Grüne: KPdSU-Mann Gorbatschow gab Westen Chance


(C) Matthew Hickey, 2008, Bild: flickr (CC BY 2.0)

In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau (FR) habe die ehemals bei den Grünen aktive deutsche Politikerin Antje Vollmer, welche zu den prägenden Persönlichkeiten und Gestalterinnen grüner Politik gehört, zu verstehen gegeben, dass die Strategien des Westens zu Misserfolgen führten, die man nach der Selbstauflösung der Sowjetunion und dem damit verbundenen Fall der DDR vollzog. Eine vom ehemaligen Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), Gorbatschow, vorgebrachte "Chance" hätte der Westen nicht wahrgenommen bzw. dortige Regierungschefs und Berater hätten diese "Chance" nicht als solche verstanden. Im Jahr 2008 warf Vollmer laut Süddeutscher Zeitung den westlichen Staaten noch vor, gegen das kommunistische China einen "neuen kalten Krieg" vorzubereiten. In 2010 forderte sie die Freilassung aller RAF-Häftlinge.

Laut Vollmer (studierte von 1962-1968 u.a. in Heidelberg Theologie) habe im "Westen" nach ihren Wahrnehmungen vielmehr eine Art "Triumphalismus ohnegleichen und reine Siegermentalität" vorgeherrscht. Dies wäre der Grund dafür gewesen, dass nach den Jelzin-Jahren in Russland später der auch in Dresden (DDR-Zeiten) aktive KGB-Zögling Putin, dessen Auftrag gewesen sein soll auch noch Westdeutschland der Sowjetunion einzuverleiben, an die Schalthebel gelangte, da dieser "geradezu gebraucht" wurde. Putin war damals Ende der 1990er Jahre nach ominösen Anschlägen an die Schalthebel Russlands gekommen. Der Autor Jürgen Roth kann zitiert werden: "Ein ehemaliger Abteilungsleiter des BND erzählte mir, dass aus diesen Berichten klar hervorging, dass die Bombenanschläge nicht von tschetschenischen Terroristen verübt worden seien, sondern vom FSB initiiert wurden. [...] Chef des FSB zur damaligen Zeit war Wladimir Putin".

Rückblickend sorgte bizarrerweise ein Beitrag der ehemaligen Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne), die zwischen dem im BRICS-Land Russland abgetauchten NSA-Whistleblower Snowden Parallelen sieht mit Martin Luther, für heftige Kritik. Der Beitrag war im Februar des Jahres 1997 in der Festschrift zum 70. Geburtstag von Hans-Dietrich Genscher erschienen. Genscher war kürzlich angeblich in Verhandlungen eingebunden, damit der Russen-Oligarch Chodorkowski aus dem Knast kam und nach Berlin ausreisen konnte. Vollmer sprach sich damals für einen "raschen Beitritt" der osteuropäischen Nachbarn Deutschlands zur NATO aus. In der Parteilinken hatte Vollmers Bekenntnis zur NATO-Erweiterung, wohl aus Unkenntnis des größeren Rahmens, negative Reaktionen hervorgerufen. Vollmer war 1984 auch Mitbegründerin des sogenannten "Feminats" und in der Vergangenheit politisch in der "Liga gegen den Imperialismus" aktiv, im Umfeld der maoistischen KPD/AO (siehe Publikation: Andreas Kühn: Stalins Enkel, Maos Söhne). Die KPD/AO, Kommunistische Partei Deutschlands (Aufbauorganisation), war eine maoistische K-Gruppe, die 1970 aus der 68er-Bewegung hervorgegangen war.

Der deutsche Politiker (Bündnis 90/Die Grünen) und ehemalige Bürgerrechtler in der DDR Gerd Poppe, die deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen) Waltraud Schoppe oder auch Helmut Lippelt (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierten die Position (osteuropäische Nachbarn Deutschlands zur NATO) Vollmers als eine "Glorifizierung" der Politik Brandts und Genschers. In 1995 schlug Vollmer noch im Zusammenhang des Themas "Kriegsbeute" vor, ein deutsch-russisches Museum in Moskau zu bauen. Mit Blick auf osteuropäische Irritationen meinte Vollmer vor einigen Jahren: "Der Prager Frühling und seine Exponenten waren uns – trotz aller eisernen Vorhänge – so nah und befreundet wie der Pariser Mai und die Studenten in Warschau und Rom".

Nach den Geschehnissen vom 11. September 2001 hieß es laut Einschätzungen Vollmers, damalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, unter anderem: "Alle Staaten, auch die Vereinigten Staaten, China und Russland, werden in Zukunft bei der Wahl ihrer Partner vorsichtiger sein, weil sie es sich nicht mehr leisten können, potentielle Terroristen heranzuzüchten". Die Zeit des Unilateralismus wäre laut Vollmer vorbei. Anlehnende Kommentare gab in der Vergangenheit auch der deutsche Politiker Oskar Lafontaine von der Partei Die Linke ab. In seiner Publikation "Das Herz schlägt links" meinte Lafontaine mit Blick auf Vollmer etwa: "Eine regelrechte Freundschaft verbindet mich über die Jahre mit Antje Vollmer". Vor den 11. September Attacken meinte Vollmer laut Tagesspiegel (Trialog: Raketenabwehr) im März (2001) damals noch, sie bemerke, dass Russland seine "Beziehungen zu Indien, China, Japan" intensiviere.

Nach dem 11. September 2001 hatte Vollmer dem US-Präsidenten und Skull and Bones Sektierer George W. Bush "Fundamentalismus" vorgeworfen. Auf russischer Seite bezeichnen heute viele Beobachter Putin auch als neuen "Bush"-Klon. Immerhin hatte Vollmer angemerkt, eine "Dämonisierung" der USA sei falsch: "Amerika ist nicht nur George Bush". Laut der FDJ (Freie Deutsche Jugend) - ja die gleiche, die aus der ehem. DDR her bekannt ist und die Webseite FDJ.de betreibt - hieß es in der Publikation: "Deutscher Imperialismus 1864 - 2006" laut Vollmers zitierten Worten; 1992 (Konkret 6/1999): "Dass das neue größere Deutschland eine veränderte Rolle in einem von Nationalitätskonflikten geschüttelten Europa hat, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Wer das nicht als Ausgangspunkt anerkennt, gewinnt nichts und verliert nur kostbare Zeit".

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