DE: Rund 7,5 Millionen Menschen Analphabeten


(C) valilouve, 2007, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Aktuellen Auswertungen zufolge gibt es in Deutschland mittlerweile mindestens rund 7,5 Millionen funktionale Analphabeten - wobei also jeder siebte Erwachsene nicht richtig schreiben und lesen kann. Im Alltag haben viele der betroffenen Personen deshalb mit entsprechenden Problemen zu kämpfen. Oft sei auch zu beobachten, dass sich Analphabeten aus der Öffentlichkeit zurückziehen, um ihre Probleme vor anderen Mitmenschen zu verbergen.

Jene aktuelle Zahl von rund 7,5 Millionen (oder 14,5 Prozent gemessen an der Gesamtbevölkerung) Menschen hatte man durch eine "leo. - Level-One Studie" ermitteln können. Man behandelte hier die Literalität (Lese- und Schreibfähigkeit) von 18- bis 64-Jährigen. Die schriftsprachliche Kompetenz der betroffenen Personen sei laut Studienergebnissen "eingeschränkt". Wegen der mittlerweile hohen Anzahl der funktionalen Analphabeten in Deutschland stellt dies auch kein Randproblem mehr dar, sondern ist laut Ralf Häder vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung zu einer "gesamtgesellschaftlichen Herausforderung" geworden.

Die im Alltag auftretenden Probleme der Analphabeten sollten nicht unterschätzt werden. Viele können ihr Leben meist nicht in Eigenverantwortung gestalten und werden oft mit Grenzen konfrontiert. Laut Häder würde damit auch verknüpft sein, dass sich Personen oft komplett aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Nach und nach bauen sich Analphabeten eine Art Schutzsystem auf, damit sie sozusagen "unentdeckt" bleiben. Laut einer Studie der Uni Hamburg von 2011 waren damals rund vier Prozent der Erwachsenen in Deutschland totale und wie nun erneut festgestellt wurde (leo) 7,5 Millionen Menschen funktionale Analphabeten.

Oft nutzen totale oder funktionale Analphabeten auch Hilfe bspw. von Freunden und Verwandten, um so alltägliche Dinge im Leben zu bewältigen. Man sehe laut der Studie aber nicht, dass Analphabeten in Deutschland durch ihre Probleme auch gleich immer ein unglückliches Leben führten. Viele haben eine Arbeitsstelle und auch eine eigene Familie. Betroffene Personen sind eher nicht auf "breiter Front" vom Erwerbsleben ausgeschlossen, heißt es. Fast 60 Prozent der in die Studie mit einbezogenen Personen gingen einer Erwerbstätigkeit nach.

Laut einer kürzlich veröffentlichten und somit aktuellen UNESCO-Auswertung komme man weltweit beim Kampf gegen Analphabetismus nur recht zögerlich voran. Es wurde eigentlich von der internationalen Gemeinschaft das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2015 die Rate der Analphabeten zu halbieren - was jedoch nicht erreicht werden wird. Seit 1990 war die Anzahl zwar um rund 100 Millionen Menschen gesunken, diese Entwicklung verlaufe aber zu langsam. Weltweit könnten UNESCO zufolge 774 Millionen Erwachsene nicht lesen und schreiben, darunter 123 Millionen junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren.

  
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