Graue Wölfe

Laut deutscher Bundesregierung seien die sogenannten "Grauen Wölfe" (nicht zu verwechseln mit Hitlers Grauen Wölfen; U-Boote) mit türkischen Wurzeln geprägt durch ein übersteigertes Nationalbewusstsein. In der Bundesrepublik zeigten sich Einwirkungen jener Organisation bislang in unterschiedlichen "Ausprägungen". Als Ur-Organisation gelte die im Jahre 1969 von Alparslan Türkes (türkischer Politiker und ehemaliger Oberst mit CIA-Connection) gegründete "Partei der Nationalistischen Bewegung" (Milliyetci Hareket Partisi - oder kurz: MHP). Gemeinsam hätten die verschiedenen Ausprägungen die Idee zur Formung einer (Pan)-"Großtürkei" - demnach in den Grenzen des Osmanischen Reiches. Weiterhin spiele auch die Forderung zur Wiedervereinigung eine nicht unwesentliche Rolle, nämlich alle Turkvölker vom Balkan bis hin nach Zentralasien in einem Staat zu vereinen.
Damit jenes "Großreich" passend aus dem Boden gestampft werden kann, müssen wie immer diverse Feindbilder her - in diesem Fall konzentriert man sich wohl laut Antwortgabe der Bundesregierung auf Kurden, Armenier, Griechen und Juden, aber auch Angehörige gesellschaftlicher Minderheiten. Im Verlauf der vergangenen Jahre kam es zu verschiedenen Irritationen. Übergriffe stellte man offiziell unter anderem in Friedrichshafen, Stuttgart, Duisburg, München, Berlin, Hamburg oder auch Hannover fest. In türkischen Gefilden selbst waren laut Anfragesteller in der Vergangenheit paramilitärische Gliederungen der Grauen Wölfe (Bozkurtlar oder Bozkurtçular) bis zum Militärputsch im Jahr 1980 für zahlreiche Morde an politischen Gegnern verantwortlich.
Ebenso seien in den vergangenen Jahren Übergriffe festgestellt worden, unter anderem gegen kurdische Arbeitsmigranten und Studierende in der Westtürkei aber auch gegen Roma und politisch linksorientierte Personen. Neben der rechtsextremen türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung MHP gehöre die Anfang der 1990er Jahre von dieser abgespaltene, stärker religiös ausgerichtete Große Einheitspartei (BBP) zu den Grauen Wölfen bzw. dem als Ülkücü (Idealisten) benannten rechtsnationalistischen Milieu.
In deutschen Gefilden seien die "Grauen Wölfe" in sog. Idealisten-Vereinen (Idealisten-Jugend) der Deutschen Türkischen Föderation (ATF) organisiert. Die ATF sei Teil des europaweiten Dachverbandes "Europäische Föderation der Türkischen Demokratischen Idealisten-Verein". In Europa hätten sich mittlerweile, ausgehend von der Türkei, drei Dachverbände gebildet: Die "Türk Federasyon" (Föderation der Idealisten-Vereine in Europa, ADÜDTF), ATIB (Türkisch-Islamische Union Europa) und ANF (Föderation der Weltordnung in Europa). Wie aus der Anfrage an die Deutsche Bundesregierung abschließend hervorgeht, solle im Rückblick (in 1996) der damalige Führer der Grauen Wölfe, Alparslan Türkes, seine Anhänger zum Eintritt in die CDU aufgerufen haben.
Auf der anderen Seite hätten in der Vergangenheit CDU- und sogar SPD-Politiker(innen) immer wieder die Nähe zu den Grauen Wölfen gesucht. Wozu aus einem Presseartikel zitiert wurde: "In Städten wie Köln, Berlin oder Hamm arbeiten Graue-Wölfe-Freunde in der CDU mit, der [damals im Jahr 2012 abgewählte] Oberbürgermeister Adolf Sauerland [von Duisburg] lässt sich schon mal mit Wölfe-Aktivisten beim freundlichen Plausch ablichten, in Köln suchten Christdemokraten gezielt den Dialog mit Grauen Wölfen", wurde in der Tageszeitung "DIE WELT" Ende November des Jahres 2011 unter dem Titel: "Der Schein trügt, die Grauen Wölfe sind gefährlich" berichtet. Laut Wikipedia-Definition heißt es: Das Ziel der "Grauen Wölfe" wäre insgesamt eine sich vom Balkan über Zentralasien bis ins chinesische Autonome Gebiet Xinjiang (ein von Uiguren und anderen Nationalitäten besiedeltes Autonomes Gebiet im äußersten Westen des kommunistischen Chinas) erstreckende Nation.
Laut deutschem Verfassungsschutz (Stand 2011) seien beobachtete Gruppierungen aus dem türkischen Spektrum in der Mehrzahl linksextremistisch ausgerichtet gewesen, wobei deren Ideologie im Marxismus-Leninismus wurzelte. Daneben folgten einige auch einer maoistischen Ausprägung. Insgesamt strebten jene Strukturen einen revolutionären Umsturz in der Türkei und die Einführung einer kommunistischen Staats- und Gesellschaftsordnung an. Im Rahmen dieser Unterfangen würden einige auch den bewaffneten Kampf propagieren. In Deutschland selbst agierten diese Strukturen, bis zum damaligen Stand, bislang noch gewaltfrei, wie es hieß. Agitiert wurde/wird oft mit Themen in Bezug des Heimatlandes Türkei; aber auch Inhalte werden aufgenommen, welche der politischen Diskussion in der Bundesrepublik her entspringen / entsprangen.
Anhänger der oben angeführten türkisch-nationalistischen "Ülkücü"-Bewegung (Graue Wölfe) traten laut offiziellen damaligen Darstellungen insbesondere im Rahmen von pro-türkischen Demonstrationen in Erscheinung. In Einzelfällen wäre es zu massiven Ausschreitungen zwischen nationalistischen Türken und Kurden gekommen. Anlass von veranstalteten Demonstrationen waren auch die Kämpfe zwischen der türkischen Armee und den bewaffneten Einheiten der "Arbeiterpartei Kurdistans" (PKK) im türkisch- irakischen Grenzgebiet. Anhänger der "Wölfe" - also der "Graue Wolf" (Bozkurt) - nutzen das entsprechende Symbol der Bewegung. Es findet sich häufig als heulender Wolf u.a. auf Flaggen oder Kleidungsstücken.
Anhänger der Bewegung formen als Erkennungszeichen ihre rechte Hand zum "Wolfsgruß". Wegen der Schaffung eines neuen "Osmanischen Reiches" impliziere dies auch eine latente Neigung zur gewalttätigen Durchsetzung der ideologischen Ziele. In den vergangenen Jahren hätte die "Facebook- Generation" innerhalb der "Ülkücü"-Bewegung immens zugenommen. Im Gegensatz zum klassischen Organisationsmodell gäbe es laut Verfassungsschutz-Bericht (2011) bei den oft im virtuellen Raum agierenden "Ülkücü"-Gruppierungen (wie auf: Facebook, Twitter und so weiter) nur selten eine "festgeschriebene Programmatik". Hier erfolge ein Eintritt in die jeweilige Gruppe in der Regel anonym und somit auf keinem oder eher nieder-schwelligem Organisationsgrad.
Das größte Mobilisierungs- und Agitationspotenzial sah man im Internet, denn zu beobachten war, dass diffamierende, rassistische und Gewalt befürwortende Äußerungen in Foren und anderen Internetplattformen stetig zunahmen. Es sei davon auszugehen, dass eine Etablierung einer eigenen Jugendkultur im Internet vollzogen wurde/wird. Die Publikation "Spiegel" (2014) berichtete jüngst online zur Thematik, dass deutsche Sicherheitsbehörden mittlerweile einen Beleg darin sehen würden, dass eine zunehmende Gewaltbereitschaft einer Gruppierung vorhanden sei: die der Grauen Wölfe. In Deutschland sollen offiziell mindestens zehntausend Personen zu der Szene (Anhänger der rechtsextremen Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) als auch andere türkische Ultranationalisten) gehören.
Neben den benannten Feindbildern der Griechen, Kurden oder auch Juden gibt es außerdem welche der "imperialistischen Mächte", welche wie die EU und die USA nach einer "Schwächung" der starken und stolzen türkischen Nation und Republik streben würden. In der Vergangenheit war zu sehen, dass Anhänger u.a. pensionierte, teils noch aktive hohe Offiziere, Intellektuelle und sogar Hochschullehrer sind/waren. Neo-Nationalisten waren ebenfalls die politischen Triebkräfte hinter Putschversuchen gegen die türkische AKP-Regierung, welche offenbar aus dem Militär heraus gesteuert wurden. Eine andere Spielart wären laut diversen Berichten jüngst auch die sog. "Neonationalisten" gewesen, welche sich im vergangenen Jahrzehnt landesweit ausbreiteten. Jene verfolgen einen dezidiert anti-islamistischen Kurs, gepaart mit dem Ziel, eine starke und (vom Westen) unabhängige Türkei zu schaffen (mehr im Verlauf unter).
Zu den Grauen Wölfen hätten sich in der Vergangenheit auch Individuen gesellt, welche eher aus niederen gesellschaftlichen Schichten stammten. So schrieb der Autor Scholl-Latour in seiner Publikation "Allahs Schatten über Atatürk": "Diejenigen Bauernburschen hingegen, die unmittelbar aus der ländlichen Familien-Atmosphäre in die Anonymität der Massensiedlungen hineingestoßen wurden, schlössen sich überwiegend den extrem islamischen oder nationalistischen Kampfverbänden an, von denen die Grauen Wölfe des Oberst Türkes die bekanntesten waren". Nach seinen Erzählungen im Buch wehte bei einem entsprechenden Trip eine grüne Flagge über ihm, auf welcher "der tschetschenische Wolf deutlich zu erkennen" gewesen sei. Dieser saß den Darstellungen zufolge "kraftvoll auf den Hinterbeinen", als wolle er den Halbmond anheulen. Dass die osmanischen Türken ebenfalls den Steppenwolf als Totem-Tier verehren und dass sogar die nationalistischen Schlägertrupps des Oberst Türkes sich den Namen "Graue Wölfe" zugelegt hatten, interessierte die Kaukasier wohl aber nicht sonderlich.
Vor einigen Jahren hieß es noch in einer Publikation unter anderem zu den "Grauen Wölfen": "Auf dem Petersplatz in Rom schoss am [13. Mai] 1981 ein junger Mann mehrmals auf den Papst Johannes Paul II. und verletzte ihn [...] Täter, ein Türke, verheimlichte und verschleierte seine Identität [...] seine anfänglichen Behauptungen erwiesen sich bald ebenso [als] falsch wie der Pass, den er bei sich trug [...] ein Ultrarechter, Mitglied der faschistischen Terrororganisation Graue Wölfe. Er war international zur Fahndung ausgeschrieben, weil er am 01. Februar 1979 in Istanbul den Chefredakteur der Tageszeitung Millyet Abdi Ipekci auf offener Straße erschossen hatte [...] dieser hatte zuvor Recherchen über Auslandsverbindungen der Grauen Wölfe und in diesem Zusammenhang auch über US-amerikanische Finanzierung der türkischen Faschisten angestellt und war deswegen mit dem langjährigen „Chefpräsidenten“ der CIA in der Türkei aneinander geraten. (mehr hier ca. ab. S. 50)
Der benannte Alparslan Türkes (Gründer der Grauen Wölfe), welcher in Deutschland in der Vergangenheit auch durch sein Treffen mit dem CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß bekannt wurde, hätte laut aktuelleren Forschungen auch Verbindungen zur CIA (Central Intelligence Agency) gehabt. Hinter entsprechend aus dem Boden gestampften "Strukturen" stand die CIA wie auch türkische Geheimdienstler des MIT. Bereits zur Formungszeit stammte Equipment aus den USA. Über 19.000 Türken wurden nach dem amerikanischen Military Assistance Program ausgebildet. Angeblich waren gar Hunderttausende Teil der geheimen Struktur. Im Rahmen der Unterfangen flog man auch Militärs und diverse Geheimdienstler u.a. in die Diktatoren-Schule in Panama, namens "School of Americas", später nach Fort Benning (USA). In militärischen Publikationen wie zum Beispiel Field Manual 30-31 riet man zu terroristischen Anschlägen unter "Falsche Flagge" (False Flag Operations). Der deutsche investigative Autor; Journalist Jürgen Roth berichtete vor geraumer Zeit noch: "Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre, unterhielten die Grauen Wölfe in Deutschland zudem beste Beziehungen zu Teilen der Verfassungsschutzbehörden" (mehr).
In Bezug auf nebulöse Verstrickungen (wohl mit int. Charakter) in Deutschland berichtete der Autor; Journalist Wolfgang Eggert im Zusammenhang der sog. Döner-Morde (z.g. Fallkomplex NSU), hier nur Auszugsweise anzuführen, bezgl. der "Grauen Wölfe" unter anderem: "Da spielen Wett/- Drogengeschäfte hinein, Schutzgelderpressungen. Es ist die dunkle Alltagswelt der Grauen Wölfe, aber die PKK macht so was ebenfalls [...] der in erster Linie für den Bereich Ausländerextremismus zuständig ist [...] betreute er mindestens einen V-Mann [...] Man ließ die Morde allesamt geschehen, griff nicht ein, nahm keine Verhaftung vor [...] sorgen für die Transporte auf den türkisch-russischen Lieferwegen. Hand in Hand mit den Mafiaverteilern, wie den Grauen Wölfen [...] Und genau diese Spuren, Russen- und Balkanmafia, tauchen in Heilbronn auf [...] kommen wiederum die Russenmafia und die Grauen Wölfe in Frage [...] Ganz im Stil der Grauen Wölfe [forderte] Erdogan "seine" in Deutschland lebenden Türken auf, jedem zu viel an Miteinander die Stirn zu bieten" (mehr im Verlauf hier).
In der Vergangenheit kam in der Türkei auch immer wieder der Begriff "Tiefer Staat" auf und wurde bisher in der Bedeutung als "Staat im Staate" (Imperium in imperi) verwendet. Im Rückblick stand damit auch der sog. Susurluk-Skandal im Jahre 1996 in Verbindung. Bei jenem Verkehrsunfall im November damals kamen Hüseyin Kocadag, ein stellvertretender Polizeipräsident von Istanbul, Abdullah Catli, ein ehemals führendes Mitglied der Grauen Wölfe und steckbrieflich gesuchter Drogenhändler; Mörder oder auch dessen Geliebte, die Schönheitskönigin Gonca Us, ums Leben - dazu seien mehrere Schusswaffen, gefälschte Pässe o.a. mehrere tausend US-Dollar Bargeld; Drogen im Wrack aufgefunden worden.
Der Begriff "Tiefer Staat" in der Türkei fand sich auch bezgl. der "Ergenekon"-Sache wieder, zu dessen Mitgliedern offenbar Ex-Militärs, Rechtsanwälte, Geschäftsleute, Politiker oder auch Journalisten gehörten. Jene Unterfangen stünden in Verbindung mit dem hochgezogenen Stay-behind-Netzwerk (bekannt auch unter der Begrifflichkeit Gladio). Der entsprechende Gladio-Zweig in der Türkei sei unter dem Namen Counter-Guerilla oder Kontra-Guerilla geführt worden. Im Rahmen der Untergrund-Netzwerke von "Gladio" wurden in der Vergangenheit Länder genannt wie Italien, Deutschland, Belgien, Schweiz, Österreich, Türkei, Spanien, Griechenland oder auch Luxemburg (Stichwort: Juncker-Affäre). Bisherigen Darstellungen zufolge zielte man offenbar darauf ab, im Rahmen des veranstalteten Kalten Krieges (vor der Selbstauflösung der Sowjets) eine passende Guerilla-Armeen (Sabotage-Akte etc.) am Start zu haben, damit man von westlicher Seite her so für den Fall einer sowjetischen Blitz-Invasion gerüstet ist.
Zum Einsatz kamen jene Strukturen aber meist in Belangen der False-Flag-Operationen (Strategie der Spannung); also inszenierte Terroranschläge auch in Westeuropa. Mit Blick auf Italien wurde z.B. bekannt, dass die sog. "Propaganda Due" - ursprünglich eine italienische Freimaurerloge - dazu genutzt wurde, um konspirative Aktionen zu starten, wie inszenierte Terroranschläge in den 1970er Jahren. Zur ital. Propaganda Due (oder kurz: "P2") gehörten nach heutigem Kenntnisstand Führungspersonen der Polizei, des Militärs, der Wirtschaft, der Politik, der Mafia oder auch welche von Geheimdiensten. Eine wichtige Rolle spielte wohl beim Aufbau der P2, in dessen Reihen sich u.a. auch ein gewisser Silvio Berlusconi befand, die von der CIA und der NATO aufgebaute Untergrundorganisation Gladio.
Der Autor der Publikation: "NATO Geheimarmeen in Europa" (Daniele Ganser) schrieb zur Gladio-Thematik rund um die Türkei, dass die Geschichte jener Geheimstruktur brutaler war als die anderen Stay-Behind-Operationen in Westeuropa. Mit Hilfe der USA wurde in der Türkei bekanntlich auch die größte Armee in Europa; bzw. zweitgrößte innerhalb der NATO aufgebaut (wo noch heute US-Atomwaffen lagern sollen). In 1961 stationierte man gegen die Sowjets gerichtete US-Atomraketen, die Russen stationierten später welche auf Kuba. Der Gründer der "Grauen Wölfe", Alparslan Türkes, fungierte, nur so als Zwischenergänzung, schon zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges als eine „Kontaktperson zu den Nazis“. Die Grauen Wölfe waren laut dem Autor Ganser alles andere als eine "Jugendorganisation" - vielmehr ein brutales Netzwerk ausgebildeter und bewaffneter Männer, welche die pantürkische Ideologie voranbringen wollten. Die türkische Geheimstruktur im Stay-Behind-Netzwerk mit dem Titel "Konter-Guerilla" war selbst noch nach der Entdeckung in Westeuropa aktiv geblieben.
