DE: Rund 6,6 Millionen Menschen überschuldet


(C) Chris Potter, 2012, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY 2.0)

Die deutsche Creditreform (Unternehmensgruppe), die im Bereich Wirtschaftsauskunftei oder auch Inkasso-Dienstleistungen tätig ist, zeigt anhand von aktuellen Datenauswertungen auf, dass in Deutschland zahlreiche Personen überschuldet sind. Laut Creditreform sind mittlerweile schon rund 6,6 Millionen Personen betroffen, wobei aus der Anzahl jener speziell die Jungen und Alten hervorstechen. Jeder zehnte Deutsche über 18 Jahren ist überschuldet und aus dieser Situation heraus auch nicht dazu in der Lage, auf "absehbare Zeit" seine Schulden zu begleichen.

Dem Creditreform-Schuldneratlas 2013 zufolge stagniere die Zahl der Überschuldeten und die höhere Quote kommt wegen der Revision der Einwohnerzahl in Deutschland zustande (Stichwort: Zensus), berichtet das Magazin "Focus" in der Onlineausgabe. Im vergangenen Jahr (2012) lag die Quote bei 9,65 Prozent und in 2013 waren es zuletzt 9,81 Prozent. Sie errechne sich aus den rund 67,13 Millionen volljährigen Individuen. Mit Blick auf die Haushalte sind 3,33 Millionen überschuldet und demnach "nachhaltig zahlungsgestört".

Die höchsten Schuldenquoten wurden in Bremen mit 13,9 Prozent, in der deutschen Hauptstadt Berlin mit 13,1 Prozent und im ostdeutschen Sachsen-Anhalt mit 12,4 Prozent festgestellt. Das Bundesland mit dem selbst höchsten Haushaltsdefizit Nordrhein-Westfalen weist laut Daten von Creditreform eine Schuldnerquote von 11,3 Prozent auf. Im Durchschnitt gesehen gibt es 33.500 Euro Schulden pro Kopf und daraus ergebe sich ein mittlerweile aufgetürmter Schuldenberg von 221 Milliarden Euro.

Als wesentlichste Gründe sieht man Creditreform zufolge, warum zahlreiche deutsche Haushalte in die Schuldenfalle geraten sind, das Abrutschen in die Arbeitslosigkeit, Krankheitsfälle oder auch verschwenderisches/irrationales Konsumverhalten - bekanntlich benötigen mittlerweile zahlreiche Individuen bspw. gleich drei Handys/Smartphones und am besten alle drei Monate das jeweils neuste Modell. Eine psychologische Befriedigung durch den jew. Konsumakt ist i.d.R. nur von kurzer Dauer. Daneben wird Geld verbraten, welches man meist selbst nicht durch Arbeit erlangte, auch aus massenpsychologischen Merkmalen heraus. Wie aktuell trendige und teure Klamotten, um eine künstliche äußere Wirkung auf andere Individuen abzustrahlen, sich selbst also „erhöht“ zu fühlen und darüber narzisstisch zu kompensieren.

Viele Menschen, nicht nur in Deutschland, können sich die durch Masseneffekte oder Defekte ausgelösten und im Kopf ausgemalten Wunschvorstellungen für sich selbst meist nicht aus ihren vorhandenen Geldmitteln heraus leisten und greifen auf bspw. Ratenkredite zurück. Creditreform glaubt, dass auf absehbare Zeit nicht mit einem nachhaltigen Rückgang der deutschen Schuldenquote (Privatpersonen/Haushalte) zu rechnen ist. Vielmehr sieht man, dass die Schuldnerquote trotz aller Unabwägbarkeiten in den nächsten Monaten weiter ansteigen wird. Zurückgegangen war laut aktuellen Zahlen aber, trotz immer noch zu hohen, die Zahl jugendlicher Schuldner unter 20 Jahren - demnach von rund 216.000 auf zuletzt rund 213.000 Personen.

Mehr im: SchuldnerAtlas Deutschland 2013

Anfang des Jahres teilte die deutsche Wirtschaftsauskunftei Bürgel mit, dass rund 6,67 Millionen Deutsche laut einer durchgeführten Studie zum Jahreswechsel 2012/2013 überschuldet waren - was rund 2,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor gewesen sind. Hier stellte man fest, dass die Altersgruppe der 21- bis 30-Jährigen am stärksten (Schuldnerquote 17,7 Prozent) betroffen war. Im Vergleich zum Vorjahr stieg diese Quote um 8,9 Prozent an. Als Gründe für Überschuldungssituationen führte man durch Bürgel: Arbeitslosigkeit, Krankheit, Trennung, niedriges Einkommen, Unerfahrenheit im Umgang mit Geld sowie ein nicht zu den persönlichen Einnahmen passendendes Konsumverhalten an.

Einer im Sommer vorgestellten Untersuchung des Statistischen Bundesamtes (DE) zufolge sind alleinerziehende Frauen und alleinstehende Männer besonders oft von hohen Schulden betroffen. Im vergangenen Jahr suchten 14 Prozent der deutschen Verbraucher eine Schuldnerberatungsstelle auf, welche alleinerziehende Frauen waren. Das Statistische Bundesamt sah als Hauptursache, dass Arbeitslosigkeit bzw. nicht ausreichend entlohnte Arbeit in die Überschuldung führt. Anfang des Jahres teilte das Bundesamt mit, dass in 2011 jeder vierte Besucher (27 Prozent) eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchte und die eingetretene Arbeitslosigkeit als Hauptgrund für zu hohe Schulden angab. Andere negative Ereignisse wie eine Trennung, Scheidung oder der Tod des Partners führten damals zusammengenommen in 14 Prozent der Fälle zu einer kritischen finanziellen Lage.

  
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