Spannungen: Russen rüsten Ägypten


(C) Dennis Jarvis, 2004, Bild: flickr (CC BY-SA 2.0)

Im Sommer vergangenen Jahres machte der russische Bush-Klon Putin deutlich: Russland hat strategische Interessen auch im Mittelmeer. In diesem Zusammenhang gibt man nun seitens der russischen Presse bekannt, man habe durch Russlands militärischen Komplex einen Rüstungsdeal in Milliardenhöhe mit Ägypten abschließen können. Laut "Wedemosti" läge das Volumen offiziell bei über zwei Milliarden US-Dollar. Ägypten werde auch MiG-29-Kampfflugzeuge, Mi-35-Kampfhubschrauber, Luftabwehrsysteme, Küstenschutzsysteme, leichte Schusswaffen und Munition und weitere Waffen erhalten, heißt es. Das Geschäft werde von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten mitfinanziert.

Im Vorfeld zu dieser Meldung hatte schon der russische Außenminister Sergej Lawrow, der bereits zu Sowjetzeiten ein braver KGB-Diplomat gewesen war, angekündigt, Russland und Ägypten wollten nun ihre militärtechnische Zusammenarbeit "ankurbeln". In der Vergangenheit hatte Ägypten insbesondere von entsprechenden Strukturen welche in den USA angesiedelt sind/waren Kriegsgerät erworben. Seitens Washingtons hatte man nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Juli vergangenen Jahres die "Hilfen" eingefroren.

Die Sowjets waren bekanntlich schon in den 1960er und 1970er Jahren Ägyptens Hauptlieferant von Rüstungsgütern gewesen. Nach einem sog. Friedensabkommen zwischen Ägypten und Israel Ende der 1970er Jahre hatten die USA die Sowjet-Interessen ablösen können. Die Sowjets hatten ein aus 30-50 Schiffen bestehendes Geschwader im Mittelmeer unterhalten, welches im syrischen Hafen Tartus seinen Stützpunkt hatte, aber auch Häfen in Ägypten, Algerien und Libyen nutzte. Zur aktuellen Aufrüstung der Russen im Mittelmeer, wo sich auch mittlerweile militärische Strukturen aus dem kommunistischen China tummeln, meinte Putin vor wenigen Monaten, dies diene nur der "nationalen Sicherheit Russlands". Die Sowjets waren zu ihrer Zeit weltweit hoch aktiv, auch in Belangen Chemiewaffen.

Laut Enthüllungen von Wladimir Artjomowitsch Passetschnik, ein ehemals sowjetischer Biologe der in 2001 in Wiltshire (UK) verstorben war, habe er in der Sowjetunion an nebulösen Unterfangen teilgenommen. Er studierte rückblickend erst einmal Physik und Biologie am Polytechnischen Institut Leningrad (ht. Sankt Petersburg). Danach arbeitete er auf dem Gebiet der biologischen Waffen. Vor der Selbstauflösung der Sowjets floh Passetschnik in den Westen, um dort dann über das Ausmaß der sowjetischen Rüstung auf dem Gebiet u.a. der biologischen Waffen zu berichten. In Großbritannien selbst arbeitete er später nach seiner Flucht jahrelang im Gesundheitsministerium und gründete danach sein eigenes Unternehmen, Regma Biotechnologies.

Passetschnik berichtete zum Beispiel über das bakteriologische Programm (w.e. Orgakow-System) der Sowjetunion. Die russische Propaganda und Spionageabwehr gab damals über die internationale Presse die Parole bekannt, dass ja angeblich auch in Ägypten, Israel, Indien, Syrien, Irak, Libyen, Taiwan, Pakistan und in den USA bakteriologische Forschungen im Gange sind. Doch in vielen Fällen stellte sich nachfolgend heraus, dass nicht etwa speziell die Amis für die Mehrzahl der genannten Länder die notwendige Technologie für die Entwicklung von bakteriologischen Waffen zugespielt hatten, sondern "gänzlich andere Strukturen" - wie der Autor Georgi Watschnadse in der Publikation "Zeitbombe RUSSLAND" darstellt.

Das Nazi-Kartell I.G.-Farben (deren innerster Zirkel sich "Der Rat der Götter" nannte) soll zu seiner Zeit noch mit Sarin umher hantiert haben. Sarin war dabei eine "deutsche Erfindung" - später gelangte die tödliche Formel auch zu den Sowjets. Sarin ist übrigens die Abkürzung für: “S” (Bayer-Chemiker Gerhard Schrader), “A” (Otto Ambros von der IG Farben), “R” (Gerhard Ritter vom Reichsamt für Wirtschaftsausbau) und das “IN” (Hans Jürgen von der Linde vom Heereswaffenamt) mehr.

Schon in der Vergangenheit wurde dargestellt: Für Moskau ist Waffenhandel überlebenswichtig. Dank der forcierten Planwirtschaft unter den Sowjets betrieb man schon damals Staatskapitalismus. Laut Siemon Wezeman, der am angesehenen Stockholmer Sicherheitsforschungsinstitut SIPRI tätig ist, hieß es vor einigen Jahren: "Für Russland ist der Waffenhandel ein überlebenswichtiger Wirtschaftszweig geworden [...] Ein wesentlicher Teil jener Waffen, die nichtstaatliche Akteure im Nahen Osten verwenden, zum Beispiel die Hisbollah und die Hamas, sind nach russischen und chinesischen Designs produziert und vom Iran oder Syrien geliefert worden". In der nahen Vergangenheit hatte Russland, welches ebenso wie China und Indien Teil der "BRICS" ist, von Experten bezeichnet als "der neue kommunistische Block", auch mit Indien einen Mega-Rüstungsdeal, neben kleineren, abgeschlossen.

Hier ging es ebenfalls, wie nun in Ägypten, um ein Volumen von weit über zwei Milliarden US-Dollar. Damaligen Berichten zufolge festigte Russland mit u.a. diesem "Mega-Deal" seine Rolle als wichtigster Rüstungslieferant für Neu Delhi. Indien hatte unter anderem Dutzende russische Jagdflugzeuge und Kampfhubschrauber gekauft. Sowohl Russland, Indien und auch China kritisierten Ende 2012 "einseitige Sanktionen gegen den Iran" - was "kontraproduktiv" sei. Rückblickend hatte Ende der 1980er Jahre noch China damit begonnen, Russland am lukrativen Exportmarkt Konkurrenz zu machen. Der erste chinesische Kunde war übrigens nicht Iran, sondern Saudi-Arabien, welches damals erst einmal Ende der 1980er Jahre um die 60 ältere Mittelstreckenraketen vom Typ Dongfeng III sowie 15 Startfahrzeuge bezogen hatte.

Auch andere kommunistische Satelliten-Staaten der Russen wurden in der Vergangenheit mit Waffen gemästet. In 2011 lieferte Russland, nur als ein weiteres Beispiel, eine ganze Reihe Waffensysteme an Venezuela, so T-72M1M-Panzer und Flugabwehrsysteme des Typs S-125 Pechora-2M. Russland selbst erhielt vor geraumer Zeit sogar noch Drohnen aus Israel und plante wohl für die Zukunft "weitere Bestellungen" ein. Mit Blick nun wieder kurz zurück auf Ägypten begann der Sadat-Nachfolger Hosni Mubarak zu seiner Zeit damit, sowjetische und später russische Rüstungserzeugnisse zu kaufen.

Damals hatte Muhammad Anwar as-Sadat auf Druck der USA die Sowjets aus Ägypten ausgewiesen und sein Land mit dem Camp-David-Abkommen in eine Allianz mit Israel und den USA geführt. Ägypten war ab den 1950er Jahren unter Präsident Nasser in das Ostblocklager abgedriftet und vor allem von der UdSSR, Bulgarien und der ehemaligen DDR militärisch aufgerüstet worden. Zwischen 2010-2012 wurden mit Ägypten russische Waffenlieferungen für mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar vereinbart. Dass ausgerechnet Moskau in Ägypten und im arabischen Raum wieder stärker aktiv wird und manche der anfänglichen "politischen Verluste" wettmachen konnte, sei laut Beobachtern nicht nur ein eigener Verdienst, sondern westliche Staaten haben diesem Vorgehen durchaus "Vorschub" geleistet.

Der militärisch-industrielle Komplex der USA hatte freilich in der Vergangenheit nicht nur in Ägypten profitieren können, sondern auch in zahlreichen weiteren Ländern. Nach Saudi-Arabien, um nur ein Beispiel zu nennen, soll durch US-amerikanische Strukturen zwischen 1950 und 2006 Kriegsgerät (wie u.a. Kampfflugzeuge, Panzer, Raketen und elektronische Systeme) im Wert von heute mehr als 80 Milliarden US-Dollar verkauft worden sein. Saudi-Arabien erwarb auch Gerät aus anderen Ländern wie Deutschland, China, Frankreich, Großbritannien oder auch Brasilien. Um an dieser Stelle mit China abzuschließen, machte die kommunistische Führung des Landes den Russen zuletzt „offiziell“ scheinbar ernsthafte Konkurrenz im internationalen Waffenhandel, wie auf den so wichtigen Märkten von Venezuela, Algerien, Ägypten, Namibia, Sudan oder auch Indonesien.

Anhang:

Bezüglich der kommunistischen Langfriststrategie wurde zur vierten Phase bekannt, Staaten der Dritten Welt, wo die Supermächte sich nicht direkt gegenüberstanden, sollten mit dafür genutzt werden, um so das Verhältnis zwischen Kommunismus und freier Welt auch bei den Vereinten Nationen (UN) zugunsten des Ostblocks zu verschieben. Es sollte speziell der westliche Zugriff auf die Rohstoffvorkommen der Dritten Welt unterbunden werden - welche teils von erheblicher strategischer Bedeutung waren, während die Sowjetunion selbst gleichzeitig reich an Bodenschätzen war. Eine Unterbrechung der Lieferungen träfe die westliche Wirtschaft hart, hob man hervor. In der vierten Phase der kommunistischen Langfriststrategie spricht man in diesem Zusammenhang auch von "externen wirtschaftlichen Waffen".

Neben den Rohstoff-Belangen wollte man unter anderem auch Nationen Mittelamerikas unter Kontrolle bringen, um so direkt vor der Haustür der Vereinigten Staaten Truppen zu stationieren. In den Planungen stellte man durch die "Verschiebung des globalen" Gleichgewichts dar, dass die USA später dazu gezwungen sein könnten, ihre Streitkräfte aus Europa abzuziehen - was ein "entscheidender Schritt auf dem Weg zur Isolierung des nordamerikanischen Festlandes" sei. Um die "Lokomotive des Kapitalismus" abzuwürgen benötige man mit Blick auf den Nahen und Mittleren Osten einen Triebwerksschaden - was bedeute, dass man das unverzichtbare Element, das Erdöl, "wegnehmen" sollte.

Aus der Sowjetzeit her wurde bekannt, durch den GRU-Offizier Stanislav Lunev: "Das KGB stellte Gelder und Kommunikationsmittel für Terroristen zur Verfügung, während die Ausbildung und Unterstützung im Einsatz dem GRU vorbehalten war [...] der GRU bildete Terroristen in nahezu allen Staaten der Welt aus, einschließlich dem Irak, Libyen, Iran, Ägypten, Syrien, Libanon, Palästina, Italien, Deutschland, Spanien, Türkei und Lateinamerika. Wo keine Terrorbanden [...] bestanden, half die GRU, sie zu schaffen, und belieferte sie anschließend mit der nötigen Ausbildung, Finanzierung und organisatorischen Unterstützung".

Als nicht-militärische Methoden, die Vereinigten Staaten von Amerika zu bezwingen, wurden in der Vergangenheit vor allem die nachfolgenden Methoden genannt - welche durch die Sowjets ausgearbeitet wurden - man hob aus einer langen Liste speziell diese Punkte hervor:

- Kriegsführung durch Terrorismus: Die Erzeugung von Chaos und Panik in der gegnerischen Bevölkerung durch Terroranschläge, vor allem mit Massenvernichtungswaffen

- Kriegsführung mit Rohstoffen: Manipulation der gegnerischen Wirtschaft durch die Kontrolle über die Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe sowie über deren Marktwert. Vor allem die westliche Abhängigkeit von Erdöl und seltenen Metallen aus der Dritten Welt ist hierbei entscheidend

- Finanzielle Kriegsführung: Manipulationen des Finanz- und Aktienmarktes sowie Spekulationen gegen eine fremde Währung sollen die Volkswirtschaft des Gegners zum Kollabieren bringen

- Kriegsführung über das Internet: Kontrolle über das Internet oder dessen Sabotage, zum Beispiel durch Computerviren

- Kriegsführung mit Rauschgift: Die Überflutung und Zersetzung der gegnerischen Gesellschaft mit Rauschgift sowie die Auswirkungen von Geldern aus dem Drogenhandel auf den Finanzmarkt

- Kriegsführung über die Massenmedien: Die Manipulation der Berichterstattung fremder Medien zu eigenen Gunsten durch die Bestechung oder Einschüchterung von Journalisten

- Kriegsführung über die Anwendung internationaler Rechtsmittel: Manipulation internationaler oder multinationaler Organisationen durch Beitritt und Beeinflussung ihrer Politik sowie die Anwendung ihnen zur Verfügung stehender Rechtsmittel, zum Beispiel im Rahmen der EU oder der UN (beispielsweise Kyoto-Protokoll)

- Kriegsführung durch Produktpiraterie: Sabotage der Wirtschaft eines Gegners durch die Überflutung seines Marktes mit Raubkopien und gefälschten Produkten

- Ökologische Kriegsführung: Die Schwächung oder Unterwerfung des Gegners durch Veränderung der vorherrschenden Umweltbedingungen. Möglich wäre dies beispielsweise durch Manipulation des Wetters oder künstliche Auslösung von Erdbeben

Der Autor Torsten Mann beschrieb in seiner Publikation "Weltoktober" zur dritten Phase der Langfriststrategie, erst einmal wolle man nach der Selbstauflösung der Sowjets eine Liberalisierung vorspielen um Gelder und Co. ins Land zu locken, auch sei der "geplante Umbau" Osteuropas vorgesehen gewesen, nachfolgend werde die Hoffnung auf Demokratie zerschlagen, ein "gemeinsames Haus Europa" solle es geben und in der vierten Phase dann gehe es speziell auch um Perestroika im Rückwärtsgang, die Wiederbelebung der Sowjetunion durch neue Großblockformungen (Stichwort: Eurasische Union - BRICS - SOZ), eine wachsende Kriegsbereitschaft und neues Wettrüsten, die politische Isolierung der USA, der geplante Kollaps der Weltwirtschaft, "das Erdöl als Achillesferse des Westens" oder letztlich auch das Konzept der Kooperations-Erpressungen.

Die Sowjets hatten für ihre Strategien offenbar auch frühzeitig auf Ausarbeitungen des Militärstratege Sun Tzu (5. Jh. v. Chr.) zurückgegriffen. Dieser hob als "Maßnahmen" schon vor über 2000 Jahren deutlich hervor, wie man gegnerische Strukturen "zersetzen" könnte, um diese letztlich "ohne Abschuss auch nur einer Kugel" einzunehmen: "Die größte Kunst besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne Kampf zu brechen [...] Zersetzt alles, was im Lande des Gegners gut ist [...] verwickelt die Vertreter der herrschenden Schichten in verbrecherische Unternehmungen [...] unterhöhlt auch sonst ihre Stellung und ihr Ansehen [...] gebt sie der öffentlichen Schande ihrer Mitbürger preis [...] nutzt die Arbeit der niedrigsten und abscheulichsten Menschen [...] stört mit allen Mitteln die Tätigkeit der Regierungen [...] verbreitet Uneinigkeit und Streit unter den Bürgern des feindlichen Landes [...] hetzt die Jungen gegen die Alten [...] zerstört mit allen Mitteln die Ausrüstung, die Versorgung, die Ordnung der feindlichen Streitkräfte [...] entwertet alte Überlieferungen und Götter [...] seid großzügig mit Angeboten und Geschenken und Nachrichten, um Komplizen zu kaufen [...] bringt überall geheime Kundschafter unter".

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