(C) Johnk85, 2009, Bild: flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Zahlreiche afrikanische Flüchtlinge haben Medienberichten zufolge in Israel/Tel Aviv erneut demonstriert - demnach speziell auch um Anerkennung als Asylbewerber in dem Land. Tausende seien beteiligt gewesen, die meisten stammten aus Eritrea und dem Sudan. Im Verlauf der Proteste zog man auf den Rabin-Platz. Schweizer Medien berichteten, dass der Protest auch gegen die Internierung afrikanischer Flüchtlinge in einer neuen Anlage an der Grenze zu Ägypten erfolgt sei.
In solchen Anlagen müssen sich Asylbewerber mehrmals am Tag melden, da sonst Gefängnis droht. Durch Teile der israelischen Regierung hatte man in der Vergangenheit schon betont, dass man die Flüchtlinge als illegale Einwanderer ansieht und man habe auch keine Kapazitäten sie aufzunehmen. Im Dezember 2013 wurde in Israel ein neues Gesetz erlassen, womit die Internierung von illegalen Einwanderern bis zu einem Jahr ohne Gerichtsverfahren erlaubt wird. Zuvor war ein noch schärferes Gesetz gescheitert, welches vorsah, dass ein Wegsperren bis zu drei Jahre ohne Richterspruch ermöglicht werden sollte.
Im Dezember gab es vor Weihnachten Irritationen um internierte Afrikaner, als fast 300 dieser in Jerusalem gegen ihre Unterbringung in Abschiebelagern protestierten. Jene waren nicht zu einem abendlichen Zählappell in ein neu eingerichtetes Internierungscamp in der Negev-Wüste zurückgekehrt. Menschenrechtsgruppen meinte damals Medienberichten zufolge, dass das Internierungslager nichts anderes als ein Gefängnis ist. Israelische Behörden müssten deren (Flüchtlinge) vorgetragene Anliegen zur Aufnahme besser behandeln und Asylanträge im Einzelfall prüfen. Die meisten der Personen kamen ursprünglich wohl aus der sudanesischen Provinz Darfur und aus dem Südsudan.
In das Internierungslager waren zuvor bereits rund 500 Afrika-Flüchtlinge verbracht worden. Das Lager solle zunächst rund 3300 Menschen aufnehmen können und die Kapazität werde später auf 11.000 Insassen erweitert, berichtete im Dezember die Agentur AFP. Ende des vergangenen Jahres kam es kurz vor Jahreswechsel erneut zu Protesten, wobei auf Bildmaterial Transparente zu sehen waren wie: "Wir sind Flüchtlinge, keine Verbrecher" oder "Wir fordern Anerkennung als Flüchtlinge".
Im Vorjahr 2012 meinte Eli Yishai, Israels ehem. umstrittener ultrareligiöser Innenminister, noch laut der deutschen Publikation "Tagesspiegel", man wolle möglichst schnell die "Infiltranten" abschieben. Diese damals noch rund 60.000 "Infiltranten" aus Eritrea und Sudan müssten seinen Worten zufolge "entfernt" werden, wobei Yishai weiter zitiert wurde: "Wir haben nichts gegen Fremde. Unser Kampf gilt unserem Haus, dem zionistischen Werk". Zuvor hatte damals ein Jerusalemer Distrikt-Gericht der Regierungsperson Yishai grünes Licht zur Abschiebung von Flüchtlingen aus dem jungen, mit Israel befreundeten, Staat Südsudan gegeben. Zur gleichen Zeit gab es bspw. im Juni 2012 schon Proteste gegen Afrikaner in Israel. Hier hatten rund 1000 Demonstranten es nicht nur bei verbalen Attacken belassen, sondern sie griffen Afrikaner an, zerstörten Geschäfte und schmissen Fensterscheiben ein. Begleitet wurde der Mob durch die Forderung nach sofortiger Deportation.
Genaue Zahlen gab es auch schon zur damaligen Zeit nicht, wie viele sog. Flüchtlinge nun tatsächlich in Israel lebten. Die Zahlen schwankten zwischen 60,000 und 80,000 illegal in Israel lebenden Einwanderern, vor allem aus Eritrea und dem Südsudan. Später im Juni 2012 hatte man mit der Abschiebung mehrerer tausend illegaler Einwanderer aus Afrika begonnen - zum Auftakt wurde eine Gruppe mit über 100 Personen (Südsudanesen) per Charterflug in ihre Heimat gebracht. Laut offiz. israelischen Regierungsangaben damals hieß es, diese seien freiwillig zur Ausreise bereit gewesen - jeder Erwachsene habe 1000 Euro und Kinder knapp 400 erhalten. Insgesamt wollte man 1500 Südsudanesen und 2000 Menschen der Elfenbeinküste ausweisen. Damals betonte der heute ehm. Innenminister Eli Yishai (andere Schreibweise: Elijahu "Eli" Jischai) von der orthodoxen Schas-Partei, langfristig sollten alle illegal eingereisten Afrikaner ausgewiesen werden - denn sie stellen eine Bedrohung für den "zionistischen Traum" dar.
Im Jahr 2009 gab es noch Irritationen, als der traditionell Israel feindlich gesinnte und damalige Präsident der Afrikanischen Union (AU), Muammar al-Gaddafi (Libyen), beim Gipfel der AU bei einer Zusammenkunft mit dem mittlerweile ebenfalls verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez meinte: Israel steckt "hinter allen Konflikten in Afrika". Chávez, dessen sog. Bolivarische Revolution sozialistische und marxistische Ideen in Venezuela etablierte, lobte damals die Errungenschaften: "40 Jahre der grünen Revolution". Gaddafi (sog. "König der Könige von Afrika") hatte ebenfalls zur Schließung aller israelischen Botschaften auf dem afrikanischen Kontinent aufgerufen.
In 2012 berichtete die Publikation online YnetNews.com (Israelis arming South Sudan with missiles - zug. Tageszeitung: Jedi’ot Acharonot - Verlag: Jedi’ot-Gruppe), durch israelische Strukturen würde man angeblich Waffen und militärisches Gerät in den Südsudan liefern. Dem Bericht zufolge landeten damals immer pünktlich gegen drei Uhr am Morgen israelische Militärflugzeuge im Südsudan, um demnach auch Raketen, militärische Ausrüstung und afrikanische Söldner bereitzustellen, damit so die sudanesische Volksbefreiungsarmee unterstützt wird. In einem Zeitungsbericht (Al-Intiba) hieß es, dass die Soldaten von Israel auch trainiert worden sind. Der christliche Süden des Landes (Republik Südsudan), der am 9. Juli 2011 die Unabhängigkeit vom Sudan (Norden) erlangte, hatte sich nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs vom Norden abgespaltet und kontrolliert nun die großen Ölfelder.
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