Wintershall

Pressemeldungen zufolge will die BASF-Tochter Wintershall aus Kassel, der größte deutsche Erdöl- und Erdgasproduzent, Beteiligungen an Öl- und Gasfeldern in der Nordsee, seit 1965 eine traditionelle Schwerpunktregion der Wintershall, versilbern.
Das Unternehmen möchte laut einer Reuters-Mitteilung für rund 375 Millionen US-Dollar 14 Nordsee-Lizenzen an Ungarns führenden Mineralölkonzern MOL verkaufen, wobei die Transaktion im ersten Quartal des kommenden Jahres (2014) abgeschlossen werden soll. Dazu gehören laut Mitteilung durch BASF auch Anteile an einem Feld, welches nicht selbst betrieben wird oder auch Beteiligungen an Funden und am Pipeline-System für Brent-Öl.
Die Öl-/Gasfunde, von denen man sich trennen wird, liegen demnach vor der Ostküste Schottlands und den Shetland-Inseln (zu Schottland gehörende Inselgruppe im Nordatlantik). Im Rahmen der geplanten Transaktion erwirbt das ungarische "MOL" (Magyar Olaj- és Gázipari Részvénytársaság) unter anderem Anteile am Produktionsfeld Broom (29 Prozent) sowie an den Vorkommen Catcher (20 Prozent), Cladhan (33,5 Prozent) und Scolty/Crathes (50 Prozent).
Auch die Anteile des Unternehmens Wintershall, welches in der Vergangenheit mit seinem langjährigen Partner Gazprom aus Russland die Zusammenarbeit weiterentwickeln konnte, an der Infrastruktur des Sullom-Voe-Terminals gehören demnach dazu. Finanziell rückwirkend solle die anberaumte Transaktion auf 1. Januar 2013 vollzogen werden.
Ebenfalls habe man eine Kooperationsvereinbarung mit dem ungarischen Konzern MOL unterzeichnet, um so die Partnerschaft im Bereich der Explorations- und Produktionsmöglichkeiten in der Nordsee als auch in der Region "Middle East" weiterzuverfolgen. Der Wintershall-Chef Rainer Seele wird zitiert, wonach man sich künftig verstärkt auf die Kompetenzen der Exploration, Entwicklung und Produktion von eigenoperierten Feldern konzentrieren möchte.
In anderen Belangen berichtete Ende November die Springer-Publikation "Welt am Sonntag", dass Wintershall seine Ölförderung in Libyen, wo man seit 1958 aktiv ist, eingestellt hätte, wegen Unruhen im Land und einer Blockade der Öl-Exportanlagen an der Küste. Die Offshore-Ölförderung vor der Küste Libyens sei davon aber nicht betroffen, hieß es. Die BASF-Tochter Wintershall aus dem deutschen Kassel ist/war dabei einer der größten Ölproduzenten in dem Land.
Libyen: Wintershall stellt Ölförderung nahezu ein
Die Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Konzern BASF (ehemals: Badische Anilin- & Soda-Fabrik) - welcher kürzlich noch in Deutschland "Fracking-Tests" anregte - und dem russischen Gazprom reichte rückblickend in 2012 von der Exploration und Produktion von Erdgas in Westsibirien über den Transport durch die Nord-Stream-Pipeline bis zum Verkauf von Erdgas in Deutschland und Europa, und zwar über die gemeinsame Erdgashandelsgesellschaft Wingas. Im November vergangenen Jahres vereinbarten BASF/Wintershall und Gazprom, dass das bisher gemeinsam betriebene Erdgashandels- und Speichergeschäft, darunter Wingas, vollständig auf Gazprom übergehen soll.
Anhang:
Die Publikation "Poslovni Dnevnik" (Kroatien) berichtete im Zusammenhang mit dem angeführten ungarischen Konzern MOL kürzlich, dass wohl der russische Konzern Gazprom (weltweit größtes Erdgasförderunternehmen) Anteile des kroatischen Energiekonzerns INA (das größte Unternehmen in Kroatien) übernehmen möchte. Alexei B. Miller, der durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin in 2001 zum Vorstandsvorsitzenden von Gazprom ernannt worden war, habe sich zu der Übernahme demnach auch mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán abgesprochen. Der ungarische Konzern MOL, der zu 25 Prozent vom Staat gehalten wird, ist zu 49 Prozent Aktionär von INA (Industrija nafte). Gazprom wolle diese Anteile aufkaufen, berichtet Poslovni Dnevnik.
Sollte dabei der russische Megakonzern Gazprom neuer Mehrheitsgesellschafter von INA werden, könnte dies für das Unternehmen die Ausgangsbasis für die weitere Expansion auch nach Südosteuropa und in den Mittelmeerraum bedeuten. Durch Poslovni Dnevnik erinnerte man ebenfalls daran, dass der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán wiederholt damit gedroht habe, sich aus INA zurückzuziehen, nachdem gegen dessen Direktor Zsolt Hernádi wegen des Verdachts der Korruption von den kroatischen Behörden ein Haftbefehl erlassen worden war.
