerwanderung) gespielt, wobei jene in westeuropäischen Gefilden als Hauptvolk schon fast als "mythisch" angesehen wurden. Sie lebten lange Zeit auch im Süden Russlands und am Schwarzen Meer. Die Goten wurden nach diversen historischen Darstellungen teils als ehemals Verbündete und Krieger der tatarischen Khane bezeichnet. Eine Stellung derartiger Stämme in Ost und West hätte für sie "endlose Vorteile" gehabt. Jene Strukturen wurden wegen derer ursprünglich gehegten Glaubenswelt in den "neuen Gebieten" meist von niemandem wegen des "Heidentums" oder der "Ketzerei" verfolgt. Bis zum Ende des sogenannten Mittelalters konnte man den eigenen Einfluss weiter ausbauen, welcher nach heutigen Überlieferungen nicht geringer ausgeprägt gewesen sein soll, als jener "von ihren Westreichen" - welche also zuvor auf den Trümmern der Machtgebiete des alten Roms entstanden waren.

Die Tataren, eine Bezeichnung für verschiedene überwiegend muslimische Turkvölker, in den Krimbergen, haben noch teils bis in die heutigen Tage hinein eher längliche Gesichter (s. Schädelform), gerade Nasen oder Adlernasen. Jenes äußere körperliche Merkmal deute auf ihre Abstammung von den Goten und Griechen der mittelalterlichen Krim hin. Dort, wo die Halbinsel "Krim" liegt - im Schwarzen Meer - betrieben in der Vergangenheit die Venezianer und Genuesen schwunghaften Frauen- und Mädchenhandel. Die "schönen tatarischen Weiber", welche aus den Gebieten stammten, die von den Tataren beherrscht wurden, kamen bereits während der Renaissance nach Europa. Oft wurden diese "Schönen" zu Geliebten oder direkt zu Ehegattinnen einflussreicher europäischer Männer - bzw. oft psychopathischer Geister und damit Horrorbonzen.

Nicht unerwähnt bleiben sollte an dieser Stelle, dass im weiteren historischen Verlauf nach vorne, der sogenannte Krim-Khan in 1571, in einem taktischen Vorstoß Moskau einnehmen konnte, was insbesondere auch deswegen möglich gewesen sein soll: Wegen einiger "Ausreißer" der Bojaren-Söhne, die damals Adeligen unterhalb des Ranges eines Fürsten (Knjas) oder Zaren. Nach diesem Akt wurde dem Zaren in Moskau auch durch die Krim-Tataren der Tribut auferlegt, bezeichnet historisch eine Abgabe oder Steuer, dessen Zahlung erst Peter der Große wieder abgeschafft hatte. Das sogenannte Khanat auf der Krim im Schwarzen Meer entstand während des machtpolitischen Zerfalls der turko-mongolischen Goldenen Horde im 15. Jahrhundert mit ihrem Zentrum auf der Halbinsel. Später im 16. Jahrhundert sei für viele russische "Edelleute" das Leben im Reich der Tataren deutlich "wünschenswerter" gewesen, als das "strenge Regiment" des eigenen Herrschers.

Deutlich später, ab dem Jahr 1783, konnte im Rahmen des "Abschlusses" der Tatarenzeit dann die Aufnahme der Krim in das Zarenreich absolviert werden. Nach der forcierten Französischen Revolution von 1789 entstand der Aberglaube, dass der europäische Lebensstil der "Höhepunkt" aller menschlichen Entwicklungen sei. Bis zur Beseitigung der Khane der Krim lebten Hirtenkrieger am Schwarzen Meer und nutzten wesentliche Teile der heutigen Ukraine als ihr Weideland. Die zaristische Expansion stieß auch in den Kaukasus hinein, ein etwa 1100 Kilometer langes, von Westnordwest nach Ostsüdost verlaufendes Hochgebirge in Eurasien - also zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer, und nach Zentralasien hinein.

Im Rückblick war zu sehen, dass die Expansion über einen Zeitraum von rund 300 Jahren erfolgte. Weil das Osmanische Reich (auch Ottomanisches oder Türkisches Reich) im Niedergang begriffen war, konnte das Zarenreich weiter nach Süden vordringen, wie entlang der Küsten des Kaspischen Meeres (größter See der Erde) gen Persien. Mitte des 16. Jahrhunderts konnte man sich der Khanate von Astrachan bedienen und im weiteren Verlauf erreichte man Anfang des 17. Jahrhunderts dann Persien. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts eroberte das Zarenreich die Krim und Anfang des 19. Jahrhunderts "bezog" man das Königreich Georgien. Im Verlauf der kommenden Jahre konnte man die verschiedenen Stämme im Nordkaukasus unterwerfen, im Jahr 1878 schloss man dann die Übernahme von Armenien ab.

Nachfolgend kämpften während der forcierten sog. „Russischen Revolution“ nach 1917 viele Juden und Russen dafür, dass es eine eigene jüdische Republik geben sollte - welche offenbar erst auf der Krim entstehen sollte. In der Publikation "Das Reich der Schamanen" von Sergiu Golowin schrieb man zur Thematik: "Diese Juden seien zweifellos viel mehr Tataren als Semiten und kämen eigentlich aus dem Chazaren-Reich des 8. bis 10. Jahrhunderts, das die Verbindung zwischen Europa und Asien beherrschte".

Später nutzte man Birobidschan im Fernen Osten - heute eine Jüdische Autonome Oblast. Gegründet worden war der Ort in 1915 unter dem Namen Tichonkaja und später, am 28. März des Jahres 1928, wurde er unter Stalin mit dem Status einer Siedlung städtischen Typs versehen. In 1931 wurde der Ort in Birobidschan umbenannt. 1937 wurden die Stadtrechte verliehen. Aufgrund der Abwanderung von Juden nach Israel und Europa leben heute nur noch wenige dort. Die erste jüdische Siedlung war übrigens das sogenannte Waldheim, in der Jüdischen Autonomen Oblast - welche etwa 15 Kilometer südlich des Verwaltungszentrums der Oblast Birobidschan am linken Ufer der Bira (linker Nebenfluss des Amur) liegt. Siedler von Waldheim, als erste jüdische Siedlung, in dem Gebiet erhielten den "Auftrag", mit der Urbarmachung des ungenutzten und kaum bewohnten Landstriches zu beginnen.

Verschiedene Gelehrte gaben zu verstehen, dass laut Überlieferungen auch der unter den Juden in Osteuropa verbreitete Chassidismus auf den Einfluss der Chazaren zwischen Krim und Wolga hervorging. Im Rahmen der russischen Revolution, mit der man mehrere revolutionäre Umwälzungen in der russischen Geschichte des frühen 20. Jahrhunderts bezeichnet, im engeren Sinne aber die Oktoberrevolution von 1917 - eine gewaltsame Machtübernahme durch die russischen kommunistischen Bolschewiki, wurde unter anderem durch den Autor Alexander Solschenizyn, ein russischer Schriftsteller, Dramatiker und Träger des Nobelpreises für Literatur, in seiner Publikation: "Der Archipel Gulag" dargestellt:

Dass im Jahre 1921 ein nebulöser Befehl durch die Tscheka, nach der Oktoberrevolution am 20. Dezember 1917 die gegründete Staatssicherheit Sowjetrusslands, gegeben worden sei. Der Befehl Nummer Zehn vom 08. Januar soll gelautet haben: "In Bezug auf die Bourgeoisie sind die Repressionen zu verschärfen". Solschenizyn stellte zu dieser Thematik fest: Da der Bürgerkrieg zu Ende war, hieß es nicht, die Repressionen abzuschwächen, sondern: sie zu verschärfen! Wie sich dies in der Krim abspielte, ist uns durch einige Gedichte von Maximilian Woloschin überliefert worden, der sich nach seinen Trips in europäischen Gefilden auch für Buddhismus, Theosophie und Okkultismus interessierte.

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