Morgan Stanley stößt Ölhandelsgeschäft an Russen ab


(C) jorgeml, 2010, Bild: flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Wie es nach Informationen des Handelsblatts heißt, habe der US-amerikanische Bankenkonzern Morgan Stanley seine Geschäftsteile des Ölhandelsgeschäfts an den russischen Staatskonzern Rosneft verkauft. Zum Preis der Transaktion sei nichts bekannt geworden, es herrsche "beidseitiges Stillschweigen". Medieninformationen zufolge befindet sich auch das Gros der Vermögenswerte vom ehemaligen Michail Chodorkowskis Konzern "Yukos" in den Händen des staatlichen Branchenprimus Rosneft, was hier nur am Rande zu erwähnen sei.

Der Verkauf an Rosneft, als mehrheitlich staatliches russisches Mineralölunternehmen mit Stammsitz in Moskau, werde Morgan Stanley zufolge keine deutlichen Auswirkungen auf die eigenen Geschäftsergebnisse haben. Man bemühte sich schon seit längerer Zeit darum, das Geschäft mit den physischen Rohstoffen loszuwerden. Als hauptsächlicher Grund werden wachsende Auflagen genannt oder aber auch höhere Kapitalanforderungen. Laut Handelsblatt-Bericht gehören zu den durch Morgan Stanley veräußerten Geschäftsteilen mehr als hundert Händler, zudem Öl im Wert von über eine Milliarde US-Dollar oder auch ein Anteil von 49 Prozent an der Öltanker-Firma Heidmar (Holdings LLC).

Bisher galt Morgan Stanley als US-amerikanische Bank mit Hauptsitz in New York als größter Öl-Händler an der Wall-Street. Die Sparte "Rohstoffe" sei ebenfalls Besitzer des Unternehmens TransMontaigne (ein US-amerikanisches Unternehmen mit Firmensitz in Denver, Colorado), welches auf Öllagerstätten und -terminals spezialisiert ist. TransMontaigne wurde rückblickend im September des Jahres 2006 durch die Investmentgesellschaft von Morgan Stanley übernommen. Nun wolle man den eigenen Anteil an TransMontaigne auf den Prüfstand stellen. Verkaufen wolle man das Unternehmen nicht an Rosneft, was demnach auch eine verbesserte Genehmigung des Rosneft-Deals durch die Behörden ermöglichen soll.

Laut russischen Medienberichten gehören zu Rosneft nun auch rund 100 Manager, welche in den USA, Großbritannien und Singapur im Morgan-Stanley-Rohstoffbusiness tätig sind. Das Wall Street Journal berichtete zu dem "Deal" zwischen Morgan Stanley/Rosneft, dass sich der russische Konzern nun zahlreiche zusätzliche Vermögenswerte in der Ölindustrie sichere. Auch andere große westliche Banken, wie die Deutsche Bank, kündigten zuletzt an, man wolle den eigenen Rohstoffhandel weltweit deutlich zurückfahren. Goldman Sachs oder auch J.P. Morgan zogen Medienberichten zufolge bereits ebenfalls einen, zumindest teilweisen, Ausstieg aus dem Rohstoffhandel in Erwägung.

Zurückblickend auf das mehrheitlich russische Staatsunternehmen Rosneft hieß es kürzlich in anderem Zusammenhang ebenfalls, dass man mit dem italienischen Versorger ENEL ein Memorandum über eine engere Kooperation bei der Erkundung, Förderung und dem Transport von Kohlenwasserstoffen unterzeichnet hatte. Die entsprechende Unterschrift von Rosneft-Chef Igor Iwanowitsch Setschin und ENEL-Generaldirektor Fulvio Conti wurde im Beisein von Russlands Präsident Wladimir W. Putin und Italiens Regierungschef Enrico Letta vollzogen. Weiterhin unterzeichneten der Rosneft-Chef und der Präsident des italienischen Energieversorgers ENI, Paolo Scaroni (seit Juni 2005 CEO), ein Abkommen über verschiedene Grundbedingungen für gegenseitige Öllieferungen sowie über die Kooperation in der Logistik.

Vor wenigen Tagen habe der Vorstandschef (Setschin) von Rosneft auch bei einer Riese nach Kuba künftige Möglichkeiten zur Erschließung von Öl- und Gasfeldern auf der Karibikinsel ausgelotet. Hier traf er unter anderem mit Raúl Castro (seit 2008 Präsident des Staats- und des Ministerrates der Republik Kuba) zusammen. Der Rosneft-Chef, Igor Setschin, habe Castro außerdem eine nicht näher dargestellte Botschaft von Präsident Wladimir Putin überreicht, wie Ria Nowosti berichtete. Offiziellen Darstellungen zufolge wurden mögliche Probleme bei der "Aktivierung" der bilateralen Kooperation im Energiebereich besprochen, wie bei der Erschließung neuer Öl- und Gasvorkommen.

  
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