Passwortpille: Individuen sollen sich selbst verwanzen


Screenshot

Die ehemals bei der für das US-Verteidigungsministerium arbeitenden Forschungsbehörde DARPA tätige Regina E. Dugan, welche mit ihrem Einstieg bei der DARPA anfangs auch speziell militärisch-industrielle Forschung betrieb und im März 2012 zu Google wechselte, wo sie die Motorola Abteilung für "innovative Forschung im Mobilfunk" leitet, stellte kürzlich eine Sensorpille vor. Diese könnten Individuen künftig schlucken, und müssten sich so nicht mehr mittels klassischer Methoden der Passworteingabe z.B. am PC identifizieren.

Alles sei ganz einfach, man schluckt die Pille und jedes Gerät, welches dazu in der Lage ist, könne einen dann identifizieren. In Zukunft soll man so bspw. auf Dienste wie Onlinebanking, Shopping oder auch den eigenen E-Mail-Account zugreifen können. Die Identifizierungspille wird dargestellt als angeblich absolut sichere "virtuelle Eintrittskarte". Neben derartig bizarren Methoden forschen diverse Strukturen für die "Identifizierung der Zukunft" auch an weiteren Möglichkeiten, wie u.a. Schmuck mit integrierter Smartcard oder Ident-Tattoo-Pflaster, welche man sich auf die Haut kleben soll.

Entwickelt worden sei die Pille „mit schluckbaren Sensoren“ von Proteus Digital Health. Mittels dieser Technik, welche in den USA für medizinische Zwecke bereits zugelassen worden ist, wolle man seitens Motorola die altbackene Passworteingabe ersetzen. Unter Investoren von Proteus Digital Health werden unter anderem genannt, "Carlyle Group". Der Chief Executive Officer Thompson sei vernetzt u.a. mit Booz Allen & Hamilton. Die Carlyle Group ist Mehrheitseigner an Booz Allen Hamilton, welche zum Beispiel Dienstleistungen für das US-Verteidigungsministerium und die NSA erbringt. Das Unternehmen Booz Allen Hamilton ist neben Halliburton, KBR und Academi führend im Bereich der militärischen Dienstleistungen für das US-Verteidigungsministerium.

Regina Dugan erklärte zur Thematik: Ein winziger Chip zur Identifizierung befindet sich innerhalb der Pille. Wenn man diese herunterschluckt, nutze man die Magensäuren zur Elektrolyse. Damit wird die Pille aktiviert. "Im Prinzip wird der ganze Körper zum Identifikationsschlüssel". Die sogenannte Proteus Digital Health Pill müssten Individuen alle 30 Tage erneut schlucken. Man könne sich vorstellen, dass diese Ident-Pille künftig auch Auto- oder Haustürschlüssel überflüssig machen wird. Dugan zufolge sollen jene, welche die Pille schlucken, ihre Arme als eine Art "Antenne" benutzen können - jedes passende Gerät erkenne dann anhand des Funksignals seinen rechtmäßigen Besitzer.

Im vergangenen Jahr hatten sich schon diverse einflussreiche Konzerne zur sog. "Fast IDentity Online Alliance" (FIDO) zusammengeschlossen. Das offiziell erklärte Ziel jener sei, neue Möglichkeiten zur Authentifizierung zu etablieren. Medienberichten zufolge machen wohl bei FIDO bereits u.a. der Internetgigant Google, die einflussreiche Kreditkartengesellschaft MasterCard, die eBay-Tochter PayPal oder auch BlackBerry mit. Allgemein angetan von Techniken wie Kontroll-Ident-Chips für Menschen und ähnlichen Spielereien waren in der Vergangenheit auch diverse Futuristen/Transhumanisten wie Ray Kurzweil und weitere Kontrollfreaks, die sich gerne auch in Kalifornien niederlassen. Laut Kurzweil, Director of Engineering bei Google, werde das Thema Datenschutz sowieso in einigen Jahren "obsolet" sein. Ebenso meinte Kurzweil kürzlich noch: Menschen werden in Zukunft virtuell weiterleben

Nachdem Google die Motorola Mobility Sparte übernommen hatte, startete der in Moskau geborene Google-Mitbegründer Sergei Michailowitsch Brin das sogenannte Google X. Mit diesem Projektbündel wolle man beitragen zur technischen neuen Weltordnung und im Rahmen dieser auch umfangreich Techniken etablieren, wie "intelligente" Brillen (Google Glass), selbstfahrende intelligent-vernetzte Fahrzeuge und ähnlichen Flimflam. (Auch interessant: Google verleibt sich Boston Dynamics ein) - Dugan, welche zuvor bei der DARPA auch eingebunden war zur Entwicklung von Hyperschallflugkörpern, bezeichnete ihren Wechsel zu Google als "richtigen Platz" für sie. Ihr Lebensgrundsatz laute: "Scheitern ist nicht das Problem - sondern die Angst vor dem Scheitern".

Mit dem Wechsel Dugans hatten die Verflechtungen zwischen US-Unternehmen und dem Sicherheitsapparat des Landes damals vorläufig ihren Höhepunkt erreicht. Unter anderem Google hatte bereits in der Vergangenheit enge Kontakte zu den US-Geheimdiensten CIA und NSA. Angesichts umfangreicher Datenmengen, die Unternehmen wie Google sammeln und auf intelligente Weise miteinander verknüpfen, könnten Projekte wie Ident-Pille und Co. auch noch in einem anderen Licht gesehen werden. Verquickungen gibt es unter anderem auch mit In-Q-Tel, ein Unternehmen welches von diversen Autoren dargestellt wird als CIA-Tarnfirma. Auf der eigenen Website wurde ein Zitat des ehemaligen CIA-Chefs George Tenet angeführt, wonach In-Q-Tel den Geheimdienst technologisch wieder "zurück an die Spitzenposition" gebracht hätte.

In Zukunft wolle man umfänglich auch das sogenannte "Internet der Dinge" etablieren. Sämtliche relevante Sachen sollen untereinander vernetzt werden, wie im Haushalt bspw. Kaffeemaschine, Heizung, Zahnbürste, Fernseher, Wecker - fernsteuerbar etwa mit einem Smartphone. Im Verkehr sollen "intelligent" vernetzte/autonom agierende Fahrzeuge zu finden sein und inmitten des „Internets der Dinge“ eingebettet könnten wohl auch Menschen sein, mittels Wearable-Computing, Smartphone/Tablet, der dargestellten Ident-Passwort-Pille oder ähnlichen Techniken.

Der mittlerweile abgesägte CIA-Chef David Petraeus meinte bei einer Veranstaltung der CIA Venture Capital Firma In-Q-Tel laut Publikation "Wired" in 2011, dass er sich auf das Internet der Dinge freue, denn es wird künftig "die Arbeitsweisen der Nachrichtendienste wahrhaft grundlegend verändern". Petraeus zufolge könne man Geräte von Interesse bald umfänglich lokalisieren, identifizieren, überwachen und fernsteuern. Dies werde "unsere Auffassung von Geheimhaltung und Identität verändern". Die meisten Menschen tendieren psychologisch gesehen immer zum "Bequemeren", etwa die Kaffeemaschine schon per Smartphone vom Bett aus anschmeißen, und werden sich so nach und nach entsprechend selbst umfänglich verwanzen.

Auch interessant:

Überwachung: Intel will Internet der Dinge

USA: Militär will Gehirne mit Chips überwachen

Google und Apple wollen Übermenschen-Schmiede

EU wendet Milliarden auf für Zukunftsspielereien

  
Bücherindex Bild Link

Weitere Inhalte