(C) stuartpilbrow, 2009, Bild: flickr (CC BY-SA 2.0)

Auch wenn Sie nach einer harten Arbeitswoche als Verschnitt des Glöckners von Notre-Dame ins Wochenende gehen, um mit Hilfe diverser Freak-Shows der Massenmedien in bunte Scheinwelten zu flüchten, um ja nicht mehr an die letzten harten realen Tage denken zu müssen, könnte der aufgesogene Stress auf Arbeit nur so etwas wie "Einbildung" sein. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung meinte dies kürzlich ein Psychologe.
Da der meiste Stress am Arbeitsplatz bei vielen sowieso nur eingebildet sei, handele es sich ja um "gefühlten" Stress. Entscheidend seien die eigenen (zusammenmanipulierten) Gedanken, ob nämlich jeweilige Situationen genossen oder diese psychologisch eher schlecht gemacht werden. Wenn man laut dem Psychologen eine Situation künstlich als Genuss wahrnimmt, die real aber Stress ist, handele es sich um Eustress und wenn eine Situation einem Angst mache, ist dies nur der Distress.
Man verweist auf die steigenden Zahlen von psychologischen Auffälligkeiten in Deutschland (durch Stress auf Arbeit). Der Psychologe forderte entsprechend wegen der zuletzt wohl anschwellenden Rate an psychischen Erkrankungen mehr Eigenverantwortung von den Betroffenen, denn die Belastung sei hausgemacht. Wenn sich jene die ganze Zeit etwas Schlechtes einreden, was ggf. real so existent ist, würde auch nur „Schlechtes“ rauskommen. In dem Bericht heißt es, ein nicht näher genannter "kluger Mensch" sagte einmal: Belastend ist nicht die Wirklichkeit, sondern die Vorstellung davon.
Dies wiederum bedeute laut diesem "klugen Menschen", dass wenn man sich selber sagt, wie schlecht es einem geht, dann geht es einem auch schlecht. Man sei selber an den "negativen Gedanken" schuld, diese hätte man ja nicht einfach durch positive ersetzt. Wie der Mensch auf Arbeit mit "Druck" umgeht, dafür sei er jeweils selbst verantwortlich, denn der "Stress entsteht in seinem Kopf".
Nach dieser hohlen Logik würde also auch Zwangsarbeit im sowjetischen Gulag nichts „Negatives“ sein, sondern man müsse sich die Situation einfach nur als positiv zurechtlegen (Transsiberian: „Wollen sie Geschichte von Amerika wissen – nehmen sie Buch. Wollen sie Geschichte von Russland wissen – nehmen sie Schaufel“). Für Zwangsarbeiter u.a. des Kartells I.G.-Farben hatten die Nazis passend, wohl daran anlehnend, den Spruch "Arbeit macht frei" genutzt. Für die Mobbing-Opfer und Co. könnte diese oben vom Psychologen dargestellte Botschaft bedeuten, dass sie keine Opfer sind, sondern jene bilden sich das alles nur ein, es sei alles "positiver" als selbst wahrgenommen.
Damit sich der narzisstische Firmenboss noch eine dritte Villa und teure Koksnutten an der Cote d Azur leisten kann, werden teils Mitarbeiter bis ans Limit eingespannt, mit entsprechenden Folgen auch im Zusammenhang Stress - aber keine Angst, dies ist nur "Einbildung". Die Heere an Leiharbeitern oder Ein-Euro-Jobbern, die oft gerade so über die Runden kommen und auf der Arbeit jeweils ausgepresst werden wie eine Zitrone, leiden recht häufig unter Stress und anderen psychologischen Auffälligkeiten - doch "Vorsicht", dies könnte "nur Einbildung" sein.
An dieser Stelle sei nur ein Buchtipp mit anzuhängen:
Smile or Die (ISBN 978-3888976827)
Wie die Ideologie des positiven Denkens die Welt verdummt
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