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Mit einem Vorkassensystem in Deutschland sollen Personen in Zukunft mittels Prepaid-Karte Strom beziehen können. Dies auch aus dem Grund, um so Strom-Sperrungen zu verhindern. Mit dem vorneweg zu bezahlenden Beitrag wolle man auch die Verschuldung durch unkontrollierten Stromverbrauch verhindern, heißt es.
Die CDU-Politikerin Mechthild Heil merkte laut Zitierungen in Medienberichten an, dass durch dieses Verfahren sichergestellt sei, dass die Versorger ihr Geld erhalten und Verbraucher müssten nicht auf Strom verzichten. Heil, die auch Mitglied im Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung ist, fungiert als Chefunterhändlerin der Union in der aufgestellten Arbeitsgruppe Verbraucherschutz bei den deutschen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD.
Der SPD-Chefunterhändler Ulrich Kelber, der in 2008 den deutschen Solarindustriepreis vom Bundesverband Solarwirtschaft erhielt, wird laut der Saarbrücker-Zeitung zitiert, wonach die Stromkunden dann durch das Prepaid-System sparsamer und achtsamer mit ihrem Verbrauch umgehen werden. Deutsche Energieversorger sollen verpflichtet werden, dass sie ihre Stromzähler passend auch für die Prepaid-Zwecke umrüsten - nach aktuellem öffentlich bekanntgewordenen Stand der Dinge gelte angeblich eine Frist von 10 Jahren.
Über die Prepaid-Karten sollen die Kunden künftig ihre benötigten Stromkontingente aufladen oder aber ihr Guthaben online beziehen können. Noch nicht vorgesehen sei Medienberichten zufolge eine allgemeine und verpflichtende Einführung dieser Vorausbezahlungsmöglichkeit. Speziell deutsche Haushalte, die von sog. Stromarmut betroffen sind, könnten von der Prepaid-Möglichkeit profitieren. Derzeit wohl noch offen ist, wer die Kosten der Umrüstungen auf intelligente Stromzähler mit Prepaid-Möglichkeit tragen wird.
Der angeführte SPD-Politiker Ulrich Kelber gab gegenüber "Die Welt" zu verstehen, dass künftig "idealerweise" alle neuen intelligenten Stromzähler technisch mit einer Prepaid-Funktion ausgerüstet werden sollen. Mit derartigen intelligenten Zählern ist es unter anderem auch für Stromversorger möglich, in Zeiten von hohem Stromverbrauch direkt einzelne Geräte in Haushalten abzuschalten, welche „nicht gebraucht werden“.
Im vergangenen Jahr zeigte sich ein Sprecher des deutschen Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft BdEW (Präsident: Ewald Woste; Hauptgeschäftsführung in Berlin durch die CDU-Politikerin Hildegard Müller) erfreut über intelligente Stromzähler mit Prepaid-Funktion. In der Badischen-Zeitung (online) führte man damals an: "Selten war sich die Energiewirtschaft mit den Verbraucherschützern so einig". Alexander Lennemann, der Sprecher von Energiedienst (ED) wurde zitiert, wonach diese Systeme (Prepaid-Stromzähler) das eigentliche Problem aber nicht lösen würden.
Hat eine Person/Familie nun mal kein Geld, kann er/sie die Karte auch nicht aufladen und sitzt trotzdem ohne Strom da - ob nun mit Voraufladung oder ohne eine solche. Der einzige Vorteil könnte sein, dass keine massiven Verschuldungen auftreten, durch eine zu intensive und unkontrollierte Nutzung von Strom. Die Energiewirtschaft führte an (26.12.2012; Stromtip.de-Meldung), dass man mit einem solchen intelligenten System auch selbst stark profitieren werde und eine enorme Kostenersparnis erzielt werden kann - wegen überflüssig werdender Mahnverfahren oder Außenstände in Millionenhöhe.
Wegen der angestiegenen Strompreise forderte etwa Ulrike von der Lühe, Vorstand der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, bereits im Juli 2012 durch die Bundes- wie auch von der Landesregierung entsprechende Lösungen, damit so Zahlungsrückständen und Zählersperrungen begegnet werden kann. Sie schlug damals vor, man solle die Hartz-IV-Sätze im Hinblick auf die Energiepreissteigerungen erhöhen. Die monatlichen Stromkosten für einen Einpersonenhaushalt liegen oft über dem Regelsatz (vorgesehener Anteil für Strom). Hans Weinreuter, ein Energieexperte der angeführten Verbraucherzentrale, merkte an, dass auch die Rentenerhöhungen in Deutschland nicht mit den, unter anderem, höheren Energiekosten Schritt halten konnten.
Experten gaben laut diversen Medienberichten zur Thematik der „intelligenten Stromzähler“ insgesamt zu verstehen, dass diese ständig mit dem Anbieter per Internet verbunden sind. Mit den Zählern wäre jeder "Zählerhaushalt" automatisch "im Internet" - was ggf. auch für Geheimdienste oder OK-Strukturen "ein Traum" sein könnte. Es existierten bereits vor Jahren Auswertungsprogramme, um genau nachvollziehen zu können, wer was wann macht.
Im vergangenen Jahr hieß es laut der Stellungnahme des Europäischen Datenschutzbeauftragten (EDSB), zu entsprechenden Planungen der EU-Kommission überall in der EU intelligente Stromzähler einführen zu lassen, dass er vor "daraus resultierenden Datenschutzproblemen" warnte. Durch die Vertreter der "intelligenten" Zählersysteme werden i.d.R. nur - wie marketingtechnisch üblich - die positiven Dinge dargestellt. Man könne also seinen Stromverbrauch regulieren und möglicherweise Gelder sparen (was auch ohne derartige Systeme möglich ist) - sollten die Preise nicht noch teurer werden.
Die Möglichkeiten zur Sammlung von personenbezogenen Daten sollte auch nicht ausgeblendet werden. Wollen Sie, dass andere wissen, die sie nicht kennen, wann Sie bspw. im Urlaub oder auf Arbeit sind? Welchen Rhythmus haben Sie, wann stehen Sie auf, wann kommen Sie zurück? Merken Sie etwas? Genau! Es könnten bspw. Bewegungsprofile erstellt werden. Aus den Daten der „intelligenten“ Systeme kann gar herausgelesen werden, zu welchen Zeiten sie welche Geräte benutzt haben. Befürworter solcher Systeme sprachen schon vor Jahren von einem "riesigen Potential für Data-Mining". Andere Gefahren lauern u.a. durch Hacker-Kriminelle. Intelligente Stromzähler stehen meist für viele Manipulationen offen, vom Abrechnungsbetrug bis hin zum Cyber-War.
Seit einigen Jahren sind die Geräte bei Neubauten und Sanierungen in Deutschland bereits Pflicht. Der Spiegel berichtete vor geraumer Zeit, dass das Potenzial der Geräte längst nicht so groß sei, wie allgemein angenommen bzw. dargestellt wird. Man verwies durch das Magazin auf die Ergebnisse mehrerer Studien. Die Stromersparnis könne durchschnittlich bei bis zu 50 Euro im Jahr liegen. Diesem Nutzen stünden auf der anderen Seite aber hohe Kosten gegenüber. Darüber hinaus verursache ein solcher „intelligenter“ Zähler auch zusätzlichen Stromverbrauch.
In einer Ausarbeitung für das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie von Ernst & Young GmbH heißt es: "Trotz einer relativ geringen Lastverlagerung können die angebotenen Tarife dazu führen, dass sich die Haushalte täglich mit dem Thema Energie auseinandersetzen und dies zu einem bewussteren Verbrauchsverhalten führt" (Es soll also übergelagert mit „Strom“ ein Verhalten antrainiert werden). Seitens der einwirkenden EU-Gruppierungen will man wie immer mehr. Anders als in Deutschland hatten diverse Länder schon mit der flächendeckenden Einführung begonnen. In wenigen Jahren sollen die Geräte nach EU-Vorgaben möglichst auch flächendeckend in der gesamten EU vorhanden sein. In einer Ausarbeitung für die EU-Kommission von One Planet Economy Network Europe (OPEN: EU) hieß es vor einigen Jahren, der zu formende „EU-Bürger“ müsse durch „Maßnahmen“ nachhaltige und ökologisch sinnvolle Lebensgewohnheiten annehmen.
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