Saudi-Arabien

Im Verlauf der nächsten Jahre will man seitens der Erbmonarchie des Königreichs Saudi-Arabien eine umfangreiche Datenbank mit DNA-Informationen aufbauen - offiziell deklarierter Zweck: Die Erforschung von chronischen Krankheiten. In den ersten fünf Jahren sollen mindestens 100.000 DNA-Sätze (Humangenome) katalogisiert und "entschlüsselt" werden, heißt es durch die beteiligte US-amerikanische Biotechnologie Firma Life Technologies aus Carlsbad, Kalifornien.
Es sollen unter anderem als gewöhnliche oder als krankheitsassoziierte Gene untersucht werden. Bei der Einweihung des für das DNA-Projekt vorgesehenen Haupt-Forschungszentrums sagte der saudi-arabische zweite Vize-Regierungschef Prinz Mokrin bin Abdul Asis des Königshauses Saud, man freue sich über das Projekt (The Saudi Human Genome Program), denn es könne auch helfen, im Gebiet des Königreichs verbreitete und schwere Krankheiten zu identifizieren.
Angesiedelt worden ist das Forschungszentrum in der sogenannten "König Abdul-Asis-Stadt für Wissenschaften und Technologie" (KACST) von Riad. Mit eingebunden in das Vorhaben sind zudem weitere Forschungseinrichtungen auch aus Saudi-Arabien selbst. Der als Präsident des KACST fungierende Dr. Mohammed ibn Ibrahim Al-Suwaiyel sprach bei der Einweihung von dem "Beginn eines neuen Zeitalters", um so auch eine "verbesserte" personalisierte Medizinversorgung gewährleisten zu können.
Dabei gilt die Führung des Königreichs Saudi-Arabien seit langem als sehr engagiert in Belangen "Gen-Forschung". Nach Angaben der beteiligten Forscher handelt es sich um den bisher umfangreichsten Versuch zur Bestimmung von Genmustern innerhalb der Bevölkerung des Landes. Offenbar investiert das Königshaus selbst einen erheblichen Anteil an dem Projekt, eine genaue Summe wurde jedoch Medienberichten zufolge nicht genannt. Kritiker sprachen im Zusammenhang mit ähnlichen Projekten in der Vergangenheit von nebulösen Eugenik-Unterfangen oder auch möglichen hinter-gelagerten Experimenten bezgl. rassenspezifischer Biowaffen.
Mit dem "Saudi Human Genome Program" solle die Untersuchung der genetischen Basis aller "Krankheiten" im Königreich Saudi-Arabien und im gesamten Nahen Osten vollzogen werden. Erst einmal sollen in einem Netzwerk organisiert 10 der sog. Genom-Zentren mit eingebunden sein. Nachfolgend sollen weitere Zentren für das Gen-Netzwerk hochgezogen und mit eingebunden werden. Zur Entschlüsselung der Gene soll unter anderem der halbleiterbasierte DNA-Sequenzierer Ion Proton genutzt werden, welcher von Life Technologies stammt.
Durch den Chief Executive Officer von Life Technologies, Gregory T. Lucier, gab man in einer Pressemitteilung zur Eröffnung des saudi-arabischen Forschungszentrums zu verstehen, dass das Königreich nun zu einem weltweit führenden Standort der Genforschung gemacht werden kann. Zudem erwarte man, dass "zahlreiche andere Länder" sich am Saudi Human Genome Program ein Beispiel nehmen sollten.
Mit derartigen Gen-Daten könne man sich vorstellen, künftig auch voreheliche und vorgeburtliche Untersuchungen durchzuführen. Weiterhin sei es künftig auch unter Einbezug weiterer Länder machbar, welche möglichst ebenfalls DNA-/Gen-Datenbanken anlegen sollten, mithilfe der gesammelten Daten weltweite Bevölkerungsstudien durchzuführen, um sogenannte bevölkerungsspezifische Einflussfaktoren unter die Lupe zu nehmen.
Anhang:
Vor einiger Zeit hatte das US-amerikanische Technologieunternehmen Thermo Fisher Scientific bekanntgegeben, man werde den damaligen Konkurrenten Life Technologies übernehmen. Thermo Fisher habe laut der Neuen Züricher Zeitung mit seinem Angebot damals das Konsortium der Private-Equity-Firmen Blackstone, Carlyle und KKR ausgestochen. Das weltweit größte Biotech-Unternehmen Life Technologies (Inc.) war rückblickend als Tochterfirma der Dexter Corp. (1983) mit Fusion von Bethesda Research Laboratories Inc. und GIBCO Corp. gegründet worden - später in 2008 hatte sich "Life" mit der Fusion von Invitrogen und Applied Biosystems formiert.
Später, im Sommer vergangenen Jahres (2012), gab man die Übernahme von Navigenics bekannt. Die angeführte Biotech-Firma Invitrogen aus dem kalifornischen Carlsbad, die wie angemerkt 2008 mit Applied Biosystems zu Life Technologies fusionierte, war u.a. durch Lyle Turner und Willian McConnell gegründet worden. Erste Erfolge konnte man durch molekulares Klonieren feiern. Navigenics, die Biotech-Firma aus dem kalifornischen Foster City, welche durch Life Technologies übernommen wurde, bot Privatleuten die Genanalyse ihres Genoms an.
Als Wettbewerber von Navigenics galten das isländische Unternehmen DeCODE Genetics, das US-Unternehmen 23andMe und das deutsche Unternehmen CoGAP. Bei der Invitrogen AG aus Carlsbad von Kalifornien (fusionierte mit Applied Biosystems zu Life Technologies), waren im Board of Directors aktiv unter anderem Personen von Ernst & Young, LLP, Human Genome Sciences, Inc., Johnson & Johnson oder auch SmithKline Beecham PLC.
Die Applied Biosystems der vormaligen PE Corporation (nachher auch Applera), welche später wieder aus PE Biosystems Group die Applied Biosystems Group werden ließ, ist/war auch aktiv beim "Human Genome Project". Die Applera Corporation von Norwalk, Connecticut ist ebenfalls aktiv im Bereich "Biotech". Im dortigen Board of Directors sind Personen zu finden von Engelhard Corporation, der Rockefeller University oder auch Barnes Group Inc.
Die oben angemerkte Thermo Fisher Scientific (von Waltham, Massachusetts) hatte speziell nach einem Bieterkampf mit Hoffmann-La Roche die Life Technologies Corp für rund 13,6 Milliarden US-Dollar geschluckt. Mit der Akquisition wollte man offiziellen Darstellungen durch Thermo Fisher zufolge, das erst im Jahr 2006 aus der Fusion von Thermo Electron und Fisher Scientific hervorgegangen war, vor allem den Bereich der Geräte für die "Genforschung und die DNA-Analyse" ausbauen.
Auch interessant:
Gen-Firma ermöglicht leichteren Zugang für Design-Babys
USA: Coparenting Design-Familien nehmen zu
DE: Regierung will Massengentests etablieren
Google, Apple wollen Übermenschen-Schmiede forcieren
Max Delbrück Centrum: Hohe Verluste?
Transhumanist: Menschen leben virtuell weiter
Menschen werden per Big Data katalogisiert
