UK: Tesco scannt Gesichter - in Zukunft biometrisch bargeldloses Bezahlen?


(C) L.C. Nottaasen, 2008, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-SA 2.0)

Im überwachungsfreundlichen Orwell-Prototyp-Königreich England hatte die einflussreiche Handelskette TESCO angekündigt, man will künftig Gesichter von den Kunden "scannen". Dies offiziell aus dem Grund, um angeblich Reklame besser nach Alter und Geschlecht steuern zu können - im Hintergrund könnte der GCHQ die Daten aber möglicherweise in die passenden Datenbanken einsortieren und mit Partnerdiensten teilen.

Ob die traditionell untereinander verwandten anderen europäischen Adels- und "Old-Money"-Strukturen für ihre schweigenden Lämmer im Gehege EU ähnliches planen, kann spekuliert werden - Forschungsansätze dazu sind jedoch bereits vorhanden und werden wie u.a. mit INDECT oder Horizont 2020 weiter ausgebaut. Das britische TESCO will nun erst mal an rund 450 Tankstellen die Menschenscanner etablieren. Die vollautomatisch erfassten Kunden erhalten wie auch immer, ggf. verknüpft mit weiteren Datensammelbecken, vom Computer berechnet, danach passende Werbeangebote.

Die Herstellerfirma des Systems (Amscreen) teilte mit, es werde auch die jeweilige Tageszeit in die Berechnung mit einbezogen - einem eher müde erscheinenden Trucker oder Taxifahrer könne man dann z.B. am Vormittag einen passenden Energy-Drink, mit viel krebsförderndem Zucker, anbieten. Bereits aufgekommene Bedenken von Datenschützern wehrte das Unternehmen zuletzt ab - es kämen ja keine sog. Eyeball-Scanner oder andere Identifizierungsmethoden zum Einsatz. Dies kann vielleicht so stimmen, aber auch stimmen wird, dass solche Systeme Schritt für Schritt weiter etabliert und ausgebaut werden und die Menschen es auch durch die spätere Generationen-Abmischung als "normal" ansehen werden.

Ganz am Ende könnte stehen, dass man nur noch mit seinem Gesicht bezahlen kann, das eher überwachungsunfreundliche Bargeld also stetig ausgemerzt wird. Schon heute sind Tendenzen in diese Richtung auszumachen, wie bargeldlose Geschäfte mittels Smartphone zum Beispiel. Das bei TESCO zu nutzende System sehe erst einmal nur vor, das Geschlecht (hoffentlich auch das der Männer, die eigentlich Frauen sind) und drei verschiedene Altersstufen zu erkennen. Erfasst werden die Individuen mittels eines speziellen Hi-Tech-Flachbildschirms an der Kasse. Nicht scannbar sind wohl aber die Gesichter der vollverschleierten Frauen.

Der Chef des oben angeführten Unternehmens Amscreen gibt zu verstehen, man will in Zukunft "möglichst viele Supermärkte" mit dem System ausrüsten. Die Bildschirme sollen künftig dann auch in Krankenhäusern, Flughäfen, Banken oder in Bahnhöfen zur Anwendung kommen. Wenn derartige Systeme später in sämtlichen Bereichen etabliert werden sollten, besteht sozusagen ein Zwang sich "scannen" zu lassen, da man sonst. ggf. mehr und mehr aus der Gesellschaft ausgeschlossen wird. Amscreen-Chef Simon Sugar merkte an: "Ja, es ist wie bei Minority Report! [Anm.: dem futuristischen Film der Drehbuchautoren Scott Frank und Jon Cohen]".

Anmerkung: In Deutschland scheint man in der Überwachungsgesellschaft aktuell noch ein wenig hinterher zu hinken. Die Otto Group teilte im Frühjahr aber schon mal zu ihrem Projekt "Yapital" mit: "Unser fundamentales Ziel ist es nämlich, das Bargeld zu ersetzen", wie der Geschäftsführer von Yapital gegenüber "etailment" sagte.

  
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