Rechtsradikale in Russland werden stärker


(C) Sebastian Niedlich, 2006, Bild: flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

In jüngster Zeit berichteten Russlands Medien, dass rechtsradikale und allgemein nationalistische Strömungen im Land immer stärker werden. In der Vergangenheit nahm u.a. auch der rechtsradikale NSU am sog. "Russischen Marsch" teil. Im November vergangenen Jahres z.B. waren in rund hundert Städten "Kundgebungen" geplant. Andere offiziell forcierte, meist als Druckablassventil dienende, Strukturen sind in russischen Gefilden etwa auch die großgewachsene "Naschi". Deren Vorläuferstruktur bezeichnete sich als Junge Garde des Einigen Russlands. Aus deren "Manifest" geht hervor, dass man "Antifaschistisch" sei, dennoch bezeichneten Gegner der Organisation jene, in Anlehnung an Nazi-Deutschland, als "Putin-Jugend".

Im vergangenen Jahr machten auf dem Großmarkt von Birjulowo (Stadtteil Moskaus), wo hauptsächlich auch Kaukasier aktiv sind, wohl rechte "Stoßtrupps" gegen Migranten mobil - im Vorfeld gab es noch eine Messerstecherei. Wenn russische Medien heute zum Beispiel im TV überschnell fabulieren, ein Muslim hätte einen Russen erstochen, können Sie sich ausrechnen was los sein wird. Rechte Strukturen in Russland meinten vor einigen Jahren noch, man wolle Menschen unter anderem für den Straßenkampf trainieren - dies aus dem Grund, um sich auf "bedeutsame Ereignisse" vorzubereiten, die in der Zukunft stattfinden werden.

Ein Leiter sog. Kampftruppen, um das komplette Training zu koordinieren und zu bewachen, sei ein gewisser Sergej. Eine Dokumentation zur Thematik wurde unter anderem von dem Briten Ross Kemp produziert, die den Titel "Neo-Nazis in Moskau" trägt und auch Individuen des NSU mit behandelt. Eine andere in der Doku zu Wort kommende Person meinte, er bereite sich auf "große Ereignisse in der Zukunft" vor, um das "Mutterland" verteidigen zu können. Anbei ist die Dokumentation von Kemp - wobei man in dieser nur speziell auf Straßenkinder und Co. eingeht, dies jedoch ergänzend mit aufgenommen werden kann.

Die simple Logik hinter der Herausbildung (s. Crystallizing Public Opinion) von zu bündelnden gesellschaftlichen Strömungen braucht nicht in ellenlangen Schwadronier-Runden oder hunderten "wissenschaftlichen" Publikation abgehandelt, sondern kann in wenigen Sätzen zusammengefasst werden. Man lässt, wie in Russland, zahlreiche aus anderen Kulturen her entstammende Individuen einströmen, womit die dortig herausgewachsene Gesellschaftsstruktur sozusagen "angegriffen" wird, woraus eine Gegenbewegung innerhalb dieser entsteht (Spannungen). Die in Russland zuletzt weiter erstarkten rechten Strömungen bieten den staatlichen Strukturen die Möglichkeit, auf der einen Seite Überwachungsmaßnahmen noch weiter zu verstärken (Re-Sowjetisierung), die aus anderen Kulturkreisen eingeströmten Individuen "anzugehen", westlichen Strukturen klar zu machen, man sei weit entfernt einen neuen Sowjetstaat herauszubilden und gleichermaßen können die rechten Strömungen erfasst werden, um diese später passend "einzusammeln"; abzusägen.

In anderen Belangen wurde zum Beispiel in der Vergangenheit bekannt, dass Anders Behring Breivik aus Norwegen in Weißrussland gewesen sein soll. Nach den berüchtigten Anschlägen in Norwegen vor einigen Jahren wurde in Berichterstattungen die Frage aufgeworfen, wer ein Interesse daran gehabt haben könnte das Land zu destabilisieren – wobei Kommentatoren auch Russland erwähnten. Selbst weißrussische Behörden bestätigten, dass sich Breivik mindestens vom 4 bis zum 11. März 2005 in dem Land aufgehalten hätte. Ein Bericht der Onlinepublikation Gazeta.ru zitierte dazu vor einiger Zeit mehrere staatliche Funktionäre, laut denen Breivik “Training” in Weißrussland erhalten hätte, in einem “paramilitärischen Lager”.

Der Deckname Breiviks im weißrussischen “KGB” (heißt dort heute immer noch so) soll angeblich: “Wikinger” gelautet haben. In anderen Berichten schrieb man: Russland fördere Aufkommen neuer radikaler Strukturen, wie “Tempelritter-Gruppen”, in Ländern Europas (zug. der „Neuen Rechten“) – auf der anderen Seite schwingt sich (auch) Russland medial im Westen gut sichtbar als Kämpfer gegen den Islam oder Homosexuelle auf, fördert dort aber gleichzeitig über drei Ecken entgegengesetzte Strömungen - was letztlich wohl dazu führen soll, dass die sich von den eigenen Regierungen übergangen gefühlten Westler in Richtung Putin bewegen, diesen als ihren "Kumpel" ansehen und Russland der Retter sei.

Für das Manöver der Selbstauflösung der Sowjetunion, die ständig vom Westen aufgebaut; gemästet wurde, überlegte man seitens des KGB schon weit im Vorfeld zu diesem vorausgeplanten Prozess, wie man die umfängliche Kontrolle über die offiz. "Demokratisierung" sicherstellen könnte. Unter anderem wurde durch Überläufer bekannt, dass man eine künstliche Ersatzopposition forcieren wollte - daneben gab es zur Anfangszeit und während der sog. Perestroika (Umgestaltung) auch sich spontan herausbildende Oppositionsgruppierungen, die nicht direkt unter Kontrolle des Kreml standen (jene wurden entsprechend recht schnell zerstört oder anderen kontrollierten Strukturen einverleibt). Der sowjetische Überläufer Anatoli Michailowitsch Golizyn meinte in einem Memorandum an die CIA, die KPdSU habe keine Schwierigkeiten damit gehabt, ein "fiktives Mehrparteiensystem einzuführen" und dieses natürlich später auch zu kontrollieren.

Unter Verweis auf die in mehrere Phasen aufgeteilte kommunistische Langfriststrategie meinte Golizyn, dass zu jenen sich herausbildenden Gruppierungen u.a. welche der Nationalisten, Stalinisten und Antisemiten waren - etwa die damalige Bewegung der Pamjat (Gedächtnis). Alle Bewegungen hätten sich auf Veranlassung der Kreml-Führung innerhalb der KPdSU gebildet, die Anfang der 1990er Jahre noch rund 23 Millionen Mitglieder zählte - neben der bekannten rund 40 Millionen Individuen starken Jugendorganisation Komsomol. Zur damaligen Zeit der Entstehung diverser Gruppierungen der Sozialdemokraten, Anti-Kommunisten oder auch der Nationalisten, so der Überläufer Golizyn, seien alle diese mit langjährigen KPdSU-Anhängern und Mitgliedern der kommunistischen Nomenklatura besetzt worden.

Dazu muss hervorgehoben werden, dass es natürlich nach der jahrzehntelang anhaltenden Verfolgung der „Nicht-Sowjets“ auch in der Masse gar keine anderen Personen gab – auch wenn im Rahmen diverser geschürter Proteste; Konflikte in der Außenwirkung insgesamt zu sehen gewesen sein soll, dass ein „natürlicher Prozess“ im Gange sei. Es wurde damals behauptet, dass egal welcher Flügel später auch gewählt wird und offiziell an die Macht kommt, die dahinterstehenden alten Sowjet-Strukturen weiterhin vom offiziellen Machtwechsel stets unberührt blieben (wie u.a. in der Publikation: "Weltoktober" dargestellt wurde). Jener Schachzug im Rahmen der nach außen strahlenden Täuschung zur Aufteilung der Partei in scheinbar oppositionelle Lager stand auch in Übereinstimmung mit Lenins Forderungen - denn wie es z.B. in der Schrift "Der linke Radikalismus" heißt, sollten "wahre Revolutionäre" auch nicht davor zurückschrecken, linke Phrasen aufzugeben und "rechte Taktiken" anzunehmen, um aber mit dieser "Wandlung" stets die revolutionäre Politik weiterzutreiben.

Finden Sie passende Bücher:
» Zum Thema Russland und Putin

  
Bücherindex Bild Link

Weitere Inhalte