Noyer: Keine Spaltung der EZB erkennbar


(C) Carsten Lindstedt, 2013, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC 2.0)

Der seit 2003 als Gouverneur der Banque de France, also der französischen Zentralbank, eingesetzte Christian Noyer gab nun der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zu verstehen, er sehe keine Spaltung innerhalb der Europäischen Zentralbank (EZB). Im Vorfeld gab es Medienberichte, dass eine zunehmende Kluft zwischen Vertretern des EZB-Rats aus dem Norden und dem Süden vorherrschen würde - man sei "zerstritten".

Diesen Darstellungen widersprach Noyer, der auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel ist. Der FAZ nannte er als positives Beispiel, es hätte ja zuletzt auch Einstimmigkeit in Belangen der vollzogenen Zinssenkung gegeben. Eine vorhandene Debatte sehe er nur wegen des "Timings" und über die Ausgestaltung zusätzlicher Maßnahmen.

Laut Noyers Beobachtungen sehe er aber auch, dass zahlreiche Ökonomen oder Politiker in allen Euroländern darauf getrimmt sind, möglichst die Mitgliedsländer gegeneinander aufzubringen. Diese Versuche werden "unseren Zusammenhalt nur noch stärken", sagte er. Deutschland angesprochen meinte Noyer, wegen zuletzt erneut aufgekommener Kritik an den Leistungsbilanzüberschüssen, die Regierung müsse "zusätzliche Anstrengungen" unternehmen, um so die Überschüsse abzubauen - was aber nicht zu Lasten der Exporte geschehen dürfe.

Man müsse in Deutschland mehr dafür tun, dass der Inlandskonsum angekurbelt wird. Man soll Noyers Vorstellungen zufolge keine "griffigen" Jobs schaffen, wie in der Industrie, sondern der "Dienstleistungssektor" müsse weiter ausgebaut werden. Ebenfalls forderte er mehr staatlich geförderte Kindergartenplätze, damit so die Mütter nicht viel Zeit für ihre Kinder aufwenden, sondern berufstätig bleiben könnten.

Anders als deutsche Politiker wie der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht Noyer die sogenannte Euro-Krise aber noch nicht ausgestanden. In diesem Zusammenhang hätte man im EZB-Rat auch über negative Einlagenzinsen gesprochen bzw. diskutiert.

Im vergangenen Jahr hatte der französische Zentralbankchef Christian Noyer noch den EURO als mögliche neue Weltleitwährung gesehen, welche den US-Dollar ablösen soll. Dem "Journal du Dimanche" teilte er dazu mit, dass dies innerhalb eines Jahrzehnts möglich sein wird. Dies aber nur dann, wenn die Länder der Euro-Zone die vorgegebenen Pläne für eine stärkere Angleichung und Abstimmung der Wirtschaftspolitik erfolgreich umsetzen können.

Im Dezember 2012 kritisierte Noyer London als Finanzplatz, bzw. die dort vollzogenen Euro-Geschäfte. Am Rande einer Konferenz in Tokio sagte er, es würde absolut keinen Grund dafür geben, dass London die führende Rolle bei Finanzgeschäften der Gemeinschaftswährung EURO spielt. Die Financial Times berichtete damals, dass in London mehr als 40 Prozent der Euro-Geschäfte weltweit abgewickelt werden.

  
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