(C) Matthew Sylvester, 2008, Bild: flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Einer Meldung des österreichischen "Kurier" nach, wolle man durch Großbritannien wohl Zusicherungen bezgl. Subventionen in Milliarden-Höhe für ein AKW erhalten, weshalb bei zuständigen EU-Strukturen deswegen um Genehmigung ersucht worden sei. In der Sache gehe es um das Atomkraftwerk im südenglischen Hinkley Point (nahe Bridgwater, Somerset). Es rechnet sich den Informationen zufolge nicht, die für rund 19 Milliarden Euro teure Erstellung von zwei AKW-Blöcken zu vollziehen, bei den aktuell tiefen Großhandelspreisen.
Man möchte erreichen, dass der Preis für den später durch neue Reaktoren in Hinkley Point erzeugten Strom bei 92,5 britischen Pfund pro Megawattstunde fixiert, also garantiert, wird. Diese Summe wäre in etwa das Dreifache des aktuellen Großhandelsstrompreises - oder auch umgerechnet um die 4 Millionen Euro an Subventionen am Tag. Kritiker bezeichneten den Vorstoß als eine "Gelddruckmaschine ohne Risiko". Durch verschiedene Strukturen würden wohl auch Klagen vor dem Europäischen Gerichtshof in Erwägung gezogen werden.
Insgesamt sei der mittlerweile aufgebaute "Druck", glücklicherweise nicht im Reaktor sondern auf die EU, durch die im Kurier bezeichnete Atomlobby, "enorm". Eine Entscheidung durch die EU bezgl. Subventionen könne nach aktuellem Stand wohl erst Mitte kommenden Jahres (2014) fallen. Die zwei neuen Reaktoren (vom Typ Areva EPR) sind unter dem Namen Hinkley Point C geplant worden. Die Genehmigung erfolgte für Hinkley Point C1 und C2 mit zusammen 3260 MW im März laufenden Jahres (2013). Die öffentlich-rechtliche BBC (British Broadcasting Corporation) berichtete im Herbst, dass ein garantierter Mindestpreis, festgelegt unterhalb von 90 Pfund/die Megawattstunde, wohl dazu führen könnte, dass das Kernkraftwerk später Verluste schreibt.
Durch die französische EdF (Electricite de France - börsennotierte, staatlich dominierte französische Elektrizitätsgesellschaft) hieß es, man habe sich durch das französisch-chinesische Konsortium (EdF, Areva und die chinesischen Unternehmen CGN und CNNC) mit der britischen Regierung darauf einigen können, dass für rund 16 Milliarden Pfund die zwei Druckwasserreaktoren errichtet werden können. Die britische Regierung habe damals Medienberichten zufolge, und wie oben angemerkt, für 35 Jahre - ab der Inbetriebnahme - eine garantierte Einspeise-Vergütung in der Höhe von 92,5 Pfund/die Megawattstunde und einem jährlichen Inflationsausgleich auf Preisbasis des Jahres 2012 zugesagt.
Weiterhin sei auch eine staatliche Kreditgarantie, zur Absenkung der zu sehenden Finanzierungskosten, in der Höhe von rund zehn Milliarden Pfund, gewährt worden. Nach derzeitigem Stand sollen die geplanten Reaktoren wohl 2023 ans Netz gehen und für 60 Jahre laufen. Wegen der garantierten Einspeise-Vergütung und der zusätzlich hohen Förderung habe der spanische Politiker und zuständige EU-Kommissar (Ressort Wettbewerb), Joaquín Almunia Amann, in der Sache wohl eine Untersuchung einleiten wollen. Die Briten fürchten, dass die Untersuchung den Bau verhindern oder um Jahre verzögern könnte. Der deutsche EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) wollte sich im Sommer laufenden Jahres auf Nachfrage der Süddeutschen-Zeitung nicht dazu äußern, ob er entsprechende Beihilferegeln für Atomenergie unterstützt.
Besonders groß war dabei das Erstaunen über den "Deal" wohl auch in Deutschland selbst. So hatte etwa das "Managermagazin" geschrieben, bisher hätte die deutsche Förderung von Sonnenenergie als Beispiel für eine durchaus "krasse Übersubventionierung" gegolten. Aber seitens Großbritanniens setze man mit der Atom-Förderung noch einen drauf. Der britische Atomstrom sei teurer als der deutsche Solarstrom. Das recht kleine Großbritannien (die Insel) hat mittlerweile schon 16 Reaktoren in Betrieb. Alle älteren Meiler sollen bis spät. 2023 vom Netz gehen und bis 2030 soll es aktuellem Stand zufolge acht neue leistungsfähige AKW's geben. Die Atomenergie macht in Großbritannien laut den Angaben des 1989 gegründeten Weltatomverbandes (Hauptsitz in London) fast ein Fünftel der Stromerzeugung aus. Um die 28 Prozent der Energie liefert die Verbrennung von Erdgas. Kohle macht rund 40 Prozent der Energieversorgung aus.
Mit Blick nach Deutschland, auf die dortige Bundesregierung, wurde man von der Botschaft des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland am 26. Oktober 2010 über die Wahl des Standorts Hinkley Point für Neubauvorhaben von Kernkraftwerken unterrichtet. Die zuständige britische Umweltbehörde hatte damals von Ende August bis Mitte Dezember des Jahres 2011 sowie von Mitte August bis Anfang November des Jahres 2012 die Öffentlichkeit konsultiert. Daraus resultierte am 26. November 2012 die in der Bezugsantwort (s.a. 224. Sitzung / Plenarprotokoll 17/224) der Bundesregierung genannte Standortgenehmigung
Mit der oben angeführten "Atomlobby" dürfte wohl auch das sogenannte "EURATOM" gemeint gewesen sein. Das damalige Parteimitglied der NSDAP, Carl Friedrich Ophüls, ein Verwalter von IG Farben-Patenten, wurde beispielsweise zur wortwörtlichen "rechten Hand" von Walter Hallstein (welcher rückblickend seine Eliteausbildung insbesondere am Kaiser-Wilhelm-Institut von Berlin genoß, dank den Geldern des Kartells IG Farben) – Hallstein gilt dabei in neutraler Betrachtung als einer der völlig absurden EU-Gründerväter (siehe auch ggf. in Buchform unter der ISBN 978-9076332697). Die bekannten alten Kader schufen nach dem Zweiten Weltkrieg auch das neue Kohle- und Stahlkartell. Weitere Projekte waren eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft und die Europäische Atomenergiekommission EURATOM.
Bei “Euratom” handelt es sich um die Europäische Atomgemeinschaft , welche rückblickend im März 1957 durch die Römischen Verträge (außer in Deutschland und Italien vereinfachend Vertrag von Rom genannt) von Frankreich, Italien, den Beneluxstaaten und der Bundesrepublik Deutschland gegründet worden war und sie besteht noch heute fast unverändert. Euratom ist neben der EU eine eigenständige (supranationale) Internationale Organisation, teilt mit ihr jedoch sämtliche Organe.
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