(C) Pierre Gazzola, 2012, Bild: flickr (CC BY-SA 2.0)

Der nordamerikanische Staat in Führung der Parlamentarischen Monarchie von Kanada beansprucht Medienberichten zufolge einen größeren Anteil des Atlantiks, wie es durch Regierungsvertreter aus der kanadischen Hauptstadt Ottawa verlautete. Es sei ein dafür vorgesehener Antrag bei der UN-Kommission zur Begrenzung des Festlandsockels eingereicht worden, wird der kanadische Kronrat (PC) und Mitglied des House of Commons als Außenminister der Regierung, John Russell Baird, zitiert. In dem Antrag wird durch Kanada, gestützt auf neue Vermessungsergebnisse des Meeresbodens im Osten und Norden, der eigene Anspruch des zu erweiternden Seegebiets dargestellt.
Speziell gehe es auch um den Atlantischen Ozean, der Antrag enthalte zudem in vorläufiger Fassung Informationen zum Arktischen Ozean. Kürzlich berichtete die Zeitung "Globe and Mail", dass die kanadische Regierung einen erweiterten Antrag beabsichtige, wonach man Ansprüche auf den Nordpol selbst erheben will. Der Premierminister Kanadas, Stephen Harper, gab zu verstehen, man wolle Kanadas Souveränität über den Norden "absichern". Schon in den vergangenen Jahren wollte auch Kanada seinen Nutzungsanspruch auf die Arktis für sich untermauern. In der Nordpolar-Region wurden rückblickend auch neue Militäreinrichtungen gebaut.
Dazu machte man beispielsweise, mit der Errichtung eines Ausbildungszentrums (wie einer Winterkampf-Schule) und eines Tiefseehafens, deutlich, dass die kanadische Regierung gewillt ist, das umstrittene Gebiet auch mit Nachdruck für sich, bzw. auch im Hintergrund aktive Interessensträger, zu nutzen. Vor einigen Jahren (2007) noch hatte man seitens Russlands, wohl als psychologisch einwirkenden Akt, symbolisch eine russische Flagge auf dem Meeresboden unter dem Nordpol gehisst. Neben Russland oder Kanada hatte man auch durch Dänemark nach Beweisen gesucht, dass der rund 2000 Kilometer lange Lomonossow-Rücken entsprechende Anspruchs-Vorteile mit sich bringen könnte.
In der Arktis werden nach einer durchgeführten US-Studie bis zu einem Viertel oder sogar mehr der weltweit noch unentdeckten Gas- und Ölvorräte (und weitere Rohstoffe wie Gold und Kupfer, Diamanten, seltene Erden) vermutet. Der kanadische (22.) Premierminister, Stephen Joseph Harper, gab nach der erwähnten russischen Flaggen-Hissung (in 4261 Metern Tiefe) damals bekannt: "Das erste Prinzip arktischer Gebietshoheit ist: Übe sie aus - oder du verlierst sie". Man wolle der ganzen Welt deutlich machen, dass Kanada "wirklich und langfristig in der Arktis präsent" sein wird.
Harper sah sich insgesamt besorgt, angesichts der russischen Ansprüche auf Gebiete der Arktis. Er warf der russischen Regierung unter anderem eine Tendenz zur Missachtung internationaler Normen vor. Auf der anderen Seite machte in 2008 Russlands Präsident Dmitri Medwedew deutlich, dass die langfristige Ausrichtung und Entwicklung der Russischen Föderation und seine internationale Konkurrenzfähigkeit von den Bodenschätzen in der Arktis abhingen. Offiziell deklariert in den Medien wurden entsprechende Unterfangen, auch speziell militärischer Natur, teils als Überwachung und Durchsetzung des "Umweltschutzes".
Zusammen mit dänischen oder zudem US-amerikanischen Truppen gab es in der Vergangenheit auch immer wieder militärische Manöver/Übungen. Einige skurrile Schlagzeilen wollten derartige Unterfangen verkaufen als, eine "Übung" gegen Aliens - wobei das Wort in der deutschen Übersetzung natürlich auch für Ausländer stehen könnte. Mit dem Manöver Nanook führte man bspw. derartige Dinge durch - solche Militärmanöver im äußersten Norden Kanadas ließen dabei wohl auch speziell die Alarmsirenen in Moskau schrillen. In der Barents-See waren Streitkräfte Norwegens, Russlands und der USA aktiv, wie mit der Übung "Northern Eagle".
Im Dezember des vergangenen Jahres (2012) hatten Kanada und die USA ein Rahmenabkommen für ein Dreier-Kommando bezgl. einer Zusammenarbeit auch in der Arktis unterzeichnet, womit offiz. Darstellungen zufolge das US-amerikanische Regionalkommando Northern Command (USNORTHCOM), das kanadische Joint Operation Command (CJOC) und das North American Aerospace Defense Command (NORAD) weiter zusammengeführt werden sollten. Weiterhin eingebunden wären laut dem "Tri-Command Training and Exercise Statement of Intent" auch Belange der allgemeinen Planungsaufgaben, der militärischen Raumüberwachung, der Weitergabe von Informationen, Ausbildungs- und Übungsmaßnahmen, wie ebenfalls zu unternehmende Einsätze und die generelle Steigerung der Leistungsfähigkeit untereinander.
Die Russen und die gegnerischen Strukturen wie Kanada liegen sich traditionell spionagemäßig in den Haaren. In der Vergangenheit gab es sowohl geheimdienstliche oder militärische "Zwischenfälle". Kanada hatte bspw. russische Bomber abgefangen, welche angeblich in ihren Luftraum eindrangen oder es wurde Spionage innerhalb des kanadischen Militärs bekannt. Ein kanadischer Offizier der Marine (Royal Canadian Navy) hatte etwa militärische Informationen an russische Auslandsgeheimdienststrukturen (GRU) "ausgeliehen", per USB-Stick. Der Kanadier war aktiv bei der sogenannten HMCS Trinity, eine Stelle die per Satelliten, Drohnen oder auch Unterwassergerät hoheitliche Aufgaben übernimmt. Er hatte auch Zugang zum "Top Secret Sensitive Compartmented Information"-System "Stone Ghost" (alt. Intelink-C), welches von den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Großbritannien betrieben wird.
Laut damaligen Angaben des kanadischen Ministers für natürliche Ressourcen, Gary Lunn, hätte Kanada Anspruch auf ein rund 1,75 Millionen Quadratkilometer großes Gebiet. Jedem der involvierten Anrainerstaaten steht nach internationalem Recht eigentlich nur eine 200-Seemeilen-Zone vor der Küste zur ausschließlichen wirtschaftlichen Nutzung zu. Diese Zone kann auf 350 Seemeilen ausgeweitet werden, wenn wissenschaftlich belegt wird, dass das Gebiet Teil des eigenen Territoriums ist. Die Rechtsgrundlage für die Regelung der wirtschaftlichen Nutzung des Meeres und der Festlegung von Anspruchszonen ist UNCLOS, also das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (United Nations Convention on the Law of the Sea).
Nach durchgeführten Erkundungen hatte die kanadische Regierung kürzlich ihre Mess-Ergebnisse in New York der UN-Kommission zugestellt. Durch Kanada erhebt man Anspruch auf Zehntausende Quadratkilometer Meeresboden und hält sich weiterhin die Option offen, den Nordpol für sich zu reklamieren. Im Mai laufenden Jahres hatte Kanada für zwei Jahre die Führung des sogenannten Arktischen Rates (welchem acht Anrainerstaaten angehören) übernommen. Durch den kanadischen Premierminister Stephen Harper hatte man das Amt mit der Gesundheitsministerin Leona Aglukkaq besetzt, welche eine Angehörige der indigenen Inuits im Norden des Landes ist.
Man wolle auch den Ureinwohnern mehr Mitspracherechte geben, hieß es im Zusammenhang mit "Umweltbelangen". In dem Arktischen Rat (Arctic Council) sind seit seiner damaligen Gründung im Jahr 1996 die USA, Kanada, Russland, Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden vertreten - China bemühte sich um die Aufnahme und u.a. die Bundesrepublik Deutschland ist als Beobachter zugelassen worden (neben internationalen Organisationen und nichtstaatlichen Organisationen). Neben den acht Ländern gehören auch sechs Dachorganisationen von Ureinwohnern dem Rat an. Ein großes Geschäft in der Region erhoffen sich später zahlreiche global agierende Player - welche durch viele auch als "alte Bekannte" geführt werden. Es wird zwar noch nicht umfangreich in der Arktis Erdöl gefördert, doch Probe- und Bohrlizenzen wurden schon vergeben. Aktiv sind Unternehmen wie Gazprom oder Kanada BP und Exxon Oil, die Tests vollzogen haben. Insgesamt zu sehen ist, dass hinter den Kulissen bereits der "Wettlauf" um die Arktis entbrannt ist.
Im Jahr 2010 hatten sich Norwegen und Russland auf ihre Seegrenze in der Arktis geeinigt. Man hatte schon seit den 1970er Jahren um ein entsprechendes Abkommen gerungen, welches ein Gebiet von rund 176.000 Quadratkilometern in der Arktis und der Barentssee zwischen ihnen aufteilt. Historisch zu sehen ist, dass damals (1867) das russische Zarenreich Alaska für 7,2 Millionen Dollar an die Vereinigten Staaten verkauft hatte (Alaska Purchase). Um die Staatskasse nach dem verlorenen Krimkrieg (militärisch ausgetragener Konflikt von eurasischem Ausmaß) wieder aufzufüllen, stimmte damals der Zar Alexander II. (Nikolajewitsch) einem Vertrag zu, den der Botschafter in den USA, Eduard von Stoeckl, am 30. März des Jahres 1867 mit dem US-Außenminister William Henry Seward in Washington unterzeichnet hatte.
Älteres (NOV/2013):
