(C) Sebastian Hillig, 2009, Bild: flickr (CC BY-NC 2.0)

Der elfte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Joachim Gauck, wolle laut Spiegel-Informationen nicht zu den Olympischen Winterspielen ins russische Sotschi reisen, was er demnach kürzlich auch der russischen Regierung mitgeteilt hätte. Die Absage des Besuchs von Gauck in Sotschi sei als Kritik an den Menschenrechtsverletzungen zu verstehen und gleichermaßen wegen der Drangsalierung der politischen Opposition Russlands.
Rückblickend hatte der deutsche Bundespräsident Gauck die Olympischen Spiele und die Paralympics in London im Sommer vergangenen Jahres besucht. Gauck meinte zur Absage für Sotschi, dass man diese nicht als Geringschätzung der dortigen Athleten deuten sollte, welche an den Winterspielen teilnehmen. Er wolle die deutschen Olympia-Teilnehmer später am 24. Februar 2014, nach den Winterspielen, bei ihrer Rückkehr in München empfangen.
Seit dem offiziellen Amtsantritt im März vergangenen Jahres hatte der Bundespräsident Russland noch keinen offiziellen Besuch abgestattet. Im Juni 2012 beispielsweise hatte Gauck ein eigentlich geplantes Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin platzen lassen - wegen angeblicher "Termingründe".
Durch den sogenannten CDU-Politiker und Koordinator für die deutsch-russische zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit, Andreas Schockenhoff, hieß es zu Gaucks Entscheidung laut Springer-Publikation "Die Welt": "Das ist ein sehr persönliches Bekenntnis, vor dem ich großen Respekt habe". Einen generell zu sehenden Boykottaufruf für die Olympischen Winterspiele in Sotschi hielt er aber trotzdem für falsch.
Laut Medienberichten habe man vor den Winterspielen durch Russlands Regierung ein Gesetz auf den Weg gebracht, wonach werbende Aktionen für Homosexualität gegenüber Minderjährigen unter Strafe gestellt werden sollen. Der deutsche Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte Russland in diesem Zusammenhang im August für seine intolerante Haltung gegenüber Homosexuellen kritisiert und er wolle sich auch für Schwulen-Rechte in Russland einsetzen, wie damals das Magazin "Focus" online berichtete. Im Zusammenhang mit Sotschi merkte Westerwelle aber auch an: "Eine Diskussion über Boykotte halte ich für kontraproduktiv".
Seitens der politischen Opposition von Russland hatte man vor wenigen Monaten die EU-Staats- und Regierungschefs dazu aufgefordert, den Olympischen Winterspielen von Sotschi im kommenden Februar fernzubleiben. Gegenüber "Die Welt" sagte damals Anfang Oktober bspw. Michail Michailowitsch Kassjanow (ehemaliger russischer Ministerpräsident): "Wir wollen keinen EU-Regierungschef sehen, der nach Russland kommt und Putin zu gelungenen Spielen gratuliert". Demnach würde man offiz. Olympia-Besuche von hochrangigen Politikern als Unterstützung des Präsidenten Putin werten.
Der Menschenrechtsbeauftragte der deutschen Bundesregierung Markus Löning (FDP) sagte im August laufenden Jahres der Welt am Sonntag, dass was man in Russland beobachte, sei eine staatliche Verfolgung. Einige Gruppierungen in Russland hätten das neu beschlossene Gesetz gegen werbende Aussagen oder Aktionen für Homosexualität für Minderjährige offenbar "als Aufforderung verstanden, die Jagd auf Homosexuelle zu eröffnen". Der deutsche CDU-Politiker Jens Spahn nannte es in der Zeitung grotesk, dass die Welt in einem Land zu Gast sein soll, in dem per Gesetz gegen Schwule und Lesben gehetzt wird.
